Silvio Vietta stellt die wichtigsten europäischen Wertefamilien vor

Werte prägen Menschen, steuern Epochen, geben der ganzen Kulturgeschichte eine Struktur. Silvio Vietta beschreibt in seinem Buch „Europas Werte“ die drei wichtigsten europäischen Wertefamilien. Erstens die Werte der Rationalitätskultur – persönliche wie politische. Zweitens die Werte der Religion, vor allem diejenigen des Christentums. Drittens die Werte des Patriotismus in den europäischen Ländern. Werte liegen im Konflikt miteinander, überlagern und verdrängen sich aber auch. Silvio Vietta erläutert welche Werte in der Geschichte Europas dominieren, welche an Bedeutung verlieren. Politische Einstellungen und ganze Epochen können nach der Dominanz ihrer Werte unterschieden werden. In Zeiten des augenscheinlichen Verfalls der Werte plädiert Silvio Vietta für ihre Balance und einen europäischen Patriotismus der Werte. Prof. em. Dr. Silvio Vietta hat an der Universität Hildesheim deutsche und europäische Literatur- und Kulturgeschichte gelehrt.

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Johannes Steyrer kennt die Falle der Beständigkeit

Die meisten Menschen beharren umso mehr auf ihren Entscheidungen, je mehr sie Zeit, Energie, Gedanken, Gefühle oder Geld investiert haben. Johannes Steyrer fügt hinzu: „Wir tun das auch dann, wenn wir im Zuge dessen vorteilhafte Alternativen ausblenden oder nicht umsetzen, weil das Verlangen nach Konsistenz zur Falle wird. Jede Befreiung aus einer Selbstverpflichtung hieße, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen.“ In Summe sind es fünf Faktoren, die schnurstracks in die „Beständigkeitsfalle“ führen. Erstens: Ein Mensch wird weniger durch Gedanken oder Gefühle als durch eigene Handlungen verpflichtet. Zweitens: Je größer das Publikum bei diesen Handlungen, umso stärker wirkt die innere Pflicht und Schuldigkeit. Drittens: Schrittweises, mehrmaliges Tun ergibt eine zunehmend solide und schwere Kette der Selbstverpflichtung. Johannes Steyrer ist seit 1997 Professor für Organizational Behavior an der Wirtschaftsuniversität Wien.

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Neugierde ist die beste Triebfeder für das Lernen

Die meisten Schüler starten voller Motivation in ihr erstes Schuljahr. Neugierig und lernbereit nehmen sie jedes Wissen gierig auf und erzählen voller Stolz zuhause von ihren neuen Erkenntnissen. Doch immer wieder geht diese Motivation nach einigen Jahren Schulbesuch verloren. Laut Untersuchungen von Psychologen spätestens ab der Pubertät, aber meist schon beim Wechsel in eine weiterführende Schule. Wie kann man also Schüler zum weiteren Lernen motivieren? Eltern sollten von Anfang an für ein optimales Lernklima sorgen. Zudem sollten sie ihren Kids eine gesunde Schulbrotzeit mitgeben, für einen aufgeräumten Schreibtisch sorgen, eine ruhige Lernumgebung herstellen und darauf achten, dass ihre Kinder ausreichend lange schlafen. Das fördert die Konzentration des Nachwuchses. Die Eltern sollten auch Ziele formulieren, die ihre Kinder so aufregend finden, dass sie sich selbst zum Lernen motivieren können.

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Die Klugheit sprengt die Fesseln der Unmündigkeit

Denken bedeutet, im mentalen Innenraum zu experimentieren. Menschen bedienen sich ihres immensen Erinnerungsschatzes, den sie über ihre Erziehung, Kultur und Bildung erworben haben, und erleben ihre Gedanken als persönliche Kreationen. Meistens merken sie nicht, dass sie der Erfahrung eines Mitmenschen nachplappern oder durch ein unbewusstes Motiv beeinflusst werden. Denn das Denken ist immer beeinflusst vom Milieu und der Geschichte eines Menschen. Allan Guggenbühl rät: „Um aus dieser Falle herauszukommen, müssen wir es wagen, unseren Irritationen zu folgen, das Außergewöhnliche anzudenken. Klugheit bedeutet, sich immer wieder aus der selbst auferlegten Unmündigkeit zu befreien, Nischen zu entdecken und Rituale zu entwickeln, in denen die Vorgaben des politisch korrekten Denkens und persönlicher Prägungen abgelegt werden.“ Allan Guggenbühl ist seit 2002 Professor an der Pädagogischen Hochschule Zürich tätig. Außerdem fungiert er als Direktor des Instituts für Konfliktmanagement in Zürich.

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Stress verletzt die Grundbedürfnisse eines Menschen

Dr. Jürgen Gosda, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychiatrie und Chefarzt der Psychosomatischen Fachklinik in Simbach am Inn (Landkreis Rottal-Inn), erklärt: „Burn-out ist eine neue Diagnose, die es eigentlich in der medizinischen Nomenklatur gar nicht gibt. Aber sie hört sich besser an als Depression.“ Wenn einem Menschen alles zu viel wird, er keine Zeit mehr zur Entspannung und Erholung findet und am liebsten im Bett liegen bleiben würde, dann hätte man in früheren Zeiten von einer Depression gesprochen. Von Burn-out sind häufig Menschen betroffen, die Altruisten oder Perfektionisten sind, die jedem alles recht machen möchten und zuallerletzt an sich und ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche denken. Jürgen Gosda stellt fest: „Hier setzt eine Spirale ein, die zu Burn-out führen kann. Denn wenn Stress überhandnimmt, können sich Betroffene nicht mehr abgrenzen.“

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Menschen fällen Urteile häufig mittels Heuristik

Die Deutung von Objekten und Ereignissen wird nicht nur von den Schemata beeinflusst, die in bestimmten Kontexten aktiviert werden, sondern auch durch das Framing, die Einbettung oder Formulierung, der Urteile. Eine Art von Framing ist beispielsweise die Reihenfolge, in der ein Mensch verschiedene Informationen erhält. Richard E. Nisbett fügt hinzu: „Beim Framing kann es auch auf die richtige Wahl zwischen gegensätzlichen Etiketten ankommen.“ Und diese Etiketten sind nicht nur wichtig, wie Menschen über Dinge denken und sich ihnen gegenüber verhalten, sondern auch für den Erfolg von Produkten auf dem Markt und den Ausgang öffentlicher politischer Debatten. Was für den einen zum Beispiel ein „nicht erfasster Arbeiter“ ist, ist für den anderen ein „illegaler Einwanderer“. Richard E. Nisbett ist Professor für Psychologie an der University of Michigan.

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Die AfD ist eine Sammlungspartei von Unzufriedenen

Im Bundeswahlgesetz sind die Lehren aus den Schwächen der Weimarer Verfassung gezogen worden, beispielsweise die Fünf-Prozent-Hürde, mit der die Zersplitterung des Parteiensystems verhindert werden soll. Auf die Frage, ob dies für Stabilität sorgt, antwortet der Historiker Andreas Rödder: „Wenn eine Partei über fünf Prozent landet, nützt diese Hürde auch nichts mehr. Un bei der letzten Bundestagswahl haben fast zehn Prozent der Wähler für zwei Parteien gestimmt, die es dann nicht ins Parlament geschafft haben, die FDP und die AfD. Ob das unser System am Ende stabilisiert oder nicht vielmehr Unzufriedenheit schafft, ist eine offene Frage.“ Politiker wie Wolfgang Schäuble und Sigmar Gabriel rücken die AfD in die Nähe der Nationalsozialisten. Andreas Rödder lehrt Neueste Geschichte an der Universität Mainz und veröffentlichte zuletzt den Bestseller „21.0. Eine kurze Geschichte der Gegenwart“.

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Beobachtungen sind immer Interpretationen

Im „Versuch über den menschlichen Verstand“ schreibt der englische Philosoph John Locke, der von 1632 bis 1704 lebte, folgendes: „Niemand kann im Ernst so skeptisch sein, dass er über die Existenz der Dinge, die er sieht und fühlt, ungewiss wäre.“ John Locke war der erste große Vertreter des empirischen Denkens. Er vertritt die These, dass sich etwas Reales aus unterschiedenen und mit hin unterscheidbaren Elementen zusammengesetzt ist. Diese Annahme wird später von Ludwig Wittgenstein zum Begriff der Tatsache verallgemeinert. Seiner Meinung nach ist die Tatsache das Bestehen von Sachverhalten und der Sachverhalt ist eine Verbindung von Gegenständen wie Sachen oder Dingen. Ludwig Wittgenstein schreibt: „Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge.“ Mit dem Begriff der Tatsache ist der Ausgangspunkt einer Tätigkeit gesetzt, die seit Aristoteles Induktion heißt, ein Denkweg vom Einzelnen zum Allgemeinen, aus dem Geschehen in eine Distanz hinein.

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Niemand kann sich bei Burnout aus der Verantwortung stehlen

Eine Gesellschaft, in der die Ethik ein Schattendasein führt, wendet emotionalen Druck an, um schwache Menschen zu eliminieren. Alexander Goebel erklärt: „Diese unausgesprochene Vereinbarung ist ein Wesensmerkmal kollektiver Verdrängung.“ Burnout hat eine perfekte Assistentin, nämlich die Scham. Betroffene wollen weder sich noch irgendjemand anderem gegenüber und schon gar nicht ihren Vorgesetzten eingestehen, dass sie überhaupt ein Problem haben. Sie wollen nicht darüber sprechen, geschweige denn Veränderungen einfordern, nicht bei sich und nicht beim Unternehmen. Alexander Goebel stellt fest: „Aber wer unter Burnout leidet, ist in den Augen vieler nicht mehr belastbar, persönlich abgewirtschaftet, kein Asset mehr, ein Fall für gesellschaftlichen Sondermüll.“ Die Umgebung bewegt sich auch nicht, da die Angst um die eigene Position schwerer wiegt als das Mitgefühl. Alexander Goebel ist seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

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Immanuel Kant erklärt a priori gültige Erkenntnisse

Immanuel Kant ist davon überzeugt, dass die Menschen im Besitz gewisser Erkenntnisse a priori sind und dass sogar der gewöhnliche Verstand über solche verfügt. Das sind Erkenntnisse, die nicht durch Erfahrungen oder Wahrnehmungen gewonnen werden, sondern deren Wahrheit bereits feststeht. Er stellt ein Merkmal in den Vordergrund, wodurch sicher die reine Erkenntnis von der empirischen unterschieden werden kann. Die Erfahrung lehrt, dass etwas so oder so beschaffen ist und nicht anders sein könne. Immanuel Kant schreibt: „Findet sich also erstlich ein Satz, der zugleich mit seiner Notwenigkeit gedacht wird, so ist er ein Urteil a priori; ist er überdem auch von keinem abgeleitet, als der selbst wiederum als ein notweniger Satz gültig ist, so ist er schlechterdings a priori.“

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Das Verhältnis zwischen Gesetz und Moral ist sehr kompliziert

Obwohl die meisten Menschen erwarten, dass es zwischen Moral und Gesetz eine Beziehung gibt, ist es für Julian Baggini keine einfache Sache, die beiden Dinge so nahe wie möglich zusammenzubringen. Vieles, was Menschen als falsch erachten, ist nicht gesetzwidrig, und vieles, was gesetzwidrig ist, ist in sich nicht falsch. Und die meisten möchten, dass dies so bleibt. Der Philosoph Julian Baggini ist 1968 in Dover, Kent geboren. Er ist Mitbegründer und Herausgeber des „Philosopher´s Magazine“. Er schreibt regelmäßig für große Zeitungen und hat mehrere Bücher veröffentlicht. Eines seiner Bücher trägt den Titel „Der Sinn des Lebens“ und ist 2005 im Piper Verlag erschienen. Sein neuestes Werk trägt den Titel „Ethik“ und ist im Verlag Springer Spektrum veröffentlicht worden.

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Andreas Salcher gibt Tipps zur Talentförderung von Kindern

Auf sehr vielen Kindern lastet ein ungemeiner Druck. Es ist laut Andreas Salcher eine weitverbreitete Illusion vieler Eltern zu glauben, sie müssten ihren Nachwuchs nur besonders vielen Sinneseindrücken aussetzen, um ein gescheites Kind heranzuziehen. Die entscheidenden Dinge, um ein Kind wissbegierig und neugierig zu machen, sind bei den Eltern vorhanden. Andreas Salcher erklärt: „Das sind die Hände, ihre Mimik, ihre Augen, das Vorspielen, das Berühren, die Körpernähe. Es bedarf viel Zeit, Zärtlichkeit und Zuwendung. Das ist am Anfang ganz entscheidend.“ Wenn Eltern das Gefühl haben, dass sich ihr Kind für etwas ganz besonders interessiert, sollten sie es mit jemandem zusammenbringen, der sich damit gut auskennt. Dr. Andreas Salcher ist Berater, Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule, einer Schule für Hochbegabte, Buchautor und gilt als Österreichs härtester Schulkritiker.  

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Naturzerstörer dürfen keine Gesundheit erwarten

Der Alternativmediziner Dr. Fritz Roithinger, der in Kitzbühel seine Arztpraxis hat, interessierte sich schon während seines Medizinstudiums für alternative Heilmethoden, da ihm die Schulmedizin, mit ihrer auf Symptome ausgerichteten Heilmethoden, zu wenig den eigentliche Ursachen der Krankheiten auf den Grund ging. Er ist der festen Überzeugung, dass die Menschen keine Gesundheit erwarten können, wenn sie weiterhin die Natur in dem Ausmaß zerstören, wie sie es heute praktizieren. Auch bei der Suche nach dem Ursprung des tödlichen Virus EHEC verfallen die Wissenschaftler in ihr traditionelles Denkmuster. Fritz Roithinger sagt: „Man sucht automatisch einen äußeren Schuldigen und denkt nicht daran, dass in erster Linie wir Menschen die Verursacher sind. Über Jahrzehnte hinweg wurden unsere Böden durch Chemie zerstört und die ganze Nahrungsmittelaufbereitung nimmt diesen Produkten ihre volle Wertigkeit, was ganz logisch zu einer Immunschwäche des Menschen führt.“

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