Die USA sind die Weintrinkernation Nummer eins

Aldo Sohm und Christine Muhlke wissen: „In den letzten 20 Jahren haben die Amerikaner sehr großen Durst auf Weine aus der ganzen Welt bekommen und die USA zur Weintrinkernation Nr. 1 gemacht.“ Aber auch auf die eigenen Weine kann man hier stolz sein. Tatsächlich erzeugt man in allen 50 Bundesstaaten einschließlich Alaska Wein. In Amerika sind die Weingesetze weniger streng als in Europa und bieten Freiheiten für Experimente und Kreativität. Es gibt jedoch noch viele weitere Unterschiede zwischen Europa und den USA. Die Weingesetze sind in Europa hinsichtlich der erlaubten Sorten extrem streng und in den USA viel freizügiger, weshalb man dort heute viel mehr Rebsorten anbaut als noch vor 20 Jahren. Der Österreicher Aldo Sohm ist einer der renommiertesten Sommeliers der Welt, eine Legende seiner Branche. Christine Muhlke ist Redakteurin des Feinschmecker-Magazins „Bon Appétit“.

Kalifornien ist der Gigant unter den Weinerzeugern

Ein weiterer Unterschied ist, dass die meisten Weingüter Mailinglisten oder Weinclubs unterhalten und oft direkt vom Erzeuger gekauft wird. Manche Güter verzichten sogar ganz auf externe Vertreiber. Aldo Sohm und Christine Muhlke stellen fest: „Und obwohl Weine aus den USA oft als groß, zu extraktreich und zu eichenfassgeprägt gelten, ist dies längst nicht mehr der Standard.“ Junge Winzer haben auf der ganzen Welt Erfahrungen gesammelt und erzeugen nun mit ihre Wissen zu Hause viel ausgeglichenere Weine.

In Kalifornien gewinnen Frische und Eleganz an Bedeutung im Land der cremigen, buttrigen, eichenaromatischen Chardonnays und großen, kraftvollen Cabernets. Kalifornien ist der Gigant unter den Weinerzeugern. Mit Kalifornien meinen Aldo Sohm und Christine Muhlke vorwiegend Napa und Sonoma, wo man schon im frühen 20. Jahrhundert Wein anbaute. Die größten Mengen kommen aus dem heißen, flachen Central Valley, wo E. & J. Gallo in gewaltigem industriellen Maßstab produzieren.

Das Napa Valley zählt zu den berühmtesten Weinanbaugebieten

Jüngere Winzer siedeln sich in kühlerem Klima an, bevorzugt mit Nebel, um das Stereotyp sonnenverwöhnter Weine mit aufgeblasener Persönlichkeit zu durchbrechen. Aldo Sohm und Christine Muhlke erklären: „Die allabendliche Kühlung sorgt für Weine mit überraschender Frische.“ Das ist ein aufregender Schritt nach vorne. Das Napa Valley wurde in den späten 70er-Jahren zu einem der weltweit berühmtesten Weinanbaugebiete. Denn bei einem Wettbewerb der Weinjury von Paris landeten mehrere Weine der Region vor den Konkurrenten aus Frankreich.

Die Jahrgänge der Region lassen sich leicht verallgemeinern, weil es gleichmäßig sonnig ist. Die Komplexität liegt viel mehr in den Variationen von Nebeleinfluss, Ausrichtung und Höhe. Die wärmeren Bedingungen des Russian River Valley sorgen für körperreichere Weine, die in manchen Lagen eine hochgelobte Opulenz erreichen. Auch ihr Alterungspotenzial ist sehr gut. Aldo Sohm und Christine Muhlke fügen hinzu: „Das Sonoma Coast AVA liegt direkt am Pazifik, hier findet man die besten Erzeuger. Das kühle, neblige Klima bietet ideale Bedingungen für Chardonnay und Pinot Noir. Quelle: „Einfach Wein“ von Aldo Sohm mit Christine Muhlke

Von Hans Klumbies

Schreibe einen Kommentar