Der Astronomie gelang eines der ersten Big Data-Projekte

Astronomie ist die Wissenschaft, die ihre Forscher jahrhundertelang zur Nachtarbeit zwang. Gerd Gigerenzer fügt hinzu: „Und sie ist die erste Wissenschaft, die eines der ersten Big Data-Projekte durchführte. „Carte du Ciel“ – Himmelskarte –, ein 1887 in Paris begonnenes Projekt, bildete zwei Millionen Sterne mithilfe von 20.000 Fotoplatten des Nachhimmels ab, dokumentiert in Hunderten von Bänden veröffentlichter Daten.“ Dieses Unterfangen verdiente wahrhaftig den modernen Begriff „Big Science“, hat es doch die begrenzten materiellen und zeitlichen Ressourcen, die den Observatoren sowie Generationen von Forschern zur Verfügung standen, fast restlos verschlungen. Diese enorme Anstrengung war nur durch internationale Zusammenarbeit und der Nutzung der Sternwarten von Helsinki über das Kap der guten Hoffnung bis Sydney möglich. Gerd Gigerenzer ist ein weltweit renommierter Psychologe. Das Gottlieb Duttweiler Institut hat Gigerenzer als einen der hundert einflussreichsten Denker der Welt bezeichnet.

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Die Wahrheit ist abhängig von der Realität

Die Wahrheit ist abhängig vom eigentlichen Wesen der Realität. Die Moral dagegen ist eine Sache der Übereinstimmung mit dem Willen eines göttlichen Wesens. Die pragmatische Erklärung der Wahrheit begreift Richard Rorty als Protest gegen die Idee, die Menschen müssten vor etwas Nichtmenschlichen zu Kreuze kriechen. John Dewey war davon überzeugt, dass die romantische Geschichte von der Demokratie eine radikalste Lesart des Säkularismus verlangt. Mehr als jene, zu der der Aufklärungsrationalismus oder der Positivismus des neunzehnten Jahrhunderts gelangt war. Demnach wird von den Menschen verlangt, jede Autorität links liegenzulassen außer der Autorität des mitmenschlichen Konsenses. Das Paradebeispiel der Unterwerfung unter eine solche Autorität ist die Überzeugung, dass man sich in einem Zustand der Sünde befindet. Richard Rorty (1931 – 2007) war einer der bedeutendsten Philosophen seiner Generation. Zuletzt lehrte er Vergleichende Literaturwissenschaft an der Stanford University.

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Friedrich Nietzsche entwickelt eine Philosophie des Fragens

Schaut man genauer hin, verbergen sich schon in Friedrich Nietzsches Werk „Menschliches, Allzumenschliches“ Aphorismen, seine Kurz- und Kürzesttexte. Sie nehmen hier in ihrer Gestalt die verschiedensten Formen an. Andreas Urs Sommer kennt sie: „Selbstgespräche gibt es ebenso wie kurze Dialoge. Sprichwörtlich pointierte Epigramme ebenso wie Experimentanleitungen. Merksätze ebenso wie Miniaturerzählungen, Prosagedichte ebenso wie Parabeln.“ Vielen dieser Texte gemeinsam ist, wenigstens dem Anspruch nach, ihr „dickes Ende“: Das in ihnen nämlich sehr viel mehr steckt, als der knappe Raum, den sie einnehmen, eigentlich zu fassen erlaubt. In seinem Nachlass schrieb Friedrich Nietzsche 1885: „In Aphorismen-Büchern gleich den meinigen stehen zwischen und hinter kurzen Aphorismen lauter verbotene lange Dinge und Gedanken-Ketten.“ Andreas Urs Sommer lehrt Philosophie an der Universität Freiburg i. B. und leitet die Forschungsstelle Nietzsche-Kommentar der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

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Die Weltanschauungstypen des Wilhelm Dilthey

Das Buch „Die Typen der Weltanschauung und ihre Ausbildung in den metaphysischen Systemen“, das im Todesjahr des Philosophen Wilhelm Dilthey erschien, hatte unter allen seinen Schriften den größten Einfluss auf seine Zeitgenossen. Er stellte darin lapidar fest, dass jede Weltanschauung historisch bedingt und deshalb relativ und begrenzt sei. Denn Wilhelm Dilthey behauptet: „Die letzte Wurzel der Weltanschauung ist das Leben, das sich von jedem Individuum aus seine eigene Welt erschafft.“ Sämtliche Weltanschauungen haben sich laut Wilhelm Dilthey nach einem inneren Gesetz gesondert, sind in der Natur des Universums und des auffassenden Geistes gegründet.

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Philosophie von Immanuel Kant bis John Rawls

Auch der zweite Band der Klassiker der Philosophie richtet sich weniger an Experten, sondern eher an Studienanfänger und philosophisch interessierte Laien. Die einzelnen Beiträge sind von renommierten Kennern der jeweiligen Philosophen verfasst und vermitteln neben einer Einführung in das Werk mit seinen Fragen und Methoden des jeweiligen Denkers auch die sozial- und geistesgeschichtlichen Hintergründe. Der Herausgeber Otfried Höffe ist Professor für Philosophie an der Universität Tübingen. Das erste Kapitel ist Immanuel Kant gewidmet, der den intellektuellen Höhepunkt und zugleich die Wende der europäischen Aufklärung prägte wie kein anderer Denker seiner Zeit.

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Auguste Comte war einer der größten Denker Europas

Auguste Comte verwendet den Begriff Soziologie zum ersten Mal 1838 zu Beginn des vierten Bandes seines Hauptwerks „Cours de philosophie positive“. Die Entwicklung der Soziologie als Wissenschaft geht nach Auguste Comte im Rahmen einer allgemeinen Neuorientierung des menschlichen Geistes vor sich. Nach seinem Dreistadiengesetz muss jeder einzelne Zweig menschlichen Wissens durch drei theoretische Stadien hindurch, um zur Reife zu gelangen. Erstens durch das theologische oder fiktive, zweitens durch das metaphysische oder abstrakte um drittens zum wissenschaftlichen oder positiven Stadium zu gelangen. Im dritten Stadium werden alle Phänomene als unabänderlichen Gesetzen unterworfen gesehen, so dass sie durch Beobachtung und Experimente erforscht werden können.

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