Die Banken sind Umverteilungsmaschinen von unten nach oben

Die Konzentration wirtschaftlicher Macht in der Realwirtschaft gibt Anlass zur Sorge. Und nach wie vor sind die Finanzmärkte nicht gebändigt. Und sie stellen für den grünen Politiker Gerhard Schick dadurch eine gefährliche Macht dar. Die Deregulierung der Märkte hat dazu geführt, dass das Zusammenwirken der Finanzakteure eine gefährliche Dynamik entwickelt, die auch in Zukunft schwer zu bewältigende Finanzkrisen produzieren kann. Gerhard Schick behauptet: „Die Wahrscheinlichkeit einer Finanzkrise ist leider heute nicht geringer als zu der Zeit, als die US-amerikanische Bank Lehman Brothers oder die deutsche Hypo Real Estate zusammenbrachen und in der Folge dann die gesamte Bankenbranche gerettet wurde.“ Zudem sind seiner Meinung nach die Banken eine enorme Maschine der Umverteilung von unten nach oben, die dringend gestoppt werden muss. Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

Innovationen lassen auf große Gewinne hoffen

Die Finanzmärkte sind inhärent instabil. Die Geschichte der Finanzmärkte ist, wie der Ökonom Charles Kindleberger in seinem Buch „Manien – Paniken – Crashs“ gezeigt hat, ein Prozess der Wiederholungen von Manien, Paniken und Crashs. Immer wieder haben sich einzelne Investoren großen Versprechungen hingegeben, die auf kühnen Hoffnungen ferner Reichtümer basierten. Am Anfang steht immer eine Neuerung, die auf große Gewinne hoffen lässt, verbunden mit der euphorischen Zuversicht, dass die Risiken der Vergangenheit heute nicht mehr gelten.

In ihrem inzwischen zum Klassiker gewordenen Buch „Dieses Mal ist alles anders“ zeigen Carmen Reinhardt und Kenneth Rogoff, das Blasen nicht nur immer wieder platzen, sondern auch jedes Mal verheerende Auswirkungen auf die Realwirtschaft und die Staatsfinanzen haben. Diese sind wesentlich schlimmer als jede Rezession im normalen Auf und Ab der Realwirtschaft. Gerhard Schick ergänzt: „Gerade in den letzten 30 Jahren gab es ja mitnichten nur die eine globale Finanzkrise, sondern mit dem Börsencrash 1987, der Asienkrise 1997 oder der Internetblase 2000 mehrere große Finanzkrisen.“

Hohe Risiken verlangen einen hohen Risikoaufschlag

Dagegen waren die Phasen, in denen die Finanzmärkte sich eher langsam entwickelten, wie etwa die Zeit von 1950 bis 1970, vergleichsweise stabil: Es gab keine Bankenkrisen. Gerhard Schick erläutert: „Eigentlich sollen nach der Theorie Finanzmärkte durch eine angemessene Preisbildung dafür sorgen, dass die wirtschaftliche Situation sich stabilisiert. Wo hohe Risiken drohen, sollte eigentlich ein hoher Risikoaufschlag genau das signalisieren und dadurch Investoren waren.“ Doch das Gegenteil war in der letzten Finanzkrise der Fall.

Die Risikoaufschläge an den Finanzmärkten waren zu keinen Zeitpunkt so gering wie in dem Moment des höchsten Risikos, nämlich kurz vor Ausbruch der Finanzkrise. Danach schnellten sie allerdings in kürzester Zeit auf Rekordhöhe. Gerhard Schick kritisiert: „Dadurch haben die Finanzmärkte gerade nicht zur Stabilität, sondern zur Instabilität beigetragen.“ Ähnliches lässt sich bei der Vergabe von Krediten beobachten. In Boomzeiten werden großzügig Kredite vergeben, in Phasen schwacher wirtschaftlicher Entwicklung weniger. Damit verschärft die Kreditvergabe der Banken den wirtschaftlichen Zyklus, statt zusätzliche Stabilität zu bewirken. Quelle: „Machtwirtschaft nein danke!“ von Gerhard Schick

Von Hans Klumbies