Schlafmangel kann der Auslöser vieler psychischer Leiden sein

Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Burnout-Syndrom und Angststörungen, aber auch die Abhängigkeit von Alkohol und anderen Drogen sind Gründe für immer mehr lange Krankschreibungen und Frühverrentungen. Fachleute wie der Berliner Psychologe Frank Jacobi machen dafür „erhöhte psychomentale Anforderungen“ verantwortlich: „Die Anforderungen in der Arbeitswelt überfordern manche Menschen.“ Wenn die Medien über das Problem berichten, ist meist diffus vom zunehmenden Stress am Arbeitsplatz, vom gestiegenen Druck die Rede. Peter Stork kennt noch einen anderen Grund für die psychischen Erkrankungen: „Doch biologisch gesehen gibt es noch einen ganz anderen Auslöser für sogenannten ungesunden, toxischen Stress: chronischer Schlafmangel.“ Der Freiburger Somnologe Dieter Riemann stimmt dieser Feststellung zu: „Veränderungen des Schlafs gibt es bei allen psychischen Erkrankungen.“ Der Neurobiologe Peter Spork ist Wissenschaftsjournalist.

Peter Spork fordert die Abschaffung der Sommerzeit

Bei Depressionen und Suchterkrankungen nehmen viele Experten inzwischen an, dass Schlafstörungen, Schlafmangel oder gestörte innere Rhythmen nicht nur eine logische Folge, sondern mitunter sogar Auslöser der Leiden sind. Dieter Riemann erläutert: „Es dürfte die psychische Stabilität in der Bevölkerung spürbar erhöhen, wenn wir endlich dafür sorgen, dass möglichst viele Bürger wieder länger schlafen.“ Noch haben die wenigsten Menschen begriffen, wie wichtig ausreichender Schlaf und ein natürliches Zeitmanagement für ihr Wohlbefinden sind.

Peter Spork betont: „Schlaf und Entspannung sind genauso wichtig für die Gesundheit wie Bewegung und ausgewogene Ernährung.“ Deshalb sollte die Aufklärung über den Schlaf Bestandteil der allgemeinen Krankheitsvorsorge werden. Auch durch die Sommerzeit baut sich bei weiten Teilen der Bevölkerung ein zunehmendes Schlafdefizit auf. Und das ist für Peter Spork der größte politisch motivierte Diebstahl an der Gesundheit der Bürger überhaupt. Zudem stellt er die Forderung auf, dass sich die Menschen mit dem Gedanken an die 4-Tage-Woche anfreunden sollten.

Eine 4-Tage-Woche sorgt für ein Plus an Gesundheit

Die neuesten Erkenntnisse der Schlafforschung zeigen, dass sich eine 4-Tage-Woche sogar volkswirtschaftlich auszahlen würde, durch ein Plus an Gesundheit, Energie und Kreativität. Peter Spork weist darauf hin, dass die Menschen auf einen halbwegs konstanten Schlafrhythmus achten sollten: „Es ist sinnvoll, abends immer zur gleichen Zeit zu Bett zu gehen, vor allem wenn man morgens nicht ausschlafen kann. Besonders bei Kindern ist eine regelmäßige Zubettgehzeit wichtig. Diese kann jedoch individuell sehr verschieden sein.“

Auch die sogenannte Schlafhygiene ist extrem wichtig: Man sollte nicht mehr zu spät Kaffee trinken, abends nicht zu schwer essen oder zu viel anstrengenden Sport treiben, nicht zu viel Alkohol trinken und nicht zu häufig aufregende Krimis oder Gruselfilme im Fernsehen anschauen. Peter Spork fügt hinzu: „Die Schlafräume sollen gemütlich eingerichtet, halbwegs schallisoliert und wohltemperiert sein: nicht zu heiß und nicht zu kalt, also zwischen 18 und 20 Grad.“ Nach einer Zeit mit vielen Belastungen und wenig Schlaf sind Erholungsphasen unbedingt notwendig.“ Quelle: „Wake up!“ von Peter Spork

Von Hans Klumbies