Es gibt eine Parallelwelt der Affekte

Der Bestandteil des menschlichen Geistes, der wie es scheint, das Dasein eines Menschen beherrscht, betrifft die tatsächliche oder aus dem Gedächtnis abgerufene Welt. Sie setzt sich zusammen aus ihren menschlichen oder nichtmenschlichen Gegenständen und Ereignissen. Diese sind in den unzähligen Bildern aller Sinneskanäle repräsentiert. Häufig übersetzt man sie in verbale Sprache und strukturiert sie in Narrativen. Antonio Damasio fügt hinzu: „Und doch gibt es bemerkenswerterweise auch eine mentale Parallelwelt, die alle diese Bilder begleitet und häufig so unterschwellig ist, dass sie für sich keinerlei Aufmerksamkeit fordert. Gelegentlich wird sie aber auch so bedeutsam, dass sie den Weg des hervorstechendsten Teils unseres Geistes verändert und manchmal fesselt. Dies ist die Parallelwelt der Affekte.“ Antonio Damasio ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und Direktor des dortigen Brain and Creative Institute.

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Die Identität eines Menschen besteht in seiner Erzählung

So gut wie alle Wissenschaften vom Menschen – vornehmlich die Cultural Studies, Anthropologie und Geschichtswissenschaft – sind sich darin einig, dass die Identität eines Menschen in der Erzählung besteht, die ihm aus sich zu manchen gelingt. Christian Schüle ergänzt: „Eine Person ist ihre Geschichte, und Heimat ist das Narrativ dieser Geschichte. Nur in der Schilderung meiner Realität erlangt die Geschichte meiner Person Glaubwürdigkeit.“ Nur über das Narrativ wird Herkunft zur Identität. Christian Schüle formuliert es noch genauer: „Die Identität ist selbst das Narrativ: Ich bin, was ich von mir erzähle.“ Dabei ist zu beachten, dass die Erinnerung nicht mit dem Gedächtnis gleichzusetzen ist, obwohl sie sich natürlich nicht vom Gedächtnis trennen lässt. Christian Schüle ist freier Autor und Publizist. Seit dem Sommersemester 2015 lehrt er Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin.

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Babys programmieren den Geruchssinn ihrer Bezugspersonen um

Babys haben einen ganz besonderen, hypnotisierenden Geruch, sie verbreiten eine Pheromon-Wolke, die direkt in die tiefen Hirnareale dringt. Matthias Horx weiß: „Das Riechen am Nacken eines Kleinkindes setzt sofort Oxytocin frei. Neurowissenschaftler haben herausgefunden, dass dabei eine Art neuronaler „Reset“ stattfindet: Babys programmieren den Geruchssinn ihrer Bezugspersonen regelrecht um.“ Was vor der Ankunft des Nachwuchses noch faszinierend nach Abenteuer und Abwechslung roch – Alkohol etwa, Schweiß oder Tabak, scharfe Speisen –, „stinkt“ plötzlich. Der Geruch anderer Menschen wird nun unangenehm, uninteressant. Umgekehrt verwandelt sich der Geruch der Babyscheiße in – nun ja – zumindest einen erträglichen Duft. Die biochemische Software, die die Evolution den Menschen mitgegeben hat, erweitert um die Geburt herum die Hirnareale für Planung, für Kooperation und Antizipation. Matthias Horx ist der profilierteste Zukunftsdenker im deutschsprachigen Raum.

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Facebook wirkt auf die Einsamkeit wie ein Verstärker

Schon immer gibt es die Einsamkeit und Menschen die daran leiden. Das ist nicht neu. Neu ist die Frage, was die Technologisierung der Welt mit ihnen macht. Lange sah es danach aus, als ob das Internet die Menschen einsam machen würde. Der israelische Psychologe Yair Amichai-Hamburger stellt fest: „So verschieden die Menschen sind, so verschieden reagieren sie auf das Netz.“ Wer im Leben ein blendender Unterhalter ist, gilt auch im Internet schnell als Star. Diese Meister der Kommunikation verabreden sich, sie daten und flirten. Die Scheuen, Pessimisten, Ängstlichen dagegen bleiben auch im Netz bloß Zuschauer. Was ihr Leben bloß noch trostloser werden lässt. Es ist die Facebook-Depression: Allen geht es wunderbar. Nur das eigene Leben ist Mist. Doch die allermeisten wissen mit dem Internet und der Digitalisierung umzugehen, sehr zu ihrem Vorteil.

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Sexuelle Erregung senkt das natürliche Ekelempfinden

Sigmund Freud hat das paradoxe Verhalten von Frischverliebten treffend auf den Punkt gebracht: Ein Mann, der eine Frau leidenschaftlich auf den Mund küsst, wird sich wenig später womöglich davor ekeln, ihre Zahnbürste zu benutzen. Werner Bartens erklärt: „Sexuelle Begierde wie auch Ekel sind zwar Empfindungen, die beide zu den Grundeigenschaften des Menschen gehören, doch sie können sich auch gegenseitig im Weg stehen. Wer mit einem anderen Menschen intim werden will, muss naturgemäß gewisse Ekelschwellen überwinden.“ Denn Sex ist nun mal nicht sauber, sondern unordentlich, feucht und dreckig und ohne den Austausch von Körperflüssigkeiten schwer vorstellbar. Sind Frauen sexuell erregt, steigt passenderweise ihre Ekelschwelle an, das heißt, sie können mehr Dinge ohne Abscheu ertragen und anfassen, die sie ansonsten unangenehm finden würden. Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.

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Der Geruch spielt bei Kennenlernen eine entscheidende Rolle

Dass Geruch und Anziehung eng zusammenhängen, kann für die Harmonie in Beziehungen nicht überschätzt werden. Ein guter Test darauf, ob eine Bindung zwischen Mann und Frau haltbar ist, findet bei jedem Rendezvous statt und erfolgt im Unterbewusstsein bereits in den ersten Momenten der Kontaktaufnahme. Wer sich nahekommen und es bleiben möchte, muss einander riechen können. Denn wer sich gerne riechen mag, bleibt auch länger zusammen. Werner Bartens erklärt: „Evolutionär ist dieses Auswahlkriterium äußerst sinnvoll, denn ein als attraktiv empfundener Geruch weist darauf hin, dass der potentielle Partner ein deutlich anderes Immunsystem hat.“ Werden zwei Menschen ein Paar, die sich gut riechen können, bedeutet dies, dass sich ihre Abwehrsysteme in den gemeinsamen Nachkommen mischen und diese daher widerstandsfähiger gegen diverse Keime sind. Werner Bartens ist Autor von Bestsellern wie „Das Ärztehasser-Buch“, „Körperglück“ und „Was Paare zusammenhält“.

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Nanomaterialien sind in immer mehr Alltagsprodukten enthalten

Jeden Tag kommen Verbraucher mit Nanomaterialien in Kontakt. Die Menschen essen und trinken sie, tragen sie am Körper und schmieren sie sich ins Gesicht. Sie sind überall gegenwärtig – und das schon seit Jahrzehnten. Denn ihr Einsatz spart den Herstellern von allen möglichen Produkten Kosten und bietet nahezu unerschöpfliche Möglichkeiten, wenn es etwa um Innovation und Effizienz geht. Selbst ein herkömmliches Mikroskop kann die extrem winzigen Nanoteilchen nicht aufspüren. Nanomaterialen bieten ohne Zweifel viele Vorteile, aber Nachteile auf die Gesundheit der Menschen sind dabei keineswegs ausgeschlossen. Vor allem Verbraucherschützer betrachten die Nanotechnologie daher äußerst kritisch. Die Vorsilbe „Nano“ leitet sich aus dem Griechischen vom Wort Zwerg ab. Die Nanoteilchen, die industriell hergestellt werden, bestehen meist aus Kohlenstoff oder Metallatomen und haben eine Größenordnung von einem Milliardstel eines Meters.

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Bei der Partnerwahl sollte der Mensch auf seine Nase achten

Sonia Laszlo macht auf eine wenig beachtete Quelle des Glücks aufmerksam: die menschliche Nase. Gerüche als Faktoren des Glücks bringen den Menschen näher an seine Urvorfahren in ihm als viele seiner anderen Sinne. Patrick Süskind schreibt zum Beispiel in seinem Buch „Das Parfüm“: „Und mitten hinein in sie ging der Duft, direkt ans Herz, und unterschied dort kategorisch über Zuneigung, Verachtung, Ekel oder Lust, Liebe oder Hass.“ Die Reaktion auf einen Geruch, die einem Menschen in die Nase steigt, stellt sich sofort ein. Viele Gerüche, vor allem die aus der Kindheit, manchen viele Menschen glücklich. Die Kommunikationswissenschaftlerin und Schauspielerin Sonia Laszlo befasst sich mit dem „Glücklichsein“ und Film in Europa sowie in den USA. Die Journalistin ist in Medien und am Institut für Europäische Glücksforschung tätig, Gastvortragende an Universitäten und schreibt an ihrer Dissertation.

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Georg Pfau gewährt Einblicke in die Sexualität von Mann und Frau

Die Lust mag der Anreiz für die Sexualität sein, die Kommunikation das eigentliche Motiv, die Fortpflanzung ist der Auftrag der Evolution. Der evolutionsbiologische Auftrag liegt laut Georg Pfau in den Genen des Menschen und hat damit eine ganz besondere Bedeutung. Ursprünglich diente die Sexualität nur der Fortpflanzung. Das ganze menschliche Sein ist darauf abgestimmt, die Art zu erhalten. Georg Pfau schreibt: „Auch wenn der Mensch seiner Sexualität andere Inhalte verliehen hat, die Gene haben wie immer das letzte Wort. Man kann sich ihnen nicht entziehen, sie beherrschen das Tun und Lassen, vor allem in der Auswahl der Partner.“ Weil der Auftrag zur Fortpflanzung im Unterbewusstsein dominierend ist, empfinden Frauen und Männer am anderen Geschlecht genau jene Eigenschaften sexy, die Fruchtbarkeit und Willen zur Fortpflanzung signalisieren. Dr. Georg Pfau ist Arzt und Sexualmediziner. Er ist Mitglied der „Deutschen Akademie für Sexualmedizin“ in Berlin sowie Vorstands- und Gründungsmitglied der „Österreichischen Akademie für Sexualmedizin“ in Salzburg.

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Demokrit kommt den Atomen auf die Spur

Demokrit vertrat die These, dass das Sein aus Seiendem, nämlich winzigen, unteilbaren, voneinander getrennten Einheiten bestehe. Dazwischen vermutete er das Nichts, das als Trennendes zwischen der Materie vorausgesetzt werden müsse. Es bilden sich unzählige Welten in dem unendlichen Leeren aus zahllosen Atomen. Mögen die Vielfalt und die Anzahl der Atome nicht berechenbar sein, eines steht für den Gelehrten fest: sie sind ewig, unveränderlich und unteilbar. Die unterschiedlichen Sinnesempfindungen des Menschen bei der Betrachtung verschiedener Gegenstände, führte er auf die unterschiedliche Lage, Bewegung und Gestalt der Atome zurück.

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