Die Goldene Regel zeichnet sich durch universelle Gültigkeit aus

Im Grunde genommen enthält jedes Moralsystem eine Variante der im Kern gleichen Goldenen Regel. Konfuzius definiert sie wie folgt: „Was du selbst nicht wünschest, das tue auch nicht anderen an.“ Der griechische Philosoph Thales von Milet beschreibt die Goldene Regel folgendermaßen: „Indem wir niemals das tun, was wir an andern tadeln.“ Und Buddha spricht: „Tue anderen nichts, was dir Schmerzen verursachte, würde es dir getan.“ Viele Dozenten der Moralphilosophie haben Julian Biaggi allerdings immer wieder versichert, dass die meisten Studenten zu Beginn ihres Studiums davon überzeugt sind, dass Moral etwas Relatives ist. Unter den Autoren Großbritanniens, die sich mit dem Thema Philosophie auseinandersetzen, zählt Julian Baggini zu den bekanntesten. Viele seiner Bücher, die auch von der Kritik hoch gelobt wurden, entwickelten sich zu Bestsellern.

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Ulrich Greiner: „Wir leben in einer Zeit des Schamverlustes“

Wann und warum sich Menschen schämen, ist davon abhängig, in welcher Kultur und in welcher Epoche sie leben. Wie sich mit den Normvorstellungen für das Gebotene und Erlaubte auch das Schamempfinden verändert hat, zeigt Ulrich Greiner in seinem Buch „Schamverlust. Vom Wandel der Gefühlskultur“ anhand zahlreicher literarischer Werke von Heinrich von Kleist bis Botho Strauß. Denn die Scham ist eine der stärksten Antriebskräfte von Literatur. Wenn sich jemand schämt, begegnet er sich selbst. Und eine Selbstbegegnung ist eine der Voraussetzungen für Literatur. Ulrich Greiner behauptet: „Wir leben in einer Zeit des Schamverlustes und der Peinlichkeitsfurcht.“ Ulrich Greiner war zehn Jahre lang der Feuilletonchef der ZEIT. Als Gastprofessor lehrte er in Hamburg, Essen, Göttingen und St. Louis. Außerdem ist er Präsident der Freien Akademie der Künste in Hamburg.

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Die meisten Menschen wissen nur wenig über Ethik und Moral

Unter den Autoren Großbritanniens, die sich mit dem Thema Philosophie auseinandersetzen, zählt Julian Baggini zu den bekanntesten. Viele seiner Bücher, die auch von der Kritik hoch gelobt wurden, entwickelten sich zu Bestsellern. In seinem Buch „Ethik“ stellt Julian Baggini zwanzig ethische Fragen, auf die er philosophische Antworten gibt. Die Fragen lauten zum Beispiel: „Ist Abtreibung Mord?“, „Sollte Euthanasie legal sein?“, „Ist Sex eine moralische Frage?“, „Sind wir verantwortlich für unsere Handlungen?“ und „Sind alle moralischen Dilemmata lösbar?“. Viele Menschen glauben heutzutage, dass die Zeit in der sie leben, ein Zeitalter des moralischen Verfalls sei. Allerdings scheint der Niedergang der Moral mit einem unaufhaltsamen Aufstieg der Ethik verbunden zu sein. Überall in den großen Supermärkten stehen inzwischen ethischen Produkte herum.

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Auch frühe Gesellschaften waren weder neutral noch gerecht

Yuval Noah Harari ist davon überzeugt, dass sich die Geschichte der Menschheit nach der landwirtschaftlichen Revolution nur noch um eine einzige Frage drehte: „Wie organisierten die Menschen ihr Zusammenleben in großen Gruppen, obwohl ihnen jeglicher biologischer Instinkt dazu abging.“ Die Antworten der Menschen waren die Schrift und die erfundenen Ordnungen. Diese beiden Errungenschaften schlossen die Lücke im menschlichen, biologischen Erbe. Doch die Einführung der Kooperation der Massen war nicht für allen Menschen ein Segen. Die Gesellschaften, die sich daraus entwickelten, waren nämlich weder neutral noch gerecht. Sie stellten Hierarchien auf und teilten die Menschen in Gruppen und Schichten ein. Einige wenige genossen Privilegien und Macht, während die große Masse diskriminiert und unterdrückt  wurde. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Friedrich Nietzsche war der Terrorist unter den Philosophen

Friedrich Nietzsche (1844 – 1900) ist kein normaler Philosoph. Denn es gibt keinen anderen Denker, der sich weniger um Konsistenz in seinen Aussagen gekümmert, ja, mehr in Widersprüchen verstrickt hat. Mit seinem Werk kann man nahezu alles belegen. Aber nicht nur war Logik nicht seine Stärke, auch das Studium der Tradition, das Vittorio Hösle jedem Philosophen dringend empfiehlt, war bei Friedrich Nietzsche hauptsächlich durch die Sekundärliteratur seiner Zeit vermittelt. Vittorio Hösle erklärt: „Nietzsche ist als Philosoph und als Philosophiehistoriker gleichermaßen ein Dilettant, auch wen sein erst 1878 gefundener einzigartiger Stil von verführerischer Schönheit den Mangel an Argumenten und Evidenzen meist verdeckt.“ Seine Philosophie nicht besser durch den Größenwahn, mit dem er seinen Selbsthass zunehmend kompensierte. Vittorio Hösle ist Paul Kimball Professor of Arts and Letters an der University of Notre Dame (USA).

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Rahel Jaeggi stellt ihre Kritik der Lebensformen vor

In der traditionellen Philosophie sind Fragen nach dem individuellen guten Leben kein Thema. Die Berliner Philosophin Rahel Jaeggi beschäftigt sich dennoch mit ihnen. Denn für sie ist die Kritik an der eigenen Lebensführung überhaupt es die Voraussetzung aller individuellen Autonomie. Rahel Jaeggi ist Professorin für Rechts- und Sozialphilosophie an der Humboldt Universität in Berlin. Beim Suhrkamp Verlag ist gerade ihre Habilitationsschrift „Kritik von Lebensformen“ erschienen. In ihrem Werk wendet sie sich gegen die dominierende Meinung des aktuellen politischen Liberalismus in der Philosophie. Die bezieht dabei eine konträre Position zu John Rawls und Jürgen Habermas. Diese vertreten die Auffassung, dass sich der Staat ethisch neutral gegenüber der Vielfalt von Lebensformen in der modernen Gesellschaft zu verhalten hat. Laut John Rawls ließen sich nur so Konflikte des staatlich zu regelenden Zusammenlebens lösen und den Ansprüchen moderner Individuen auf Selbstbestimmung gerecht werden.

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Ein Ich ohne eigenes Zentrum ist eine fremdbestimmte Existenz

Das Titelthema im neuen Philosophie Magazin 02 /2014 heißt „Das zerstreute Ich“. Die Autoren stellen sich dabei unter anderem die Frage, ob die Fliehkräfte des digitalen Kapitalismus im Begriff sind, neben dem Alltag auch das Innerste der Menschen zu zerreißen. Denn der Alltag der meisten Individuen wird zunehmend von Unterbrechungen und Multitasking bestimmt. Im Dauerfeuer der medialen Reize fällt es scheinbar immer schwerer, auch nur einen einigen klaren Gedanken zu fassen. Die Anzahl der ADHS-Fälle steigt ebenso kontinuierlich wie Diagnosen von Burn-out. Für Chefredakteur Wolfram Eilenberger ist dafür auch das Internet verantwortlich, deren Strukturen einer Logik der Fragmentierung folgen. Außerdem hat die Allgegenwart des Netzes für Millionen von Menschen zu einer dauerhaft pendelnden Ortlosigkeit bei ständiger Abrufbereitschaft geführt.

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In der Rolle des „Tramp“ erlangte Charlie Chaplin Weltruhm

Er ist die berühmteste Figur, die je für das Kino geschaffen wurde. Doch der „Tramp“ war nicht, wie man meinen könnte, das Ergebnis langer Planungen. Der gegen eine feindliche Umwelt kämpfende Vagabund entstand innerhalb kürzester Zeit, indem der damals noch unbekannte Charlie Chaplin in einem Hollywoodstudio ein paar zufällig gefundene Kleidungsstücke und Requisiten für Dreharbeiten verwendete. Dies geschah vor hundert Jahren. Damals schuf er den „Tramp“, jenen Landstreicher, der mit den Manieren und der Würde eines Gentleman auftritt. David Robinson beschreibt in seiner Biografie über Charlie Chaplin, aus welchen Bestandteilen sich das Kostüm des „Tramps“ zusammensetzte: „Charlie lieh sich Fatty Arbuckles riesigen Hosen aus, dazu die Jacke des winzigen Charles Avery, Fred Sterlings Schuhe Größe 48, eine zu kleine Melone, die Arbuckles Schwiegervater gehörte und einen Schnurrbart, der für Mark Swain bestimmt war.“

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Wolfgang Kersting kritisiert den kalten Wirtschaftsliberalismus

Die ökonomischen Ordnungsdenker vertreten die grundlegende Ansicht, dass die Wirtschaft einer Ordnung bedarf. Die Überzeugung der Selbstregulation des Wirtschaftsliberalismus war für sie eine Illusion. Wolfgang Kersting erklärt: „Überlässt man den Markt sich selbst, stiftet er nur Unheil. Nicht nur wird die Marktfreiheit durch entstehende ökonomische Machtkonstellationen zerstört; auch wird die gesellschaftliche Umwelt des Markes vergiftet.“ Ein sich selbst überlassener Markt ist seiner Meinung nach wie ein Virus, der die gesamte Gesellschaft ansteckt, das Denken und Handeln der Politik verändert und das Muster der Selbstverständigung der Kultur unterhöhlt. Wolfgang Kersting, emeritierter Professor für Philosophie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat sich vor allem mit den Themen Sozialstaat, Gerechtigkeit und Gesellschaftsordnung beschäftigt. Er veröffentlichte Bücher über Platon, Machiavelli, Thomas Hobbes, John Rawls sowie über Immanuel Kants Rechts- und Staatsphilosophie.

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Konsumverzicht erzeugt neue Möglichkeiten der Kreativität

Für Politiker ist die wachsende Abhängigkeit des Bürgers laut Wolfgang Schmidbauer eine akzeptierte Basis der eigenen Machtenfaltung. Deshalb ist der Parteienapparat sein Ideal, der ihm diese Möglichkeiten bietet. Wolfgang Schmidbauer relativiert diese politische Stärke: „Aber auch die Mächtigen sind Anhängsel einer Megamaschine aus Konsumenten und Produzenten. Sie besitzt eine Eigendynamik, die niemand mehr steuert und deren Zerstörungskraft jeder erkennt, der geistig in der Lage ist, sich so weit von diesem Apparat zu entfernen, dass er ihn von außen wahrnehmen kann.“ Unternehmer wie Politiker wenden sich bei ihrer Arbeit dem Machbaren zu, wo sie Kompromisse finden und über Verteilungen wachen, die ihrer Macht nützen. Wolfgang Schmidbauer arbeitet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit auch als Lehranalytiker und Paartherapeut in München.

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Rebekka Reinhard ergründet das Thema Schönheit philosophisch

In ihrem neuen Buch „Schön! Schön sein, schön scheinen, schön leben – eine philosophische Gebrauchsanweisung“ erklärt Rebekka Reinhard, dass aus philosophischer Sicht es nicht das höchste Lebensziel sein kann, gut auszusehen, sondern ein schönes, lustvolles und erfülltes Leben zu führen. Die Autorin gibt Antworten auf komplizierte Fragen. Zum Beispiel, ob es für Schönheit objektive Kriterien gibt, oder ob alles nur Geschmackssache ist. Außerdem beschäftigt sie sich mit der Frage, warum so viele Menschen die Mode so wichtig nehmen und wie das Schöne und das Gute zusammenhängen. Außerdem verrät sie ihren Lesern, warum manche Menschen gerade das Verstörende und Hässliche magisch anziehen. Dr. Rebekka Reinhard studierte Philosophie, Amerikanistik und Italianistik und promovierte über amerikanische und französische Gegenwartsphilosophie. Zu ihren erfolgreichen Büchern zählen „Die Sinn-Diät“, „Odysseus oder Die Kunst des Irrens“ und „Würde Platon Prada tragen?“

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Aufgeklärte Bürger sollten sich nationalen Mythen widersetzen

Der Gedanke, dass die Moral im einzelnen Menschen selbst begründet liegt, ist deswegen so anziehend, weil sie auf eine Entscheidung oder eine Abwägung von Gütern reduziert wird, die nicht verallgemeinert und daher den Mitmenschen nicht vorgeschrieben werden kann. Das kann aber laut Tony Judt zu dem Problem führen, dass ethische Kategorien von Individuen auf Kollektive übertragen werden. Die meisten Menschen glauben zu wissen, was es bedeutet, wenn sie sagen, dass die Freiheit ein universelles Gut ist, und Meinungsfreiheit, Freizügigkeit und das Selbstbestimmungsrecht unveräußerliche Rechte des Einzelnen sind. Tony Judt fügt hinzu: „Aber seit dem 19. Jahrhundert sind wir von der Freiheit des einzelnen weggekommen und sprechen von den kollektiven Freiheiten, als ob das ein und dasselbe wäre.“ Der britische Historiker Tony Judt lehrte in Cambridge, Oxford und Berkeley. Er starb 2010 in New York.

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Claude Simon revolutioniert die europäische Romankunst

Der Schriftsteller Claude Simon entwickelt in seinen Geschichten Erzählformen und Satzkonstruktionen, die nach Marcel Proust und James Joyce, dem europäischen Roman eine neue Form geben. Dafür hat Claude Simon im Jahr 1985 den Nobelpreis für Literatur erhalten. In den Romanen „Der Wind“ (1957) und „Das Gras“ (1960) wendet der Autor schon die für ihn typischen langen Sätze an, die alle Konventionen des Satzbaus zertrümmern. In seinem siebten Werk „Die Straße in Flandern“ (1960) löst Claude Simon auch die überkommene Form des Romans ab. Er nimmt Abschied von psychologisch kausaler Schlüssigkeit, Chronologie und Handlung. Stattdessen konfrontiert er seine Leser mit in einen suggestiven Mahlstrom rotierender und immer wieder variierten Bilder, der in die Tiefen des Lebens vordringt, wie es zuvor in der europäischen Literatur nicht dagewesen ist.

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Im Werk von Erich Loest können sich die Deutschen erkennen

Der Schriftsteller Erich Loest wurde am 24. Februar 1926 in Mittweida im Freistaat Sachsen geboren. Er war immer ein lebendes Beispiel dafür, wie man aus Fehlern lernt und Einsichten in Haltung umsetzt. Er hat das, was er erfuhr und ihm widerfuhr, mehr als 50 Jahre in Literatur verwandelt. Dabei betätigte er sich niemals als Moralprediger. Bei allem Ernst verfügte Erich Loest über viel Humor. Sein erstes Buch „Jungen, die übrig blieben“, wurde im Jahr 1950 veröffentlicht. Es geht in dem Werk um den Versuch der Nationalsozialisten durch den Kriegseinsatz ganz junger Knaben dem Führer Adolf Hitler die Kriegsniederlage zu ersparen. Erich Loest selbst war 18 Jahre alt, als er in den Krieg geschickt wurde. Damals war er bereit als Held für das Vaterland zu sterben, da sein Gehirn von klein auf mit Parolen vollgestopft worden ist. Den Krieg hat er überlebt, doch irgendwann endet jedes Leben. Erich Loest ist am 12. September in Leipzig gestorben.

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Herbert Schnädelbach begibt sich auf die Spur der Naturgesetze

Herbert Schnädelbach definiert Gesetze wie folgt: „Es handelt sich dabei um allgemein verbindliche Rechtsnormen, die von einer zur Rechtssetzung ermächtigten staatlichen Instanz als dem Gesetzgeber in einem selbst gesetzlich fixierten Verfahren erlassen wurden.“ Herbert Schnädelbach unterscheidet zwischen materialen und formalen Gesetzen. Die materialen Gesetze sind für die Regeln des sozialen Zusammenlebens der Menschen zuständig, sowohl in zivilrechtlicher als auch in strafrechtlicher Hinsicht. Die formalen Gesetze dagegen umfassen alle Beschlüsse, die ein Gesetzgeber verabschiedet, zum Beispiel ein Haushaltsgesetz für ein bestimmtes Jahr. Aber nicht allen Normen, die das Leben der Menschen bestimmen, sind Rechtsnormen, sondern nur diejenigen, deren Geltung mit den Mitteln legitimer Staatsgewalt auch gegen Widerstand durchgesetzt werden kann. Vor seiner Emeritierung war Herbert Schnädelbach Professor für Philosophie an den Universitäten Frankfurt am Main, Hamburg und an der Humboldt-Universität in Berlin.

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Der Sozialstaat betreibt die Abschaffung der Selbstständigkeit

Der Markt ist für Wolfgang Kersting keine Kathedrale des Egoismus, in dem die Selbstsucht als Götze angebetet wird. Er betrachtet den Markt als ein flexibles, dezentrales Verteilungssystem, das notwendig ist, wenn Menschen ein Leben führen wollen, in dem sie für ihre eigenen Entscheidungen verantwortlich sind. Die Menschen brauchen den Markt, wenn sie Lebensprojekte selbstbestimmt angehen und verwirklichen wollen, wenn ihnen gleiche Chancen auf individuelle und moralische Entfaltung eingeräumt werden sollen. Wolfgang Kersting definiert den Markt als hohe Schule der Selbstverantwortlichkeit. Wolfgang Kersting, emeritierter Professor für Philosophie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat sich vor allem mit den Themen Sozialstaat, Gerechtigkeit und Gesellschaftsordnung beschäftigt. Er veröffentlichte Bücher über Platon, Machiavelli, Thomas Hobbes, John Rawls sowie über Immanuel Kants Rechts- und Staatsphilosophie.

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Wolfgang Röd beleuchtet der Kern philosophischer Anekdoten

Der Ausruf „Heureka!“ steht als Synonym für eine plötzliche Erkenntnis. Der Philosoph Wolfgang Röd stellt in seinem neuen Buch „Heureka!“ die besten und berühmtesten Anekdoten vor und erklärt seinen Lesern, was sie über die einprägsame Geschichte hinaus an wertvoller Einsicht und philosophischem Selbstverständnis beinhaltet. Der Autor setzt für seine Geschichten kein philosophisches Fachwissen voraus und wählt von den unzähligen Anekdoten nur diejenigen wenigen aus, von denen sich sagen lässt: „Wenn sie auch nicht wahr sind, sind sie doch gut erfunden.“ Gut erfunden ist für Wolfgang Röd eine Anekdote, wenn sie bemerkenswerte Züge des Charakters der Person, auf die sie bezogen ist. Außerdem sollte sie deren Denkweise oder ihr Verhältnis zur Umgebung zum Ausdruck bringen. Wolfgang Röd war bis zu seiner Emeritierung Ordinarius für Philosophie am Philosophischen Institut Innsbruck und ist Herausgeber und Autor der im Verlag C. H. Beck erscheinenden Reihe „Geschichte der Philosophie“.

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Henri Lefebvre singt das hohe Lied auf die Feste des Frühlings

Seit den Anfängen der Kunst und der Literatur preisen und loben die Dichter den Frühling in den höchsten Tönen. Sie nennen ihn die Zeit der Liebe, die gewaltige Brunst der Natur, die Tage der Fruchtbarkeit und den Zeitraum der Herrschaft Aphrodites und der Venus. Das expressive Thema des Monats Mai zählt Henri Lefebvre zu jenen, die unerschöpflich scheinen. Die Lobgesänge der griechischen und lateinischen Texte hallen noch in seinem Gedächtnis nach. Von Anbeginn an bemächtigt sich auf die französische Literatur des Themas des Frühlings. Henri Lefebvre fügt hinzu: „Der antiken Vorstellung zufolge, die sich bis in die Naturphilosophie unserer Tage hinein verlängert, ist die Natur eine grundlegende Macht – Physis.“ In Raum und Zeit mit sich selbst identisch bleibend, impliziert sie seiner Meinung nach die Endlichkeit des Kosmos.

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Die Vernunft ist nicht die Quelle moralischer Urteile

David Hume bestritt, dass die Vernunft die Quelle moralischer Einsichten und Urteile ist und dass stattdessen ein bestimmter moralischer Sinn dafür die Verantwortung trägt. Indem der Mensch lobt oder tadelt, bezieht er Stellung. Wer moralisch urteilt, zeigt damit, dass ihm eine Angelegenheit nicht gleichgültig ist und dass er sich dafür einsetzt eine Sache geschehen zu lassen oder zu verhindern. In seinem Entwurf einer rein empirischen Moralwissenschaft stellt David Hume die Forderung auf, dass es die Aufgabe des Forschers ist, festzustellen, was den lobenswerten wie den tadelnswerten Eigenschaften gemeinsam ist. Nur dadurch kann er die allgemeinen Prinzipien finden, die aller Billigung und Missbilligung zugrunde liegen.

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Michael J. Sandel stellt die Ökonomie der Anreize vor

Paul Samuelson definierte das Wesen der Volkswirtschaftslehre über ihren traditionellen Gegenstandsbereich. Seine Wirtschaftstheorie befasst sich mit der Welt der Preise, Löhne, Zinssätze, Aktien und Schuldscheine, Steuern und Ausgaben. Seine Ökonomie hatte eine konkrete und genau umrissene Aufgabe: Sie sollte erklären, wie Rezession, Arbeitslosigkeit und Inflation zu vermeiden sind, wie eine hohe Produktivität aufrechtzuerhalten ist und wie der Lebensstandard der Menschen gerechter gestaltet werden kann. Heute ist die Volkswirtschaftslehre laut Michael J. Sandel ziemlich weit von ihren Forschungsgegenständen abgekommen. Als Beispiel nennt der Moralphilosoph die Definition einer neuen Wirtschaftslehre von Gregory Mankiw, der schreibt: „Was Ökonomie bedeutet ist kein Geheimnis. Eine Ökonomie oder Volkswirtschaft ist einfach eine Gruppe von Menschen, die miteinander interagieren, während sie ihr Leben leben.“ Michael J. Sandel ist politischer Philosoph, der in Oxford studiert hat und seit 1980 in Harvard lehrt. Seine Vorlesungen über Gerechtigkeit machten ihn zu einem der bekanntesten Moralphilosophen der Gegenwart.

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Peter Scholl-Latour erweist sich als exzellenter Chinakenner

Viele Menschen in Deutschland haben den Aufstieg Chinas zur Weltmacht mit Unbehagen und Missgunst zur Kenntnis genommen. Die breite deutsche Öffentlichkeit hat laut Peter Scholl-Latour nicht aufgehört, die chinesische Entfaltung kleinzureden und immer wieder zum „China bashing“ auszuholen, wozu sie durch eine voreingenommene und systematisch desinformierte Presse stimuliert wird. Peter Scholl-Latour fügt hinzu: „Als kommerzieller Partner ist China für die heutige Bundesrepublik unentbehrlich geworden. Doch wann immer die Gelegenheit sich dazu bietet und der transatlantische Allianzpartner das zu erwarten scheint, bricht in den deutschen Medien ein Chor der Verwünschungen gegen die roten Mandarine von Peking aus.“ Peter Scholl-Latour arbeitet seit 1950 als Journalist, unter anderem viele Jahre als ARD-Korrespondent in Afrika und Indochina, als ARD-Studioleiter in Paris, als Fernsehdirektor der WDR, als Herausgeber des STERN. Seit 1988 ist er als freier Publizist tätig.

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Michael J. Sandel zeigt die moralischen Grenzen des Marktes auf

Die Regeln des Marktes machen vor keinem Lebensbereich mehr halt, auch nicht vor jenen, die eigentlich jenseits von Konsum und Mehrwert liegen sollten wie beispielsweise die Medizin, die Erziehung und die Kunst. Inzwischen dringen die Marktgesetzte sogar in Familie und Partnerschaft ein. In seinem Buch „Was man für Geld nicht kaufen kann“ beantwortet Michael J. Sandel eine der wichtigsten Fragen unserer Zeit: „Wie können wir den Markt daran hindern, Felder zu beherrschen, in denen er nichts zu suchen hat?“ Außerdem zeigt er die moralischen Grenzen des Marktes auf und erklärt wie die Menschheit die zivilisatorischen Errungenschaften bewahren kann, für die sich der Markt nicht interessiert und die man für kein Geld der Welt kaufen kann. Michael J. Sandel ist politischer Philosoph, der in Oxford studiert hat und seit 1980 in Harvard lehrt. Seine Vorlesungen über Gerechtigkeit machten ihn zu einem der bekanntesten Moralphilosophen der Gegenwart.

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Robert J. Shiller fordert ein menschlicheres Finanzsystem

Mit seinem neuen Buch „Märkte für Menschen“ will Robert J. Shiller seinen Lesern das System des Finanzkapitalismus erklären, mit dem jeder jetzt und möglicherweise noch jahrzehntelang leben muss, ungeachtet welchen Beruf eine Person ausübt. Robert J. Shiller fordert, dass das Finanzsystem erweitert, demokratisiert und humanisiert werden muss, damit die positiven Effekt der Finanzinstitute besser zur Geltung kommen. Er schreibt: „Voraussetzung dafür ist, dass die Menschen gleichberechtigt am Finanzsystem teilhaben können, mit umfassenden Zugang zu Informationen und mit den menschlichen und elektronischen Ressourcen, die sie brauchen, um ihre Chancen aktiv und sinnvoll zu nutzen.“ Robert J. Shiller lehrt Wirtschaftswissenschaften an der Yale University und zählt zu den einflussreichsten Vordenkern in der globalen Wirtschaft. Seit Jahren wird er als einer der Topanwärter für den Wirtschaftsnobelpreis gehandelt.

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Rudolf Eucken philosophiert über die Macht des Schicksals

Das Schicksal der Menschen ist so unterschiedlich, dass daraus unvermeidlich viel Verstimmung, Missmut und Zweifel entspringt. Das menschliche Handeln und Ergehen hat laut Rudolf Eucken bestimmte Voraussetzungen, da es durch seine Umgebung bedingt und in festen Zusammenhängen steht. Versucht ein Mensch solche Bindungen abzuschütteln und sich lediglich auf sich selbst zu konzentrieren, führt sein Leben ins Leere und in die Vereinsamung. Mit der Abhängigkeit scheint der Mensch unter die Macht eines dunklen Schicksals, ja eines blinden Zufalls zu geraten, der dem einem freundlich, dem anderen feindlich gesinnt ist. Den ersten treffen vernichtende Schicksalsschläge, dem anderen erfüllt sich alles nach seinen Wünschen. Der eine muss schmerzlich auf das verzichten, was dem anderen in Überfluss zufällt. In dem allen spielen kleine Dinge, scheinbare Zufälle eine große Rolle und entscheiden über wichtigste Fragen des Lebens.

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Emile Durkheim untersucht die moralische Wirklichkeit

Emile Durkheim vertritt die These, dass die moralische Wirklichkeit wie jede Art der Wirklichkeit von zwei verschiedenen Gesichtspunkten aus untersucht werden kann. Der Mensch kann sie erkennen und verstehen wollen oder sich vornehmen, sie zu beurteilen. Um die moralische Wirklichkeit untersuchen zu können, ist es für ihn unerlässlich, vorher zu bestimmen, woraus sie besteht und was sie charakterisiert. Zu den Hauptmerkmalen der moralischen Tatsachen zählt Emile Durkheim, dass sich jede Moral darstellt als ein System von Verhaltensregeln. Er ergänzt: „Doch auch alle Techniken werden von Maximen regiert, die dem Handelnden vorschreiben, wie er sich bei bestimmten Gelegenheiten zu verhalten hat. Emile Durkheim, der von 1858 bis 1917 lebte, war seit 1902 Professor der Pädagogik und Soziologie an der Sorbonne.

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