Die Vielfalt der Natur hat drei Dimensionen: Ökosysteme, Gene und Arten. Dirk Steffens und Fritz Habekuss erläutern: „Letztere haben den praktischen Vorteil, dass man sie relativ einfach zählen kann. Ein Zebra hier, eine Pusteblume da und eine Motte dort. Am Ende addiert sich das auf Millionen. Wie viele Millionen ist unbekannt.“ Denn selbst die scheinbar einfachste Frage ist erstaunlich schwer zu beantworten: Wie viele Arten gibt es überhaupt auf der Erde? Niemand weiß es. Die Forschenden streiten sogar darüber, was eine Art überhaupt ist. Biologen kennen mindestens 24 verschiedene Ansätze, um das Konzept einer Art zu definieren. In ihrem Buch „Über Leben“ erzählen der Moderator der Dokumentationsreihe „Terra X“ Dirk Steffens und Fritz Habekuss, der als Redakteur bei der „ZEIT“ arbeitet, von der Vielfalt der Natur und der Schönheit der Erde.
Es gibt ungefähr 1,9 Millionen beschriebene Spezies
Wissenschaftler verweisen darauf, dass in jedem Liter Meerwasser jede Menge Mikroorganismen herumschwappen, die noch keiner kennt. Aber das sind akademische Feinheiten, die man ignorieren muss, um sich einen Überblick zu verschaffen. Man kann die Vielfalt nur ahnen und schätzen. Dirk Steffens und Fritz Habekuss stellen fest: „Ziemlich genau, immerhin, wissen wir über die Wirbeltiere Bescheid. Über 10.000 Vogelspezies sind beschrieben. Wir kennen 5.500 Säugetier-, knapp 33.000 Fisch-, 10.800 Reptilien- und 7.300 Amphibienarten.“
Die Wissenschaft ist sich sicher, dass es aktuell noch jeweils drei Arten von Elefanten und Orang-Utans gibt, dass 86 Spezies von Walen und Delfinen durch Meere und Flüsse schwimmen, dass es mehr als die bislang 350.000 entdeckten Käfer gibt und dass zu den Tieren noch einmal 391.000 Pflanzenspezies dazukommen. Dirk Steffens und Fritz Habekuss fügen hinzu: „Pilze, Algen, Spinnentiere und vor allem die gewaltige Vielzahl von Insekten führen dazu, dass die Wirbeltiere insgesamt kaum ins Gewicht fallen. Alles in allem kommt man auf ungefähr 1,9 Millionen beschriebene Spezies.“
Es könnte sogar eine Billion Arten geben
Doch beschrieben bedeutet noch nicht verstanden. Außerdem gibt es ganze Organismengruppen, die kaum erforscht sind. Die Wissenschaft hat bisher etwa 100.000 verschiedene Pilze klassifiziert. Es könnte aber auch fünf Millionen geben. Und was ist mit den ganz Kleinen? Dirk Steffens und Fritz Habekuss erklären: „Die Vielfalt von Mikroorganismen, zu denen Bakterien oder Einzeller gehören, die keinen Namen haben und über die wir nichts wissen, ist praktisch unendlich.“
Ein Team der Indiana University stellte vor einigen Jahren die These auf, es könnte sogar eine Billion Arten geben. Eine unvorstellbare Zahl. Genauso gut könnte man sagen: Die Wissenschaft hat nicht die geringste Ahnung. Dirk Steffens und Fritz Habekuss wissen: „Was wir gemeinhin mit der Vielfalt des Lebens assoziieren, sind die auffälligen Spezies, die Tigerhaie, Flachlandgorillas, Amur-Tiger, Burmesischen Pythons und Paradiesvögel. Dabei stellen sie nur einen winzigen Bruchteil der Biodiversität.“ Quelle: „Über Leben“ von Dirk Steffens und Fritz Habekuss
Von Hans Klumbies