Nur der Mensch hat die Fähigkeit zur Selbstbestimmung

Das Wählen ist für den Menschen eine Pflichtaufgabe. Das hat der Philosoph Jean-Paul Sartre den „Zwang zur Freiheit“ genannt. Ein Mensch wählt immer, ob er sich nun dessen bewusst ist oder nicht. Reinhard K. Sprenger betont: „Aber das bewusste Wählen ist es gerade, dass der Wahl die Würde gibt. Echte Verantwortung erwächst also aus einer bewussten Wahlentscheidung.“ Ein Weiser sagt: „Wähle, was du tust, dann tust du immer, was du gewählt hast.“ Wer sich dagegen als Opfer der Umstände erlebt, macht andere verantwortlich, lebt nicht selbstbestimmt. Dann hat das Jammern kein Ende. Dann zahlt man den höchsten Preis, den man in diesem Leben zahlen kann: den Verlust der Selbstachtung. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Die Entfremdung ist ein durchgängiges Motiv in Friedrich Hölderlins Dichtung

Friedrich Hölderlin (1770 – 1843) gehört, wie der früh verstorbene Novalis, zu den Autoren, deren Leben und Werk zum Mythos geworden ist. Seine Gedichte beeindrucken durch große sprachliche Dichte, Reichtum der Gedanken, Füllen an Bildern und Symbolkraft. Sensibilität uns Schwermut verbinden sich mit der Hoffnung auf Wiederherstellung der zerstörten menschlichen und gesellschaftlichen Harmonie zu einer Form des politischen Gedichts, dem alles Agitatorische fehlt, das aber durch die Tiefe der Empfindung, der Moralität und politischen Integrität, sprachlichen Gestus und ästhetischer Formung überzeugt. Im idealisierten Griechenland fand Friedrich Hölderlin den Orientierungspunkt für seine Konzeption der Humanität. Die Verwendung antiker Strophenformen war keine äußerliche Übernahme tradierter Formen, sondern Ausdruck inniger Verbundenheit mit der Antike und deren rückerinnernden Aktualisierung. Neben den strengen antiken Versformen stehen die späten, zu freien Rhythmen übergehenden Hymnen und Elegien, in denen die Sehnsucht nach dem verlorenen Griechenland zum Ausdruck kommt. Beispiele sind „Archipelagos“, „Mnemosyne“ und „Patmos“.

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Gewalt gegen Frauen und Fremde ist durch nichts zu rechtfertigen

In Deutschland wurden im Jahr 2015 rund 117.000 Frauen vergewaltigt oder sexuell belästigt; jede Fünfte vom Ehemann, Freund oder von der Ex-Beziehung. Etwa 643.000 Frauen wurden Opfer von Gewalt in Beziehungen, verschleiernd „häusliche Gewalt“ genannt. Und 327 wurden getötet; eine von dreien vom eigenen Ehemann oder Freund. Woher die Zahlen kommen? Alice Schwarzer kennt die Antwort: „Es handelt sich um reale Fälle, bei den Toten, oder um erstattete Anzeigen mal zwölf.“ Denn, so erforschte das Bundesfrauenministerium in einer breit angelegten Studie: Nur jedes zwölfte Opfer von Gewalt erstattet Anzeigen. Und da redet Alice Schwarzer weder von Flüchtlingen noch von Migranten, noch vom Islamismus: „Diese epidemische, strukturelle Männergewalt in unserer christlich geprägten Demokratie ist hausgemacht. Sie ist das dunkle Geheimnis im Herzen des Machtverhältnisses der Geschlechter.“ Alice Schwarzer (73) ist Feministin sowie Gründerin und Herausgeberin der Zeitschrift „Emma“.

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Daniel Klein stellt den britischen Philosophen David Pearce vor

Der britische Philosoph David Pearce hat ein populäres E-Book mit dem Titel „The Hedonistic Imperative“ geschrieben, das echten geistigen Sprengstoff enthält. Daniel Klein erklärt: „Er zwingt sich mir die Frage zu stellen, als ob es im Leben etwas Wertvolleres gibt, als sich die ganze Zeit über enorm gut zu fühlen.“ Zunächst einmal übernimmt David Pearce seine grundlegenden Prämissen von zwei altehrwürdigen Philosophen, und zwar von Epikur und Jeremy Bentham, dem britischen Sozialphilosophen des 18. Jahrhunderts. Von Epikur kommt der Lehrsatz, dass das glücklichste Leben durch ataraxia (Angstfreiheit) und aponia (Schmerzfreiheit) gekennzeichnet ist. Daniel Klein, Jahrgang 1939, studierte Philosophie in Harvard. Zusammen mit Thomas Cathcart schrieb er „Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar“, das in 26 Sprachen übersetzt wurde.

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Der Trompeter Till Brönner ist Deutschlands erfolgreichster Jazz-Star

Die Jazzmusik neu erfunden hat Till Brönner nicht, aber Musikalben unter anderem für Hildegard Knef, Manfred Krug und die No Angels produziert, mit Dave Brubeck, Chaka Khan und Natalie Cole gespielt und mit Carla Bruni, Sérgio Mendes und Annie Lennox zusammengearbeitet. Wohltemperiert und glasklar lässt Till Brönner seine entspannten Versionen der Klassiker aus dem Great American Songbook auf seiner neuen CD „The Good Life“ klingen. Wobei es im Text des instrumental gespielten Titeltracks nicht um die Annehmlichkeiten des Lebens geht, sondern um die Frage: Was ist man bereit, davon zu opfern für die wahre Liebe? Um am Ende etwas Echtes, etwas Bleibendes erhalten. Die meiste Zeit im Jahr lebt Till Brönner mittlerweile in Los Angeles.

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Das Dritte Reich war eine Gewaltherrschaft ohne Beispiel

Der neue Band „Das Dritte Reich“ von Ulrich Herbert, das in der Reihe „Wissen“ des C. H. Beck Verlag erschienen ist, bietet eine knappe Gesamtdarstellung des Dritten Reiches auf dem neuesten Forschungsstand. Nach einer Analyse der Faktoren, die den Aufstieg des Nationalismus und die Etablierung der Diktatur ermöglicht haben, ist der größere Teil des Buches den Jahren von 1939 bis 1945 gewidmet, in denen sich die deutsche Geschichte in eine europäische und welthistorische ausweitet. Der Band informiert über den Krieg Adolf Hitlers in der Sowjetunion, die deutsche Besatzungsherrschaft in Europa und die Ermordung der europäischen Juden. Am 30. Januar 1933 wird in Deutschland Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Ulrich Herbert ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau und einer der bekanntesten deutschen Zeithistoriker.

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Der Dreißigjährige Krieg verwüstete das Reich

Das Heilige Römische Reich deutscher Nation war im 17. Jahrhundert nur noch ein brüchiges Gebilde, gefährdet von innen und außen. Während sich Frankreich zu einem territorialen Einheitsstaat entwickelte, erlebte das Reich mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) einen entscheidenden politischen und ökonomischen Rückschlag. Samuel Pufendorf, Professor für Naturrecht und Politik, beschreibt den Zustand des Reichs nach dem Westfälischen Frieden präzise: „Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als das deutsche Reich, wenn man es nach den Regeln der Wissenschaft von der Politik klassifizieren will, einen irregulären und einem Monstrum ähnlichen Körper zu nennen, der sich im Laufe der Zeit durch die fahrlässige Gefälligkeit des Kaisers, durch den Ehrgeiz der Fürsten und durch die Machenschaften der Geistlichen aus einer regulären Monarchie zu einer so disharmonischen Staatsform entwickelt hat, dass es nicht mehr eine beschränkte Monarchie, wenngleich der äußere Schein dafür spricht, aber noch nicht eine Föderation mehrerer Staaten ist, vielmehr ein Mittelding zwischen beiden.“

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Antibiotika helfen zuverlässig gegen Borreliose

Schätzungen zufolge erkranken in Deutschland pro Jahr 100.000 Menschen an Borreliose, einer von Zecken übertragenen Infektion mit Bakterien. Der Neurologe Dr. Tobias Rupprecht, der im Helios-Klinikum München West eine Spezialambulanz für Borreliose leitet, kann die meisten seiner Patienten beruhigen: „Der Verdacht erweist sich bei mehr als zwei Drittel als falsch. Gerade wegen der vielen möglichen Symptome vermuten Patienten und Ärzte manchmal auch bei unklaren Beschwerden: Das könnte eine Borreliose sein. Nicht selten zu Unrecht. Dr. Tobias Rupprecht erklärt allerdings: „Die Erkrankung muss man immer ernst nehmen. Ein darin erfahrener Arzt kann sie in den meisten Fällen gut erkennen.“ Antibiotika helfen zuverlässig, auch dann, wenn sich die Borrelien – so die Bezeichnung der Erreger – schon im Körper verteilt haben. Die Zecken schlagen fast immer im Grünen zu.

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Die Elternschaft hat ihre Naturgesetzmäßigkeit verloren

Was das Thema „eigene Kinder in die Welt setzen“ anlangt, hat sich der Zeitgeist stark gewandelt. Für frühere Generationen war das noch ein logischer, weiteren Entwicklungsschritt in der eigenen Biografie, der keiner gesonderten Diskussion bedurfte. Vorausgesetzt man hatte ein gewisses Alter erreicht im Idealfall sowohl eine abgeschlossene Berufsausbildung in der Tasche, als auch einen Ehering am Finger. Heute sieht das ganz anders aus. Martina Leibovici-Mühlberger erklärt: „Das mit dem „Kinderkriegen“ ist eine ziemlich schwierige Angelegenheit geworden. Jede Menge verborgener Risiken scheinen auf einen zu warten, sodass man fast schon über ein Löwenherz verfügen und ein Abenteurer sein muss, um sich auf dieses Wagnis einzulassen.“ Die Ärztin Martina Leibovici-Mühlberger leitet die ARGE Erziehungsberatung Fortbildung GmbH, ein Ausbildungs-, Beratungs- und Forschungsinstitut mit sozialpsychologischem Fokus auf Jugend und Familie.

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Spontankäufe vor der Kasse schaden dem Nachwuchs

Es gibt viele Mitmenschen, die immer quengeln und am Ende scheinbar immer das bekommen, was sie wollen. Schon Kinder merken, dass andauerndes Nörgeln zum Erfolg führen kann. Eltern sollten sich jedoch gut überlegen, ob sie den flehenden Augen der Kleinen wirklich nachgeben wollen. Denn damit vergeben sie eine wertvolle Gelegenheit, ihrem Nachwuchs den richtigen Umgang mit Finanzen beizubringen. Für die Macht des Quengelns haben Psychologen und Verkaufsprofis inzwischen eigen eigenen Begriff geprägt. Sie reden von „Pester-Power“, abgeleitet vom englischen „to pester“ für plagen oder zetern. Diese Macht des geschickten Bettelns ist noch größer als bisher bekannt. Eine Umfrage macht nun das ganze Ausmaß deutlich: Demnach geben bis zu 82 Prozent aller Väter und Mütter dem Quengeln ihres Kindes beim Einkaufen nach.

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Viele Menschen sind von der Sünde fasziniert

Viele Menschen begehen unentwegt kleine moralische Verfehlungen, die Ausdruck einer tief verwurzelten Selbstgefälligkeit ist. Die Neigung zu verwerflicher Leidenschaft, zur Sünde steht im Zentrum der menschlichen Persönlichkeit. Die Menschen sündigen nicht nur, sie sind auch in absonderlicher Weise von der Sünde fasziniert. David Brook nennt ein Beispiel: „Wenn wir hören, dass ein Prominenter in einen empörenden Skandal verwickelt ist, sind wir irgendwie enttäuscht, wenn sich herausstellt, dass das Gerücht falsch ist.“ Und wenn man brave Kinder sich selbst überlässt, dauert es meist nicht lange, bis sie für Scherereien sorgen. Selbst an sich positive zwischen menschliche Verbindungen wie Kameradschaft und Freundschaft können verfälscht werden, wenn sie nicht an ein höheres Ziel gebunden sind. David Brooks arbeitet als Kommentator und Kolumnist bei der New York Times. Sein Buch „Das soziale Tier“ (2012) wurde ein internationaler Bestseller.

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Ulrich Schnabel stellt die Norm der Gefühle vor

Die Soziologin Arlie Hochschild hat den Begriff der „Gefühlsnorm“ geprägt. In jeder Kultur gibt es allgemein akzeptierte Vorstellungen vom „richtigen“ oder angemessenen Gefühlsverhalten, denen Menschen unbewusst zu entsprechen suchen. Arlie Hochschild schreibt: „Der Partybesucher bemüht sich nach Kräften um die dem Gastgeber geschuldete Fröhlichkeit, wie der Trauergast um angemessene Gefühle der Trauer beim Begräbnis. Jeder präsentiert seine Gefühle als situationsangemessenen Beitrag zum Gelingen des gemeinsamen Ziels.“ Dabei geht es laut Ulrich Schnabel nicht nur um passende Worte und einen passenden Gesichtsausdruck, sondern auch um möglichst authentisches Fühlen. Denn Menschen haben in der Regel ein sehr feines Gespür für die Echtheit von Gefühlen. Das angemessen Fühlen ist allerdings ungleich schwieriger als die Auswahl des richtigen Anzugs oder das Üben von Beileidsfloskeln. Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

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Rupert M. Scheule erörtert den Begriff der Freiheit

Vielleicht ist es mit der Freiheit von Unterdrückung, Beengung, Hunger und so weiter wie bei der Freude bei nachlassendem Schmerz. In dem Moment, das Menschen von wie auch immer beengenden Fesseln befreit werden, spüren sie das Glück der Freiheit besonders intensiv. Viele Menschen der Moderne sind für ganz offensichtlich gebrannte Kinder des Absolutismus und des Totalitarismus. Rupert M. Scheule erklärt: „Sie verstehen Freiheit primär als negative Freiheit, als Freiheit von staatlicher Einmischung und Bevormundung.“ In einem ganzen Arsenal von Abwehrrechten hat sich die negative Freiheit ein juristisches Denkmal gesetzt, was pikanterweise wieder einen Staat voraussetzt, der die Abwehrrechte garantiert. Wenn die Ethik hier von negativer Freiheit spricht, drängt sich natürlich die Frage auf, ob es denn auch eine positive Freiheit gibt und worin sie besteht. Rupert M. Scheule ist Professor für Moraltheologie und Christliche Sozialwissenschaft an der Theologischen Fakultät Fulda.

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Menschliches Verhalten lässt sich nicht vorhersehen

Das Titelthema des neuen Philosophie Magazins 06/2016 beschäftigt sich mit der Frage, wie berechenbar der Mensch ist. Denn die großen Innovationssprünge unserer Zeit wie Gentechnologie, Neurowissenschaft oder Big Data versprechen eine immer präzisere Prognostizierbarkeit des menschlichen Verhaltens. Geht es nach dem Willen von Google und Co., wird der Alltag eines Menschen schon bald exakt voraussagbar sein. Es wäre ein Leben ohne böse Überraschungen, ohne Angst vor tiefen Enttäuschungen, ohne den Terror des Unverfügbaren. Hier stellt sich natürlich die Frage, wer denn ernsthaft in einer solchen Welt leben möchte. Wie, wenn überhaupt, könnte man frei in ihr existieren. Wie unvorhersehbar das Leben aber in Wirklichkeit ist und wie wenig sich menschliches Verhalten tatsächlich voraussagen lässt und wie wenig es in der Tat bedarf, von einem vollkommen berechenbar scheinenden Handlungsmuster in ein völlig irrationales auszurasten, haben gerade die letzten Monate wieder in aller Schmerzlichkeit vor Augen geführt.

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Die Deutsche Frage stellt sich nach wie vor

In seinem neuen Buch „German Power“ geht der Politikwissenschaftler Hans Kundnani dem Wandel Deutschlands nach der Wiedervereinigung 1990 nach und stellt ihn in den Zusammenhang der deutschen Geschichte vor 1945. Dabei zeigt er auffällige Ähnlichkeiten auf und benennt eine Reihe von Grundkonflikten, die damals wie heute die Paradoxien der deutschen Rolle in Europa beschreiben. Deutschland ist zu mächtig, um nicht eine führende Rolle in Europa einzunehmen, aber zugleich zu schwach, um der Europäischen Union (EU) seinen Willen aufzwingen zu können. Es operiert auf der Grundlage einer labilen geoökonomischen Halbhegenomie und läuft damit stets Gefahr, von der Ordnungsmacht zu einer Quelle der Instabilität im Zentrum Europas zu werden. Denn für die europäischen Nachbarn gelten nicht Hilfsbereitschaft und Weitsicht als Kennzeichen deutscher Politik, sondern selbstgerechtes Streben nach Dominanz und ökonomischen Vorteil. Der Politikwissenschaftler Hans Kundnani ist Senior Transatlantic Fellow des German Marshall Fund.

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Thomas Damberger skizziert Platons Höhlengleichnis

Platon, der im 4. Jahrhundert vor Christus lebte, hat im 7. Buch seines wohl bekanntesten Werkes, der „Politeia“, das Höhlengleichnis festgehalten. Thomas Damberger skizziert es kurz: „Die Ausgangssituation ist folgende: In der Höhle sitzt ein Mensch, an einen Stuhl gefesselt und mit dem Gesicht zur Wand gerichtet. Der Höhlenbewohner sieht an der Wand Schatten und hält diese für das Eigentliche, das Wahre.“ In einer solchen Lage hat der Gefesselte keine Chance zu erkennen, dass es sich bei den Schatten ja tatsächlich nur um Schatten von den eigentlichen Dingen handelt. Damit er zu einer solchen Erkenntnis gelangen kann, muss er bereit werden. Diese Befreiung ist übrigens eine Zwangsbefreiung, denn der Gefesselte erlebt sich ja nicht als gefesselt. Dr. Thomas Damberger ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

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Der Traum ist der Königsweg zum Unbewussten

Sigmund Freud (1856 – 1939) nannte die Träume „den Königsweg zum Unbewussten“ – also eine der besten Möglichkeiten, verborgene Gedanken aufzuspüren. Die Dinge, die Menschen in Träumen sehen oder erleben, sind nicht das, was sie zu sein scheinen. Nigel Warburton erklärt: „Das ist das oberflächliche Traummaterial, aber die wahre Bedeutung des Traums findet man im latenten (verborgenen) Trauminhalt.“ Genau den versuchte der Psychoanalytiker Sigmund Freud zu verstehen. Die Dinge, auf die Menschen im Traum stoßen, sind Symbole. Sie stehen für die Wünsche, die sich im Unbewussten eines Menschen verstecken. Ein Traum, in dem eine Schlange, ein Schirm oder ein Schwert vorkommen, ist sehr häufig ein verdeckter sexueller Traum. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Das pure Vergnügen ist der einzige Lebenszweck

Der griechisch-lybische Philosoph Aristippos, der von 435 bis 356 vor Christus lebte, schrieb einst: „Die Kunst zu leben liegt darin, die an uns vorüberziehenden Freuden zu ergreifen. Die größten Freuden sind nicht die geistigen, und moralisch sind sie auch nicht immer.“ Daniel Klein erinnert sich noch gut daran, was er fühlte, als er sich diesen Sinnspruch notierte: „Herausfordernd! Gewagt!“ Die sechziger Jahre mit ihrem Ethos totaler Freiheit begannen aufzudämmern, und er fühlte sich auf die Probe gestellt. Plötzlich kam ihm Epikurs vorsichtiger Hedonismus wie der Bluff eines schüchternen Mannes vor. Aristippos war der echte Stoff – ein war ein ungezügelter Hedonist. Daniel Klein, Jahrgang 1939, studierte Philosophie in Harvard. Zusammen mit Thomas Cathcart schrieb er „Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar“, das in 26 Sprachen übersetzt wurde.

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Vertrauen sollte die Basis einer jeden Beziehung sein

Nach schlechten Erfahrungen in einer Partnerschaft neigen viele Menschen zu Misstrauen und Angst vor Kontrollverlust. Dafür gibt es nur eine Lösung: Nur wenn man die Kontrolle abgibt, kann man wirklich vertrauen. Vertrauen spielt in fast alle Lebensbereichen eine wichtige Rolle. Man kann sagen, sie zählt zu den Grundpfeilern im menschlichen Leben. Ob es nun Mitarbeiter oder Vorgesetzte sind, Beziehungen oder gar die Politik und die Wirtschaft: Menschen sehnen sich nach dieser Geborgenheit, in der man einfach nur loslassen kann und das Beste erwartet. Der aktuelle Umgang mit der wirtschaftlichen und politischen Lage lässt allerdings vermuten, dass eher Misstrauen um sich greift. Die Folgen sind häufig kontraproduktiv und machen das Problem nur schlimmer. In zwischenmenschlichen Beziehungen ist das Thema Vertrauen nicht weniger komplex.

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Einsamkeit ist selten gewählt und nie gewollt

Alleinsein muss nicht nur schmerzlich, es kann auch erfüllend sein. Theodor Fontane schrieb einst: „Lieber Einsamkeit und ein Buch und eine Zeitung als schlechte Gesellschaft, von der man nichts hat als Ärger und mitunter direkte Beleidigung.“ Aber was Theodor Fontane meint, ist freiwillige Zurückgezogenheit. Einsamkeit ist selten gewählt und nie gewollt. Wenn sich Menschen zurückgestoßen fühlen, funken in derselben Hirnregion die Neuronen wie bei einem Schnitt in die Haut. Der Mann, der die Folgen des ungewollten Alleinseins untersucht, heißt John Cacioppo und lehrt an der University of Chicago. Bevor sich der Psychologe dem Gefühl der Isolation zuwandte, dachte man, Einsamen gehe es schlechter, weil niemand nach ihnen schaut. Es war John Cacioppo, der herausfand, dass es sich umgekehrt verhält: Der Grund warum sie krank werden, ist die Einsamkeit selbst.

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Viele Eltern bieten ihren Kindern keine Orientierung

Martina Leibovici-Mühlberger konzentriert sich in ihrem Buch „Wenn die Tyrannenkinder erwachsen werden“ auf die Misere vieler Kinder, die von ihren Eltern verkauft, instrumentalisiert, betrogen und in der sensiblen Zeit des Aufwachens und der Orientierungssuche einfach im Stich gelassen wurden. Die meisten Menschen wollen heute frei leben, absolut frei, und ja keine Zwänge oder irgendetwas, das ihre Freiheit beschränken könnte, akzeptieren. Jeder will in sein Mickymaus-Leben hineinpacken, was ihm gerade gefällt, und es natürlich auch jederzeit wieder verändern, wenn eine Durststrecke droht und das Gewählte sich vielleicht als mühevoll herausstellt. Sonst wären sie ja blöderweise nicht mehr frei. Die Ärztin Martina Leibovici-Mühlberger leitet die ARGE Erziehungsberatung und Fortbildung GmbH, ein Ausbildungs-, Beratungs- und Forschungsinstitut mit sozialpsychologischem Fokus auf Jugend und Familie.

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Glück ist im Hier und Jetzt angekommen zu sein

Im Gegensatz zu dem Glück, das Menschen empfinden, wenn sie eine lebensnotwendige Handlung erfolgreich bewältigen, gibt es auch noch andere Formen des Glücks, die wissenschaftlich etwas schwieriger zu fassen sind. Sie basieren auf Gefühlen wie Verbundenheit, Liebe und Sicherheit und entstehen, wenn man für andere da sein kann, Fürsorge geben oder empfangen, wenn man eine innere Ruhe verspürt und im Hier und Jetzt angekommen ist. Professor Tobias Esch, der Als Mediziner seit 20 Jahren zu der Verarbeitung von Stress und Belohnung im Gehirn forscht, beschreibt dieses Glück so: „Es ist dieser Zustand des Nichtwollens, der so unscheinbar daherkommt und auf den ersten Blick gar nicht so sexy ist. Deswegen vielleicht spielte er in den Medien als auch in der Wissenschaft bislang keine große Rolle.“

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Sexuelle Flauten im Bett sind normal

Nach sechs, vielleicht zwölf Monaten hat die Leidenschaft deutscher Paare im Vergleich zu den ersten gemeinsamen Wochen schon deutlich nachgelassen. Das zeigt eine aktuelle, im Fachblatt „Social Science Research“ veröffentlichte Studie. Und es geht weiter rapide abwärts, wie die Forscherinnen des Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften in Mannheim sowie der Ludwig-Maximilians-Universität München schreiben: Nach sechs bis acht Jahren hat das sexuelle Verlangen in Liebesbeziehungen seinen Tiefpunkt erreicht. Danach kann es nur noch wieder besser werden. Das kommt sogar vor, ist aber laut der Studie eher die Ausnahme als die Regel. Das klingt deprimierend, muss es aber nicht sein. Im Gegenteil. Weniger und langweiliger Sex können aus Sicht von Sexualwissenschaftlern sogar ein Indiz für eine stabile Beziehung sein. Probleme bereiten jedoch oft die eigene Erwartungshaltung an Sex.

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Der Gardasee ist ein Sehnsuchtsort der Deutschen

Der Gardasee gehört seit den Lebzeiten von Johann Wolfgang von Goethe zu den beliebtesten Urlaubszielen der Deutschen. Der prächtige Bildband „Gardasee“ von Lothar Mayer bietet eine Zusammenschau natur- und kulturhistorischer Exkursionen am Lago di Garda. Der Autor, der seit 30 Jahren die Region rund um den Gardasee erkundet, regt zu eigenen Wanderungen an, indem er Touren rund um den See beschreibt, die aufgrund von botanischen, entomologischen, geologischen und kulturhistorischen Besonderheiten von Interesse sind. Die Wanderwege, die im zweiten Teil des Bildbandes mit detaillierten Kartenmaterial vorgestellt werden, sind relativ einfach zu bewältigen. Die Touren führen beispielsweise zur Pfingstrosenblüte auf der Corna Piana oder auf der alten Ponale-Straße von Riva nach Pregasina. Im Einführungskapitel beschreibt Lothar Mayer den Gardasee in Zahlen und Fakten und zeichnet ein Stimmungsbild von einer Region, wo Deutschland auf Italien trifft.

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Facebook wirkt auf die Einsamkeit wie ein Verstärker

Schon immer gibt es die Einsamkeit und Menschen die daran leiden. Das ist nicht neu. Neu ist die Frage, was die Technologisierung der Welt mit ihnen macht. Lange sah es danach aus, als ob das Internet die Menschen einsam machen würde. Der israelische Psychologe Yair Amichai-Hamburger stellt fest: „So verschieden die Menschen sind, so verschieden reagieren sie auf das Netz.“ Wer im Leben ein blendender Unterhalter ist, gilt auch im Internet schnell als Star. Diese Meister der Kommunikation verabreden sich, sie daten und flirten. Die Scheuen, Pessimisten, Ängstlichen dagegen bleiben auch im Netz bloß Zuschauer. Was ihr Leben bloß noch trostloser werden lässt. Es ist die Facebook-Depression: Allen geht es wunderbar. Nur das eigene Leben ist Mist. Doch die allermeisten wissen mit dem Internet und der Digitalisierung umzugehen, sehr zu ihrem Vorteil.

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