Eine Regierung aus Experten hat mit Demokratie nichts zu tun

Als politischer Theoretiker betrachtet es der seit Kurzem emeritierte Münchner Philosophie-Professor Henning Ottmann mit Sorge, dass es inzwischen etwa in Italien eine reine Experten-Regierung gibt. Denn das bewährte Grundprinzip der liberalen Demokratie ist die Wahl der Machthabenden. Henning Ottmann kritisiert: „Experten wählen zu lassen, ist aber Unsinn. Dafür bräuchte man nur eine kundige Jury. Das hätte dann aber mit Demokratie nichts mehr zu tun.“ Ein guter Politiker zeichnet sich für Henning Ottmann durch Lebenserfahrung aus, die nicht in der Politik, sondern im bürgerlichen Leben erworben wurde. Seiner Meinung nach ist zum politischen Denken, zur Reflexion jedermann fähig. Zehn Jahre hat Henning Ottmann an den neun Bänden seiner jetzt vollendeten „Geschichte des politischen Denkens“ gearbeitet. Die Bücher sind im Metzler-Verlag erschienen und kosten je Band zwanzig Euro.

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Bertrand Russell stellt eine Idealismustheorie auf

Bertrand Russell versteht unter dem Idealismus die Lehre, dass alles, was existiert, oder doch wenigstens alles, von dem wir wissen können, dass es existiert, in irgendeinem Sinne geistig beziehungsweise bewusstseinsähnlich sein muss. Den ersten Versuch einen erkenntnistheoretisch begründeten Idealismus aufzubauen, stammt laut Bertrand Russell von Bischof George Berkeley. Er bewies zunächst, dass man nicht annehmen darf, unsere Sinnesdaten existieren unabhängig von uns, sondern dass sie im Bewusstsein sein müssen, in dem Sinne, dass es sie nicht geben würde, wenn es kein Sehen, Hören, Berühren, Riechen oder Schmecken gäbe.

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Rudolf Eucken philosophiert über Ordnung und Freiheit

Die Natur, wie sie den Menschen als Dasein umgibt, zeigt ein bloßes Nebeneinander der Elemente. Dennoch gibt es dort einen inneren Zusammenhang, da das Leben hier in lauter gegenseitigen Beziehungen verläuft. Beim Menschen ist das anders. Rudolf Eucken, der 1908 den Nobelpreis für Literatur erhielt, erklärt: „Wo immer dagegen geistiges Leben sich regt, da entsteht das Verlangen nach einer Überwindung jenes Nebeneinander und nach Herstellung eines inneren Zusammenhanges, ja nach einem Ganzen des Lebens; alle einzelnen Hauptrichtungen der geistigen Arbeit enthalten ein Hinausstreben über einen Gegensatz und fordern irgendwelche Einigung.“ Das Streben nach Wahrheit will die Trennung von Mensch und Ding, von Subjekt und Objekt, von Denken und Sein überwinden.

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Stéphane Hessel fordert Aufbegehren gegen jegliches Unrecht

In seinem Buch „Empörung – meine Bilanz“ erklärt Stéphane Hessel wogegen Menschen sich empören und wofür sie sich engagieren sollen und legt zudem Rechenschaft über sein langes Leben ab. Die Philosophie und die Poesie nennt er als Quellen seiner Kraft und Leidenschaft. Sein Weltbild wurde von Dichtern und Denkern vor allem aus Frankreich und Deutschland geprägt. Der Weltbürger und Literat stellt in seinem Werk seine Ideale und Werte vor, schreibt über Menschen, denen er begegnet ist und die ihn beeindruckt haben, berichtet von Ideen, die ihn beflügelten und von Kämpfen, die er ausgefochten hat sowie von seinen Hoffnungen, die sich in seinem langen Leben noch immer nicht erfüllt haben. Stéphane Hessel, der 1917 in Berlin geboren wurde, ist seit 1939 französischer Staatsbürger. Er arbeitete unter anderem als Vertreter Frankreichs bei den Vereinten Nationen in New York und dort ab 1948 als Sekretär der UN-Menschenrechtskommission.

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Eigenes Denken erschwert die Anpassung an eine genormte Welt

Die Position derer, die im 18. Jahrhundert für den Glauben an die Offenbarung eintraten, war laut Theodor W. Adorno grundverschieden von der jener, die heute das gleiche tun. Wie seiner Meinung nach überhaupt identische Ideen, je nach dem geschichtlichen Augenblick, höchst unterschiedliche Bedeutungen annehmen können. Theodor W. Adorno schreibt: „Damals ging es um die Verteidigung eines traditionell vorgegebenen und mehr oder minder durch die gesellschaftliche Autorität gestützten Lehrbegriffs gegen den Angriff der autonomen ratio, die nichts zu akzeptieren willens ist, als was ihrer eigenen Prüfung standhält.“ Theodor W. Adorno, geboren am 11. September 1903 in Frankfurt am Main, gestorben am 6. August 1969, lehrte in Frankfurt als ordentlicher Professor für Philosophie und Direktor des Instituts für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität.

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Das Streben nach Wahrheit führt zum Leben in der Unendlichkeit

Wahrheit und Glück erscheinen Rudolf Eucken unter menschlichen Verhältnissen oft als unversöhnliche Gegner. In der Sehnsucht nach Wahrheit empfindet der Mensch sein unmittelbares Dasein als zu klein und zu eng. Er möchte solcher Einengung entfliehen und ein Leben mit der ganzen Weite der Unendlichkeit führen. Hier scheint für ihn die größte aller Befreiungen zu wirken. Rudolf Eucken ergänzt: „Die Befreiung von allen Niederungen der Selbstsucht und von der Zufälligkeit einer besonderen Art; ein reineres, edleres, unendliches Leben steigt damit auf, ein Leben, das selbst ein so maßvoller Denker wie Aristoteles für mehr göttlich als menschlich erklären konnte.“ Von so hohem Streben ergriffen, scheint der Mensch laut Rudolf Eucken sein eigenes Befinden gänzlich zurückzustellen, ja es willig aufopfern zu müssen, wenn es der Dienst der Wahrheit verlangt.

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Rebekka Reinhard fordert eine Erneuerung der Ethik

Rebekka Reinhard glaubt, dass das Leben aus einem Menschen einen Philosophen machen kann. Dies geschieht immer dann, wenn der Lebensweg besonders kompliziert, aussichtslos, unübersichtlich oder verwirrend geworden ist. Dann stellen viele Menschen die Frage nach dem Sinn des Lebens oder der Bedeutung des eigenen Ichs. Rebekka Reinhard schreibt: „Der Unterschied zwischen uns und den klassischen Philosophen besteht hauptsächlich darin, dass wir irgendwann meinen, eine endgültige Antwort auf unsere Fragen gefunden zu haben. Der klassische Philosoph dagegen nimmt jede Antwort zum Anlass, eine neue Frage zu stellen.“ Er weiß, dass das menschliche Dasein voller Irrtümer ist. Dennoch hofft er eines Tages die ganze Wahrheit erkennen zu können.

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Die Philosophie darf kein bloßer Luxusartikel sein

Wenn die Philosophie kühn und selbstbewusst ist, erhebt sie laut Rudolf Eucken den Anspruch, eine dem Denken innewohnende Notwendigkeit zu vertreten, besonders die Widersprüche auszutreiben, die ein gewöhnliches Weltbild enthält. Rudolf Eucken ergänzt: „Erst die Bewältigung dieser Widersprüche heißt es, gebe ihr eine zwingende Macht, eine Selbstständigkeit, ja eine Herrschaft über das sonstige Denken, nun erst entsteht eine Metaphysik und eine gründliche Umwandlung des Wirklichkeitsbildes.“ Diese Aufgabe der Philosophie scheint sich seiner Meinung nach über das bloße Subjekt hinauszuheben und ein unverwerfliches Ziel darzustellen. Aber auch dieser Ansatz enthält mehr Verwicklungen als es auf den ersten Blick den Anschein hat.

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Die Generation der Babyboomer hat politisch versagt

Es ist für Frank Schirrmacher, dem Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), nach dem Rücktritt von Christian Wulff als Bundespräsident an der Zeit, über die politische Generation der Babyboomer zu reden. Er meint damit großzügig gesprochen die Geburtsjahrgänge von 1955 bis 1970, eine Kohorte, die seiner Meinung nach seit der Jahrhundertwende faktisch die meinungsbildende Mehrheit in Deutschland bildet. Frank Schirrmacher schreibt: „In Gestalt von Christian Wulff, Jahrgang 1959, hat ein Angehöriger dieser Generation das Höchste erreicht und in nie gesehener Geschwindigkeit alles vermasselt. Das ist bemerkenswert.“ Und bemerkenswert ist laut Frank Schirrmacher auch die Tatsache, dass fast das gesamte politische Personal dieser Generation, vor allem in der CDU, schon abgetreten ist.

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Richard Wilhelm stellt die Philosophie Chinas vor

Die vorliegende Schrift des Sinologen Richard Wilhelm führt den Leser knapp und allgemeinverständlich in die Chinesische Philosophie ein. In sieben Kapiteln handelt er die Entwicklungslinien und Grundpfeiler der einzelnen fernöstlichen Lehren ab – angefangen im 6. vorchristlichen Jahrhundert über den Taoismus, den Konfuzianismus, den Buddhismus bis hin zur chinesischen Philosophie des 18. Jahrhunderts. Richard Wilhelm schreibt zu Beginn seines Buchs über die Entstehung des philosophischen Denkens in China, wobei er die Schule der Schriftgelehrten und die der Propheten vorstellt. Richard Wilhelm, der 1873 in Stuttgart geboren wurde und 1930 in Tübingen starb, war einer der bedeutendsten deutschsprachigen Sinologen. Zudem war er als Theologe und Missionar tätig.

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George Steiner kämpft gegen die Sinnzerstörer

Der Philosoph George Steiner hat einmal über seine Zunft gesagt, dass sie Flöhe im Pelz der Löwen seien. Der große Denker ist von einer grundlegenden weltanschaulichen Perspektive geprägt: dass die heutige Menschheit zu den Spätgeborenen zählt und die wirklich großen Leistungen auf dem Gebiet des Denkens und der Künste in der Vergangenheit liegen. Die gegenwärtigen Philosophen und Künstler leben in dürren Zeiten und sind höchstens der Epilog einer einst vitalen Hochkultur. Sie gehören einem byzantinischen Zeitalter an, das nichts mehr Eigenes schafft, sondern nur die Überlieferungen kommentiert. Sie sind für George Steiner melancholische Bewohner der Abenddämmerung, die in die untergehende Sonne blinzeln. Die einzige vertretbare Haltung gegenüber den Kulturmonumenten der Vergangenheit ist deshalb die Demut.

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Philosophie: Von den Vorsokratikern bis zu David Hume

Der erste Band der „Klassiker der Philosophie“, den Otfried Höffe herausgegeben hat, stellt das Leben, das Werk und die Wirkung der jeweiligen Philosophen vor. Die Vorstellung beginnt bei den Vorsokratikern, mit denen die Philosophie in Europa beginnt, führt weiter über Platon und Aristoteles zu den Meistern des philosophischen Denkens im Mittelalter und der Neuzeit, bis hin zu David Hume. Die Beiträge sind von renommierten Kennern der Philosophen verfasst und vermitteln neben einer Einführung in die Welt der Philosophie auch die sozial- und geistesgeschichtlichen Hintergründe der jeweiligen Epochen. Der Herausgeber Otfried Höffe ist Professor für Philosophie an der Universität Tübingen.

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Bertrand Russell philosophiert über die Materie

Bertrand Russell hält es für vernünftig, auch ohne schlüssigen Beweis zu glauben, dass die Sinnesdaten des Menschen wirklich Zeichen für die Existenz von Dingen sind, die von seinen Wahrnehmungen unabhängig sind. Die Physik hat seiner Meinung nach mehr oder weniger unbewusst zu der Ansicht geführt, dass alle Naturphänomene auf Bewegungen zurückgeführt werden müssen. Schall, Wärme und Licht werden danach durch Schwingungen verursacht, die sich von einem Körper ausbreiten, bis sie auf eine Person treffen, die den Schall hört, die Wärme fühlt und das Licht sieht. Bertrand Russell erklärt die Sichtweise der Philosophen: „Was schwingt, ist entweder der Äther oder grobe Materie, auf alle Fälle etwas, was die Philosophen Materie zu nennen pflegen.“

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Bertrand Russell trennt Erscheinung und Wirklichkeit

Der Unterschied zwischen Erscheinung und Wirklichkeit spielt für Bertrand Russell in der Philosophie eine große Rolle. Also der Unterscheidung zwischen dem, was die Dinge zu sein scheinen, und dem, was sie sind. Der Maler will wissen, wie die Dinge erscheinen; der Praktiker und der Philosoph wollen wissen, was sie sind. Bertrand Russell schreibt: „Dabei ist der Erkenntnisdrang des Philosophen stärker als der des Praktikers, und überdies hat der Philosoph ein lebhafteres Bewusstsein von den Schwierigkeiten, die der Erfüllung seines Wunsches im Wege stehen.“

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Philosophie von Immanuel Kant bis John Rawls

Auch der zweite Band der Klassiker der Philosophie richtet sich weniger an Experten, sondern eher an Studienanfänger und philosophisch interessierte Laien. Die einzelnen Beiträge sind von renommierten Kennern der jeweiligen Philosophen verfasst und vermitteln neben einer Einführung in das Werk mit seinen Fragen und Methoden des jeweiligen Denkers auch die sozial- und geistesgeschichtlichen Hintergründe. Der Herausgeber Otfried Höffe ist Professor für Philosophie an der Universität Tübingen. Das erste Kapitel ist Immanuel Kant gewidmet, der den intellektuellen Höhepunkt und zugleich die Wende der europäischen Aufklärung prägte wie kein anderer Denker seiner Zeit.

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Boualem Sansal erhält 2011 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

Der Algerier Boualem Sansal erhält 2011 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Er ist ein Schriftsteller mit einem sehr anregenden Romanwerk und ein Denker, der nach Antworten auf die politischen Fragen der Zeit in Algerien sucht. Zudem ist er ein Autor mit viel Mut, ein ehemaliger hoher Beamter in seiner Heimat. Sein hohes Ansehen in der Welt hat er sich nicht durch internationale Medienauftritte verschafft, sondern durch seine fünf Romane, für die er in Algerien geschmäht und aus seinem Job entlassen wurde. Boualem Sansal, der 1949 in einem algerischen Bergdorf geboren wurde, fand seine Berufung zur Literatur erst in relativ hohem Alter. Zunächst arbeitet er als Ingenieur in der Privatwirtschaft. Ab 1996 stieg er in eine Führungsposition beim algerischen Industrieministerium auf.

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Alain Ehrenberg plädiert für eine Politik der Autonomie

Der Pariser Sozialforscher Alain Ehrenberg hat im Suhrkamp Verlag sein zweites Buch veröffentlicht: „Das Unbehagen in der Gesellschaft“. Vor zwölf Jahren stellte der Autor in seinem Erstlingswerk „La fatigue d’être soi“ fest, dass die meisten westlichen Menschen sich in einem Zustand der völligen Erschöpfung befinden, nachdem sie aus den vormodernen Zwängen und Routinen befreit worden waren. Die Massen waren für Alain Ehrenberg einfach fix und fertig. Er schrieb: „Sich befreien, macht nervös, befreit sein, depressiv. Die Angst, man selbst zu sein, versteckt sich hinter der Erschöpfung, man selbst zu sein.“ Er vertrat die Meinung, dass der mündige Souverän abdankt, wenn ein Individuum bunte Pillen schlucken muss, um gut gelaunt seiner Büroarbeit nachgehen zu können. Aber ohne einen souveränen Bürger ist die Gesellschaft in Gefahr, das Gemeinwesen droht auseinanderzubrechen.

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Philipp Bloms Plädoyer für die radikale Aufklärung

Philipp Blom entführt seine Leser in den Salon des Barons d`Holbach, wo sich wenige Jahre vor dem Ausbruch der Französischen Revolution einige der intelligentesten Denker Europas treffen. Zur illustren Runde gehören unter anderen Denis Diderot, David Hume, Laurence Sterne und Jean-Jacques Rousseau, die über eine zeitgemäße Philosophie diskutieren, die mit den Tabus der Vergangenheit bricht. Ihr Denken will die Religion hinter sich lassen, sich rein auf die Kraft des Verstandes stützen und zugleich den Leidenschaften einen angemessenen Raum zugestehen. Diese radikale Variante der Aufklärung konnte sich bis heute noch nicht in größeren Kreisen der Gesellschaft durchsetzen. Philipp Blom plädiert dafür, diesen aufklärerischen Ansatz der besten Köpfe Europas wieder aufzugreifen, denn er liefert Argumente zu einem vernunftgemäßen Umgang mit der Religion, setzt sich mit den Rollen der Geschlechter auseinander und propagiert die Idee einer wirklich menschlichen Gesellschaft.

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Die sechs Megatrends der Wirtschaft der Zukunft

Der Managementdenker Hermann Simon ist fest davon überzeugt, dass sich die Wirtschaft in den nächsten Jahren grundlegend ändern wird. In seinem Buch „Die Wirtschaftstrends der Zukunft“ analysiert er sechst Trends, die auf die Geschäftswelt der Zukunft einen massiven Einfluss haben werden. Zu den Wirtschaftstrends der Zukunft zählt er die beschleunigte Globalisierung, die stärkere Einflussnahme der Politik, die engere Verzahnung von Management und Kapital, die tektonischen Verschiebungen in der Produktwelt, ein nachhaltig verändertes Kundenverhalten sowie die totale Vernetzung der Menschen. Prof. Dr. Hermann Simon ist Chairman des Consultingunternehmens Simon, Kucher & Partner. Sein Buch „Hidden Champions des 21. Jahrhunderts“ wurde zum internationalen Bestseller.

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Die wechselnden Lebensorte des Friedrich Nietzsche

Friedrich Nietzsche gehört für Mathias Iven ohne Zweifel zu den großen Provokateuren der europäischen Geistesgeschichte. In seinem Buch „Lebenswege des Friedrich Nietzsche“ beschreibt der Autor die verschiedenen Orte, in denen der Philosoph lebte. Der Lebensweg beginnt im Pfarrhaus in Röcken, in dem der große Denker am 15. Oktober 1844 geboren wurde. Im Frühjahr 1850 zog die Familie Nietzsche nach Naumburg um. Friedrich Nietzsche besuchte dort die Knaben-Bürgerschule am Topfmarkt und wurde dort wegen seines Ernstes und seiner Bibelfestigkeit der „kleine Pastor“ genannt. Im Oktober wurde er in die Quinta des Domgymnasiums aufgenommen, anschließend erhielt er ein Stipendium für die Landesschule Pforta.

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Rebekka Reinhard setzt auf die geistige Freiheit

Viele Menschen zeichnen sich laut Rebekka Reinhard durch ein übermäßiges Sicherheitsdenken, die Verliebtheit in das eigene Ich, einen moralischen Relativismus und Phantasielosigkeit aus. Sie sind darauf geeicht, jeglichen Irrtum als Zeitverschwendung und teuren Fehlschlag einzustufen. Sie haben verlernt, im Ungewissen zu bleiben, das Unvorhergesehene und Uneindeutige nicht nur auszuhalten, sondern auch neugierig zu bejahen. Trotz seiner vielfältigen Möglichkeiten schnell und sicher von einem Ort zu einem anderen zu gelangen und Expertenwissen nutzen zu können, sind die Menschen heutzutage bemerkenswert desorientiert. Rebekka Reinhard schreibt: „Allerdings nutzen wir die Desorientierung nicht wie Odysseus dazu, das Unbekannte zu erforschen und uns und unser Leben neu zu entdecken. Wir wissen ja oft nicht einmal, dass wir desorientiert sind.“

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Die Konkurrenz zwischen Philosophie und Mythos

Philosophie wird im Allgemeinen mit dem rationalen Denken gleichgesetzt. Fassbar wird dies am ehesten in der Abgrenzung von seinem Gegenteil. Geschichtlich hat sich die Philosophie als Gegenspieler des Mythos entwickelt. Der Mythos lässt sich als Rede, Wort, Sage oder Erzählung interpretieren. Es gibt bei dieser Gattung keinen Autor, die Geschichten wurden von Generation zu Generation überliefert. Der Mythos gilt als selbstverständlich Autorität, dessen Schöpfer unbekannt ist. Als eine Lehre von der Entstehung der Welt entwirft er eine umfassende Deutung der Welt. Die einzelne Sage erklärt bestimmte Vorgänge in der Natur oder Erscheinungen des Lebens überhaupt. So werden beispielsweise im ägyptischen Mythos von Isis und ihrem Bruder Osiris das Werden und Vergehen im ewigen Kreislauf des Jahres dargestellt.

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Bertrand Russell preist die Methode des Zweifelns

Bertrand Russell schätzt René Descartes, da dieser die Methode des Zweifels erfand und zeigte, dass im Subjektiven die größte Gewissheit zu finden ist, wodurch er der Philosophie einen großen Dienst erwies. René Descartes entschloss sich, nichts zu glauben, dessen Wahrheit er nicht klar und deutlich einsähe. Was sich bezweifeln ließ, wollte er bezweifeln, solange er keinen Grund fand, nicht mehr daran zu zweifeln. Bertrand Russell erklärt: „Durch Anwendung dieser Methode kam er nach und nach darauf, dass das einzige, dessen Existenz ihm ganz gewiss war, er selber wäre.“ Da er zweifelte musste er existieren, wenn er überhaupt etwas erlebte ebenso. Seine eigenen Existenz stand für René Descartes absolut fest und gipfelte in dem weltberühmten Spruch: „Ich denke, darum bin ich“.

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Rüdiger Safranskis Liebe zu Arthur Schopenhauer

Mit seiner Biographie über Arthur Schopenhauer erklärt Rüdiger Safranski gleichzeitig seine Liebe zur Philosophie. Philosophie bedeutet für ihn mit heißem Herzen über Gott und die Welt nachzudenken. Kombiniert mit dem großen Staunen darüber, dass die Existenz der Dinge und der Menschen über das Nichts gesiegt haben. Im Untertitel nennt Rüdiger Safranski die Zeit in der Arthur Schopenhauer lebte, die wilden Jahre der Philosophie. Zu ihren prägenden Denkern zählt er Immanuel Kant, Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Ludwig Feuerbach und den jungen Karl Marx. Rüdiger Safranski, geboren 1945, lebte als Autor und Privatgelehrter in Berlin. Er wurde mit dem Friedrich-Märker-Preis, dem Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik, dem Friedrich-Nietzsche-Preis sowie dem Premio Internazionale Federico Nietzsche ausgezeichnet.

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José Ortega Y Gasset tritt für eine Kultur der Liebe ein

In dem Begriff der Liebe sieht José Ortega Y Gasset verschiedene Bedeutungen aufschimmern. Die erste ist eine bestimmte Art seelischer Erscheinung, die man Liebe zu Gott, Liebe zur Wissenschaft oder Liebe zur Kunst nennt. Die zweite ist die Gesamtheit der Dinge, von denen eine sexuelle Anziehung ausgeht. Für José Ortega Y Gasset besteht kein Zweifel, dass sowohl jene hohe Liebe wie auch diese körperliche Liebe irgendwie im Spiel ist, wenn von der Liebe zu einer Frau gesprochen wird. Über die Magie der Liebe schreibt er: „Der Zauber der Liebe beruht zum Teil auf ihrer poetischen Begabung: sie füllt die Welt ringsum mit Regenbogenglanz und schmückt sie mit Stickereien. Auf dem Gipfel des Liebesgeschehens gibt es Verklärungen wie auf dem Berge Tabor.“

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