Körper und Geist bilden eine Einheit

Den meisten Menschen ist klar, dass Körper, Geist und Psyche zusammengehören und eine Person nur als Einheit verstanden werden kann; und dass das Gesamtsystem Mensch erst durch das Zusammenspiel von Körper und Bewusstsein funktionsfähig wird. Ulrich Schnabel fordert: „Für die Medizin müsste das bedeuten, Krankheiten nicht allein auf rein körperlicher Ebene zu behandeln, sondern stets auch die seelische Verfassung, die Erwartung und innere Einstellung der Patienten zu berücksichtigen.“ Doch diese Einsicht geht im täglichen Betrieb vieler Krankenhäuser oft unter, sei es aus Zeitmangel, ökonomischem Druck oder schlicht aus Ignoranz. Dabei gibt es mittlerweile genügend Belege für den großen Einfluss, den die menschliche Psyche auf das körperliche Befinden hat. Die Einstellung und das Verhalten eines Patienten können massiv das das biologische Geschehen ihres Körpers beeinflussen. Ulrich Schnabel ist seit über 25 Jahren Wissenschaftsredakteur bei der ZEIT.

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Ein Großteil der Deutschen blickt voller Angst und Sorge in die Zukunft

Wer versucht, ein aktuelles Stimmungsbild der Deutschen zu zeichnen, stößt schnell auf ein Paradox: Von außen betrachtet, geht es Deutschland – im Vergleich zu anderen Ländern – erstaunlich gut. Ulrich Schnabel erklärt: „Die Menschen leben seit Jahrzehnten in Frieden, die Wirtschaft brummt, ihr Land ist sicherer, demokratischer und wirtschaftlich stärker als die meisten anderen Staaten. Sie genießen eine hohe Lebenserwartung und können sich über einen Wohlstand freuen, von dem viele andere Menschen auf diesem Planeten nur träumen.“ Von „Cool Germany“ schwärmte selbst der sonst so kritische „Economist“. Deutschland sei „facettenreich, offen, informell und hip“, schrieb die einflussreiche britische Wirtschaftszeitung und sah darin sogar ein „Modell“ für andere westliche Länder. Ulrich Schnabel ist seit über 25 Jahren Wissenschaftsredakteur bei der ZEIT.

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Die Zuversicht ist die Kraft der inneren Freiheit

Ulrich Schnabel erzählt in seinem neuen Buch „Zuversicht“ von Menschen, die ihren Lebensmut selbst unter schwierigsten Dingen nicht verloren. Dabei geht es nicht um die naive Hoffnung, dass am Ende irgendwie alles wieder gut wird. Sein Buch ist auch kein Ratgeber im positiven Denken oder eine Empfehlung zum unbeirrten Optimismus, demzufolge es niemals Krisen gibt. Es geht Ulrich Schnabel um jene Art der Zuversicht, die sich keine Illusionen über den Ernst der Lage ist – und die einen Menschen dennoch in die Lage versetzt, der Angst zu trotzen und jene Spielräume zu nutzen, die sich auftun. Die neuesten Erkenntnisse aus Medizin, Neurobiologie, Psychologie und Philosophie zeigen: Nicht die Herausforderungen sind entscheidend, sondern die innere Haltung, die ein Mensch dazu einnimmt. Ulrich Schnabel ist seit über 25 Jahren Wissenschaftsredakteur bei der ZEIT.

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Hilfe für andere stabilisiert die eigene Psyche

Wer sich weniger hilflos fühlen will, hilft sich selbst, indem er anderen hilft. Georg Pieper erläutert: „Das Bewusstsein, ich bin solidarisch, ich setze mich dafür ein, dass wir diese Situation gemeinsam meistern, lässt die eigene Angst und das eigene Ohnmachtsgefühl in den Hintergrund treten.“ Wer anderen hilft und sie unterstützt, stabilisiert damit gleichzeitig seine eigene Psyche. Besonders beeindruckend findet Georg Pieper in diesem Zusammenhang die Geschichte des berühmten österreichischen Neurologen und Psychiaters Viktor Frankl, der 1942 von den Nationalsozialisten deportiert und Gefangener in mehreren Konzentrationslagern war. In seinem Buch über diese furchtbare Zeit erzählt er immer wieder von seinem starken inneren Bedürfnis, Mitgefangene zu unterstützen und sich um sie zu kümmern, denen es noch schlechter ging als ihm selbst. Der Psychologe, Therapeut und Traumaexperte Georg Pieper betreut seit Jahrzehnten Menschen nach extremen Katastrophen.

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Erlernte Hilflosigkeit lässt sich in Optimismus verwandeln

Auf die Frage „Warum fördert lebenslanges Lernen den Optimismus?“ gibt Jens Weidner folgende Antwort: „Wer lernt, wird klüger – in der Schule, in der Ausbildung, im Studium. Wer lebenslang lernt, auch noch mit dreißig, mit fünfzig, mit sechzig Jahren potenziert sein Wissen um ein Vielfaches, hat unterschiedliche Lösungsstrategien im Hinterkopf, kann zielführender, erfolgreicher agieren und kommt damit schlichtweg weiter als andere.“ Martin Seligman, der Präsident der American Psychological Association, hat sich der Frage intensiv gewidmet, ob man Optimismus lernen kann, und er beantwortet sie mit einem glasklaren Ja. Seine Studien verfolgten das Ziel erlernte Hilflosigkeit in Optimismus zu verwandeln. Eine seiner zunächst wenig spektakulären Kernaussagen lautet: Der Optimist hat einen zuversichtlichen Blick auf private sowie berufliche Möglichkeiten und wirtschaftliche Entwicklungen. Jens Weidner ist Professor für Erziehungswissenschaften und Kriminologie.

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Jeder Mensch kann sein persönlichen Ängste regulieren

Gesunde Angst ist ein Mechanismus des Schutzes, der das Überleben eines Menschen sichert. Sie warnt und hält einen davon ab, unverantwortliche Risiken einzugehen. Georg Pieper ergänzt: „Zugleich mobilisiert Angst Kräfte, um eine Gefahrensituation zu überstehen und etwa bei einer Schlägerei oder einem Hausbrand schnell weglaufen zu können.“ Aber es gibt eben auch übertriebene Angst, die einen Menschen nicht schützt, sondern im Gegenteil eher Probleme macht. Sie hat einen negativen Einfluss auf das Lebensgefühl und die Lebensgestaltung, und sie vergiftet das Klima in der Gesellschaft. Dieser Angst sollte man deshalb nicht die Macht über sein Denken und Handeln überlassen, sondern dafür sorgen, dass sie von Stärke, Selbstbewusstsein, positiven Gefühlen und Zuversicht gelenkt werden. Dr. Georg Pieper arbeitet als Traumapsychologe und ist Experte für Krisenintervention.

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Beim „Russland-Feldzug“ war der Sieg fest eingeplant

Von allen Optionen, die sich für die deutsche Führung nach dem Scheitern des Luftkriegs gegen Großbritannien boten, war die Entscheidung für den „Russland-Feldzug“ die riskanteste, nicht nur weil sie die eigenen Kräfte maßlos über- und den Gegner unterschätzte, sondern auch weil sie dem extremen Zeitdruck, unter dem die deutsche Seite ohnehin stand, noch weiter zuspitzte. Ulrich Herbert erklärt: „Die Rote Armee sollte nach den deutschen Planungen in drei Monaten geschlagen sein. Die Siegeszuversicht war so groß, dass es nicht einmal nötig schien, den Rüstungsschwerpunkt komplett auf den Krieg gegen die Sowjetunion umzustellen.“ Sollte der Krieg länger dauern, das war sichtbar, wäre die gesamte deutsche Strategie hinfällig. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Der Zusammenhalt in den modernen Gesellschaften geht verloren

Wenn an allen Orten und bei jeder Gelegenheit das Ideal des nur auf sich gestellten Individuums eingefordert wird, das sich allein seiner Selbstverwirklichung, Selbstoptimierung und Unabhängigkeit verpflichtet sieht, dann stellt sich für Ernst-Dieter Lantermann die Frage, wie unter diesen Bedingungen überhaupt noch so etwas wie sozialer Zusammenhalt zustande kommen kann. Untersuchungen zeigen in der Tat, dass moderne Gesellschaften sich immer rascher hin zu einer Auflösung des sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalts, zu eine fortschreitenden sozialen Desintegration entwickeln. Nicht wenige Menschen erkennen darin eine Chance, die in früheren Zeiten für sie undenkbar gewesen wäre: Unter der Voraussetzung, dass sie über die notwendigen Mittel und Ressourcen verfügen, dürfen und können sie selber entscheiden, welchen Organisationen, Institutionen, Lebensmilieus oder Gruppierungen sie sich zugehörig fühlen, wofür sie sich engagieren und wo sie sich integrieren möchten. Ernst-Dieter Lantermann war von 1979 bis 2013 Professor für Persönlichkeits- und Sozialpsychologie an der Universität Kassel.

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Das Leben verläuft immer mehrdimensional

Mut hat viel mit einem anderen Wert zu tun. Uwe Böschemeyer meint damit die Freiheit: „Wer mutig ist, hat seine Fesseln satt. Er will sie nicht mehr. Er will frei sein, freier als bisher.“ Ein solcher Mensch spürt, dass er täglich, stündlich vom Leben gefragt wird, wofür oder wogegen er sich hier und jetzt entscheiden will. Er merkt, dass er sich häufiger gegen als für sich entscheidet. Dass er beispielsweise für seine Karriere alles, für sich selbst nur wenig tut. Dass er selbst dafür verantwortlich ist, ob und wie er sein Leben findet. Im Jahr 1975 erwarb Uwe Böschemeyer bei Prof. Viktor Frankl sein Zertifikat in Logotherapie und Existenzanalyse. 1982 gründete er das Institut für Logotherapie in Hamburg. Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Wertimagination und die Wertorientierte Persönlichkeitsbildung.

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Die Banken sind Umverteilungsmaschinen von unten nach oben

Die Konzentration wirtschaftlicher Macht in der Realwirtschaft gibt Anlass zur Sorge. Und nach wie vor sind die Finanzmärkte nicht gebändigt. Und sie stellen für den grünen Politiker Gerhard Schick dadurch eine gefährliche Macht dar. Die Deregulierung der Märkte hat dazu geführt, dass das Zusammenwirken der Finanzakteure eine gefährliche Dynamik entwickelt, die auch in Zukunft schwer zu bewältigende Finanzkrisen produzieren kann. Gerhard Schick behauptet: „Die Wahrscheinlichkeit einer Finanzkrise ist leider heute nicht geringer als zu der Zeit, als die US-amerikanische Bank Lehman Brothers oder die deutsche Hypo Real Estate zusammenbrachen und in der Folge dann die gesamte Bankenbranche gerettet wurde.“ Zudem sind seiner Meinung nach die Banken eine enorme Maschine der Umverteilung von unten nach oben, die dringend gestoppt werden muss. Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

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Rudolf Eucken erklärt wie der Realismus den Idealismus ablöst

Das 19. Jahrhundert hat laut Rudolf Eucken eine durchgreifende Wendung von einer unsichtbaren zu einer sichtbaren Welt vollzogen, wie das bei den Überzeugungen die Verdrängung des Idealismus durch den Realismus bekundet. Mit der Freude und Frische der Jugend ergreift die Menschheit die Realität, je enger sie mit ihr verbunden ist, desto fester wird ihre Zuversicht, hier für die Gesamtheit des Lebens einen Sinn und einen Wert zu finden. Der Boden dieses sichtbaren Universums scheint auf einem unerschütterlichen Boden gegründet zu sein, der hier die Arbeit trägt, alle Schatten der Vorurteile, alle Nebel des Aberglaubens sind gewichen. Rudolf Eucken schreibt: „Helles Sonnenlicht umflutet die Dinge und zeigt ungetrübt ihre echte Natur, nach allen Seiten hin findet das Wirken freies und unbegrenztes Feld, das Leben scheint hier zuerst von Traum und Wahn zu voller Wachheit und Wirklichkeit zu gelangen.“

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Das Hormon Oxytocin ist für das Bindungsverhalten zuständig

Eine der Erklärungen, warum sich Familienangehörige, trotz aller Streitigkeiten, unterstützen und zueinander stehen, lautet: „Blut ist dicker als Wasser.“ Wenn zwei Menschen sich aneinander binden und nicht mehr ohne den anderen sein können, dann heißt es: „Das muss wohl Liebe sein.“ Werner Bartens stellt deshalb die Frage, was dafür verantwortlich ist, dass die Menschen zusammenblieben und sie die gegenseitige Nähe spüren lässt. Werner Bartens erklärt: „An Tieren konnte schon weitaus früher als beim Menschen gezeigt werden, wie prägend das Hormon Oxytocin für enge Bindungen ist.“ Bei Menschen ist dieses Hormon ebenfalls für elementare Muster des Bindungsverhaltens zuständig. So ist Oxytocin zum Beispiel vermehrt aktiv, wenn Mütter ihre Kinder liebkosen oder Partner einander die ewige Liebe versprechen und sich im Liebesrausch befinden. Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.

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Walter Benjamin stellt seine Philosophie der Zukunft vor

Für Walter Benjamin ist es die zentrale Aufgabe der kommenden Philosophie die tiefsten Ahnungen, die sie aus der Zeit und dem Vorgefühl einer großen Zukunft schöpft, durch die Beziehung auf das Philosophiesystem von Immanuel Kant zu Erkenntnis werden zu lassen. Walter Benjamin begründet dies wie folgt: „Denn Kant ist von denjenigen Philosophen, denen es nicht unmittelbar um den Umfang und die Tiefe, sondern vor Allem, und zu allererst, um die Rechtfertigung der Erkenntnis ging der jüngste und nächst Platon auch wohl der Einzige.“ Der deutsche Philosoph, Literaturkritiker und Übersetzer Walter Benjamin wurde am 15. Juli 1892 in Berlin geboren. Am 26. September 1940 nahm er sich auf der Flucht vor der Gestapo an der spanischen Grenze das Leben.

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Die Zuversicht und die Fröhlichkeit sind die wahren Reichtümer

Der ganze Unterschied im Leben zweier Menschen betrifft entweder ihre Leidenschaften oder deren Erfüllung. David Hume erklärt: „Unterschiede in diesen beiden Hinsichten genügen, um die weit auseinanderliegenden Extreme von Glück und Elend hervorzubringen. Um glücklich zu sein, darf die Leidenschaft weder zu hefige noch zu schwach sein.“ Im ersten Fall befindet sich die Seele ständig ein einer aufgeregten Umtriebigkeit; im zweiten Fall versinkt sie in eine lähmende Lethargie, die ein Unlustzustand ist.“ Um glücklich zu sein, muss die Leidenschaft zugleich mild und sozial, auf keinen Fall aber roh und ungebändigt sein. Außerdem sollte die Gemütsstimmung fröhlich und heiter und nicht düster und melancholisch sein. David Hume, der von 1711 bis 1776 lebte, gehört zu den Klassikern der europäischen Philosophie.

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Der Glaube prägte die Gestalt und den Inhalt des Abendlandes

Vom Glauben zu sprechen müsste für Reinhold Schneider heißen, von der Zuversicht dessen zu reden, was ein Mensch erhofft, aber auch von der Freude, der Geborgenheit und der Erwartung. Das heißt auch, von der sich immer aufs Neue herstellende Sicherheit des Überwindens, von der Verklärung der Welt und des Lebens im Lichte ihres letzten Ziels. Wolfgang Schneider fügt hinzu: „Der Glaube hat als alles durchdringende, einigende, steigernde Kraft die Geschichte des Abendlandes bewirkt, vielleicht sogar geschaffen in der ihr fortan eigenen Gestalt und seinen Inhalt gegeben.“ Der Glaube hat auch die Seelen der Menschen in einer einzigartigen Weise erweckt. Der Schriftsteller Reinhold Schneider, geboren 1903 in Baden-Baden, gestorben 1958 in Freiburg/Breisgau, wurde 1956 mit dem Friedenspreis des Deutschen Bundhandels ausgezeichnet.

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Beatrice Weder di Mauro erörtert die Chancen des Wachstums

Die Weltwirtschaft hat in den vergangenen zwanzig Jahren einen sehr schellen Wandel durchlebt. Das weltweite Wirtschaftswachstum beschleunigte sich deutlich und hatte zunehmend auch eine neue Qualität. Laut Beatrice Weder di Mauro traten ärmere Länder nicht nur verstärkt als Teilhaber, sondern sogar als Treiber der wirtschaftlichen Expansion auf. Eine Gruppe von Schwellenländern konnte in dieser Zeit gegenüber den Industriestaaten deutlich aufholen und selbst als hoffnungslos geltende Länder haben in kurzer Zeit dynamische Wirtschaftsentwicklungen durchlaufen. Beatrice Weder die Mauro schreibt: „Vieles an dieser Veränderung ist ohne Zweifel positiv. So brachte das Wachstum für Millionen von Menschen die Chance, sich aus der Armut zu befreien und ihren Kindern den Zugang zu Bildung und Gesundheitsleistungen zu ermöglichen.“ Die schweizerisch-italienische Wirtschaftswissenschaftlerin gehört dem Verwaltungsrat der Großbank UBS an. Zwischen 2004 und 2012 war sie Mitglied im sogenannten Rat der Wirtschaftsweisen.

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Rudolf Eucken analysiert den Ursprung des Wahrheitsbegriffs

Die Wahrheit gehört zu den Begriffen, die auf den ersten Blick einfach, ja beinahe selbstverständlich erscheinen, die aber umso komplizierter werden, je genauer man den Begriff untersucht. Rudolf Eucken erklärt: „Wenn das Alltagsleben von Wahrheit redet, so will es nur ein Bild, eine Meinung, eine Behauptung mit dem Tatbestande vergleichen, auf den sie sich bezieht; soweit dieser Tatbestand dem Bereich der Erfahrung angehört, ist solche Vergleichung leicht; es kann hier Wahrheit unbedenklich als eine Übereinstimmung unserer Vorstellung mit dem Gegenstande gelten.“ Aber dieser Wahrheitsbegriff kann seiner Meinung nach dem Menschen schon deshalb nicht genügen, weil es ihn treibt, die natürliche Verkettung der Erscheinungen zu durchbrechen, über die Welt nachzudenken und sein Verhältnis zu ihr abzuwägen. Der Mensch entwickelt dabei einen eigenen Kreis von Gedanken, die er von der Welt der Dinge unterscheidet und muss sich dabei fragen, wie weit sein Denken den Dingen entspricht.

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Seneca empfielt den Menschen die Freude zu lernen

„Denn das Höchste hat schon erreicht, wer den Grund seiner Freude kennt und sein Glück nicht vom äußeren Einfluss abhängig gemacht hat“, sagt Seneca. Dagegen ist derjenige verstört und selbstunsicher, den die Hoffnung auf Ungewisses reizt, gleichgültig, ob das Erhoffte ganz nahe ist oder leicht zu erreichen, oder ob er noch überhaupt keine Enttäuschungen kennengelernt hat. Seneca rät den Menschen sich in ihrem Tun vor allem von einem bestimmen zu lassen: zu lernen sich zu freuen! Dabei kommt es darauf an, dass die Freude im eigenen Inneren lebendig ist. Alle anderen freudigen äußeren freudigen Anlässe können das Herz nicht füllen, da sie flüchtiger Natur sind.

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Amartya Sen fragt nach der Reichweite der Vernunft

Für Amartya Sen, der im Jahr 1998 den Nobelpreis für Ökonomie erhielt, ist Nachdenken eine sichere Quelle der Hoffnung und Zuversicht in einer Welt, die von vergangenen und gegenwärtigen finsteren Taten verdüstert ist. Warum sich dies so verhält, ist seiner Meinung nach leicht einzusehen. Selbst wenn ein Mensch etwas total empörend findet, kann er seine Reaktion prüfen und sich fragen, ob sie angemessen ist und ob er sich von ihr leiten lassen soll. Amartya Sen schreibt: „Nachdenken kann man über die richtige Art, andere Menschen, andere Kulturen, andere Ansprüche einzuschätzen und zu behandeln, und über andersartige Gründe für Achtung und Toleranz.“

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Kein Staat entsteht durch freiwillige Verträge

Der Kultur- und Kunstgeschichtler Jacob Burckhardt vertritt die These, dass noch kein Staat durch einen wahren, von allen Seiten freiwilligen Kontrakt entstanden ist. Denn Abtretungen und Ausgleichungen zwischen rivalisierenden Völkern sind keine Kontrakte. Er schließt daraus, dass auch künftig kein Staat auf diese Weise entstehen wird. Auch der optimistischen Ansicht, wonach der Staat zum Schutz der Gesellschaft entstanden wäre, als ihre negative, abwehrende, verteidigende Seite, so dass der Staat und das Strafrecht identischen Ursprung hätten, kann sich Jacob Burckhardt nicht anschließen. Eher sieht Jacob Burckhardt den Ursprung des Staates durch die Gewalt gegeben, da diese durch die Ungleichheit der menschlichen Anlagen von selbst entsteht.

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Amartya Sen propagiert die Idee der Gerechtigkeit

Amartya Sen, einer der einflussreichsten Denker unserer Zeit, hat sein Buch „Die Idee der Gerechtigkeit“ John Rawls gewidmet. Seine Theorie der Gerechtigkeit argumentiert mit Thesen, die am Ergebnis orientiert sind, deren Wertbestimmung die konkrete Überwindung von Ungerechtigkeit ist. Der Autor beschreibt viele Wege zu einer gerechteren Welt, die Menschheit muss nur den Willen aufbringen, auf ihnen zu gehen. Amartya Sen ist Professor für Philosophie und Ökonomie an der Harvard Universität. 1998 erhielt er den Nobelpreis für Ökonomie. Zu seinen bekanntesten Büchern gehören „Ökonomie für den Menschen“ und „Die Identitätsfalle.“

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Rüdiger Safranski philosophiert über das Risiko

Der Philosoph Rüdiger Safranski postuliert einen ungeheuren Sicherheitskonsum in den hoch entwickelten Wohlfahrtsgesellschaften. Die Menschen lebten noch nie so sicher wie heute. Doch je größer die reale Sicherheit ist, desto größer ist die gefühlte Bedrohung. Das ist für Rüdiger Safranski die paradoxe Dialektik der Sicherheit. Auf der anderen Seite entsteht in einer Gesellschaft, die in Sicherheit lebt, der Wunsch Grenzsituationen zu erleben, um den Kick zu verspüren, den sie im Alltag nicht mehr erleben. Aber es kommen dazu in der Regel nur noch simulierte Grenzerlebnisse oder sichere Abenteuer in Frage.

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