Die Natur ist eine gewaltige medizinische Ressource

Die Natur dient dem Menschen nicht nur als Lebensraum, sie ist auch eine gewaltige medizinische und soziale Ressource. Joachim Bauer erläutert: „Menschliche Gesundheit, gutes menschliches Zusammenleben und die Bewahrung der Natur stehen in einem Dreiecksverhältnis der Gegenseitigkeit.“ In der Natur zu sein und sie bewusst auf sich wirken zu lassen fördert die körperliche und psychische Gesundheit. Es fördert zudem die Bereitschaft, sich gegenüber Mitmenschen empathisch zu verhalten. Umgekehrt zeigen Menschen mit ausgeprägter Empathie ein höheres Interesse an Fragen des Umweltschutzes und eine stärker ausgeprägte Bereitschaft, sich in Umweltfragen zu engagieren. Joachim Bauer fordert, dass sich die Menschen wieder in eine echte Beziehung zur Natur setzen sollten. Damit ist gemeint, dass man die Natur nicht nur als Kulisse für diverse selbstgefällige oder ehrgeizige sportliche Auftritte benutzt. Prof. Dr. Med. Joachim Bauer ist Neurowissenschaftler, Psychotherapeut und Arzt.

Jeder Mensch sollte die Natur als ein Geschenk betrachten

Die Menschen sollten sich die Zeit nehmen, der Natur wirklich zu begegnen, sie auf sich wirken zu lassen, sie zu genießen und als ein Geschenk wahrzunehmen. In einer wirklichen Beziehung mit der Natur zu stehen, würde ausschließen, sie wie einen Gebrauchsgegenstand zu benutzen und Wege, Seeufer, Parks und Pisten verschmutzt zurückzulassen. Joachim Bauer weiß: „Stattdessen kann sie uns, wenn wir uns psychisch ausgelaugt, depressiv oder vom stundenlangen Arbeiten am Bildschirm erschöpft fühlen, wertvolle therapeutische Dienste leisten und uns regenerieren.“

Und das kostenlos, als ein Geschenk, das sie für unsere Spezies seit Urzeiten war und ist. Joachim Bauer stellt fest: „Wenn wir uns die Natur als ein Gegenüber unserer Spezies vorstellen, dann natürlich mit dem Bewusstsein, dass wir die Warte einer menschlichen Perspektive im Allgemeinen und der Vernunft im Besonderen weder verlassen können noch wollen.“ Es macht keinen Sinn, aus der Natur ein höheres Wesen zu machen. Leider erzeugen die drängenden ökologischen Herausforderungen in der Bevölkerung kein breites Momentum.

Die Erde steht ökologisch auf der Kippe

Das hat damit zu tun, dass man den Aspekt der Beziehung und der tiefen emotionalen Verbundenheit des Menschen mit der Natur bisher vernachlässigt hat. Die Erde steht ökologisch auf der Kippe. Aber wie sagte schon Friedrich Hölderlin: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ Zusammen mit der Mehrheit seiner wissenschaftlichen Kollegen ist Joachim Bauer der Überzeugung, dass das Spiel noch nicht verloren ist. Deshalb sollte jeder Mensch in sich die Empathie gegenüber der Natur wachrufen.

Joachim Bauer rät, die eigene Lebensführung entsprechend umzustellen und damit auch für das eigene Wohlergehen, insbesondere für die eigene Gesundheit, mehr zu erreichen, als es andere Bemühungen könnten. Das Grundleiden des modernen Menschen ist die Entfremdung. In der Zivilisation, die sich die Menschheit mit der Sesshaftwerdung selbst angetan hat, aber aus der sie auch nicht mehr herauskann und nicht herauswill, steht der Mensch ständig auf dem Prüfstand. Quelle: „Fühlen, was die Welt fühlt“ von Joachim Bauer

Von Hans Klumbies

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