Optimisten machen das Beste aus ihrem Leben

Jens Weidner unterscheidet fünf Typen bei den Optimisten: den Zweckoptimisten, den naiven Optimisten, den heimlichen Optimisten, den altruistischen Optimisten und den Best-of-Optimisten. Einen Zweckoptimisten definiert er wie folgt: „Zweckoptimisten sind feine Menschen mit einem sehr langem Atem, wenn es darum geht, sich auf die positiven Aspekte einer schwierigen beruflichen Aufgabe zu konzentrieren.“ Zweckoptimismus ist besonders in sozialen Berufen oder auch in Veränderungsprozessen gefragt, wenn es notwendig wird, dem Unangenehmen positive Seiten abzugewinnen, selbst wenn die Umstände kaum veränderbar sind, weil sie durch Krankheiten oder Alterungsprozesse ausgelöst sind. Zweckoptimisten demonstrieren Durchhaltevermögen und wünschen sich heimlich, dafür auch etwas Bewunderung zu ernten. Sie sind kämpferisch, auch bei eher geringen Erfolgsaussichten, weil sie Unveränderbares akzeptieren können und sich trotzdem engagieren. Jens Weidner ist Professor für Erziehungswissenschaften und Kriminologie.

Der extreme Zweckoptimist klammert sich an Ideale

Optimismuskrücken sind perfide. Da hat der Zukunftsforscher Matthias Horx völlig Recht. Aber sie immer noch besser, als dem Pessimismus zu verfallen. „Evolutionärer Optimismus heißt“, so Matthias Horx, dass wir uns eingestehen, dass das menschliche Leben empfindlich und zerbrechlich ist. Dass es Leid gibt, viel Leid. Er weiß um den Anteil, den er selbst erlösen kann. Der Anteil mag nicht groß sein. Aber er zählt.“ Diesen Anteil an Glück, Zufriedenheit und Erfolg gilt es zu packen und das Beste daraus zu machen. Für Optimisten ist das die wahre Kunst.

Der extreme Zweckoptimist klammert sich hingegen an das Ideale und wird enttäuscht, weil es wahnsinnig schwer zu erreichen ist. Der realistische Optimist sieht dagegen die Welt aus der Gelassenheit der Systeme. Matthias Horx schreibt: „Vertrauen entsteht nicht aus Wunschbildern, sondern aus realistischen Erfahrungen, die wiederum in Menschenbildern wurzeln, in denen wir uns nicht dauernd zu Übermenschen stilisieren oder als Untermenschen denunzieren müssen.“ Dem extremen Zweckoptimisten ist das fremd.

Der naive Optimist ist voller Energie und Tatendrang

Der extreme Zweckoptimist feiert lieber den Triumph der Hoffnung über die Erfahrung, er lässt sich nicht von der schnöden Wirklichkeit stören, denn er überbewertet seine Fähigkeit, die Zukunft vorhersagen zu können. „Das wird schon“ ist seine schlichte, optimistische Selbstüberschätzung. Selbstkritik ist hier also gefragt. Allerdings sollte jeder offen bleiben für ein wenig Realitätsverzerrung und eine gute Portion Verrücktheit, die Menschen dazu ermutigt, Schwieriges anzugehen. Gerade im Bereich der Unternehmensgründungen muss man ein bisschen verrückt sein, damit einen die Wirklichkeit nicht erschlägt.

Der naive Optimist ist begeisterungsfähig, voller Energie und Tatendrang. Leider neigt er aber auch dazu, blind vor Begeisterung über seine Ideen, über seine Projekte, über sich selbst zu sein. Hindernisse und potentielle Misserfolge werden ignoriert. Das erklärt auch schon, warum Jens Weidner einen solchen Typen als naiv beschreibt, obwohl er alles andere als naiv wirkt, wenn man ihm gegenübersitzt: „Die Hoffnung, die er verbreitet, ist grenzenlos und wohltuend, zumindest geht es mir so, wenn ich mit einem naiven Optimisten an einem Tisch sitze.“ Quelle: „Optimismus“ von Jens Weidner

Von Hans Klumbies