Der Fortschritt prägt die Politik und die Kultur

Momentan herrscht unter vielen Menschen die Hybris, alles kontrollieren und beherrschen zu wollen. Es herrscht ein Hang zur Vereinheitlichung, zur Vereindeutigung und zur Monokultur. Dies hat viel mit dem Verhältnis der Menschen zu Raum und Zeit zu tun. Daniel Goeudevert fügt hinzu: „Und dieses Verhältnis ist einem permanenten Wandel unterworfen, den wir selbst, nicht zuletzt eben durch die von uns geformten Werkzeugen, stets aufs Neue antreiben.“ Denn der Fortschritt, den die Menschheit anstrebt – und dann nicht selten beklagt – ist nicht nur ingeniöser, technischer Natur. Er macht etwas mit den Menschen, er prägt die Gesellschaft, die Politik und die Kultur. Die Menschen sind aufgefordert, sich diesen Prägungen bewusst zu werden und die eigenen Verantwortlichkeiten und Gestaltungsmacht besser zu erkennen. Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.

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Die Technik ist ein großer Wachstumsfaktor

Zwei Lager stehen sich bei der Debatte über die Zukunft der Arbeit gegenüber, deren Prognosen gegensätzlicher nicht sein könnten. Richard David Precht erläutert: „Die einen sehen Zeiten der Vollbeschäftigung voraus. Hat nicht der technische Fortschritt immer die Produktivität erhöht und die Anzahl der Arbeitenden?“ Sie können dabei auf den amerikanischen Nobelpreisträger Robert Solow verweisen. Seiner Meinung nach hat der technische Fortschritt stets eine gewaltige Steigerung der Produktivität ermöglicht. Nicht Arbeit und Kapital, sondern vielmehr die Technik sei der entscheidende Wachstumsfaktor. Auf der anderen Seite sagte der britische Ökonom John Maynard Keynes im Jahr 1933 voraus, der Fortschritt in den Industrieländern würde zu einer Massenarbeitslosigkeit führen. Der Philosoph, Publizist und Bestsellerautor Richard David Precht zählt zu den profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

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Der Mensch ist nicht mehr „Herr im eigenen Haus“

Sigmund Freud beschrieb 1917 die Kränkungen der Menschheit, nicht mehr im Mittelpunkt der Welt zu stehen und sogar Teil des Tierreichs zu sein. Und noch dazu, so schloss er aus einer eigenen Arbeit, nicht „Herr im eigenen Haus“ zu sein. Humanistische Gymnasien und aufgeklärte Philosophen konnten den Menschen als aufgeklärte Vernunftwesen feiern, solange sie wollten. Philipp Blom stellt dagegen fest: „Der Arzt und Denker Sigmund Freud glaubte zu verstehen, dass diese Ansicht auf einer frommen Illusion fußte.“ Was Individuen als sinnvolle, freie Entscheidungen oder sinnlose Zwangshandlungen wahrnahmen, war nur die trügerische Oberfläche eines Gewässers. Dessen Tiefenströmungen und tief verankerten, frustrierten und verdrängten Triebe und Erinnerungen gaben die eigentliche Lebensrichtung vor. Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford.

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Wolfgang von Goethe hat sein Leben als exemplarisch verstanden

Die große beherrschende Figur des literarischen Lebens im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts ist Johann Wolfgang von Goethe. Nach Friedrich Schillers Tod (1805), dem Selbstmord Heinrich von Kleists (1811) und dem Rückzug Friedrich Hölderlins (1807) gelang es keinem anderen Autor, eine vergleichbar starke Stellung im Bewusstsein des Publikums, zu erobern. Dies gilt auch für Jean Paul, der von den Schriftstellern der Vormärz-Zeit im Nachhinein zwar als Gegenspieler Johann Wolfgang von Goethes gesehen wurde, der aber mit seiner resignativen Wende nach 1804 keinen Gegenpol zu dem universal ausgerichteten Johann Wolfgang von Goethe bilden konnte. Auch E. T. A. Hoffmann und Joseph von Eichendorff waren von ihrem Temperament und von ihrem Anspruch her einseitiger als Johann Wolfgang von Goethe, in seiner unvollendet gebliebenen Autobiographie „Dichtung und Wahrheit“ sein eigenes Leben als exemplarisch verstanden und sich selbst als historisch-repräsentative Persönlichkeit entworfen hatte.

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Europa und die USA dominieren seit 1820 die Welt

Die atlantische Epoche begann am 12. Oktober 1492 mit der Landung von Christoph Kolumbus auf den Bahamas. Thomas Seifert erläutert: „Europas Imperien fanden mit Amerika ein riesiges Hinterland, das sie unterwerfen und ausplündern konnten.“ Am 4. Juli 1776 erklärten die Kolonien des Empire in Neuengland ihre Unabhängigkeit, und damit trat die atlantische Epoche in einen neue Phase ein. Nun begann die industrielle Revolution, und die Vereinigten Staaten von Amerika entstanden als unabhängiger Staat. Diese beiden atlantischen Mächte, die Nationalstaaten Europas und später die USA, würden bald den gesamten Erdball dominieren. Der Erfolg Westeuropas gründete sich auf den „drei R“: Renaissance, Reformation und industrielle Revolution. Thomas Seifert ist stellvertretender Chefredakteur und Leiter der Außenpolitik bei der Wiener Zeitung.

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Die Wurzeln des Kapitalismus gehen auf drei Ereignisse zurück

Der nationalkonservative Ökonom Werner Sombart, der den Begriff des Kapitalismus in Deutschland populär gemacht hat, lässt ihn mit dem Auftreten der ersten Unternehmer im 13. und 14. Jahrhundert beginnen. Karl Marx vermeidet das Wort, unterscheidet aber zwischen einfacher und kapitalistischer Warenproduktion. In der ersten verkauft ein Produzent, etwa ein Bäcker, seine Waren, um von einem anderen Hersteller, zum Beispiel einem Metzger, dessen Produkte zu erwerben. In der kapitalistischen Version dagegen handelt ein Geldbesitzer mit Waren, um noch mehr Geld anzuhäufen. Karl Marx schreibt im „Kapital“: „Die Bewegung des Kapitals ist also maßlos.“ Karl Marx verknüpft also den Kapitalismus mit dem Wirtschaftswachstum. Die Wurzeln dessen, was man heute als Kapitalismus bezeichnet, lassen sich auf drei Ereignisse zurückführen, die Europas Wirtschaft auf ihren spektakulären Sonderweg geführt haben.

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Die Dampfmaschine leitete die Industrielle Revolution ein

 

Die bahnbrechende Erfindung, mit der die Menschen Wärme in Bewegung übersetzen konnten, stammte aus den britischen Kohlebergwerken. Als die Bevölkerung von England und Schottland zunahm, wurden Wälder abgeholzt, um Äcker anzulegen, Häuser zu errichten und Energie für die expandierende Wirtschaft zu liefern. Als das Feuerholz knapp zu werden begann, sahen die Briten in der Kohle einen Ersatz dafür. Viele der neuen Kohlebergwerke lagen in feuchten Regionen und das eindringende Grundwasser verhinderte den Abbau der Kohle in tieferliegenden Flözen. Gegen das Jahr 1700 drang ein sonderbares Geräusch aus den Schächten der Kohlebergwerke. Dieses Geräusch, ein Vorbote der Industriellen Revolution in England, stammte von einer Dampfmaschine. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Das Demokratieverständnis in der Epoche der Aufklärung

Um das Jahr 1800 herum begann eine neue Epoche der Weltgeschichte, moderne Zeiten brachen an, gegenüber denen das Mittelalter und die Frühe Neuzeit altmodisch und rückständig wirkten. Dabei wirkte die Französische Revolution von 1789 beschleunigend auf diesen Umbruch. Auch im Bereich der Wirtschaft gab es Innovationen. Paul Nolte schreibt: „Neben die herkömmlichen Bereiche der ländlichen Agrarwirtschaft und des städtischen Gewerbes und Handels traten neue Formen der gewerblichen Produktion, in der Manufaktur oder der ländlichen Heimindustrie. Märkte und kommerzielle Beziehungen begannen den Alltag zu durchdringen.“ Die Kaufleute und Unternehmer wurden zur Vorhut des neuen Bürgertums. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts kamen bahnbrechende Erfindungen dazu wie die Dampfmaschine, die den modernen Bergbau erst ermöglichte. Die Industrielle Revolution begann in England, andere Länder in Nordwesteuropa und Nordamerika folgten rasch dem englischen Beispiel.

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Die Dampfmaschine von James Watt verändert die Welt

Die wesentliche Leistung von James Watt ist die in den Jahren 1765 bis 1784 entwickelte Dampfmaschine, die eine neue Epoche der Industriellen Revolution einleitete. Mit der Maschine war es möglich, die in der Kohle gespeicherten Wärmekräfte in mechanische Energie umzuwandeln. Ein weiterer großer Vorteil der Dampfmaschine war, dass sie jederzeit und überall zur Verfügung stand und unabhängig beherrscht werden konnte. Mechanische Energie wurde zu Ware. James Watt wurde 1736 in Greenock in Schottland geboren. Er war zunächst dafür bestimmt, den elterlichen Betrieb zu übernehmen, entschloss sich aber dann Instrumentenbauer zu werden.

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