Die Aufklärung steht im Zeichen der Menschenrechte

Unter Aufklärung wird jene Epoche verstanden, in der sich in Europa beziehungsweise in den USA die Auffassung durchsetzte, dass weder die Ständeordnung noch das Gottesgnadentum der Monarchie auf Dauer durchsetzbar waren. Die Theorie der Gewaltenteilung setzte sich durch und die Menschenrechte wurden in die amerikanische Verfassung von 1776 aufgenommen. Ebenso bedeutsam war die Déclaration des droits de l´homme et du citoyen von 1789, die einer auf Freiheit, politischer Gleichheit und Selbstständigkeit der Individuen abhebende Weltsicht Platz schaffte. Die Aufklärung war sich ihrer geschichtlichen Besonderheit durchaus bewusst. Dies erhellen ihre Selbstthematisierung und die Wahl der Bildlichkeit beziehungsweise Begrifflichkeit für das eigene Tun. So beginnt beispielsweise für Alexander Pope mit Isaac Newtons wissenschaftlicher Revolution in der Physik eine Epoche des Lichts.

In der Aufklärung steht der Mensch im Mittelpunkt

Und das französische 18. Jahrhundert versteht sich insgesamt als aufgeklärtes Zeitalter. Wer in diesem „Zeitalter der Kritik“ so der deutsche Philosoph Immanuel Kant in der Vorrede zur „Kritik der reinen Vernunft“, beziehungsweise dem Zeitalter der Gedankenfreiheit bei der Herausarbeitung der ökonomischen, politisch-moralischen, epistemologischen und ästhetischen Grundlagen der bürgerlichen Formation aktiv mitarbeitete, der war ein Aufklärer. Vorerst kam es dabei noch nicht auf die sozialen und kulturellen Differenzen zwischen den Akteuren an.

In den Mittelpunkt des Geschehens rückt an die Stelle von Gott, Herrschern und Weltreichen als Universal jetzt der Mensch beziehungsweise die Menschheit. Aufklärung bedeutet in diesem Sinne eine ausgeprägte anthropologische Reflexion. Die Aufklärung erkennt die spezifisch physische Beschaffenheit des Menschen als Mängelwesen, die allerdings zugleich seine besondere Leistungsfähigkeit ausmacht, wie zum Beispiel seine Fähigkeit zur ungeselligen Gesellschaft, da heißt zur agonalen Vergesellschaftung.

In der Religion gilt das Prinzip der Toleranz

In den Grundfragen um Grad und Ausdehnung der Aufklärung wie in den Debatten um politische oder auch soziale Gleichheit profiliert sich ein später liberal genanntes Bürgertum heraus, das die schließliche Neuordnung der Gesellschaft nach Funktionalität und Prinzipen des freien Marktes trägt. Darin sollen Leibeigenschaft und Sklaverei keinen Bestand mehr haben und in religiösen Fragen das Prinzip der Toleranz gelten. Ökonomische Freiheit und rechtliche Gleichheit gelten als Essenz der nunmehrigen Lebensform.

Der zeitliche Rahmen der Aufklärung, die in ihrer gedanklichen Neuordnung auf die Renaissance und deren Wiederbesinnung auf die Antike zurückgreifen kann, liegt ungefähr zwischen 1650 und 1800. Francis Bacon erkennt in seiner Schrift „Novum organum scientiarum“ von 1620 die Naturbeherrschung, das Wissen, die Vernunft und Vorurteilskritik als die Schlüsselelemente der Aufklärung. Weitere bedeutende Werke aus dieser Zeit zur Theorie der Politik, der Erkenntnis und der Religionskritik stammen von Thomas Hobbes, René Descartes und Baruch de Spinoza. Quelle: „Handbuch Europäischer Aufklärung“ von Heinz Thoma (Hrsg.)

Von Hans Klumbies