Der Lehrmeister des Malers Camille Corot war die Natur

Bei dem Maler Camille Corot gab es kein Blendwerk, wohl aber eine unübersehbare Strenge in der Harmonie seiner Bilder. Charles Baudelaire bewunderte den Künstler wegen seiner besonderen, stillen Ausdrucksweise seines Malstils. Er lobte die träumerische, aber doch besonnene Beharrlichkeit des Malers. Seine eigenen Werke vergleicht Camille Corot mit den Bilder von Théodore Rousseau auf eine bescheidene Art und Weise wie folgt: „Der ist ein Adler, ich bin nur eine Lerche und schmettere kleine Lieder in meine grauen Wolken.“ Seine Zeitgenossen bewunderten Camille Corot vor allem als Landschaftsmaler, da er der Natur, den darin angesiedelten Bäumen, dem Wasser und dem Gestein in seinen Bildern eine ganz einzigartige Ausstrahlung angedeihen ließ.

Die Landschaftsmalerei des Camille Corot

Paul Valéry schrieb über die Malkunst von Camille Corot folgende Worte: „Aus der bewegten Erde, aus Baum und Gebüsch, aus den Gebäuden und allen Stunden des Tageslichts weiß er einen Zauber zu ziehen, welcher immer mehr der Musik vergleichbar wird.“ Die Schule von Camille Corot war die Natur, vor allem die italienische. Er malte Landschaften aus der Umgebung von Rom – kleinformatige, höchstens mittelformatige Bilder. Seine Palette bestand aus wenigen tonigen Farben: Ocker, Braun und Grüntöne.

Die Landschaften von Camille Corot waren oft menschenleer, manchmal gönnte er ihnen etwas Staffage – Bauern, Landvolk, Hirten. Manchmal bricht bei ihm auch die klassische Landschaft durch, wie sie beispielsweise Claude Lorrain malte, die aber überlagert wird von einer Stimmung ländlicher Einsamkeit, die als stille Idylle daherkommt. Eines malte Camille Corot ganz bestimmt nicht: Heroische Landschaften.

Kurzbiographie: Camille Corot

Camille Corot wurde am 16. Juli 1796 in Paris geboren. Wie sein Vater, sollte er zuerst Kaufmann werden, widmete sich aber ab dem 26. Lebensjahr ganz der Malerei. Auf seiner ersten Italienreise, die von 1825 bis 1828 dauerte, entdeckte er die Kraft und Grazie der Natur. Die Bilder die dabei entstanden, waren frei von jedem Einfluss einer Schule und der historischen Landschaftsmalerei.

Diese Bilder, wie auch diejenigen, die er auf zwei weiteren Italienreisen malte, hielt er vor der Öffentlichkeit verborgen. Stattdessen stellte er in den Salons große, strenge und feierliche Landschaften aus. Mit seiner „offiziellen“ Malerei feierte er bei den Kunstkritikern Erfolge. Camille Corot ging so vollkommen in seiner Malerei auf, dass er fast nichts von den Revolutionen von 1830 und 1848 bemerkt hat.

Sein kommerzieller Erfolg war ihm gleichgültig. Seine wirklich guten Bilder verkaufte er nicht. Sie waren Fragmente seines Lebens, von denen er sich nicht trennen wollte. 1894 fühlte er sich tief gekränkt, als ihm der Salon die Verleihung einer Goldmedaille verweigerte. Er zog sich zurück und malte seine letzten Meisterwerke: „Venus im Bade“, „Dame in Blau“, und die lichtdurchflutete „Kathedrale von Sens“. Camille Corot starb am 22. Februar 1875 im Alter von 81 Jahren.

Von Hans Klumbies