Überzeugungen sind nicht sehr rational

Alle Menschen sind irrational – auch die, die von ihrer Rationalität überzeugt sind. Der Neurologe, Psychiater und Hirnforscher Philipp Sterzer erklärt in seinem Buch „Die Illusion der Vernunft“, warum das so ist und welche Schlüsse man daraus ziehen kann. Der Autor beschäftigt sich schon lange mit der Frage, wie Überzeugungen entstehen. Dabei hat er Erstaunliches herausgefunden: Überzeugungen sind viel weniger rational, als man bisher geglaubt hat. Das menschliche Gehirn baut Welten, die richtig und vernünftig erscheinen. Tatsächlich ist die Wahrnehmung eines Menschen Fantasie, die mal mehr, mal weniger mit der Welt da draußen übereinstimmt. Überzeugungen implizieren also Irrationalität und manchmal auch Verrücktheit. Im Jahr 2011 berief man Philipp Sterzer zum Professor für Psychiatrie und computationale Neurowissenschaften an die Charité in Berlin. 2022 wechselte er an die Universität Basel.

Weiterlesen

Die Überzeugungen der Menschen sind oft schmerzlich falsch

Die Überzeugungen eines Menschen sind zu vielen wichtigen Aspekten der Welt oft schmerzlich falsch und er begeht grundlegende Fehler bei der Art und Weise, sie zu erwerben. Die Überzeugung, dass man die Welt direkt, über die unmittelbare Wahrnehmung von Fakten, erkennt, bezeichnen Philosophen als „naiven Realismus“. Richard E. Nisbett erklärt: „Jede Vorstellung über jeden Aspekt der Welt beruht auf zahllosen Schlussfolgerungen, gezogen mit Hilfe geistiger Prozesse, die sich unserer Beobachtung entziehen.“ Der Mensch ist unabhängig von unzähligen Schemata und Heuristiken, um auch nur die einfachsten Gegenstände und Ereignisse genau kategorisieren zu können. Häufig entgeht den Menschen, welche Rolle der Kontext beim Erzeugen des Verhaltens von Menschen und sogar von physischen Objekten spielt. Richard E. Nisbett ist Professor für Psychologie an der University of Michigan.

Weiterlesen

Moderne Gesellschaften zeichnen sich durch Individualisierung aus

Der Prozess der Modernisierung hat zu einer grundlegenden Öffnung der Gesellschaft für neue, Lebens- und Ordnungsentwürfe geführt. Ernst-Dieter Lantermann erklärt: „Überkommene Traditionen und Gewissheiten werden infrage gestellt und büßen ihre Verbindlichkeit ein, die Offenheit für alternative, selbstbestimmte Lebensentwürfe jenseits traditioneller Bahnen durchzieht sämtliche Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens.“ Jeder Einzelne kann und muss sich für seinen Lebensweg selbst entscheiden. Der berühmte deutsche Soziologe Ulrich Beck hat für diese Entwicklung den Begriff „Individualisierung“ geprägt. Nach welchen Vorstellungen ein Mensch sein Leben gestalten, welche Lebensweise er für angemessen oder falsch hält, welche Ziele er verfolgt, welchen Vorlieben er nachgeht oder welche Abneigungen er pflegt, liegt immer mehr auch in seinen eigenen Händen, in seiner eigenen Verantwortung. Ernst-Dieter Lantermann war von 1979 bis 2013 Professor für Persönlichkeits- und Sozialpsychologie an der Universität Kassel.

Weiterlesen

Hans-Georg Gadamer verehrt Jaspers und Heidegger

Laut Hans-Georg Gadamer hängt die Menschlichkeit eines Individuums vor allem davon ab, wieweit es die natürlichen Grenzen, die es in seinem Wesen gegenüber denjenigen seiner Mitmenschen hat, sehen zu lernen vermag. Seiner Meinung nach profiert ein Mensch auch von denen, die von einem selbst lernen. Eine eminent politische Tätigkeit ist für den Philosophen Hans-Georg Gadamer das Denken und die Schulung von anderen im Denken.  Außerdem gilt es die die freie Urteilskraft zu wecken und in anderen zum Leuchten zu bringen. Er erklärt: „In diesem Sinne glaube ich, dass auch meine eigene Urteilsfähigkeit immer an dem Urteil des Anderen und seiner Urteilsfähigkeit seine Grenze findet und von ihm bereichert wird. Das ist die Seele der Hermeneutik.“

Weiterlesen

Bertrand Russell überprüft den Wert der Philosophie

Wenn die Beschäftigung mit der Philosophie überhaupt einen Wert hat, dann kann er für Bertrand Russell nur indirekt zustande kommen, durch ihren Einfluss auf das Leben derer, die sich mit ihr beschäftigen. Dennoch sind die Güter des Geistes mindestens ebenso wichtig wie die materiellen Güter. Bertrand Russell stellt fest: „Der Wert der Philosophie ist ausschließlich unter den Gütern des Geistes zu finden; und nur Menschen, denen diese Güter nicht gleichgültig sind, können davon überzeugt werden, dass die Beschäftigung mit der Philosophie keine Zeitverschwendung ist.“ Das Ziel aller Philosophie ist Erkenntnis. Eine Erkenntnis, die Einheit und System in die Gesamtwissenschaften bring und die sich aus einer kritischen Überprüfung der Gründe für die Überzeugungen, Vorurteile und Meinungen der Menschen ergibt.

Weiterlesen

Philosophisches Wissen ist keine leere Worthülse

Philosophie ist für Herbert Schnädelbach zunächst einmal eine Kultur der Nachdenklichkeit. Ein Mensch philosophiert, wenn er über seine Gedanken, Meinungen, Überzeugungen und Handlungen nachdenkt, ihnen hinterherdenkt und dabei grundsätzlich wird. Anhand ausgewählter Themen wie zum Beispiel Wissen, Sinn und Bedeutung, Subjekt – Objekt, Werte und Normen, Handlung und Vernunft zeigt Herbert Schädelbach in seinem neuen Buch „Was Philosophen wissen und was man von ihnen lernen kann“ , dass der Ausdruck philosophisches Wissen keine leere Worthülse ist. Die Philosophie der Gegenwart verfügt über einen Kernbestand wissenschaftlichen Wissens, dass sich im ständigen kritischen Dialog mit dem Tradierten herausgebildet hat. Vor seiner Emeritierung war Herbert Schnädelbach Professor für Philosophie an den Universitäten Frankfurt am Main, Hamburg und an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Weiterlesen

John Cowper Powys denkt über das Gewissen nach

John Cowper Powys ist der Meinung, dass sich das Gewissen energisch zu Wort meldet, sobald ein Mensch in Beziehung zu anderen Menschen tritt. Wenn der Mensch allein ist, droht er der Selbstzerstörung zu erliegen. Obwohl die Autorität des Gewissens tief im Herzen des Menschen verwurzelt, ziehen sie es nicht zu Rate, wenn sie unglücklich sind, während sie es auf anderen Gebieten des Lebens ständig befragen. Meyers Online-Lexikon definiert das Gewissen „als Urteilsbasis zur (zweifelsfreien) Begründung der allgemeinen persönlichen moralischen Überzeugungen und Normen. Die Inhalte des Gewissens werden vom Normenkanon der jeweiligen Kultur und Gesellschaft sowie von den individuellen moralischen Überzeugungen geprägt.“

Weiterlesen

Ein analytischer Blick hinter die Kulissen von Facebook

In seinem Buch „Der facebook-effekt“ beschreibt David Kirkpatrick, wie ein 19 Jahre alter Student von der Universität Harvard ein Unternehmen aufgebaut hat, das heute nach Google die meisten Besucher im Internet anzieht. Er zeigt, wie Facebook das Leben der User verändert hat und in welche Richtung sich der Konzern in Zukunft entwickeln wird. Schon die Entwicklung von der Gründung von Facebook bis heute ist atemberaubend: Inzwischen sind mehr als 500 Millionen Nutzer dort angemeldet. Der Autor David Kirkpatrick ist ein Journalist, der seit vielen Jahren Artikel über das Internet und die dazugehörige Technologie verfasst. Er hatte bei seinen Recherchen für das Buch direkten Zugang zu Mark Zuckerberg, den Gründer von Facebook und zu allen Spitzenmanagern des Unternehmens.

Weiterlesen

Immanuel Kant entwickelt die Grundregel der Moral

Die Wissenschaft war für Immanuel Kant der Schlüssel zum Verständnis der Welt der materiellen Objekte in Raum und Zeit. Damit tritt aber ein den Menschen betreffendes Problem auf. Denn auch der menschliche Körper ist ein materielles, in Raum und Zeit existierendes Objekt. Wenn der Mensch gänzlich den wissenschaftlichen Gesetzen unterliegen würde, könnte er keinen freien Willen haben. Immanuel Kant glaubte aber an den freien Willen des Menschen und hielt diesen auch für beweisbar. Er nahm an, dass Akte des freien Willens nicht in der phänomenalen Welt stattfinden, in der die wissenschaftlichen Gesetze gelten, sondern in einer Umgebung, die sich dem wissenschaftlichen Verständnis entzieht.

Weiterlesen