Alexandria war der bedeutendste Wissenschaftsstandort des Altertums

Unter Ptolemaios I. Soter, „dem Retter“ (305 – 283/82 v. Chr.), einem von Alexanders Erben, wurde die Stadt Alexandria, berühmt durch ihren Leuchtturm, zum bedeutendsten Wissenschaftsstandort des Altertums. Bernd Roeck erläutert: „Ihre Bibliothek soll zusammen mit den im Heiligtum des Serapis gelagerten Werken über eine halbe Million Schriften umfasst haben.“ Nicht einmal China dürft damals über einen vergleichbar großen Wissensspeicher verfügt haben. Alexandrias „Museion“, nach Cicero eine „Werkstatt aller Künste“, war, was man heute ein interdisziplinäres Forschungszentrum nennen würde. Die ägyptischen Könige ernannten seine Mitglieder, bezahlten sie und gewährten ihnen Privilegien, etwa Steuerfreiheit. Gewöhnlich ermöglichten die Herrscher den Gelehrten dort freies Forschen und Diskutieren. Bernd Roeck ist seit 1999 Professor für Neuere Geschichte an der Universität Zürich und einer der besten Kenner der europäischen Renaissance.

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Die Renaissance war die faszinierendste Epoche der Geschichte Europas

In seinem neuen Buch „Der Morgen der Welt“ entfaltet der Historiker Bernd Roeck ein beeindruckendes Panorama der europäischen Renaissance, jener glanzvollen Zeit, die erst Europa und dann die ganze Welt für immer veränderte. In dieser Epoche gab es revolutionäre Umbrüche es in der Politik, der Religion, den Künsten und der Philosophie. Zugleich erklärt Bernd Roeck warum es ausgerechnet in Europa zu dieser einzigartigen Anhäufung von weltbewegenden Innovationen und Ideen, historischen Umwälzungen, spektakulären Erfindungen und Entdeckungen sowie künstlerischen Jahrtausendwerken kommen konnte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Renaissance die wohl faszinierendste Epoche der Geschichte Europas war, die keineswegs allein aus der Wiederbelebung antiker Traditionen war. Bernd Roeck ist seit 1999 Professor für Neuere Geschichte an der Universität Zürich und einer der besten Kenner der europäischen Renaissance.

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Die Begriffe Kultur und Zivilisation sind mehrdeutig

Es mag den Anschein haben, als sei Kultur eine Frage der Werte und Zivilisation eine Sache der Gegebenheiten, doch jeder der beiden Begriffe lässt sich normativ und deskriptiv verwenden. Terry Eagleton erklärt: „Das Wort >ganz< in dem Ausdruck >eine ganze Lebensweise< kann deskriptiv >vollständig< bedeuten, aber auch normativ >vereinigt<, >ganzheitlich<, >ohne Mangel<.“ Wenn der Anthropologe Edward Burnett Tylor im 19. Jahrhundert Kultur und Zivilisation definiert als „jenen Inbegriff von Wissen, Glauben, Kunst, Moral, Gesetz, Sitte und allen übrigen Fähigkeiten und Gewohnheiten, welche der Mensch als Glied der Gesellschaft sich angeeignet hat“, spricht er deskriptiv. Wenn der Dichter Henry James Pye im 18. Jahrhundert in seinem Gedicht „The Progress of Refinement“ schreibt: „Auf dem afrikanischen Schwarz zeigt sich keinerlei Kultur“, versteht er das als Wertung. Der Literaturwissenschaftler und Kulturtheoretiker Terry Eagleton ist Professor für Englische Literatur an der University of Manchester und Fellow der British Academy.

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Der Weisheit sind alle anderen Künste untergeordnet

Die Natur erfüllt ihre Forderungen laut Seneca von selbst. Tägliche Zügellosigkeit, die über einen längeren Zeitraum hin ständig anwächst und mit viel Phantasie das Laster fördert, bedeutet die Abkehr von der Natur. Wenn ein Mensch seine Wünsche auf Überflüssiges oder sogar auf Naturwidriges ausrichtet, liefert er seinen Geist dem Körper aus und macht ihn zum Sklaven seiner Begehrlichkeiten. Wer das natürliche Maßgefühl verliert, das sich bei der Befriedigung von Wünschen mit dem Unentbehrlichen und Lebensnotwendige begnügt, gilt als zurückgeblieben und ärmlich. Selbst bedeutende Männer lassen sich gemäß Seneca durch den Wohllaut der Rede von der Wahrheit ablenken.

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Das menschliche Handeln wird durch das Temperament geleitet

David Hume als vorurteilsloser Betrachter menschlichen Handelns stellt fest, dass die Menschen fast vollständig durch die Art ihres Wesens und ihr Temperament geleitet werden und dass allgemeine Maximen nur geringen Einfluss haben, wenn sie nicht den persönlichen Geschmack oder das individuelle Gefühl ansprechen. David Hume nennt ein Beispiel: „Wenn jemand moderate Leidenschaften und einen wachen Sinn für Ehre und Tugend hat, wird sein Verhalten stets den Regeln der Moral entsprechen, oder er wird, sollte er von ihnen abweichen, ohne Mühe und schnell zu ihnen zurückkehren.“ Wenn aber jemand auf der anderen Seite von Natur aus ein so pervertiertes Gemüt besitzt und von solcher Fühllosigkeit und Unempfindlichkeit ist, dass er für Tugend und Menschlichkeit keinen Geschmack hat, dass er keine Zuneigung zu seinen Mitgeschöpfen empfindet und dass er keinen Wunsch verspürt, Achtung und Beifall anderer zu finden, dann muss er als ein unheilbar Kranker gelten, für den auch die Philosophie kein Heilmittel bereithält. David Hume, der von 1711 bis 1776 lebte, gehört zu den Klassikern der europäischen Philosophie.

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Die einzige noble Kunst im Römischen Imperium war die Rhetorik

Im Römischen Imperium spielte die bildende Kunst nur eine untergeordnete Rolle. Die Fresken, Mosaiken und griechischen Statuen wurden im Auftrag der Römer von fremden Handwerkern geschaffen. Bildende Künstler, Architekten, Pädagogen und Ärzte spielten in der römischen Gesellschaft der damaligen Zeit nur eine bedeutungslose Rolle. Das ganze Mittelalter hindurch sollte sich dieser Zustand in ganz Europa nicht mehr wesentlich verändern. Musik und Tanz waren den Frauen und Kindern vorbehalten, Männer hätten mit einem solchen Firlefanz ihre Ehre aufs Spiel gesetzt. Auch die Wissenschaften wurden im Römischen Imperium nicht gepflegt, man war mit von den Griechen Überlieferten zufrieden. Die eingesetzte Technik entsprang der Erfahrung, nicht theoretischen Fragestellungen. Dadurch unterschieden sich die alten Römer grundlegend von den griechischen Denkern.

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Markus Hengstschläger stellt verschiedene Talentkategorien vor

Eine vor allem in Amerika weit verbreitete Kategorisierung von Talent und Begabung ist laut Markus Hengstschläger die sogenannte „Marland-Definition“. Sie wurde von einer Regierungskommission im Jahr 1971 unter der Leitung von P. Marland entwickelt. Das amerikanische Erziehungsministerium hatte damals das Ziel, bundesstaatliche Erziehungsprogramme für Hochbegabte zu Entwicklung zur Verfügung zu stellen. Talentiert, so die Marland-Definition kann jemand sein in seinen allgemeinen intellektuellen Fähigkeiten, in seiner spezifischen akademischen, schulischen Eignung, in seiner Kreativität und produktivem Denken, in den bildnerischen und darstellenden Künsten sowie in seinen psychomotorischen Befähigungen. Wobei es für Markus Hengstschläger wichtig ist, zu sagen, dass die Wissenschaft zusätzlich noch zwei grundlegend verschiedene Ansätze bei der personalen Zuordnung von Talenten kennt. Mit 16 Jahren war Markus Hengstschläger als Punk unterwegs. Mit 24 Jahren promovierte er zum Doktor der Genetik und 35-jährig zum jüngsten Universitätsprofessor für Medizinische Genetik berufen.

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George Steiner kämpft gegen die Sinnzerstörer

Der Philosoph George Steiner hat einmal über seine Zunft gesagt, dass sie Flöhe im Pelz der Löwen seien. Der große Denker ist von einer grundlegenden weltanschaulichen Perspektive geprägt: dass die heutige Menschheit zu den Spätgeborenen zählt und die wirklich großen Leistungen auf dem Gebiet des Denkens und der Künste in der Vergangenheit liegen. Die gegenwärtigen Philosophen und Künstler leben in dürren Zeiten und sind höchstens der Epilog einer einst vitalen Hochkultur. Sie gehören einem byzantinischen Zeitalter an, das nichts mehr Eigenes schafft, sondern nur die Überlieferungen kommentiert. Sie sind für George Steiner melancholische Bewohner der Abenddämmerung, die in die untergehende Sonne blinzeln. Die einzige vertretbare Haltung gegenüber den Kulturmonumenten der Vergangenheit ist deshalb die Demut.

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Die Bedeutung der Arbeit im Wandel der Zeiten

Der Arbeitsplatz ist entscheidend dafür, welche soziale Stellung ein Mensch in der modernen Gesellschaft einnimmt. Dabei bestimmt der Job nicht nur die Höhe des Einkommens, sondern gleichzeitig auch das Prestige. Überall auf der Welt scheint das fast selbstverständlich zu sein, obwohl dies in früheren Zeiten ganz anders war. Früher verstanden die Menschen unter Arbeit Mühen und Strapazen, sie wurde gering geachtet. Im Griechenland der Antike waren die Sklaven für die harte Arbeit zuständig, während sich die Bürger der Politik und den schönen Künsten hingaben. Erst in der Zeit der Reformation und Aufklärung veränderte sich die Einstellung zur Arbeit entscheidend. Der berühmte Soziologe Max Weber definierte die Arbeit wie folgt: „Sie ist der von Gott vorgeschriebene Selbstzweck des Lebens überhaupt.“

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