Judith Butler analysiert Gewalt und Nichtgewalt

Argumente für oder gegen Gewaltlosigkeit setzen voraus, dass man möglichst zwischen Gewalt und Nichtgewalt differenziert. Es gibt aber keinen einfachen Weg zu einer stabilen semantischen Unterscheidung. Denn der Unterschied zwischen Gewalt und Nichtgewalt wird oft zur Verschleierung und Erweiterung gewaltsamer Ziele und Praktiken benutzt. Deshalb fordert Judith Butler zu analysieren, wie diese Festlegungen des Gewaltbegriffs funktionieren. Man muss dabei akzeptieren, dass manche Menschen die Begriffe „Gewalt“ und „Gewaltlosigkeit“ unterschiedlich und täuschend verwenden. Dabei sollte man auf keinen Fall der nihilistischen Annahme nachgeben, Gewalt und Gewaltlosigkeit sei eben das, was die Machthaber dafür ausgeben. Zu den Anliegen von Judith Butler gehört es, die Schwierigkeiten anzunehmen und zu einer tragfähigen Definition von Gewalt zu gelangen. Judith Butler ist Maxine Elliot Professor für Komparatistik und kritische Theorie an der University of California, Berkeley.

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Die Intention gibt einer Handlung eine Richtung

Worauf gründet sich das Handeln eines Menschen? Der Karlsruher Philosoph Hans Lenk spricht von der Intention, die der Handlung eine bestimmte Richtung gibt. Sie ist damit entscheidend dafür, wie man seine Handlungen begründet. Menschen sind in der besonderen Lage, dies tun zu können, und werden so einer moralischen Würde gerecht, so Hans Lenk. Ina Schmidt erklärt: „In der Idee einer solchen Würde sind wir also mit der Gabe zur Verantwortung ausgezeichnet und gleichzeitig aufgerufen, eben weil wir unser Handeln von Gründen leiten lassen können.“ Manche dieser Gründe sind individuell und gelten nicht für jeden. Andere stehen in einem sozialen Kontext schlicht nicht zur Verhandlung. Ina Schmidt ist Philosophin und Publizistin. Sie promovierte 2004 und gründete 2005 die „denkraeume“. Seitdem bietet sie Seminare, Vorträge und Gespräche zur Philosophie als eine Form der Lebenspraxis an.

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Immanuel Kant sucht eine widerspruchsfreie Welt

Immanuel Kant formulierte den kategorischen Imperativ: „Handle so, dass die Maxime deines Handelns Grundlage eines allgemeinen Gesetzes sein könnte.“ Der Philosoph glaubt damit ein moralisches Gesetz formuliert zu haben. Diesem müsse jedes vernünftige Wesen auf alle Zeiten entsprechen. Axel Braig erklärt: „Er war der Ansicht, durch sein Lebenswerk wieder eine zusammenhängende und widerspruchsfreie Weltsicht zu bieten. Diese gebe den Menschen klare Richtlinien für ihr Handeln.“ Immanuel Kant war überzeugt, dass die durch die kopernikanische Wende ausgelösten existenziellen Verunsicherungen mittels der Physik Isaac Newtons und seiner eigenen Philosophie befriedigt werden können. Doch dieser Friede währte nicht lange. Die allgemeine Relativitätstheorie Albert Einsteins relativierte die Physik Isaac Newtons. Axel Braig wandte sich nach Jahren als Orchestermusiker und Allgemeinarzt erst spät noch einem Philosophiestudium zu.

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Kurzfristiges Glück ist kein gutes Lebensziel

Immanuel Kant (1724 – 1804) stellte die scharfe Waffe seines Verstandes auch in den Dient der Moralphilosophie. Auch persönlich brachte er einen wesentliche Grundvoraussetzung mit, an der Möchtegern-Pflichtbewusste scheitern: Selbstdisziplin. Ludger Pfeil erklärt: „Er hatte sich aufgrund seiner kränklichen Konstitution an strengste Regeln im Tagesablauf gewöhnen müssen. Die Königsberger sollen ihre Uhren nach seinem Spaziergang gestellt haben.“ Erstaunlicherweise war Immanuel Kant alles andere als eine Spaßbremse. Seine täglichen Mittagsgesellschaften, bei denen Neuigkeiten aller Art durchgekaut wurden, galten als unterhaltsame und beliebte Veranstaltungen. Immanuel Kants Ethik vollzieht jedoch als Lebensziel nicht die kurzfristige gesellige Glückseligkeit, sondern die Glückswürdigkeit, die nur durch Pflichterfüllung zu erreichen sei. Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Als erster italienischer Humanist gilt Lovato de` Lovati

Der Florentiner Brunetto Latini (1220/30 – 1294), zur Zeit der Volksregierung Kanzler des zerspaltenen Florenz, war immer wieder in politische Auseinandersetzungen verstrickt und musste zeitweilig ins französische Exil weichen. Er übersetzte Texte Ciceros in die Volkssprache und sorgte so dafür, dass sie Verbreitung fanden. Bernd Roeck weiß: „Sein Cicero war weniger der Philosoph als der Staatsmann und Verteidiger republikanischer Freiheit, für die auch Latini leidenschaftlich eintrat.“ Auf den eigenen Kirchturm blickender Bürgerstolz, der aus dem Widerspruch gegen die Ritterkultur und die von ihr angefeuerten selbstmörderischen Parteienkämpfe in Italiens Stadtgesellschaften genährt wurde, zählte zu den wichtigsten Voraussetzungen des frühen Humanismus. Als dessen erster Vertreter gilt der Paduaner Lovato de` Lovati (1240 – 1309). Bernd Roeck ist seit 1999 Professor für Neuere Geschichte an der Universität Zürich und einer der besten Kenner der europäischen Renaissance.

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Philosophisches Denken ist ein nie endendes Abenteuer

Wer sich mit philosophischen Fragen beschäftigt, reist zu den Grenzen des Denkens und Verstehens. Laut Stephen Law finden viele Menschen die Themen der Philosophie faszinierend, wissen aber nicht, wo sie anfangen sollen. Deshalb hat Stephen Law das Buch „Philosophie“ geschrieben, das Einsteigern ein knapper, verständlicher und übersichtlicher Führer ist. Viele der philosophischen Fragen, die schon in der Antike von Platon, einem der größten Denker aller Zeiten, gestellt wurden, beschäftigen die Philosophen bis heute. Stephen Law rät: „Der beste Weg, sich in einen philosophischen Text hineinzufinden, ist, sich ihm aktiv zu nähern. Denken Sie über das, was Sie gelesen haben, kritisch nach.“ Der renommierte Wissenschaftler Stephen Law studierte Philosophie in London und Oxford, wo er drei Jahre unterrichtete und forschte, bevor er als Dozent für Philosophie an das Heythrop College der Londoner Universität wechselte.

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Dem Liberalismus fehlt er nicht an sozialer Sensibilität

Obwohl der frühe Liberalismus zunächst nur einen methodischen, keinen sozialkritischen oder sozialethischen Individualismus vertritt, wirft man ihm gern pauschal, nämlich auf seine unterschiedlichen Gestalten einzugehen, einen Mangel an sozialer Sensibilität vor. Schon ein knapper Blick auf prominente Denker des klassischen Liberalismus kann diesen Vorwurf entkräften. Als ersten Beleg für die angeblich fehlende soziale Sensibilität pflegt man Adam Smith anzuführen. Otfried Höffe hält dagegen: „In Wahrheit hatte Smith nicht bloß viele Jahre einen Lehrstuhl für Moralphilosophie inne und verfasste eine wirkungsmächtige Theorie moralischer Gefühle, in der die Sympathie, also ein ausdrücklich soziales Gefühl, im Vordergrund steht.“ Selbst später, in der berühmten Wirtschaftstheorie „Eine Untersuchung über den Wohlstand der Nationen“ kommt es ihm auf Wohlstand an, was allerdings mehr als nur den materiellen Reichtum meint, und vor allem ist seine Bezugsgruppe des Wohlstands nicht eine kleine Gruppe oder Schicht. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Julian Baggini macht sich Gedanken über die Ethik der Präferenz

Die Vorzugsbehandlung der Familie und von Freunden mag als moralisches Problem erscheinen, sofern man eine utilitaristische Perspektive einnimmt, die besagt, dass die Interessen eines jeden Menschen gleich behandelt werden sollen, und das es jedermanns Plicht sei, die Welt zu verbessern, wann immer man sie auf welche Art auch immer optimieren kann. Doch Julian Baggini weist noch auf andere Denkweisen hin, die Moralität nicht als eine Pflicht betrachten, das Wohlergehen aller zu maximieren. Der Philosoph Julian Baggini ist 1968 in Dover, Kent geboren. Er ist Mitbegründer und Herausgeber des „Philosopher´s Magazine“. Er schreibt regelmäßig für große Zeitungen und hat mehrere Bücher veröffentlicht. Eines seiner Bücher trägt den Titel „Der Sinn des Lebens“ und ist 2005 im Piper Verlag erschienen. Sein neuestes Werk trägt den Titel „Ethik“ und ist im Verlag Springer Spektrum veröffentlicht worden.

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Die Goldene Regel zeichnet sich durch universelle Gültigkeit aus

Im Grunde genommen enthält jedes Moralsystem eine Variante der im Kern gleichen Goldenen Regel. Konfuzius definiert sie wie folgt: „Was du selbst nicht wünschest, das tue auch nicht anderen an.“ Der griechische Philosoph Thales von Milet beschreibt die Goldene Regel folgendermaßen: „Indem wir niemals das tun, was wir an andern tadeln.“ Und Buddha spricht: „Tue anderen nichts, was dir Schmerzen verursachte, würde es dir getan.“ Viele Dozenten der Moralphilosophie haben Julian Biaggi allerdings immer wieder versichert, dass die meisten Studenten zu Beginn ihres Studiums davon überzeugt sind, dass Moral etwas Relatives ist. Unter den Autoren Großbritanniens, die sich mit dem Thema Philosophie auseinandersetzen, zählt Julian Baggini zu den bekanntesten. Viele seiner Bücher, die auch von der Kritik hoch gelobt wurden, entwickelten sich zu Bestsellern.

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Die meisten Menschen wissen nur wenig über Ethik und Moral

Unter den Autoren Großbritanniens, die sich mit dem Thema Philosophie auseinandersetzen, zählt Julian Baggini zu den bekanntesten. Viele seiner Bücher, die auch von der Kritik hoch gelobt wurden, entwickelten sich zu Bestsellern. In seinem Buch „Ethik“ stellt Julian Baggini zwanzig ethische Fragen, auf die er philosophische Antworten gibt. Die Fragen lauten zum Beispiel: „Ist Abtreibung Mord?“, „Sollte Euthanasie legal sein?“, „Ist Sex eine moralische Frage?“, „Sind wir verantwortlich für unsere Handlungen?“ und „Sind alle moralischen Dilemmata lösbar?“. Viele Menschen glauben heutzutage, dass die Zeit in der sie leben, ein Zeitalter des moralischen Verfalls sei. Allerdings scheint der Niedergang der Moral mit einem unaufhaltsamen Aufstieg der Ethik verbunden zu sein. Überall in den großen Supermärkten stehen inzwischen ethischen Produkte herum.

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Tony Judt und Timothy Snyder sprechen über das 20. Jahrhundert

Tony Judt verbindet in seinem Buch „Nachdenken über das 20. Jahrhundert“, das in Zusammenarbeit mit Timothy Snyder entstand, die persönliche Erinnerung mit der kenntnisreichen und kritischen Darstellung der großen politischen Ideen der Moderne wie Kommunismus, Liberalismus und Faschismus. Im Vorwort bezeichnet Timothy Snyder das gemeinsame Werk als Geschichte, Biographie und moralphilosophische Abhandlung. Er schreibt: „Es ist eine politische Ideengeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts, in der es um die Themen Macht und Gerechtigkeit geht.“ Das  Buch ist zugleich die intellektuelle Biographie des Historikers und Essayisten Tony Judt. Timothy Snyder vertritt die These, dass Tony Judt der einzige war, der eine so breit angelegte Ideengeschichte schreiben konnte. Der britische Historiker Tony Judt lehrte in Cambridge, Oxford und Berkeley. Er starb 2010 in New York. Der amerikanische Historiker Timothy Snyder lehrt an der Yale University.

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Brenda Almond erläutert wichtige Begriffe der Ethik

Die grundlegenden Begriffe der Ethik sind für Brenda Almond gut und schlecht, richtig und falsch, Pflicht und Verpflichtung. Es gibt verschiedene Theorien der Ethik, die sie jeweils anders betonen und interpretieren. Das bedeutet laut Brenda Almond allerdings nicht, dass eine gemeinsame Ethik ausgeschlossen wäre. Sie hält nichts von der Sichtweise, die Ethik nur auf ein persönliches oder sexuelles Verhalten einzuengen. Brenda Almond erklärt: „Als im Athen des 5. vorchristlichen Jahrhunderts die ersten ethischen Diskussionen stattfanden, die uns überliefert sind, hielten es sowohl Platon als auch Aristoteles für selbstverständlich, dass Fragen nach dem guten Menschen und einer guten Gesellschaft untrennbar miteinander verbunden waren.“ Brenda Almond ist emeritierte Professorin für Moral- und Sozialphilosophie an der Universität von Hull. Sie ist Präsidentin der Philosophical Society von England und Vize-Präsident der Gesellschaft für angewandte Philosophie.

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Adam Morton begibt sich auf die Spur des Wissens

Aus vielen Gründen glauben die Menschen viel über die Welt zu wissen. Eine Annahme jedoch als Wissen zu bezeichnen bedeutet laut Adam Morton, dass gewissen Kennzeichen vorhanden sein müssen, die diese Überzeugung mit Tatsachen verbinden. Wenn eine Person etwas in einer bestimmten Sache in Erfahrung bringen möchte, sucht sie in der Regel jemanden auf, der etwas davon versteht. Die Menschen unterscheiden ihre Meinungen und Überzeugungen als Wissen und Noch-nicht-Wissen. Zudem haben sie ein Interesse daran, ihre Mitmenschen als verlässliche oder unzuverlässige Informationsquellen einzuordnen. Adam Morton erklärt: „Wir können das, was als Wissen bezeichnet wird, einordnen, indem wir darüber nachdenken, was kein Wissen ist.“ Adam Morton ist emeritierter Professor für Moralphilosophie der University of British Columbia.

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Die Moraltheorie des Bernhard Gert

Bernhard Gert geht von einem als gemeinsame Moral bezeichneten Moralsystem aus, dass die Menschen oft unbewusst anwenden, wenn sie moralische Entscheidungen treffen oder Urteile fällen, die die Moral betreffen. Bernhard Gert sieht keinen zwingenden Grund, dieses Moralsystem durch ein besseres zu ersetzen oder ein oberstes Moralprinzip einzusetzen. Zu den wichtigsten Eigenschaften der Moral zählt Bernhard Gert folgende: „Die Moral regelt nur das Verhalten, das anderen Menschen betrifft und nicht die Aktionen, die ausschließlich die eigene Person betreffen. Sie ist darauf ausgerichtet, Schaden und Übel zu reduzieren, hat aber nicht das Ziel, das Wohlergehen zu maximieren oder den Reichtum zu mehren.“

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Kwame Anthony Appiah verteidigt die Moralphilosophie

Professor Kwame Anthony Appiah, der in Princeton lehrt, stellt sich einem derzeit vorhandenen Zweifel, die mit der aktuellen Moralphilosophie zu tun hat. Er beschäftigt sich vor allem mit der Frage, ob die Philosophie die Erkenntnisse der Naturwissenschaften genügend in ihre Theorien einbezieht. In seinem Buch „Ethische Experimente. Übungen zum guten Leben“, hat er versucht, die Arbeit des Moralphilosophen mit der Tätigkeit von Wissenschaftlern aus anderen Fachgebieten und mit den Fragen eines denkenden Menschen zu verbinden.

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