Lucy F. Jones weiß: „Wie naturnah wir leben, wirkt sich messbar auf unsere Gesundheit aus. Menschen, die in der Nähe von Parks, Wäldern und dem Meer leben, geben an, sich körperlich und geistig besser zu fühlen.“ Die Wahrscheinlichkeit, an Depressionen oder anderen psychischen Problemen zu erkranken, ist bei Menschen, die nicht in zugebauten urbanen Settings leben, sondern nahe der Natur, geringer – ihre Zufriedenheit insgesamt höher. Studien haben gezeigt, dass dies besonders auf Senioren, Hausfrauen und sozial schwache Menschen zutrifft. Die Natur ist kein Luxus. Ob man Zugang zu ihr hat oder nicht, wirkt sich bei unterschiedlichsten Menschengruppen auf die Gesundheit aus. Lucy F. Jones ist Journalistin und schreibt regelmäßig zu wissenschaftlichen Themen, Gesundheit, Umwelt und Natur für die BBC, The Guardian und The Sunday Times.
Ein Aufenthalt in der Natur kräftigt die geistige Gesundheit
Sich in der Natur aufzuhalten, hat einen positiven Soforteffekt auf die geistige Gesundheit eines Menschen. Je grüner man lebt – und seien es nur Bäume und Pflanzen in urbanen Gebieten –, desto länger lebt man möglicherweise. Lucy F. Jones erklärt: „Parks und Grünanlagen sind also für unser Glück und unsere Gesundheit enorm wichtig. Frische, natürliche, saubere Luft sollte ein Menschenrecht sein. Biodiversität, Vogelgezwitscher, Wälder, staunenswerte Naturphänomene, saubere Flüsse …“
Ohne diese Facetten des Planeten Erde kann ein Mensch sein Leben nicht voll ausschöpfen. Lucy F. Jones stellt fest: „Über die ökologische Zerstörung hinaus gibt es noch ein großes Problem. In den ausgedünnten Landschaften und Abwärtstrends zeigt sich eine enorme Ungleichheit, was die Chancen auf Naturzugang und -erleben betrifft. Und die ist ein Schandfleck unserer Gesellschaft.“ Nicht jeder leidet in gleichem Maße unter Umweltzerstörung, bedrohten Lebensräumen und Naturkatastrophen.
Unter dem Klimawandel leiden die Armen am meisten
Sozial schwache und marginalisierte Gesellschaftsschichten mit geringem Einkommen leiden häufiger unter Verschmutzung, Giftmüll und toxischen Chemikalien. Lucy F. Jones blickt voraus: „Die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels werden sich in den nächsten Jahrzehnten verstärken, und die Armen und sozial Schwachen werden am meisten darunter leiden. Am schlimmsten wird es Kinder, Frauen, Alte und Kranke treffen.“ Nicht alle Teile der Gesellschaft werden sich dieser neuen Klimarealität in gleichem Maßen anpassen können.
Wohlhabende Nachbarschaften im industrialisierten Westen sind für gewöhnlich grün und baumbewachsen – und für Freizeitaktivitäten, die im Freien stattfinden – Golfen beispielsweise – muss man meist tief in die Tasche greifen. Lucy F. Jones stellt fest: „Traditionell wird über den Zusammenhang zwischen Gesundheit und Naturschutz aus der Perspektive diskutiert, wonach Verschmutzung und Gifte Umweltschäden anrichten.“ Doch inzwischen wird auch umgekehrt ein Schuh draus: Könnten die positiven Auswirkungen von Naturverbundenheit die Lücke zwischen Reich und Arm schließen, die im Gesundheitssystem besteht? Quelle: „Die Wurzeln des Glücks“ von Lucy F. Jones
Von Hans Klumbies