Gefühle helfen bei der Bewältigung des Lebens

Gefühle ergreifen einen Menschen spontan und unmittelbar und kümmern sich wenig um rationale Argumente. Ulrich Schnabel nennt Beispiele: „Das gilt für Freudenausbrüche ebenso wie für negative, peinliche oder schmutzige Gefühle.“ Sie alle besitzen eine ungeheure Macht des „Es ist so.“ Ein Mensch ist das, was er fühlt. Dennoch fällt es aber keineswegs leicht, Gefühle genau zu definieren. Menschen kennen eine enorm breite Palette von Gefühlen und ein extrem großes Spektrum unterschiedlicher emotionaler Zustände. Es reicht von basalen, automatisierten Effekten bis hin zu ausgefeilten, kulturell verfeinerten Regungen, in die ein hohes Maß an gedanklicher Interpretation einfließt. Ebenso groß wie das Spektrum der individuellen Ausdrucksweisen sind allerdings auch die Unterschiede zwischen verschiedenen Menschen. Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Computer können keine Subjektivität herstellen

Mit Philosophen wie John Searle, Thomas Nagel und Colin McGinn ist David Gelernter der ketzerischen Meinung, dass Computer nicht in der Lage sind, Subjektivität herzustellen – die Welt im Kopf eines Menschen, ein eigenes Seelenleben, eine eigene private geistige Landschaft, durch die kein anderer wandern kann. Ein Computer beziehungsweise Roboter hat kein Bewusstsein für Glück. Es gibt keinen Geist in der Maschine, keine menschliche Geistesgegenwart. Dennoch übersteigt die Leistungsfähigkeit des Computers die menschliche Vorstellungskraft. David Gelernter stellt fest: „Wir glauben, mit der künstlichen Intelligenz der Schöpfung eines übernatürlichen Geistes beizuwohnen und den Stein der Weisen gefunden zu haben. In Wirklichkeit verstehen wir bis heute das Bewusstsein nicht. Wir können Subjektivität nicht erklären, vielleicht werden wir es nie können.“ David Gelernter ist Professor für Computerwissenschaften an der Yale University.

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Die Philosophie kann zu einem guten Leben führen

Daniel Klein führt die Leser seines neuen Buches „Immer wenn ich den Sinn des Lebens gefunden habe, ist er schon wieder woanders“ auf eine humorvolle philosophische Reise zu den großen Fragen des Lebens. Dabei beantwortet er zum Beispiel die Frage, warum Friedrich Nietzsche dazu mahnt, gefährlich zu leben. Die Frage danach, wie man das bestmögliche Leben führen kann, war einmal der zentrale Gegenstand der Philosophie. Für Denker wie Aristippos, Epikur, Sokrates, Plato und Aristoteles rangierte sie an vorderster Stelle. Immer wieder ist Daniel Klein darüber verblüfft, wie eloquent und anregend große Philosophen mit einer Handvoll gut gewählter Wörter sein können. Daniel Klein, Jahrgang 1939 studierte Philosophie in Harvard. Zusammen mit Thomas Cathcart schrieb er „Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar“, das in 26 Sprachen übersetzt wurde.

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Erfindungen fördern die Bewegung der Aufklärung

Die Bewegung der Aufklärung wurde beflügelt durch die großen Erfindungen der Neuzeit wie Buchdruck, Seekompass, Schiffsuhr, Fernglas, Mikroskop und so weiter. Diese Innovationen trugen direkt oder indirekt zur Verbesserung der Erfahrungserkenntnis bei. Entdeckungsreisen erweiterten die Kenntnis der Erde und der auf ihr lebenden Menschen, Tiere und Pflanzen in ungeheurem Ausmaß. Die Weltumsegelungen von James Cook, der von 1728 bis 1779 lebte, bildeten das eindrucksvollste Beispiel. Sein wissenschaftlicher Begleiter Georg Forster schrieb: „In einem gleichen Zeitraum hat niemand je die Grenzen unseres Wissens in gleichem Maße erweitert.“ Mithilfe von Fernrohr und Mikroskop eröffneten sich neue Makro- und Mikrowelten. Die Grenzen dieser Instrumente ließen aber auch ahnen, wie viele Dinge im Universum weiter verborgen bleiben müssen. Eine besondere Leitbildfunktion hatte die wissenschaftliche Revolution des 17. Jahrhunderts.

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Der Verstand filtert die Wahrnehmung der Welt

Der deutsche Philosoph Immanuel Kant, der von 1724 – 1804 lebte, vertrat die Auffassung, dass alle Menschen die Welt durch einen Filter wahrnehmen. Dieser Filter ist der menschliche Verstand. Er bestimmt, wie Menschen die Dinge wahrnehmen, und verleiht dieser Wahrnehmung ihre Form. Nigel Warburton erklärt: „Alles, was wir wahrnehmen, findet in Zeit und Raum statt, und jede Veränderung hat eine Ursache. Aber laut Kant liegt dies nicht an der Wirklichkeit, wie sie an sich ist, sondern ist eine Leistung unseres Verstands.“ Menschen haben keinen direkten Zugang zur Beschaffenheit der Welt. Sie können den Verstand ja nicht abschalten und die Dinge so sehen, wie sie wirklich sind. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Marktdesign erklärt die Funktion freier Märkte

Der Wirtschaftsnobelpreisträger Alvin E. Roth, Spieltheoretiker und Mitbegründer des „Market Designs“ widmet sich in seinem neuen Buch „Wer kriegt was und warum?“ einem Thema, das allen Menschen täglich begegnet, ohne dass sie sich dessen bewusst sind: den Märkten, die sich kaum oder nicht über Geld und Preise regeln lassen, sondern über einen Abgleich von Interessen und das optimale Verkuppeln von Wünschen, die der Zufriedenheit aller dienen. An vielen Beispielen aus Beruf und Alltag, von der Schulwahl bis zur Jobsuche, vom Wochenmarkt über die Online-Partnervermittlung bis zur Organspende, zeigt er, wie all die verschiedenen Märkte funktionieren, die das tägliche Leben bestimmen, ob man es will oder nicht. Und wie Menschen lernen können, sie zu ihren Gunsten zu nutzen. Alvin E. Roth lehrt sein 2012 an der Stanford University.

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Die Aufklärung steht im Zeichen der Menschenrechte

Unter Aufklärung wird jene Epoche verstanden, in der sich in Europa beziehungsweise in den USA die Auffassung durchsetzte, dass weder die Ständeordnung noch das Gottesgnadentum der Monarchie auf Dauer durchsetzbar waren. Die Theorie der Gewaltenteilung setzte sich durch und die Menschenrechte wurden in die amerikanische Verfassung von 1776 aufgenommen. Ebenso bedeutsam war die Déclaration des droits de l´homme et du citoyen von 1789, die einer auf Freiheit, politischer Gleichheit und Selbstständigkeit der Individuen abhebende Weltsicht Platz schaffte. Die Aufklärung war sich ihrer geschichtlichen Besonderheit durchaus bewusst. Dies erhellen ihre Selbstthematisierung und die Wahl der Bildlichkeit beziehungsweise Begrifflichkeit für das eigene Tun. So beginnt beispielsweise für Alexander Pope mit Isaac Newtons wissenschaftlicher Revolution in der Physik eine Epoche des Lichts.

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Das Glück gibt es nicht als allgemeines Ideal

Manfred Lütz enthüllt in seinem neuen Buch „Wie Sie unvermeidlich glücklich werden“ die Einsichten der klügsten Menschen der Welt über das Glück. Er ist davon überzeugt, dass eine Verbindung von Psychologie, Philosophie und spiritueller Tradition ganz neue Horizonte eröffnet und zu erstaunlichen Ergebnissen führt. Aber vor allem sieht der Autor in seinem Werk ein Aufklärungsbuch, das seine Leser gut unterhalten und zum Selberdenken anregen soll. Aber das Buch von Manfred Lütz ist keinesfalls ein Ratgeber: „Im Gegenteil, es it geradezu ein Anti-Ratgeber, eine Befreiung vom professionellen Besserwissertum und damit eine Anleitung zum selbstbewussten eigenen Leben und zu einem Glück, das es nicht als allgemeines Ideal gibt, sondern nur höchstpersönlich. Der Psychiater und Psychotherapeut Manfred Lütz ist seit 1997 Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses in Köln.

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Rudolf Eucken beantwortet Fragen zu Ewigkeit und Zeit

Der Mensch untersteht laut Rudolf Eucken als reines Naturwesen zunächst ganz und gar der Zeit und ihrer Veränderung, wie ein regelloser Strom fließt ihm das Leben dahin. Sobald es aber irgendeine Selbstständigkeit gewinnt, möchte es der bloßen Zeit überlegen werden, da es die Bindung an sie als einen Schaden und Schmerz empfindet. Und da entwickelt sich ein Verlangen nach einem dauerhaften Bestehen, ja nach Ewigkeit, wie Platon es in seinem Gastmahl in den herrlichsten Farben geschildert hat. Rudolf Eucken ergänzt: „So sucht der Einzelne, da er selbst bald vom Schauplatz abtreten muss, irgendwelche Spuren seines Daseins zu hinterlassen, große Könige errichten Denkmäler ihrer Taten und schreiben ihre Namen in Felswände ein.“ Im Jahr 1908 erhielt Rudolf Eucken den Nobelpreis für Literatur.

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Dauerhaftes Glück ist nicht möglich

Dem französischen Philosophen und Staatstheoretiker Charles-Louis de Montesquieu verdankt die Menschheit viele kluge Erkenntnisse über das menschliche Handeln und seine Bedingungen. Auch über das Glück hat der Baron im 18. Jahrhundert nachgedacht und dabei festgestellt, dass menschliche Grundproblem sei bar nicht das eigene fehlende Glück, sondern die Tatsache, dass man gern glücklicher als die anderen wäre – und das ist fast immer schwierig, weil man die anderen für glücklicher hält als sie sind. Dabei kannte dieser Vorläufer der Aufklärung noch gar nicht die moderne Mediengesellschaft, in der Montesquieus Analyse gleich doppelt zutrifft. Ulrich Schnabel erklärt: „Schließlich beziehen wir den Großteil unseres Wissens nicht mehr aus eigener Anschauung und Erfahrung, sondern aus der medialen Welt, in der sich ohnehin alle zufriedener geben, als sie tatsächlich sind.“ Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Markus Gabriel verteidigt den freien Willen

Von den Naturwissenschaften ausgehend hat sich in den letzten Jahren ein Neurozentrismus herausgebildet, der auf der Annahme basiert, dass Ich gleich Gehirn ist. Der Philosoph Markus Gabriel hegt in seinem neuen Buch „Ich ist nicht Gehirn“ begründete Zweifel, dass sich Menschen auf diese Weise selbst erkennen können. Der Autor kritisiert den Neurozentrismus scharf, stellt eine neue Verteidigung des freien Willens vor und gibt eine zeitgemäße Anleitung zum philosophischen Nachdenken über das eigene Selbst. Die Erkenntnisse, die er dabei gewinnt, sind teilweise sehr überraschend. Schon der scheinbar so selbstverständlichen Umstand, dass Menschen geistige Lebewesen sind, die ein bewusstes Leben führen, wirft unzählige Rätsel auf. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Das Leben ist widersprüchlich und immer in Bewegung

Aristoteles sagt: „Die Aufgabe des Weisen ist das Ordnen.“ Seit der Entstehung der Welt gilt Ordnung als das Schöne. Ihr Gegenspieler ist das Chaos. Und Unordnung bestätigt zugleich die Notwendigkeit der Ordnung. Sie gilt im kosmischen Bereich als absolut, in dem die Sterne unabänderlich ihre Bahnen ziehen. Es ist die Dynamik von Unordnung und Ordnung, die es Platon erlaubt, Ordnung als universellen Begriff außer Zweifel zu stellen. Wilhelm Berger erklärt: „Seine universelle Ordnung setzt er daher in eine gleichzeitige Distanz und Nähe zur Wirklichkeit. Sie ist die Sphäre des Wesentlichen, welchem wir das eigentliche Sein zuschreiben in unsern Fragen und Antworten.“ Das Allgemeine gilt bei Platon immer mehr als das Besondere. Professor Wilhelm Berger lehrt am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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Georg Ernst Stahl stellt eine Affektentheorie auf

Um das Jahr 1700 herum kommt in die Theorie über die Affekte in wörtlichem Sinne Bewegung. Der Naturforscher und Mediziner Georg Ernst Stahl, der von 1660 bis 1734 lebte, gilt als Erfinder des Panpsychismus oder auch des Vitalismus beziehungsweise des Animismus. Er verstand die Seele als Triebfeder, als inneres bewegendes Prinzip. Alle Lebenserscheinungen seien durch unmittelbares Eingreifen der „anima“ bedingt, die Georg Ernst Stahl von der unsterblichen Psyche trennt. Die Seele baue sich den Körper auf und bediene sich des Kreislaufs. Die verschiedenen Dispositionen des Körpers und seiner Säfte könnten oft Anlass verschiedenartiger Bewegungen des Gemüts sein. Die raschen Effekte würden buchstäblich von Bewegungen begleitet und durch Bewegungen des Herzens charakterisiert. So gibt es um die Jahrhundertwende das Stahlsche System der kontinuierlichen Bewegung im Körper und das Leibniz’sche System der Darstellungsbewegungen im Vorstellen von Welt.

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Die Midlife-Crisis führt zur Egozentrierung

Es gibt verschiedene heikle Phasen im Leben, in denen die Menschen erheblich selbstbezogener sind als sonst. Ein Höhepunkt der Egozentrierung ist neben der Pubertät sicherlich die Midlife-Crisis. Werner Bartens erklärt: „Man kreist nur noch um sich, um die nachlassende Spannkraft, fehlende Energie und weniger Leistungsfähigkeit.“ Und nur mühsam stellt sich die Erkenntnis ein, dass es fortan nicht nur körperlich, sondern auch beruflich nicht zwangsläufig weiter aufwärtsgeht und manche Möglichkeiten im Leben unwiderruflich vorbei sind. Wer damit hadert, findet wenig Muße, sich auch noch in das Seelenleben anderer einzufühlen. Werner Bartens rät, dieses Selbstmitleid auf keinen Fall zu kultivieren. Denn nach einer Krise geht es in der Regel auch wieder aufwärts. Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.

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Slavoj Žižek warnt vor dem Rechtspopulismus in Europa

Die größte Gefahr im gegenwärtigen Europa ist für den Philosophen Slavoj Žižek die Radikalisierung der Einheimischen, die schon längst im Gange ist. In Frankreich gibt es den Front National, in Deutschland Pegida und AfD. Auch in anderen Ländern nehmen rechtspopulistische und rechtsextremistische Tendenzen zu. Slavoj Žižek warnt: „Die radikale Rechte profitiert vom Flüchtlingschaos. Falls Le Pen und Konsorten an die Macht kommen sollten, wird es nicht mehr das Europa sein, das wir kennen und wollen.“ Slavoj Žižek meint damit das Europa des Universalismus, der Aufklärung, der Menschen- und Freiheitsrechte, der Solidarität, und des Sozialstaates. Europa darf seiner Meinung nach sehr stolz sein auf seine Errungenschaften, und es sollte diese entschieden verteidigen. Europa muss auch von den ankommenden Muslimen verlangen, dass diese die europäischen Werte respektieren.

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Die Menschen sind nur Schachfiguren in einem Spiel

Die meisten Menschen lieben ihre Sprache. Moderne Menschen bevorzugen eher eine verkürzte Sprache. Alexander Goebel stellt erläutert: „Sprache ist, wenn richtig eingesetzt, ein unschlagbares Tool für nahezu alle Begehren. Sie kann aber ebenso eine zerstörende Waffe sein.“ In vielen Unternehmen hat sich oftmals eine Sprache aus zwei Welten etabliert, die letztendlich niemandem zugutekommt. Die Sprache von oben und die von unten. Diese Firmen akzeptieren leichtfertig, dass falscher oder unvollständiger Sprachgebrauch, um nicht zu sagen Sprachmissbrauch, einen Firmenkultur negativ beeinflusst. Der Irrtum liegt in der Gewichtung. Für viele Institutionen und Persönlichkeiten liegt die Hauptarbeit in der Analyse von Situationen und der Festsetzung der anschließenden Maßnahmen. Seine Mitarbeiter als eine Art Software zu betrachten, der man nur die richtigen Befehle zu geben hat, wirkt sich in der Konsequenz fatal auf die Produktivität aus. Alexander Goebel ist seit über 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

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Schlafmangel kann der Auslöser vieler psychischer Leiden sein

Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Burnout-Syndrom und Angststörungen, aber auch die Abhängigkeit von Alkohol und anderen Drogen sind Gründe für immer mehr lange Krankschreibungen und Frühverrentungen. Fachleute wie der Berliner Psychologe Frank Jacobi machen dafür „erhöhte psychomentale Anforderungen“ verantwortlich: „Die Anforderungen in der Arbeitswelt überfordern manche Menschen.“ Wenn die Medien über das Problem berichten, ist meist … Weiterlesen

Beobachtungen sind immer Interpretationen

Im „Versuch über den menschlichen Verstand“ schreibt der englische Philosoph John Locke, der von 1632 bis 1704 lebte, folgendes: „Niemand kann im Ernst so skeptisch sein, dass er über die Existenz der Dinge, die er sieht und fühlt, ungewiss wäre.“ John Locke war der erste große Vertreter des empirischen Denkens. Er vertritt die These, dass sich etwas Reales aus unterschiedenen und mit hin unterscheidbaren Elementen zusammengesetzt ist. Diese Annahme wird später von Ludwig Wittgenstein zum Begriff der Tatsache verallgemeinert. Seiner Meinung nach ist die Tatsache das Bestehen von Sachverhalten und der Sachverhalt ist eine Verbindung von Gegenständen wie Sachen oder Dingen. Ludwig Wittgenstein schreibt: „Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge.“ Mit dem Begriff der Tatsache ist der Ausgangspunkt einer Tätigkeit gesetzt, die seit Aristoteles Induktion heißt, ein Denkweg vom Einzelnen zum Allgemeinen, aus dem Geschehen in eine Distanz hinein.

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Die Sophisten waren für Platon keine Lehrer der Weisheit

Das, was einst das Wesen einer Universität ausmachte, die Freiheit in Forschung und Lehre, ist laut Konrad Paul Liessmann zu einer lästigen Randerscheinung geworden, die den Betrieb nur noch stören, nicht mehr zu befördern vermag. Der Verdacht, dass die Wissenschaft und ihre Lehre nicht mehr frei, sondern auch an staatlichen Universitäten und Hochschulen an letztlich ökonomische Kriterien und Erwartungen gebunden sind, ist für Konrad Paul Liessmann nicht unbegründet: „Das mag im Trend einer Zeit liegen, in der Messbarkeit und wirtschaftliche Effizienz zu den obersten Maximen geworden sind, aber auch Menschen, die wenig dagegen haben, dass auf dieser Erde nahezu alles käuflich ist, beschleicht ein Unbehagen, wenn die Rede davon ist, dass die Wahrheit vor Gericht, die Wahrheit in der Politik und eben auch die Wahrheit in der Wissenschaft nur eine Frage des angemessenen Preises ist. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Platon denkt als einer der ersten über die Erkenntnis nach

Platon, der laut Wilhelm Berger als erster Erkenntnistheoretiker gelten kann, ist mit dem Zerfall seiner Welt konfrontiert. Die griechische „polis“ gerät immer mehr in eine Krise, die nicht nur politische, sondern auch ökonomischen Ursachen hat. Ab dem 7. Jahrhundert vor Christus beginnt sich die Geldwirtschaft durchzusetzen. Wilhelm Berger erklärt: „Das hat tiefgreifende Auswirkungen auf der Ebene des Sozialen und gefährdet den Zusammenhalt, der für das Überleben der „polis“ notwendig ist.“ Ungleichheit treibt die Bürger auseinander. Man weiß nicht mehr, was richtig und falsch, gut und böse ist. So hat Platons Nachdenken über das Erkennen ein ethisches Grundmotiv.“ Auch der englische Philosoph Francis Bacon (1561 – 1626) denkt mitten in einer Krise des Übergangs in die Neuzeit über die Erkenntnis nach. Professor Wilhelm Berger lehrt am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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Bei positiven Emotionen verschiebt sich die Wahrnehmung

Negatives Denken konzentriert sich auf einen schmalen Bereich: auf das, was einen Menschen ärgert. Daniel Goleman stellt eine Faustregel aus der Kognitionstherapie vor: „Die Konzentration auf die negativen Seiten eines Erlebnisses stellt ein Rezept für Depressionen dar.“ Positive Gefühle dagegen erweitern das Spektrum der Aufmerksamkeit einer Person. Es steht ihr frei, alles einzubeziehen. Wenn die positiven Emotionen einen Menschen im Griff haben, verschiebt sich sogar die menschliche Wahrnehmung. Die Psychologin Barbara Fredrickson formuliert diesen Sachverhalt wie folgt: „Wenn wir uns wohlfühlen, erweitert sich unsere Wahrnehmung von der üblichen, selbstzentrierten Konzentration auf >mich< zu einer umfassenderen warmherzigen Konzentration auf das >wir<.“ Die Fokussierung auf negative oder positive Aspekte bietet zudem einen gewissen Anhaltspunkt, wenn man wissen will, wie das menschliche Gehirn funktioniert.

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Rudolf Eucken setzt sich mit dem Glücksproblem auseinander

Rudolf Eucken stellt sich die Frage, ob ein Mensch das Glück zum Ziel seines Strebens machen darf, da es möglicherweise eine Enge und Kleinheit der Gesinnung bekundet, alles Streben vornehmlich darauf zu richten, was das Leben an Glück gewährt. Rudolf Eucken fügt hinzu: „Auch die Erfahrung scheint deutlich zu zeigen, dass nicht nur einzelne Menschen, sondern ganze Völker und Religionen auf Glück zu verzichten vermochten; auch Denker allerersten Ranges haben eine Erhebung über das Glücksstreben gefordert.“ Wenn man die Geschichte allerdings genauer betrachtet, sieht man den Kampf weniger gegen das Glück überhaupt, sondern lediglich geringere Formen des Glücks gerichtet. Auch in dem, wodurch man es zu ersetzen glaubte, ist laut Rudolf Eucken immer wieder ein Verlangen nach Glück zu erkennen.

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Erhard Oeser nennt die Wurzeln des Fremdenhasses

Eines der meistgebrauchten Worte der vergangenen Tage ist Fremdenfeindlichkeit. Wenn Flüchtlinge in Ungarn mit Gewalt festgehalten werden oder Staaten der Europäischen Union (EU) sich weigern, Heimatvertriebene aufzunehmen, steckt dahinter Angst – vor dem Fremden, dem Eindringling, dem Migranten. Erhard Oeser erklärt, warum so viele Menschen Angst vor dem Fremden haben: „Das geht weit in die Menschheitsgeschichte zurück. Fremdenangst ist ein Schutzmechanismus. Man weiß ja nicht, welche Absichten der Fremde verfolgt. Ist er feindlich? Ist er freundlich? Da ist es gut, erst einmal vorsichtig zu sein.“ Dabei handelt es sich um ein weltweites Phänomen und eine genetische Disposition. Denn es ist schon vorhanden, ehe man schlechte Erfahrungen gemacht hat. Der Philosoph Erhard Oeser studierte in München und Wien Philosophie und Psychologie. War lange bis zu seiner Emeritierung Professor an der Universität Wien.

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Rudolf Eucken erklärt wie der Realismus den Idealismus ablöst

Das 19. Jahrhundert hat laut Rudolf Eucken eine durchgreifende Wendung von einer unsichtbaren zu einer sichtbaren Welt vollzogen, wie das bei den Überzeugungen die Verdrängung des Idealismus durch den Realismus bekundet. Mit der Freude und Frische der Jugend ergreift die Menschheit die Realität, je enger sie mit ihr verbunden ist, desto fester wird ihre Zuversicht, hier für die Gesamtheit des Lebens einen Sinn und einen Wert zu finden. Der Boden dieses sichtbaren Universums scheint auf einem unerschütterlichen Boden gegründet zu sein, der hier die Arbeit trägt, alle Schatten der Vorurteile, alle Nebel des Aberglaubens sind gewichen. Rudolf Eucken schreibt: „Helles Sonnenlicht umflutet die Dinge und zeigt ungetrübt ihre echte Natur, nach allen Seiten hin findet das Wirken freies und unbegrenztes Feld, das Leben scheint hier zuerst von Traum und Wahn zu voller Wachheit und Wirklichkeit zu gelangen.“

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Viele Menschen wissen nicht um den Schmutz in ihrer Seele

Rotraud A. Perner kritisiert, dass leider die meisten Menschen auf die reinigende Kraft der Schuldverschiebung vertrauen. Der Psychologe Thomas Kornbichler mahnt: „Viele wissen nicht um den Schmutz in der eigenen Seele und projizieren ihn deshalb fanatisch auf ihre Feindobjekte.“ Denn das ist die Funktion von Feindbildern: Man kann ihnen leichter Schuld andichten als Nahestehenden, die einen zur Rechenschaft ziehen könnten. Da wird meist weitergelogen, obwohl das eine Chance wäre, sich echt zu entschuldigen. Unecht sind auch stellvertretende Entschuldigungen. Egal ob sich Politiker mit der Gnade der späten Geburt für den Holocaust entschuldigen oder irgendwelche Funktionsträger für katastrophale Fehlhandlungen ihrer Soldaten – es wird die direkte Konfrontation mit den Geschädigten oder ihren Nachfahren vermieden. Rotraud A. Perner ist Juristin, Psychotherapeutin, Psychoanalytikerin und absolvierte postgraduale Studien in Soziologie und evangelischer Theologie. Eines ihrer zahlreichen Bücher heißt „Die reuelose Gesellschaft“ und ist im Residenz Verlag erschienen.

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