Marktdesign erklärt die Funktion freier Märkte

Der Wirtschaftsnobelpreisträger Alvin E. Roth, Spieltheoretiker und Mitbegründer des „Market Designs“ widmet sich in seinem neuen Buch „Wer kriegt was und warum?“ einem Thema, das allen Menschen täglich begegnet, ohne dass sie sich dessen bewusst sind: den Märkten, die sich kaum oder nicht über Geld und Preise regeln lassen, sondern über einen Abgleich von Interessen und das optimale Verkuppeln von Wünschen, die der Zufriedenheit aller dienen. An vielen Beispielen aus Beruf und Alltag, von der Schulwahl bis zur Jobsuche, vom Wochenmarkt über die Online-Partnervermittlung bis zur Organspende, zeigt er, wie all die verschiedenen Märkte funktionieren, die das tägliche Leben bestimmen, ob man es will oder nicht. Und wie Menschen lernen können, sie zu ihren Gunsten zu nutzen. Alvin E. Roth lehrt sein 2012 an der Stanford University.

Jeder Markt besitzt ein eigenes Design

Alvin E. Roth beschreibt in seinem Buch die neue ökonomische Disziplin des Marktdesign, die wissenschaftliche Erkenntnisse auf Zuordnungsverfahren und Märkte im Allgemeinen überträgt. Alvin E. Roth schreibt: „Marktdesign hilft bei der Lösung von Problemen, die bestehende Märke von sich aus nicht lösen können.“ Die Forschung im Bereich Marktdesign gibt neue Aufschlüsse darüber, wann und warum „freie Märkte“ tatsächlich funktionieren. Märkte unterscheiden sich von einer zentralisierten Planwirtschaft dadurch, dass niemand außer den Teilnehmern selbst bestimmt, wer was bekommt.

Und Märkte unterscheiden sich von einem völlig unregulierten Laissez-faire, weil die Teilnehmer wissen, dass der Markt Regeln hat. Und diese Regeln, die hin und wieder justiert werden, damit der Markt besser funktioniert, bilden in ihrer Gesamtheit das Design des Marktes. Alvin E. Roth erklärt: „Design bezeichnet sowohl einen Zustand als auch eine Tätigkeit; auch Märkte, deren Regeln sich langsam herausgebildet haben, besitzen ein Design, auch wenn sie niemand eigens gestaltet hat.“ Die wichtigste Aufgabe eines erfolgreichen Marktplatzes besteht darin, möglichst viele Teilnehmer, die Transaktionen durchführen wollen, zusammenzubringen, damit sie sich die besten Transaktionen aussuchen können.

Marktdesign ist allgegenwärtig

Die Welt der Wirtschaft ist genauso voller überraschender Details wie die Welt der Natur, und Märkte entstehen ebenfalls oftmals durch eine Art Evolution, durch praktisches Herumprobieren, ohne dass ein intelligenter Plan dahintersteckte. Aber genauso lassen sich Märkte planvoll gestalten, manchmal von Grund auf, aber oft auch erst, nachdem praktisches Herumprobieren zu einem Versagen des Marktes führte. Alvin E. Roth erläutert: „Ein Großteil dessen, was wir heute über Marktdesign wissen – und durch das Marktdesign über Märkte im Allgemeinen –, verdankt sich der Beobachtung von Marktversagen und dem Bemühen, das zu regeln.“

Das Marktdesign eröffnet dem uralten Metier des Kupplers beziehungsweise Partnervermittlers sozusagen ein neues Betätigungsfeld. Die Leser sollten das Buch „Wer kriegt was und warum?“ als eine Reise durch die Welt des Matching und der Marktbildung betrachten, die ständig um sie herum geschehen. Zudem vermittelt es ihnen eine neue Sicht auf die Welt und versetzt sie in die Lage, zu verstehen, wer was kriegt – und warum. Denn Marktdesign ist so allgegenwärtig, dass es, vom täglichen Aufwachen an, praktisch jeden Aspekt des menschlichen Lebens betrifft.

Wer kriegt was und warum?
Bildung, Jobs und Partnerwahl: Wie Märkte funktionieren
Alvin E. Roth
Verlag: Siedler
Gebundene Ausgabe: 303 Seiten, Auflage: 2016
ISBN: 978-3-8275-0044-1, 24,99 Euro

Von Hans Klumbies