Serge Latouche fordert den Ausstieg aus der Arbeitsgesellschaft

Eine drastische Senkung der Arbeitszeit ist für Serge Latouche der beste Schutz vor Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit. Das Recht auf Arbeit muss dabei nicht nur erhalten bleiben, sondern sogar gestärkt werden. Es kann die unerlässliche Rücknahme des Wachstums zur erleichtern. Serge Latouche ergänzt: „Mindestlöhne in vernünftiger Höhe sind vonnöten, um die falsche Theorie mancher Ökonomen von der freiwilligen Arbeitslosigkeit auszuhebeln.“ Zudem ist es dringend geboten, der Arbeit ihren Charakter als Ware zu nehmen. Der derzeitige Trend zum „Sozialdumping“ ist ebenso inakzeptabel wie der zum „Ökologiedumping“. Die meisten Angestellten erleben keineswegs das Ende der Arbeit, wie es die sinkenden Wochenarbeitszeiten vermuten lassen sollte. Serge Latouche ist ein französischer Ökonom und Philosoph, Professor a.D. der Universität Paris-XI und gilt als einer der Vertreter des Konzepts der Rücknahme des Wirtschaftswachstums.

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Die Instabilität der Finanzmärkte bedroht die Gesellschaft

In den letzten Jahrzehnten wurde das instabile System der Finanzmärkte immer größer, vernetzter und schneller. Und diese Unstabilität überträgt sich in der Gegenwart stärker als vor dreißig Jahren auf den Reste der Volkswirtschaft, weil die Finanzmärkte stärker mit den Märkten der Realwirtschaft verbunden sind. Diesen Prozess des Übergreifens der Logik des Finanzmarktes auf andere Märkte bezeichnet man als Finanzialisierung. Gerhard Schick warnt: „Die Instabilität ist damit für unsere Gesellschaft viel gefährlicher geworden. Deshalb muss bei allen politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen als exogene Größe die Irrationalität großer Finanzströme mitgedacht und immer als Machtfaktor berücksichtigt werden, der eigentlich in einer Markwirtschaft nicht vorgesehen ist.“ Nirgendswo wird das so deutlich wie bei der Spekulation mit Nahrungsmitteln. Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

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Die Menschen sind nur Schachfiguren in einem Spiel

Die meisten Menschen lieben ihre Sprache. Moderne Menschen bevorzugen eher eine verkürzte Sprache. Alexander Goebel stellt erläutert: „Sprache ist, wenn richtig eingesetzt, ein unschlagbares Tool für nahezu alle Begehren. Sie kann aber ebenso eine zerstörende Waffe sein.“ In vielen Unternehmen hat sich oftmals eine Sprache aus zwei Welten etabliert, die letztendlich niemandem zugutekommt. Die Sprache von oben und die von unten. Diese Firmen akzeptieren leichtfertig, dass falscher oder unvollständiger Sprachgebrauch, um nicht zu sagen Sprachmissbrauch, einen Firmenkultur negativ beeinflusst. Der Irrtum liegt in der Gewichtung. Für viele Institutionen und Persönlichkeiten liegt die Hauptarbeit in der Analyse von Situationen und der Festsetzung der anschließenden Maßnahmen. Seine Mitarbeiter als eine Art Software zu betrachten, der man nur die richtigen Befehle zu geben hat, wirkt sich in der Konsequenz fatal auf die Produktivität aus. Alexander Goebel ist seit über 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

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Arbeit und Freizeit teilen dieselbe sozioökonomische DNA

Michael Carolan vertritt die These, dass man die inneren Zusammenhänge der Wirtschaft man am ehesten verständlich machen kann, wenn man Beispiel anführt, die Bezug zu einem selbst haben: „Wir arbeiten alle. Wir spielen auch alle, gehen mit Freunden aus und beteiligen uns an Gemeinschaftsaktivitäten.“ Arbeit und Freizeit sind scheinbar getrennte Lebensbereiche, teilen aber heute dieselbe sozioökonomische DNA. Bei Cheaponomics geht es nicht nur um eine Form der Produktion zu billiger Waren und der Nichtorganisation der Märkte. Diese Wirtschaftsform des Billigwahns reicht in die Gesellschaft hinein, prägt Gedanken und Handlungen bezüglich der Umwelt und anderer Menschen und liegt vielen Idealen von Wachstum und Wohlstand zugrunde. Arbeit und Freizeit, wie sie gegenwärtig praktiziert werden, sind nur Ausdrucksformen dieser Logik. Michael Carolan ist Professor für Soziologie an der Colorado State University.

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Deregulierte Finanzmärkte verteilen Geld von unten nach oben

Eine Schuldenkrise ist nicht nur eine Vermögenskrise, sondern immer zugleich auch eine Verteilungskrise. Denn wenn Schulden und Geldvermögen auf der einen Seite wachsen, nimmt auch auf der anderen Seite die Ungleichheit zu. Zieht man bei Privathaushalten von deren Geld- und Sachvermögen die Schulden ab, erhält man das Reinvermögen. Gerhard Schick nennt Zahlen: „Die obersten 10 Prozent der Deutschen besitzen davon heute 66,6 Prozent. Das vermögendste Prozent allein nennt 33,5 Prozent sein Eigen. Dagegen kommt die ärmere Hälfte der Bevölkerung auf gerade einmal 1,4 Prozent. In den USA ist das Bild ganz ähnlich. Und auch auf globaler Ebene verfestigt sich diese eklatante Schieflage. Laut Schätzungen der Credit Suisse besitzt die Hälfte der Weltbevölkerung gerade einmal 1 Prozent des Weltvermögens, während die reichsten 10 Prozent 86 Prozent auf sich vereinigen. Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

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Michael Carolan kritisiert die Kosten der Kosten-Nutzen-Analyse

Von dem amerikanischen Schriftsteller Mark Twain stammt folgender populäre Aphorismus: „Es gibt drei Arten von Lügen: einfache Lügen, verdammte Lügen und Statistiken.“ Mark Twain starb, bevor die Kosten-Nutzen-Analyse zum Grundstein politischer Entscheidungsfindung avancierte. Wenn er sie gekannt hätte, hätte er zu seinen drei Lügen wahrscheinlich eine vierte hinzugefügt. Michael Carolan blickt in die Geschichte zurück: „Offiziell zum ersten Mal angewandt wurden Kosten-Nutzen-Analysen von der US-Regierung für Wasserwirtschaftsprojekte in den 1930er-Jahren.“ Aber erst in den 1980ern nahm die Kosten-Nutzen-Analyse eine zentrale Rolle in der politischen Gestaltung ein. Eigentlich wirkt sie auch ungeheuer sinnvoll. Dieser Ansatz, die ganze Welt mit konkreten Zahlen zu bewerten, hat viele blinde Anbeter gefunden. Michael Carolan ist Professor für Soziologie an der Colorado State University.

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Otto von Bismarck eint Deutschland durch militärische Erfolge

Im 19. Jahrhundert bildete sich ein Weltsystem heraus, das von den atlantischen Mächten absolut dominiert war und die einstigen Großreiche China und Indien zu Statisten degradierte. Thomas Seifert erläutert: „Der Sieg Großbritanniens über China im Ersten Opiumkrieg 1839 bis 1842 war dafür das sichtbarste Zeichen.“ Nach der Niederlage im Ersten Opiumkrieg musste China am 29. August 1842 den „Vertrag von Nanjing“ unterzeichnen, in dem Reparationszahlungen in Höhe von 21 Millionen Dollar vereinbart wurden. Japan musste sich fast zur gleichen Zeit dem Westen beugen. Im Jahr 1899 kam es in China zum Krieg der Boxer gegen die vereinigten acht Staaten (Deutsches Reich, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Österreich-Ungarn, Russland und die USA) mit dem Ziel, die Vorherrschaft der imperialistischen Mächte zu brechen. Die Boxer wurden blutig niedergeschlagen. Thomas Seifert ist stellvertretender Chefredakteur und Leiter der Außenpolitik bei der Wiener Zeitung.

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Die Europäische Union muss den Finanzkapitalismus zähmen

Die Konturen der pazifischen Epoche lassen sich bereits erahnen, denn das Schwergewicht der Weltwirtschaft wandert Richtung Osten. Das hat auch für Europa und die USA Auswirkungen. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind nicht nur eine atlantische, sondern auch eine pazifische Macht. Thomas Seifert erläutert: „Die Westküste – bereits heute der Motor wirtschaftlicher Dynamik und Innovation in den USA – wird noch weiter an Bedeutung gewinnen.“ Ebenso könnten der Südosten und Osten Europas eines Tages von einer Landverbindung nach China profitieren, auch logistische Knotenpunkte könnten dort entstehen. Thomas Seifert fordert, das die Europäische Union (EU) eine eigenständigere Außenpolitik verfolgen muss, denn die USA und Europa haben in verschiedenen Regionen jeweils ihre eigenen Interessen. Thomas Seifert ist stellvertretender Chefredakteur und Leiter der Außenpolitik bei der Wiener Zeitung.

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Frank Schirrmacher bezeugt den Erfolg der Spieltheorie

Frank Schirrmacher vertritt in seinem Buch „Ego. Das Spiel des Lebens“ die These, dass die sogenannte Spieltheorie, mit der die Sozialwissenschaften das Aufeinandertreffen von Akteuren mit ihren jeweiligen Eigeninteressen beschreiben, im Kalten Krieg entwickelt worden sei. Mit dem Ziel, die Menschen nicht von den Routinen der Feindbeobachtung einzuschläfern, sondern ihnen hierbei eine gewisse aggressive Munterkeit zu bewahren. Man muss zu jedem Zeitpunkt damit rechnen, dass der andere die eigenen Schwächen zu seinem Vorteil nutzt, weil er ausschließlich seinen eigenen Interessen folgt, lautet die Devise der Spieltheorie. Frank Schirrmacher ergänzt: „Auf Moral, Anstand oder auch nur Abmachungen sollte man sich lieber nicht verlassen, sondern hinter allem das Schlimmste vermuten.“ Rupert M. Scheule ist Professor für Moraltheologie und Christliche Sozialwissenschaft an der Theologischen Fakultät Fulda.

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Mathias Binswanger löst das Geheimnis der unsichtbaren Hand

Die unsichtbare Hand, von Adam Smith (1723 – 1790) in die Ökonomie eingeführt, sorgt angeblich dafür, dass das eigennützige Handeln der Menschen im Mechanismus des Marktes immer auch das Gemeinwohl fördert. Diese Idee hat einen religiösen Ursprung, da sie auf einem Glaubensbekenntnis beruht. Adam Smith braucht allerdings keinen aktiv in die Welt eingreifenden Gott mehr, denn dieser hatte mit seinem perfekten Weltenplan bereits alles Notwenige geschaffen. Mathias Binswanger fügt hinzu: „Seither darf er im Vertrauen darauf abwarten, dass die unsichtbare Hand ihre Wirkung auf allen Märkten dieser Welt entfaltet.“ Da dieser Gott aber nie in Erscheinung tritt, ist er inzwischen auch in der Ökonomie fast völlig in Vergessenheit geraten. Mathias Binswanger ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten und Privatdozent an der Universität St. Gallen.

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Viele Paare in Deutschland streiten häufig übers Geld

Eine Studie der Postbank hat ergeben, dass 29 Prozent der deutschen Paare wegen ihrer Finanzen in Streit geraten. Wissenschaftler der Universität von Wisconsin behaupten: „Irrational, verbissen und kindisch verhalten sich die Partner beim Streit ums liebe Geld.“ Konfliktpotential gibt es genug, wobei es unabhängig davon ist, wie viel Geld insgesamt zur Verfügung steht. Erstens: Wer trägt wie viel zum Einkommen bei? Zweitens: Wie wird darüber entschieden, wie das Geld bei Anschaffungen ausgegeben wird? Und drittens: Wer entscheidet über die Ausgaben? Diese Frage stellen sich Paare allzu selten und beantworten sie nur widerwillig. Denn sie haben das Gefühl, dass der letzte Funken Romantik erlischt, sobald die nervige Diskussion um Einnahmen, Ausgaben und ums Sparen beginnt. Außerdem tragen viele ein Erbe aus ihrer Kindheit mit sich herum, das lautet: Über Geld spricht man nicht.

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Gerhard Schick macht auf die Instabilität der Märkte aufmerksam

Die Instabilität der Finanzmärkte ist kein Zufall, da sie anders funktionieren als andere Märkte. Gerhard Schick erklärt: „Im Kern geht es darum, dass die Akteure an den Finanzmärkten wie eine aufgescheuchte Kuhherde in die eine und andere Richtung laufen und dabei regelmäßig erkennbar weit über die Werte hinausgehen, die ökonomisch noch als sinnvoll bezeichnet werden können.“ George Akerlof und Robert Shiller erklären solche Entwicklungen in ihrem Buch „Animal Spirits“ mit der Irrationalität menschlichen Verhaltens. Doch irrationales Verhalten gibt es überall. In normalen Märkten macht das aber nicht so viel aus, weil es Bremsmechanismen gibt. Die Kauflust wird zum Beispiel durch ein begrenztes Budget eingeschränkt. Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

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Nach 1989 herrscht eine kurze Epoche der Freiheit

Im Jahr 1815, nach den Napoleonischen Kriegen und am Ende des Wiener Kongresses am 9. Juni, war Großbritannien zur Führungsmacht in der Welt aufgestiegen. Das britische Imperium reichte von Australien über Teile des heutigen Malaysia, Indien, dem Kap der Guten Hoffnung und Sierra Leone an der Westküste Afrikas bis nach Kanada. Thomas Seifert ergänzt: „Das britische Pfund war die globale Leitwährung, London der wichtigste Finanzplatz der Welt. In den 1870er Jahren überholten die Vereinigten Staaten Großbritannien wirtschaftlich, aber erst nach dem Ersten Weltkrieg übernahmen die USA die Führung der westlichen Welt.“ Nachdem der Zweite Weltkrieg Europa, Japan und weite Teile von China und Asien verwüstet hatte, war Japan geschlagen, Deutschland zerstört, Frankreich und Großbritannien erschöpft, und Osteuropa in den Einflussbereich der Sowjetunion geraten. Thomas Seifert ist stellvertretender Chefredakteur und Leiter der Außenpolitik bei der Wiener Zeitung.

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Die Aufmerksamkeit hat nur eine begrenzte Kapazität

Aufmerksamkeit in die erforderliche Richtung zu lenken ist eine ureigene Aufgabe für Führungskräfte. Die Begabung liegt dabei in der Fähigkeit, das Augenmerk zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Ort zu verlagern, Trends und entstehende Realitäten zu spüren und Gelegenheiten zu nutzen. Daniel Goleman ergänzt: „Ob ein Unternehmen erfolgreich ist oder untergeht, liegt aber nicht nur an der Konzentration eines einzigen strategischen Entscheidungsträgers, sondern beruht auf der Gesamtheit einer breiten Aufmerksamkeit und Fertigkeit aller Mitarbeiter.“ Allein die Zahl der Menschen führt dazu, dass die Gesamtheit der Aufmerksamkeit in einem Unternehmen viel breiter gestreut sein kann als die einen Einzelnen: In der Frage, war sein Augenmerk auf was richtet, herrscht Arbeitsteilung. Diese Vielfachkonzentration stärkt die Fähigkeit einer Firma, mit seiner Aufmerksamkeit komplexe Systeme richtig zu deuten und darauf zu reagieren.

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Die Menschheit kann die Zivilisation nicht mehr aufrechterhalten

Das Hyperwachstum auf der Erde stößt an die Grenzen der endlichen Biosphäre. Die Regenerationsfähigkeit des Planeten hält nicht mehr mit dem Bedarf Schritt. Serge Latouche kritisiert: „Der Mensch verwandelt die Ressourcen schneller in Abfall, als die Natur diesen Abfall wieder in neue Ressourcen umwandeln kann.“ Die Fläche des Planeten Erde ist begrenzt. Sie umfasst rund 51 Milliarden Hektar beziehungsweise 510 Millionen Quadratkilometer. Die für die Reproduktion der Menschen nutzbare Fläche macht lediglich einen Bruchteil dessen aus, nämlich etwa 17 Milliarden Hektar. Das ergibt nach dem heutigen Stand der Weltbevölkerung circa 1,6 Hektar pro Kopf. Serge Latouche ist ein französischer Ökonom und Philosoph, Professor a.D. der Universität Paris-XI und gilt als einer der Vertreter des Konzepts der Rücknahme des Wirtschaftswachstums.

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Die Banken sind Umverteilungsmaschinen von unten nach oben

Die Konzentration wirtschaftlicher Macht in der Realwirtschaft gibt Anlass zur Sorge. Und nach wie vor sind die Finanzmärkte nicht gebändigt. Und sie stellen für den grünen Politiker Gerhard Schick dadurch eine gefährliche Macht dar. Die Deregulierung der Märkte hat dazu geführt, dass das Zusammenwirken der Finanzakteure eine gefährliche Dynamik entwickelt, die auch in Zukunft schwer zu bewältigende Finanzkrisen produzieren kann. Gerhard Schick behauptet: „Die Wahrscheinlichkeit einer Finanzkrise ist leider heute nicht geringer als zu der Zeit, als die US-amerikanische Bank Lehman Brothers oder die deutsche Hypo Real Estate zusammenbrachen und in der Folge dann die gesamte Bankenbranche gerettet wurde.“ Zudem sind seiner Meinung nach die Banken eine enorme Maschine der Umverteilung von unten nach oben, die dringend gestoppt werden muss. Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

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Das Konsumverhalten der Deutschen wird widersprüchlicher

Wirtschaftsgeograf Thomas David, Doktorand am Lehrstuhl für Humangeografie der Augsburger Universität hat einen neuen Kundentypus gründlich erforscht: „Der paradoxe Kunde hat eine multiple Persönlichkeit. Er kauft nach dem Sowohl-als-auch-Prinzip, das heißt, mal qualitativ hochwertige, mal preiswerte Produkte, mal eine Armbanduhr für 1.000 Euro beim inhabergeführten Juwelier, mal ein Fünferpack-Socken bei C&A für zehn Euro.“ Der widersprüchliche Kunde vereint verschiedene Konsummuster in einer Person, hält sich alle Optionen offen und wechselt zum Leidwesen der Händler häufig zwischen den Alternativen hin und her. Auch Markus Epple, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Markt und Standort in Erlangen, hat diesen neuen Kunden analysiert: „Er kauft sein Joghurt beim Discounter, seinen Käse vom Maître Affineur, macht Pauschalurlaub mit Tchibo und trägt Maßanzüge.“ Fachleute nennen das die Diversität der postmodernen Konsumgesellschaft.

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Das deutsche Bürgertum kritisiert die Prinzipien des Liberalismus

Der Schock der sogenannten Gründerkrise von 1873 bis 1879 führte zu einer weitreichenden Umorientierung größerer Teile des deutschen Bürgertums. Die Kritik an den Prinzipien des Liberalismus wurde lauter – sie bezog sich auf die freie, vom Staat weitgehend unabhängige Marktwirtschaft, auf den Freihandel, aber auch auf die politischen Maximen der Liberalen. Ulrich Herbert fügt hinzu: „Lauter wurde vor allem der Ruf nach einem stärkeren Eingreifen des Staates in die Wirtschaft: Er sollte den nationalen Markt gegen die verstärkt zu spürende Konkurrenz aus dem Ausland schützen und die mit dem Industriekapitalismus verbundenen Risiken für die deutschen Produzenten vermindern.“ Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Es gibt drei Antriebsfedern der Wachstumsgesellschaft

Die kapitalistischen Gesellschaften haben ihr Schicksal an eine Organisation des Lebens geknüpft, die sich auf unbegrenzte Anhäufung gründet. Es ist ein System, das zum Wachstum verurteilt ist. Der französische Wirtschaftswissenschaftler Bernard Maris hat dies wie folgt ausgedrückt: „Händlern und Werbetreibenden geht es nur darum, Bedürfnisse in einer Welt zu schaffen, die in Waren versinkt. Das erfordert eine immer schnellere Rotation und einen immer schnelleren Konsum der Produkte, also immer mehr Produktion von Abfall, dessen Entsorgung somit auch immer wichtiger wird.“ Sobald sich das Wachstum verlangsamt, sobald es stockt, stürzen die Menschen in eine Krise, bricht Panik aus. Serge Latouche erklärt: „Arbeitsplätze, Renten, Staatsausgaben, sie alle setzen die ständige Erhöhung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) voraus.“ Serge Latouche ist ein französischer Ökonom und Philosoph, Professor a.D. der Universität Paris-XI und gilt als einer der Vertreter des Konzepts der Rücknahme des Wirtschaftswachstums.

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Serge Latouche prangert die Diktatur des Wachstums an

Geld und Kredit haben laut Serge Latouche im Norden eine mächtige Diktatur des Wachstums errichtet, die sich allerdings im Süden noch viel zerstörerischer und tragischer auswirkt. Giorgio Ruffolo hat in diesem Zusammenhang vom Terror des Zinseszinses gesprochen. Der Motor der Marktwirtschaft und des Kapitalismus in all seinen Spielarten ist der Profit. Serge Latouche erklärt: „Diese Jagd nach Profit um jeden Preis wird durch die Ausdehnung von Produktion, Konsum und Kostensenkung ermöglicht.“ In jedem Kapitalisten, jedem Kapitalgeber, auch in jedem Homo oeconomicus steckt auch ein gewöhnlicher Krimineller, der sich mehr oder weniger mit der ökonomischen Banalität des Bösen einverstanden erklärt. Serge Latouche ist ein französischer Ökonom und Philosoph, Professor a.D. der Universität Paris-XI und gilt als einer der Vertreter des Konzepts der Rücknahme des Wirtschaftswachstums.

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Gewinne sind für Großkonzerne das einzige Maß der Dinge

Großkonzerne fürchten einen funktionierenden Markt genauso wie einen starken Staat, der Regeln zur Begrenzung wirtschaftlicher Macht setzt. Gerhard Schick erklärt: „Denn beide Kräfte würden dem Streben nach Gewinnen entgegenwirken. Gewinne aber sind bei Großkonzernen das einzige Maß der Dinge.“ Die Gewinnmöglichkeiten sind allerdings begrenzt, wenn es nur darum geht, vorhandene Konsumwünsche zu befriedigen. Jeder gute Verkäufer versucht, potentiellen Kunden Produkte schmackhaft zu machen, die sie ursprünglich nicht kaufen wollten. Das ist Teil des Spiels. Doch es verändert seinen Charakter, wenn große Unternehmen ihre Marketingkraft nutzen und gesellschaftliche Trends prägen oder Regeln wie Ladenöffnungszeiten oder den Umgang mit Kundendaten verändern. Das Verlangen der Kunden auf bestimmte Produkte zu etablieren und kontinuierlich weiterzuentwickeln, ist die Aufgabe der Werbung, die sich zunehmend professionalisiert hat. Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

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Die Wurzeln des Kapitalismus gehen auf drei Ereignisse zurück

Der nationalkonservative Ökonom Werner Sombart, der den Begriff des Kapitalismus in Deutschland populär gemacht hat, lässt ihn mit dem Auftreten der ersten Unternehmer im 13. und 14. Jahrhundert beginnen. Karl Marx vermeidet das Wort, unterscheidet aber zwischen einfacher und kapitalistischer Warenproduktion. In der ersten verkauft ein Produzent, etwa ein Bäcker, seine Waren, um von einem anderen Hersteller, zum Beispiel einem Metzger, dessen Produkte zu erwerben. In der kapitalistischen Version dagegen handelt ein Geldbesitzer mit Waren, um noch mehr Geld anzuhäufen. Karl Marx schreibt im „Kapital“: „Die Bewegung des Kapitals ist also maßlos.“ Karl Marx verknüpft also den Kapitalismus mit dem Wirtschaftswachstum. Die Wurzeln dessen, was man heute als Kapitalismus bezeichnet, lassen sich auf drei Ereignisse zurückführen, die Europas Wirtschaft auf ihren spektakulären Sonderweg geführt haben.

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Den Sinn in einer Organisation darf man nicht ignorieren

Alexander Goebel schreibt: „Die tragenden Säulen zukünftiger Organisationsstrukturen werden unter anderem Innovation, Kooperation und Resilienz sein, also hoch emotionale Werte, die Zeit, Energie und Ressourcen brauchen, um ihre Kraft zu entfalten.“ Ein entwicklungsorientiertes Unternehmen kann es sich seiner Meinung nach schlichtweg nicht mehr leisten, die Emotionen und den Sinn in der Organisation zu ignorieren oder diese als Selbstversorger zu betrachten. Irgendwann fiel allen auf, dass es einen Wert gibt, der immens wichtig und einflussreich bei der Pflege unternehmerischer Gesundheit wirkt, der die Schaffenskraft unterstützt und Krisenprävention einleitet: der sogenannte Spirit. Der Spirit ist ein Supra-Wert, einer, der über allem liegt, in allem wirkt, aber im Gegensatz zum Sinn nie das Zentrum oder die Urkraft sein kann. Alexander Goebel ist seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

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Finanzkrisen werden durch exzessive Verschuldung ausgelöst

Seit drei Jahrzehnten hilft Jeffrey Sachs, Direktor des Earth Institute an der Columbia-Universität New York, Ländern, Finanzkrisen zu überwinden. Jeffrey Sachs ist zudem Sonderberater des UN-Generalsekretärs für die Millennium-Entwicklungsziele. In allen diesen Finanzkrisen gibt es ein inhärentes Ungleichgewicht zwischen mächtigem Gläubiger und verletzlichem Schuldner. Jeffrey Sachs behauptet: „Erfolgreiches Krisenmanagement hängt daher von der Weisheit des Gläubigers ab. Aus diesem Grund bitte ich Deutschland dringend, seine Haltung gegenüber Griechenland zu überdenken – Griechenland, Deutschland und Europa zuliebe.“ Finanzkrisen werden durch exzessive Verschuldung ausgelöst. Die Ursache ist meist eine Mischung aus miserablen Management, Euphorie, Korruption im Schuldnerland und Fehlurteilen von Gläubigerbanken. Griechenland passt genau in dieses Schema. Das Land hatte im Jahr 2001, als es dem Euro beitrat, eine Staatsverschuldung von 99 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

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Die Gier des Menschen ist älter als der Kapitalismus

Eckart Voland vertritt die These, dass die Gier eine natürliche Anlage des Menschen ist. Sie ist allerdings von Individuum zu Individuum unterschiedlich ausgeprägt und die Folgen sind verschieden. Bei der Gier geht es einem Menschen darum, seinen persönlichen Nutzen zu maximieren. Das ist für Eckart Voland eine Grundeigenschaft des Menschen. Der Biophilosoph würde allerdings nicht so weit gehen und sagen, dass der Kapitalismus durch seinen Konkurrenzgedanken die Gier im Menschen fördert. Denn die menschliche Gier ist älter als der Kapitalismus. Man muss seiner Meinung nach auch vorsichtig sein, dass man Gier nicht mit Ehrgeiz verwechselt. Eckart Voland ist Professor für Biophilosophie an der Universität Gießen und hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten unter anderem die Evolution des Gewissens analysiert.

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