Narzissten sind kraftvolle Menschen voller Widersprüche

Mitja Back schlägt in seinem neuen Buch „Ich! Die Kraft des Narzissmus“ eine Brücke zwischen dem anhaltend hohen Interesse am Narzissmus und der aktuellen Forschung. Er zeigt dabei, dass der Narzissmus neben herausfordernden Aspekten für die Mitmenschen auch positive Seiten hat. Narzissten können zum Beispiel andere Menschen begeistern und stoßen in ihrem Drang nach Anerkennung oft Innovationen und Fortschritt an. Offensichtlich tun sie Dinge, die vielen Menschen auf den ersten Blick gefallen. Mitja Back ist seit Jahren fasziniert von Narzissten. Von Menschen, die nicht „ich?“ fragen, sondern „Ich!“ in die Welt rufen. Narzissten sind kraftvolle Menschen voller Widersprüche. Sie interessieren sich scheinbar nur für sich selbst und sind doch auf andere angewiesen. Denn: Ohne Publikum und Applaus keine Bewunderung. Mitja Back ist seit 2012 Professor für Psychologische Diagnostik und Persönlichkeitspsychologie an der Universität Münster.

Weiterlesen

Liebe macht das Leben reizvoll und süß

In seinem neuen Buch „40 verrückte Wahrheiten über Frauen und Männer“ stellt Michael Lehofer die These auf, dass Liebesbeziehungen mit einer immensen Heilserwartung verbunden sind. Das macht sie so attraktiv. Dennoch scheitern Menschen in ihrem Leben in der Regel an nichts so sehr wie an nicht gelungenen Liebesbeziehungen. Im Groben kann man sagen: Die einen werden süchtig, die anderen resigniert. Mit beiden versuchen die Betroffenen zu kompensieren, was unersetzlich ist: die Liebe. Michael Lehofer schreibt: „In der Liebe flutscht das Leid des Lebens gleichsam durch uns durch. Resignation und Süchtigkeit hingegen bewirken, dass sich das Leid quasi in uns staut. Liebe mach das Leben auf angenehme Weise reizvoll und süß, Resignation und Süchtigkeit verbittern es.“ Univ.-Prof. Dr. med. Dr. phil. Michael Lehofer ist ärztlicher Direktor und Leiter der einer Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie am Landeskrankenhaus Graz II.

Weiterlesen

Es gibt eine Parallelwelt der Affekte

Der Bestandteil des menschlichen Geistes, der wie es scheint, das Dasein eines Menschen beherrscht, betrifft die tatsächliche oder aus dem Gedächtnis abgerufene Welt. Sie setzt sich zusammen aus ihren menschlichen oder nichtmenschlichen Gegenständen und Ereignissen. Diese sind in den unzähligen Bildern aller Sinneskanäle repräsentiert. Häufig übersetzt man sie in verbale Sprache und strukturiert sie in Narrativen. Antonio Damasio fügt hinzu: „Und doch gibt es bemerkenswerterweise auch eine mentale Parallelwelt, die alle diese Bilder begleitet und häufig so unterschwellig ist, dass sie für sich keinerlei Aufmerksamkeit fordert. Gelegentlich wird sie aber auch so bedeutsam, dass sie den Weg des hervorstechendsten Teils unseres Geistes verändert und manchmal fesselt. Dies ist die Parallelwelt der Affekte.“ Antonio Damasio ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und Direktor des dortigen Brain and Creative Institute.

Weiterlesen

Optimisten machen das Beste aus ihrem Leben

Jens Weidner unterscheidet fünf Typen bei den Optimisten: den Zweckoptimisten, den naiven Optimisten, den heimlichen Optimisten, den altruistischen Optimisten und den Best-of-Optimisten. Einen Zweckoptimisten definiert er wie folgt: „Zweckoptimisten sind feine Menschen mit einem sehr langem Atem, wenn es darum geht, sich auf die positiven Aspekte einer schwierigen beruflichen Aufgabe zu konzentrieren.“ Zweckoptimismus ist besonders in sozialen Berufen oder auch in Veränderungsprozessen gefragt, wenn es notwendig wird, dem Unangenehmen positive Seiten abzugewinnen, selbst wenn die Umstände kaum veränderbar sind, weil sie durch Krankheiten oder Alterungsprozesse ausgelöst sind. Zweckoptimisten demonstrieren Durchhaltevermögen und wünschen sich heimlich, dafür auch etwas Bewunderung zu ernten. Sie sind kämpferisch, auch bei eher geringen Erfolgsaussichten, weil sie Unveränderbares akzeptieren können und sich trotzdem engagieren. Jens Weidner ist Professor für Erziehungswissenschaften und Kriminologie.

Weiterlesen

Freude lässt sich durch zahlreiche Anreize erzeugen

Der große Universalgelehrte des 18. Jahrhunderts Jeremy Bentham beginnt sein einflussreichstes Werk mit den Worten. „Die Natur hat die Menschheit dem Regiment zweier oberster Gebieter unterstellt: Leid und Freude. Sie alleine legen uns nahe, was wir tun sollen, und sie alleine bestimmen, was wir dann wirklich tun. An ihrem Thron sind die Normen für Recht und Unrecht ebenso festgemacht wie die Kette von Ursachen und Wirkungen. Sie beherrschen in umfassender Weise unser Tun, unsere Reden, unser Denken.“ Tali Sharot nimmt sich die Freiheit zu vermuten, dass Jeremy Bentham die Begriffe „Freud“ und „Leid“ im weitesten Sinne benutzt hat, um gute und schlechte Gefühle zu beschreiben. Tali Sharot wurde an der New York University in Psychologie und Neurowissenschaften promoviert und ist Professorin am Institut für experimentelle Psychologie der University of London.

Weiterlesen

Scott Atran betreibt Forschung unter radikalen Islamisten

Den amerikanischen Anthropologen Scott Atran treibt schon seit Jahren die Frage um, warum Menschen ihr Leben für eine Sache opfern. Er hat durch seine Feldstudien herausgefunden, dass da weder Irre noch lebensmüde Nihilisten am Werk sind. Scott Atran erklärt: „In der Regel sind das ganz normale Leute. Etliche Studien haben schon nach auffälligen Merkmalen gesucht und nichts gefunden.“ Der erste Schlüssel zum Verständnis des Selbstopfers ist für Sott Atran, dass der Kampftrupp von den Kämpfern als eine fiktive Familie betrachtet wird. Menschen wie du und ich verwandeln sich in Fremdenlegionäre des Dschihad, in furiose Kämpfer, die den Tod nicht mehr scheuen. So verrückt dieser Opfermut sein mag – der Erfolg im Gefecht, so scheint es, gibt ihm recht. Scott Atran reist seit Jahren um die Welt und betreibt Forschung unter radikalen Islamisten und ihren Gegenspielern.

Weiterlesen

David Brooks stellt verschiedene Formen des Stolzes vor

Was ist Hochmut beziehungsweise Stolz? Heutzutage ist das Wort „Stolz“ positiv besetzt. David Brooks erläutert: „Es bedeutet mehr oder minder, ein gesundes Selbstwertgefühl zu besitzen.“ Wenn man es negativ verwendet, denkt man in erster Linie an eine überhebliche Person, jemanden, der aufgeblasen und egoistisch ist, angibt und herumstolziert. Aber das ist nicht der Kern des Stolzes. Es ist lediglich eine Manifestation der Krankheit Stolz. In einer anderen Definition besteht Stolz in der Zufriedenheit, die man aus dem zieht, was man aus eigener Kraft erreicht hat, wobei die geleistete Arbeit das Maß des Selbstwerts ist. Es ist die Überzeugung, dass man von sich aus, durch eigene Anstrengung die Erfüllung erreichen kann. David Brooks arbeitet als Kommentator und Kolumnist bei der New York Times. Sein Buch „Das soziale Tier“ (2012) wurde ein internationaler Bestseller.

Weiterlesen

Die Demut führt zur Weisheit

Der sich selbst zurücknehmende Mensch ist wohltuend und gütig, während der sich selbst anpreisende Mensch fragil und misstönend ist. David Brooks erläutert: „Demut ist Freiheit von dem Bedürfnis, sich ständig als überlegen beweisen zu müssen, während Egoismus ein unbändiger Hunger auf kleinstem Raum ist – um sich selbst besorgt, konkurrenzbetont und statusgetrieben. Demut ist durchdrungen von angenehmen Gefühlen wie Bewunderung, Kameradschaft und Dankbarkeit.“ Michael Ramsey, der Erzbischof von Canterbury ergänzt: „Dankbarkeit ist ein Boden, auf dem Stolz nicht leicht gedeiht.“ Diese Art von Bescheidenheit hat auch intellektuell etwas Beeindruckendes. Wie der Psychologe Daniel Kahneman schreibt, haben Menschen eine beinahe unbegrenzte Fähigkeit, die eigene Unwissenheit zu ignorieren. David Brooks arbeitet als Kommentator und Kolumnist bei der New York Times. Sein Buch „Das soziale Tier“ (2012) wurde ein internationaler Bestseller.

Weiterlesen

Hans-Georg Gadamer verehrt Jaspers und Heidegger

Laut Hans-Georg Gadamer hängt die Menschlichkeit eines Individuums vor allem davon ab, wieweit es die natürlichen Grenzen, die es in seinem Wesen gegenüber denjenigen seiner Mitmenschen hat, sehen zu lernen vermag. Seiner Meinung nach profiert ein Mensch auch von denen, die von einem selbst lernen. Eine eminent politische Tätigkeit ist für den Philosophen Hans-Georg Gadamer das Denken und die Schulung von anderen im Denken.  Außerdem gilt es die die freie Urteilskraft zu wecken und in anderen zum Leuchten zu bringen. Er erklärt: „In diesem Sinne glaube ich, dass auch meine eigene Urteilsfähigkeit immer an dem Urteil des Anderen und seiner Urteilsfähigkeit seine Grenze findet und von ihm bereichert wird. Das ist die Seele der Hermeneutik.“

Weiterlesen

Die Selbstbehauptung der inneren Wahrheit zeugt von Ehre

Zur ultimativen Aufklärung zählt Rotraud A. Perner nicht nur das Nachforschen, wer aus bestimmten Aktionen und Konstellationen welchen Gewinn ziehen will und wird, sondern auch, welche Werte damit verwirklicht werden. Manche Berufe verlangen von ihren Angehörigen Eide, mit denen sie sich darauf verpflichten, darauf zu achten, keinen Schaden anzurichten, Verschwiegenheit zu bewahren oder auch sich ihren Erziehungs- oder Fürsorgeunterworfnenen nicht sexuell zu nähern. Man spricht in diesen Fällen von Ethikrichtlinien oder auch von Standesehre. Ehre oder auch Würde sind heute aber vielfach als Werte verloren gegangen. Unter Ehre versteht Rotraud A. Perner nicht bloß als Anspruch auf Ehrerbietung oder Ehrungen, sondern als Kern der Selbstachtung und Selbstbehauptung der inneren Wahrheit. Rotraud A. Perner ist Juristin, Psychotherapeutin, Psychoanalytikerin und absolvierte postgraduale Studien in Soziologie und evangelischer Theologie. Eines ihrer aktuellen Bücher heißt „Die reuelose Gesellschaft“ und ist im Residenz Verlag erschienen.

Weiterlesen

Immer mehr Kinder leiden an einer Erschöpfungsdepression

Immer mehr Kinder leiden unter Stress schreibt der Kinderpsychiater und Leiter der Hamburger Kinderpsychiatrie-Uniklinik Michael Schulte-Markwort in seinem Buch „Burnout-Kids“. Michael Schulte-Markwort erläutert: „Wenn man erschöpft ist, fühlt man sich müde, kann sich schlecht konzentrieren, die Gedächtnisleistung ist verringert. Ein Teufelskreis.“ Das Wort Burn-out war früher Managern vorbehalten, aber die Symptome zeigen sich neuerdings auch vermehrt bei Kindern. Die Universität Bielefeld stellte kürzlich fest, dass jedes sechste Volksschulkind in Deutschland und jeder fünfte Jugendliche unter Stress leidet. Neben Schule und Freizeitprogrammen fühlen sich 80 Prozent der gestressten Jugendlichen durch Aufgaben im Haushalt überlastet. Manchen müssen allerdings frühzeitig die Eltern entlasten. Michael Schulte-Markwort beobachtet viele Gründe für die Erschöpfungsdepression. Etwa die Zeiteinteilung mit mehr als 30-Stunden-Wochen. Der Kinderpsychiater kritisiert: „War früher nach den Hausaufgaben freie Zeit, so gibt es heute den außerschulischen Musikunterricht, das Üben und den Sportverein.“

Weiterlesen

Francis Bacon bewundert die Eigenschaften der Freundschaft

Francis Bacon versichert, dass die größte und traurigste Einsamkeit darin besteht, keine wahren Freunde zu haben, ohne die die Welt nur eine Wildnis ist. Wer durch seine Natur und seine Neigungen unfähig zur Freundschaft ist, gleicht seiner Meinung nach eher einem Tier als einem Menschen. Francis Bacon erklärt: „Eine wichtige Frucht der Freundschaft ist die Möglichkeit, sich von der Überfülle und Aufwallung des Herzens zu befreien, die Leidenschaften aller Art hervorrufen.“ Denn das Herz öffnet keine Medizin außer einem guten Freund, dem man seinen Kummer, seine Freude, seine Ängste und Hoffnungen, Überlegungen und alles andere mitteilen kann, was einem auf dem Herzen liegt. Der englische Philosoph und Staatsmann Francis Bacon, der von 1561 bis 1626 lebte, trug mit seinen Schriften maßgeblich zur Begründung des Empirismus bei.

Weiterlesen

Ein liebendes Herz kann keinen Menschen hassen

Der geniale griechische Philosoph Aristoteles definiert die Liebe wie folgt: „Lieben bedeutet einem anderen alles wünschen, was man für gut hält, und zwar um jenes anderen, nicht um seiner selbst willen.“ Jemanden lieben ist für Josef Pieper, schon seiner Natur nach, ein spontaner Akt, bei dem, sofern man ihn nicht einfach frei nennen will, jedenfalls die Freiheit mit im Spiel ist. Das ist übrigens mit ein Grund dafür, dass die Liebe auf besondere Weise undurchschaubar und dem Geheimnis benachbart und verwandt ist. Dabei existiert allerdings einer unerlässliche Vorbedingung: der Mensch muss erkannt haben, dass jemand glaubwürdig und liebenswert ist. Man muss es erfahren und gesehen haben, dass wirklich der andere wie auch sein Dasein in der Welt etwas Gutes und Wunderbares ist, bevor der Willensimpuls möglich wird: Gut, dass es dich gibt! Josef Pieper war ein deutscher Philosoph, der von 1904 bis 1997 lebte.

Weiterlesen

Gutes Aussehen kann sowohl ein Segen als auch ein Fluch sein

Schönheit hat für Rebekka Reinhard nichts mit Gerechtigkeit zu tun. Sie ist nicht gleichmäßig unter den Menschen verteilt. Bei vielen ist Attraktivität eine Leistung, bei manchen ein Gottesgeschenk. Es kann allerdings nicht nur ein Geschenk, sondern auch eine Strafe der Natur sein. Als Beispiel nennt Rebekka Reinhard den Adonis Narziss, dem seine herausragendes Aussehen ganz und gar nicht bekam: „Es verleitete ihn dazu, arrogant einen Verehrer nach dem anderen abzuweisen, sich in sich selbst zu verlieben und am Ende, in trauter Zweisamkeit mit seinem Spiegelbild, an einem Weiher zu verenden.“ Dr. Rebekka Reinhard studierte Philosophie, Amerikanistik und Italianistik und promovierte über amerikanische und französische Gegenwartsphilosophie. Zu ihren erfolgreichen Büchern zählen „Die Sinn-Diät“, „Odysseus oder Die Kunst des Irrens“ und „Würde Platon Prada tragen?“

Weiterlesen

Der Liberalismus verbündet sich mit der Arbeiterklasse

Der Liberalismus wollte die Kultur außerhalb des Staats ansiedeln. Davon abgesehen wollte er den Staat nicht vernichten, sondern begnügte sich laut Otto Kircheimer damit, in ihm eine seiner ökonomischen Position äquivalente Machtstellung zu erringen. In diesem Kampf, der immer voll Respekt und geheimer Bewunderung für die diesen Staat repräsentierenden Mächte blieb, war die Waffe des Liberalismus die Konstitution. Otto Kirchheimer schreibt: „Der geringe politische Eigengehalt des Liberalismus ließ ihn in Frankreich zweimal dem Machtwillen eines Napoleon unterliegen, während er in Deutschland in vorbismarckscher und Bismarckscher Zeit seine Selbstständigkeit gegenüber der Staatsmacht immer wieder preisgab.“ Die Konstitution und der Rechtsstaatsgedanke überhaupt, in die der Liberalismus laut Otto Kirchheimer ein ihre wahre Bedeutung weit übersteigertes Vertrauen setzte, sollte ihm dazu verhelfen, die herrschenden Adelsschichten auf einen genau festgelegten Tätigkeitsbereich festzulegen.

Weiterlesen

Reinhard Haller stellt den Narzissmus in allen seinen Formen vor

Im rechten Maß ist der Narzissmus unerlässlich für die Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstseins, für Leistung und Kreativität. Der Narzissmus im Übermaß bildet allerdings die Basis von Kränkungen, Neurosen, Gier und Konflikten. Ein Narzisst ist nicht nur der, der Erfolge überschwänglich feiert und Lob wie die Luft zum Atmen braucht, sondern auch der stille Leider, der anstrengende Energiesauger und im schlimmsten Fall der Psychopath. Reinhard Haller erklärt in seinem neuen Buch „Die Narzissmusfalle“ wie man Narzissten erkennt, was ihre Motive sind und wie man sich vor ihnen schützen kann. Denn der Narzissmus mit all seinem Gefolge gewinnt an individueller und gesellschaftlicher Bedeutung. Der Arzt, Psychotherapeut und Bestsellerautor Reinhard Haller arbeitet als Chefarzt in einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Klinik mit dem Schwerpunkt Abhängigkeitserkrankungen.

Weiterlesen

Jean Pauls Idyllen ragen weit über andere Schriftsteller hinaus

Der Schriftsteller Jean Paul steht für Robert Minder seit langem nur als fernes Wetterleuchten am Rande des deutschen Bewusstseins. Er gibt zu dass er es seinen Lesern mit seinem Schreibstil nie leicht gemacht hat: „Lianen, mannshohe Schlingpflanzen, tropische Wucherung – es verschlägt den Atem. Feinhörigere lassen sich mitreißen auf die wildverwachsenen Pfade. Mit einem Schlag eine andere Landschaft. Erstarrt, versteinert.“ Jean Paul, der Dichter der strömenden Fülle ist auch ein grandioser Gestalter der Vernichtung und des Grauens. Dazwischen gibt es laut Robert Minder aber immer wieder öde Strecken von Schottergeröll. Jean Paul scheint dann zu taumeln und zu schwanken. Der französische Germanist Robert Minder, 1902 in Wasselonne/Elsass geboren, gehört zu den großen Mittlern deutscher und französischer Literatur. Er lehrte Germanistik an den Universitäten Nancy, Grenoble, Sorbonne und am Collège de France in Paris. Robert Minder starb 1980 in der Nähe von Cannes.

Weiterlesen

Hans Blumenberg denkt über drei Wassermetaphern nach

Um mit den Ungewissheiten der Realität leben zu können, erschaffen sich die Menschen Bilder und Mythen, die ihnen Orientierung bieten, auch wenn sich ihr Wahrheitsgehalt kaum beweisen lässt. Der Philosoph Hans Blumenberg beschäftigte sich sein ganzes Leben lang mit bestimmten Metaphern, die als wegweisende Ideen dem Denken einen Halt geben, ohne es völlig einzuschränken. Metaphern bilden laut Hans Blumenberg den Unterbau der Ideengeschichte. Seit 1978 wollte er ein Buch über die drei Wassermetaphern Quellen, Ströme und Eisberge veröffentlichen. Der nahezu druckfertig ausgearbeitete Text, der sich in seinem Nachlass fand, ist jetzt zum ersten Mal im Suhrkamp Verlag unter dem Titel „Quellen, Ströme, Eisberge“ herausgegeben worden. Beim Lesen des Buches wird man feststellen, dass Wasser, auch als Metapher buchstäblich lebensnotwendig ist.

Weiterlesen

In Bayern gab es schon immer großartige Menschen

Das Thema des Buchs „Große Gestalten der bayerischen Geschichte“ fasst die Vorträge einer gleichnamigen Ringvorlesung an der Ludwig-Maximilians-Universität München zusammen. Die Herausgeberin Katharina Weigand weist in ihrer Einleitung darauf hin, dass die 25 Gestalten der bayerischen Geschichte, die in diesem Buch vorgestellt werden, keine Persönlichkeiten sind, die einzig und allein kritiklose Bewunderung hervorrufen würden. Stattdessen soll der Band Anlass zum eigenen Nachdenken, Anlass zum Nachfragen und Anlass zum Weiterlesen bieten. Über die Auswahl der Menschen schreibt Katharina Weigand: „Am Ende ergab sich eine Mischung, bei der sowohl der frühmittelalterliche Bischof, diverse Künstler, eine bayerische Prinzessin, die zur Kaiserin aufstieg, der Kanzler des Wirtschaftswunders und auf diese Weise auch die verschiedenen Epochen der bayerischen Geschichte vertreten sind.

Weiterlesen

Karl Jaspers erforscht den Ursprung der Philosophie

Die Geschichte der Philosophie beginnt als methodisches Denken vor zweieinhalb Jahrtausenden, als mythisches Denken aber schon viel früher. Der Ursprung ist laut Karl Jaspers vielfach. Aus dem Stauen der Menschen folgen die Fragen und daraus wieder die Erkenntnis. Aus dem Zweifel am Erkannten folgt die kritische Prüfung und daran anschließend die klare Gewissheit. Als letztes folgt aus der Erschütterung des Menschen, aus dem Bewusstsein seiner Verlorenheit heraus, die Frage nach sich selbst. Karl Jaspers zitiert bei seiner Suche nach den Wurzeln der Philsophie den Griechen Platon, der den Ursprung der Philosophie im Erstaunen festmachte.

Weiterlesen

Seneca plädiert für ein Leben in Harmonie mit der Natur

Seneca erklärt, dass es hauptsächlich zwei Schulen sind, die Epikureer und die Stoiker, die sich darüber streiten, was der beste Weg zur Muße ist. Zur Muße gelangen beide, aber auf ganz verschiedenen Pfaden. Seneca zitiert Epikur, der sagt: „Der Weise wird sich nicht mit Staatsangelegenheiten befassen, es sei denn, es träten besondere Umstände ein.“ Der Stoiker Zenon dagegen sagt: „Er wird sich des Staates annehmen, es sei denn, es läge ein Hinderungsgrund vor.“ Strebt der erste vorsätzlich nach Zurückgezogenheit, tut es der zweite nur aus besonderem Anlass.

Weiterlesen

Tony Judt moniert die Verwahrlosung der Öffentlichkeit

In den letzten dreißig Jahren hat der private Reichtum laut Tony Judt in den Industrienationen deutlich zugenommen. In Amerika, Großbritannien und einigen anderen Ländern haben Finanzgeschäfte die Industrie oder den Dienstleistungssektor als Quelle von Privatvermögen verdrängt und zu einer verzerrten Wertschätzung ökonomischen Handels geführt. Reiche hat es seiner Meinung nach schon immer gegeben, aber heute ist ihr Vermögen größer als zu irgendeiner anderen Zeit. Es fällt Tony Judt leicht, diese privaten Privilegien zu verstehen und zu beschreiben. Schwerer ist es für ihn, die öffentliche Verwahrlosung zu beschreiben, in die viele Staaten versunken sind. Er zitiert Adam Smith, der gesagt hat: „Keine Gesellschaft kann gedeihen und glücklich sein, in der der weitaus größte Teil ihrer Mitglieder arm und elend sind.“

Weiterlesen

Der Lehrmeister des Malers Camille Corot war die Natur

Bei dem Maler Camille Corot gab es kein Blendwerk, wohl aber eine unübersehbare Strenge in der Harmonie seiner Bilder. Charles Baudelaire bewunderte den Künstler wegen seiner besonderen, stillen Ausdrucksweise seines Malstils. Er lobte die träumerische, aber doch besonnene Beharrlichkeit des Malers. Seine eigenen Werke vergleicht Camille Corot mit den Bilder von Théodore Rousseau auf eine bescheidene Art und Weise wie folgt: „Der ist ein Adler, ich bin nur eine Lerche und schmettere kleine Lieder in meine grauen Wolken.“ Seine Zeitgenossen bewunderten Camille Corot vor allem als Landschaftsmaler, da er der Natur, den darin angesiedelten Bäumen, dem Wasser und dem Gestein in seinen Bildern eine ganz einzigartige Ausstrahlung angedeihen ließ.

Weiterlesen

Seit 40 Jahren schreibt Frederick Forsyth Bestseller

Frederick Forsyth gelang mit seinem Roman „Der Schakal“ vor rund vierzig Jahren der schriftstellerische Durchbruch. In dem Buch geht es um ein geplantes Attentat auf den französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle. In den vier Jahrzehnten hat er dreizehn Romane geschrieben, die 70 Millionen Käufer fanden. Die Politthriller von Frederick Forsyth zeichnen sich durch ein hohes Maß an Einfallsreichtum und Phantasie aus. Der Bestsellerautor ist einer, der genau hinschaut und zuhört und penibel recherchiert, bevor er einen neuen Roman beginnt. Manchmal vergleicht er sein Schreiben mit der Arbeit eines Journalisten oder Reporters.

Weiterlesen