Konservativismus ist ein schillernder Begriff

Niemand kann genau sagen, was es heutzutage bedeutet, konservativ zu sein. „Konservativismus“ ist inzwischen vermutlich einer der am häufigsten umgedeuteten Begriffe der Politik. Bei vielen aktuellen Definitionen jedenfalls würde sich kein Konservativer des 20. Jahrhunderts wiedererkennen. Oder sie sind so allgemein gehalten, dass sie auf fast alle politischen Strömungen zutreffen. Philipp Hübl stellt fest: „Das hat vor allem mit dem progressiven Wandel der letzten dreißig Jahre zu tun. CDU-Wähler beispielsweise sind bei der Selbstbezeichnung „konservativ“ geblieben, obwohl sie ihre Einstellungen modernisiert haben und daher das Prädikat „bürgerlich“ viel eher auf sie zutrifft.“ Der CDU-Politiker Jens Spahn zählt zu den konservativen Eigenschaften Werte wie Verbindlichkeit, Verlässlichkeit, Leistungsbereitschaft, Familie, Zusammenhalt und Identität. Philipp Hübl ist Philosoph und Autor des Bestsellers „Folge dem weißen Kaninchen … in die Welt der Philosophie“ (2012).

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Jeder Mensch hat viele Identitäten

Geschichte und Herkunft sind nicht die einzigen Aspekte, unter denen sich Menschen sind und die Gruppen, denen sie angehören, betrachten. Amartya Sen weiß: „Die Kategorien, denen wir gleichzeitig angehören, sind sehr zahlreich.“ Dabei muss man zwei Gesichtspunkte beachten. Erstens die Einsicht, dass Identitäten entschieden plural sind und dass die Wichtigkeit einer Identität nicht die Wichtigkeit anderer zunichtemachen muss. Für das Leben in einer Gesellschaft kann es extrem wichtig sein, sich auf die eine oder andere Weise mit anderen zu identifizieren. Doch war es nicht immer leicht, Gesellschaftsanalytiker dazu zu bewegen, die Identität angemessen zu berücksichtigen. So stößt man in der theoretischen Natur zur Gesellschafts- und Wirtschaftsanalyse gehäuft auf zwei Arten von Reduktionismus. Amartya Sen ist Professor für Philosophie und Ökonomie an der Harvard Universität. Im Jahr 1998 erhielt er den Nobelpreis für Ökonomie.

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Die Ideologen des Internets sind antielitär

Mit der Sorge um das Schicksal der Individualität in der gegenwärtigen Kultur setzt man sich vermutlich dem Verdacht aus, altmodisch zu sein. Denn heutzutage sind nicht wenige Menschen von der „Weisheit der vielen“ und der „Schwarmintelligenz“ fasziniert. Man suggeriert ihnen, das Internet bringe eine überlegene globale Intelligenz hervor. Matthew B. Crawford erklärt: „Dieser kollektive Verstand ist „meta“. Er ist synoptischer und synthetischer als jeder von uns.“ Natürlich passt all diese Liebe zur Crowd sehr schön zur Abneigung des Silicon Valley gegen das Konzept des geistigen Eigentums. Und zu der Tatsache, dass man mit der Anhäufung von Inhalten viel mehr Geld verdienen kann als mit der Produktion dieser Inhalte. Matthew B. Crawford ist promovierter Philosoph und gelernter Motorradmechaniker.

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Philipp Hübl erkennt einen Bruch zwischen Stadt und Land

Überall auf der Welt tun sich die gleichen Brüche auf. Die jungen und progressiven Städter wollen Freiheit und Offenheit. Dagegen sehnt sich die konservative, eher ältere Landbevölkerung nach Autorität und Tradition. Bei vielen Wahlen der letzten Jahre war dies der Fall. Beim Brexit wollten beispielsweise die jungen Londoner in der Europäischen Union bleiben, die alten Bauern aus Wales hingegen austreten. Philipp Hübl nennt ein weiteres Beispiel: „In den USA wählten vor allem die Alten im Mittleren Westen Donald Trump, die Jungen in den Küstenstädten stimmten für Hillary Clinton.“ Bei den Wahlerfolgen der Rechtspopulisten in Frankreich, Deutschland und Österreich im Jahr 2017 war der Bruch zwischen Stadt und Land nicht anders. Philipp Hübl ist Philosoph und Autor des Bestsellers „Folge dem weißen Kaninchen … in die Welt der Philosophie“ (2012).

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Untreue lässt sich unmöglich voraussagen

Weder Ehen noch Affären existieren im luftleeren Raum. Wie man sich verliebt, sich einem anderen Menschen gegenüber zur Loyalität verpflichtet und die Verpflichtungen wieder brechen, all dies geschieht innerhalb eines größeren sozialen Kontexts. Shirley P. Glass erklärt: „Als Männer und Frauen unterliegen wir bestimmen Rollenvorstellungen. Auch wenn man Geschlechtsunterschiede berücksichtigt, sehen Menschen die Welt durch ihre persönlichen und sozialen Filter auf unterschiedliche Art.“ Die individuellen moralischen und religiösen Werte haben ihren Ursprung in der Familie und in dem sozialen Umfeld, in dem man aufgewachsen ist. Man hat Erwartungen aufgrund der kulturellen Eindrücke, die man als Kind und Erwachsener erhält. Dr. phil. Shirley P. Glass war niedergelassene Psychologin und Familientherapeutin. Sie starb im Jahr 2003 im Alter von 67 Jahren an einer Krebserkrankung.

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Ausgeglichene Beziehungen fördern die Zufriedenheit

Ungerechte Beziehungen können entstehen, wenn ein Partner mehr gibt, als er bekommt, oder wenn ein Partner eine machtvollere Position hat als der andere. Der Mangel an Ausgeglichenheit in der Ehe kann jeden der beiden Partner dazu bringen, nach einer ausgewogeneren Beziehung Ausschau zu halten. Shirley P. Glass erklärt: „Es ist eine gängige Annahme, dass ein Mensch, der eine Affäre hat, zuhause möglicherweise „nicht genug bekommt“. In Wirklichkeit ist es jedoch so, dass er oder sie möglicherweise nicht genug gibt.“ Entgegen dem Volksglauben sind Menschen in Beziehungen, in denen sie „übermäßige Vorteile genießen“, nicht so zufrieden wie in Beziehungen, in denen mehr Gerechtigkeit herrscht. Dr. phil. Shirley P. Glass war niedergelassene Psychologin und Familientherapeutin. Sie starb im Jahr 2003 im Alter von 67 Jahren an einer Krebserkrankung.

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Heimatstolz und Patriotimus dürfen nicht verwechselt werden

Heimatstolz und Patriotismus ist eine reizvolle, gefährliche und durch die Geschichte leidvoll beglaubigte desaströse Kombination zweier Ideen. Christan Schüle weiß: „Der Stolz auf eine Heimat ist eine leerlaufende Nichtigkeit, weil Heimat nichts außer dem Selbstzweck leistet, da zu sein, und das ewiglich.“ Genauso gut könnte man stolz auf den Himmel oder eine Felsformation sein. Patriotismus dagegen muss keineswegs Heimatstolz heißen. Der Patriot ist ja ein Mensch, der gegenüber seinem Vaterland Loyalität empfindet, manchmal Treue, manchmal den wohligen Schauer der Vertrautheit, jedenfalls verbindliche Zugehörigkeit, gemäß dem unverdächtigen Cicero: „Patria est, ubicumque est bene.“ Übersetzt: „Wo es gut geht, da ist Vaterland.“ Zeitgemäß variiert: „Wo es mir gut geht, da ist meine Heimat.“ Seit dem Sommersemester 2015 lehrt Christian Schüle Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin.

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Johann Gottfried Herder prägte die europäische Ideengeschichte

Terry Eagleton ist davon überzeugt, dass der deutsche Philosoph Johann Gottfried Herder ein Autor war, dessen Bedeutung für die Ideengeschichte kaum zu überschätzen ist: „Er war einer der erste historistischen Denker mit einem wachen Sinn für die geschichtliche Bedingtheit von Kulturen, Texten, Ereignissen und Individuen. Man hat diesen Ansatz als eine der großen intellektuellen Umwälzungen des europäischen Denkens bezeichnet.“ Darüber hinaus wurde er als Vater des modernen Nationalismus gepriesen und sogar gerühmt, den Begriff der Kultur als umfassende Lebensweise in das europäische Denken eingeführt zu haben. Und als ob das noch nicht alles eindrucksvoll genug wäre, war Johann Gottfried Herder auch einer der Begründer der modernen Literaturtheorie sowie einer der ersten Denker, der die Bedeutung der Populärkultur für das soziale Leben erkannte. Der Literaturwissenschaftler und Kulturtheoretiker Terry Eagleton ist Professor für Englische Literatur an der University of Manchester und Fellow der British Academy.

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Viele Deutsche fürchten sich vor dem sozialen Abstieg

Der Ruf nach dem starken Staat zeigt immer die Annahme einer schwachen Gesellschaft an – wenn Schwäche im Verhängniszusammenhang von Orientierungsverlust und Angst vor dem persönlichen Abstieg besteht. Christian Schüle erläutert: „Individuelle Verlustangst ist die treibende Kraft hinter der Ablehnung jener Mächte, die man dafür verantwortlich macht: Globalisierung, Kapitalismus, Migration. Sie alle, so lässt sich solches Denken personalisieren, nehmen mir auf meiner Scholle in meiner Heimat das mir Zustehende ab.“ Großherzigkeit, Humanitarismus, Toleranz und Solidarität, heißt das im Umkehrschluss, muss man sich leisten können. Und sie sind nur dann möglich, wenn das eigene Ich stabil im Leben steht, getragen von einem formidablen Bruttoinlandsprodukt mit relativer Perspektive von stabilen Wohlstand, Wachstum, Steigerung und Verbesserung, wenn man sich in relativer Ruhe nach oben orientieren kann. Seit dem Sommersemester 2015 lehrt Christian Schüle Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin.

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Die Liebe befähigt einen Menschen zum Vergeben

„Ihr sind viele Sünden vergeben, denn sie hat viel geliebet; welchem aber wenig vergeben wird, der liebet wenig“: Hannah Arendt zitiert diesen Satz aus dem Lukasevangelium, den Jesus über die ehemalige Prostituierte Marin Magdalena sagt, in ihrem Buch „Vita activa“. Der Ausspruch Jesu, so die Philosophin, verweise auf ein Wesensmerkmal des Vergebens – richtet sich dieses doch bei näherem Hinsehen nicht auf die Tat selbst als vielmehr auf den Menschen, der sie begangen hat. Svenja Flaßpöhler fügt hinzu: „Nicht das Vergehen, sondern seinem Urheber wird vergeben, denn: Er ist größer als seine Tat. Die Liebe, die im Täter wohnt, erhebt ihn über das Unheil, das er angerichtet hat.“ Aber wie ist zu erkennen, ob eine Sünderin tatsächlich viel liebt oder nur vorgibt, dies zu tun? Dr. Svenja Flaßpöhler ist Stellvertretende Chefredakteurin des Philosophie Magazins.

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Das eigene Leben kann man nur selbst verändern

Reinhard K. Sprenger rät, auf keinen Fall die Lebensumstände zu akzeptieren, die das eigene Missfallen erregen. Man sollte sich nicht damit zufrieden geben: „Sagen Sie nicht „Ja“, wenn Sie „Nein“ meinen.“ Das Schlimmste was man sich selbst antun kann, ist die bekannte Faust in der Tasche. Man sollte nicht warten, bis andere etwas ändern. Es ist das eigene Leben, das man vor dem Hintergrund seiner Werte und seiner Interessen als mangelhaft empfindet. Reinhard K. Sprenger erklärt: „Nur Sie erleben es so, wie Sie es erleben. Niemand anderes erlebt es so wie Sie. Also sind Sie auch derjenige, der etwas daran ändern kann. Warten Sie nicht auf Wunder. Aufschub ist der Dieb der Zeit.“ Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Gewalt von Kindern gegenüber ihren Eltern ist ein Tabuthema

Wenn Kinder ihre Eltern schlagen, wird darüber in der Öffentlichkeit meist geschwiegen. Anstatt Hilfe zu suchen, fragen sich die Betroffenen, was sie falsch gemacht haben. Deshalb hört man so selten von Eltern, die von ihren Kindern beschimpft, bedroht oder angegriffen werden. Doch sind diese Fälle gar nicht mal so selten. Experten schätzen, dass in Deutschland rund zehn bis 16 Prozent der Familien Kinder seelische oder körperliche Gewalt gegen ihre Eltern anwenden. Viele schweigen aus Scham, bräuchten in Wirklichkeit aber dringend Hilfe. Eine Anlaufstelle für solche Fälle ist zum Beispiel die Kinder- und Jugendpsychiatrie Passau. Dort wird in Gesprächen mit den betroffenen Familien herausgearbeitet, warum die Patienten zu Aggression neigen. Der leitende Oberarzt Dr. Burkhard Wolff erklärt: „Im Grunde genommen ist das aggressive Verhalten nur ein Symptom“.

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Das Dritte Reich war eine Gewaltherrschaft ohne Beispiel

Der neue Band „Das Dritte Reich“ von Ulrich Herbert, das in der Reihe „Wissen“ des C. H. Beck Verlag erschienen ist, bietet eine knappe Gesamtdarstellung des Dritten Reiches auf dem neuesten Forschungsstand. Nach einer Analyse der Faktoren, die den Aufstieg des Nationalismus und die Etablierung der Diktatur ermöglicht haben, ist der größere Teil des Buches den Jahren von 1939 bis 1945 gewidmet, in denen sich die deutsche Geschichte in eine europäische und welthistorische ausweitet. Der Band informiert über den Krieg Adolf Hitlers in der Sowjetunion, die deutsche Besatzungsherrschaft in Europa und die Ermordung der europäischen Juden. Am 30. Januar 1933 wird in Deutschland Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Ulrich Herbert ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau und einer der bekanntesten deutschen Zeithistoriker.

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Jeder Mensch kennt das Gefühl der Angst

Die Angst ist ein Riesenthema im Leben eines Menschen, denn es gibt niemanden, der nicht davon betroffen ist. Auf die Frage was sinnvoll an Angst ist, antwortet Alexander Goebel: „Grundsätzlich alles. Als Reflex lebenserhaltend. Als Zustand, wenn angenommen und bearbeitet, kann sie Ausgangspunkt für sinnvolle Veränderung sein, Heilung, wenn Sie so wollen.“ Angst ist nicht zu verhindern, weil sie ein Reflex ist, der sich in Bereichen des menschlichen Gehirns stattfindet, die sich der bewussten Kontrolle entziehen. Menschen können aber sehr wohl lernen, mit ihr umzugehen und sich mit so vielen guten Gefühlen wie möglich zu versorgen. Das wird Entscheidungen positiv beeinflussen und die Angst bändigen. Die Angst diente in früheren Zeiten als Mechanismus des Überlebens. Alexander Goebel ist seit über 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

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Friedrich Ebert wird von Max von Baden zum Reichskanzler ernannt

Friedrich Ebert, der vom Prinzen Max von Baden zum Reichskanzler ernannt wurde, stand seit dem 9. November 1918 einer Übergangsregierung, dem „Rat der Volksbeauftragten“ vor, der einen Tag später von der Vollversammlung der Berliner Arbeiter- und Soldatenräte bestätigt wurde. Ulrich Herbert erklärt: „Sein Hauptziel war zunächst die Eindämmung jener revolutionären Dynamik, der er seine eigene Machtübernahme verdankte. Um Ordnung, Sicherheit und Wohlfahrt herzustellen, wurden daher bereits in den ersten Tagen der Revolution vier Grundsatzentscheidungen getroffen, welche die weitere Entwicklung der deutschen Revolution nachhaltig prägten.“ Entscheidend war hier zunächst die Kontinuität der Behördentätigkeit: Polizei und Krankenhäuser, Finanzämter und Ministerialbürokratie sollten weiterarbeiten. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Emotionen haben in der Arbeitswelt nichts zu suchen

Emotionen am Arbeitsplatz lassen sich nicht verhindern, aber man kann sie verstehen. Grob geschichtlich betrachtet sagt Alexander Goebel, dass der Kapitalismus zu einer einseitigen Wahrnehmung der Emotionen gekommen ist und zwar aus folgenden Gründen: Der typischen Arbeiter an einen gewöhnlichen Arbeitsplatz zu Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert hat seine Arbeitsbedingungen grundsätzlich nur still erlitten, wiewohl er vielleicht innerlich wütend war. Damals gab es keine oder wenige emotionale Äußerungen, denn solche hätten zu Schwierigkeiten bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes geführt. Alexander Goebel fügt hinzu: „Die Arbeit an sich war emotional unentrinnbar mit Mühsal, Verachtung und Ungerechtigkeit verbunden. Negative Werte, die die Menschen stumm dienend solange erduldeten, bis der Leidensdruck einfach zu groß wurde und sich die aufgestauten Emotionen in Protest und Arbeitskampf entluden, zu Recht und mit Recht.“ Alexander Goebel ist seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

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Erich Fromm beschreibt die Entwicklung Deutschlands nach 1871

Deutschland, der Nachzügler unter den großen westlichen Industrienationen, erlebte nach 1871 seinen aufsehenerregenden Aufstieg. Schon im Jahr 1895 hatte die deutsche Stahlproduktion diejenige Englands erreicht, und 1914 war Deutschland bei der Herstellung von Stahl England und Frankreich weit überlegen. Deutschland besaß laut Erich Fromm ein äußerst leistungsfähiges Industriesystem, wozu seine rational denkende, strebsame und gebildete Arbeiterschaft wesentlich beitrug. Allerdings besaß Deutschland nicht genügend Rohstoffe und hatte nur wenige Kolonien. Erich Fromm fügt hinzu: „Um sein wirtschaftliches Potential maximal zu realisieren, musste es sich ausdehnen, es musste Gebiete erobern, die in Europa und Afrika über Rohstoffe verfügten.“ Gleichzeitig besaß Deutschland ein Offizierkorps, das in der Tradition Preußens ausgebildet worden war und sich durch Disziplin, Loyalität und Hingabe an die Armee auszeichnete.

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Der Grat zwischen Macht und Machtmissbrauch ist sehr schmal

Die meisten Bürger, die Politiker und Wirtschaftsmanager für korrupt halten, finden in der Tat für diese Einschätzung fast täglich in den Medien eine Bestätigung. Michael Schmitz, der Psychologie und Management an der Lauder Business School in Wien lehrt, weist als Beispiel auf den Fall des Politikers Stefan Mappus hin, der sich mit einem großen Coup als Ministerpräsident von Baden-Württemberg an der Macht halten wollte. Er pokerte dabei um den Rückkauf von Anteilen am Energieunternehmen EnBW, ohne die vorgeschriebene Wirtschaftlichkeitsprüfung anzuordnen. Er verspekulierte sich – für 800 Millionen Euro muss jetzt der Steuerzahler aufkommen. Als zweites Beispiel nennt Michael Schmitz den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff, der zurücktreten musste, als bekannt wurde, dass er Sonderkredite zur Finanzierung seines Privathauses angenommen hatte.

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Die Bürgerbeteiligung in einer Demokratie ist begrenzt

Eine so genannte Expertenregierung wie in Italien unter der Führung des Wirtschaftsprofessors Mario Monti wird es in Griechenland nicht geben. In Italien soll sie die Politik des Sparens durchsetzen und so die Finanzen des Staates konsolidieren. Doch Armin Nassehi, Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Herausgeber der Zeitschrift „Kursbuch“ hat große Zweifel am Erfolg dieser Bemühungen. Er behauptet: „An der Dynamik der Krise hat das wenig geändert, wie die Herabstufung mehrerer italienischer Banken durch Moodys vor wenigen Tagen gezeigt hat. Diese Dynamik besteht darin, dass die Sparpolitik jene Rezession begünstigt, die sie selbst verhindern soll – weil ihre Sparprogramme die Nachfrage schwächen.“

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Zygmunt Bauman analysiert die Konsumgesellschaft

Die moderne Gesellschaft kennt für Zygmunt Bauman nur ein Ziel, das Glück. Glücklich ist seiner Meinung nach, wer begehrt ist und der durch Konsum das Interesse an der eigenen Person steigern kann. Doch wer den Anforderungen der Konsumgesellschaft nicht gewachsen ist, fällt gnadenlos aus ihr heraus. Es ist ein Merkmal der modernen Gesellschaft, dass die Menschen rastlos einkaufen, meistens viel mehr als sie wirklich brauchen. Zygmunt Bauman erklärt: „Es ist eine Attacke aus dem Hinterhalt, die die Unternehmen führen. Längst geht es nicht mehr um ein konkurrierendes Bedürfnis. Produkte werden beispielsweise künstlich entwertet und durch neue und verbesserte Varianten ersetzt.“ Das ursprüngliche Produkt kann eine Saison später nur noch peinlich sein.

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Für die traditionelle Familie gibt es keine Alternative

Die Familie ist ein Hort der Liebe, der Verlässlichkeit und der Loyalität. Fast 75 Prozent der Kinder wachsen in Deutschland in ganz normalen Familien auf, auch wenn die ständigen Nachrichten über Scheidungen und Alleinerziehende die Vermutung aufkommen lassen, dass die Familie zerfällt. Das auffälligste Merkmal der Familie bleibt die Solidarität, wodurch sich auch junge Menschen von ihr angezogen fühlen. 78 Prozent der Bevölkerung erklärten im „Monitor Familienleben 2010“ des Allenbachs Instituts: „Meine Familie ist mir sehr wichtig.“ Von den Müttern stimmten der Aussage 93 Prozent zu, von den Vätern waren es nur drei Prozent weniger.

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Tariq Ramadan: "Der Islam ist eine deutsche Religion"

Für Tariq Ramadan, Professor für zeitgenössischen Islam am St. Antony`s College in Oxford, sind die westlichen Gesellschaften durch die Globalisierung verunsichert. Ein Grund dafür sind die Einwanderungsströme, durch die das Fremde in Europa sichtbar wird. Wenn in Deutschland gegen die angebliche Islamisierung der Städte protestiert wird, geht es für den Wissenschaftler um die Sichtbarkeit einer fremden Religion, die dazugehören will. Das ist eine neue Erscheinung. Denn solange das Fremde nicht zu einer Gesellschaft gehört, können die Menschen leichter damit leben. Tariq Ramadan ist fest davon überzeugt, dass Gewalt im Namen der Religion die Islamdebatte vergiftet.

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Simone de Beauvoir schrieb die Bibel des Feminismus

Das zentrale Thema in den Werken der französischen Schriftstellerin und Philosophin Simone de Beauvoir ist die Eifersucht. Das ist erstaunlich, denn sie ging als Vorreiterin des freien weiblichen Lebens und Denkens in die Literaturgeschichte ein. Mit dem Roman „Sie kam und blieb“, der im Jahr 1943 erscheint, wurde Simone de Beauvoir berühmt. Die Geschichte handelt von einer Dreiecksgeschichte zwischen einem Paar und einer jungen Frau. Die Story ist liberal, kühl und analytisch geschrieben, aber zwischen den Zeilen brodelt es wie in einem Vulkan. Auch in der Titelgeschichte ihres Erzählbandes „Eine gebrochene Frau“ spielt die Eifersucht die Hauptrolle.

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Die Schonzeit für Chefs und Mitarbeiter ist vorbei

Roland Jäger schreibt in seinem Buch „Ausgekuschelt. Unbequeme Wahrheiten für den Chef“, dass eine Führungskraft seinen Mitarbeitern Verantwortung delegieren muss, wenn er nicht als führungsschwach gelten möchte. Er plädiert dafür, führungsbedürftige Mitarbeiter nicht zu loben, sondern zu kontrollieren. Wer bei Fehlern seiner Untergebenen Nachsicht zeigt, zeigt keine menschliche Größe, sondern geht zu sorglos mit dem Geld des Unternehmens um. Roland Jäger fordert; „Inkonsequente Chefs verdienen kein Vertrauen, sondern Entmachtung.“ Der Autor ist Coach, Trainer und Unternehmensberater. Seit 2002 ist er Inhaber des rj management in Wiesbaden.

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Paul Newman bleibt in Hollywood unvergessen

Paul Newman wurde zu einem der größten Stars Hollywoods, weil nicht nur die Frauen sein umwerfend gutes Aussehen bewunderten, sondern auch die Männer und Kritiker an seinem Schwung und seiner Energie Gefallen fanden. Sein Lächeln und seine berühmten blauen Augen strahlten auf der einen Seite Respektlosigkeit und auf der anderen Seite eine sehr sympathisch machende Selbstironie aus. Paul Newman begann zwar schon Ende der 50iger Jahre Filme zu drehen, doch einen größeren Erfolg hatte er erst mit dem Film „Zwei Banditen“, in dem er zusammen mit Robert Redford ein liebenswertes Paar von Strolchen spielte, deren Freundschaft mit dem Tod der beiden Haudegen endet.

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