Die Philosophie kann zu einem guten Leben führen

Daniel Klein führt die Leser seines neuen Buches „Immer wenn ich den Sinn des Lebens gefunden habe, ist er schon wieder woanders“ auf eine humorvolle philosophische Reise zu den großen Fragen des Lebens. Dabei beantwortet er zum Beispiel die Frage, warum Friedrich Nietzsche dazu mahnt, gefährlich zu leben. Die Frage danach, wie man das bestmögliche Leben führen kann, war einmal der zentrale Gegenstand der Philosophie. Für Denker wie Aristippos, Epikur, Sokrates, Plato und Aristoteles rangierte sie an vorderster Stelle. Immer wieder ist Daniel Klein darüber verblüfft, wie eloquent und anregend große Philosophen mit einer Handvoll gut gewählter Wörter sein können. Daniel Klein, Jahrgang 1939 studierte Philosophie in Harvard. Zusammen mit Thomas Cathcart schrieb er „Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar“, das in 26 Sprachen übersetzt wurde.

„Genieße die Gegenwart“

Daniel Klein legt mit dem Buch seine Sammlung prägnanter philosophischer Grundsätze zum Thema Lebensführung vor. Jedes Zitat hat der Autor mit einem persönlichen Kommentar versehen. Einige der großen Philosophen haben wirklich scharfsinnige und auf Dauer relevante Ideen über ein gutes Leben zu bieten. Der erste Eintrag in sein Notizbuch, das Daniel Klein als junger Mann zu führen begann, stammt von dem griechischen Philosophen Epikur, der 341 bis 270 vor Christus lebte: „Verdirb dir nicht die Freude an dem, was du hast, indem du dir wünscht, was du nicht hast; denke daran, dass das, was du heute hast, einst zu den Dingen gehörte, von denen du nur träumtest.“

Epikur war der König der Sinnsprüche. Die allgemeine Lehre aus dem zitierten Aphorismus lautet für Daniel Klein: „Genieße die Gegenwart, sie ist so gut, wie es eben möglich ist.“ Viele Menschen bereiten sich immer aufs Leben vor, ohne aber jemals zu leben, was schon der amerikanische Philosoph und Schriftsteller Ralph Waldo Emerson (1803 – 1882) trefflich erkannte. Am Ende des 1. Kapitels kommt Daniel Klein zu folgender Erkenntnis: „Wenn ich meine Zeit damit verbringe, irgendwelchen Dingen nachzutrauern, ist das eine andere totsichere Methode, das zu verpassen, was mir genau vor der Nase liegt.“

In der Philosophie gibt es keine eindeutigen Antworten

Im letzten Kapitel greift Daniel Klein ein Zitat des amerikanischen Sozialphilosophen und Theologen Reinhold Niebuhrs (1892 -1971) auf, das seinem Buch den Titel gab. Heute wird der Sinn des Lebens im Minutentakt geändert. Da – gerade eben wieder. Daniel Klein ist auf der einen Seite fasziniert von den Fragen der Philosophen und von den Antworten, die sie anzubieten haben. Gleichzeitig blickt er auf der anderen Seite mit Skepsis auf jeden Philosophen, der glaubt, irgendeine absolute Antwort zu kennen.

Der britische Philosoph, Mathematiker und Logiker Bertrand Russel (1872 – 1970) war der Erste, der zugab, dass es keine eindeutigen Antworten gibt. Als Daniel Klein seine Sammlung von Aphorismen und Zitaten durchsah, fiel ihm auf, wie oft darin das völlige Sich-Einlassen auf die Gegenwart als höchster Wert erscheint und wie viele verschiedene Wege Philosophen beschreiten, um letztendlich bei genau diesem Wert anzukommen. Der Philosoph Mark Aurel (121 – 180), der zum römischen Kaiser aufstieg, empfiehlt, so zu handeln, als wäre jede Handlung die letzte.

Immer wenn ich den Sinn des Lebens gefunden habe, ist er schon wieder woanders
Philosophie für jeden Tag
Daniel Klein
Verlag: Piper
Gebundene Ausgabe: 222 Seiten, Auflage: 2015
ISBN: 978-3-492-05750-9, 18,00 Euro

Von Hans Klumbies

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