Antibiotika helfen zuverlässig gegen Borreliose

Schätzungen zufolge erkranken in Deutschland pro Jahr 100.000 Menschen an Borreliose, einer von Zecken übertragenen Infektion mit Bakterien. Der Neurologe Dr. Tobias Rupprecht, der im Helios-Klinikum München West eine Spezialambulanz für Borreliose leitet, kann die meisten seiner Patienten beruhigen: „Der Verdacht erweist sich bei mehr als zwei Drittel als falsch. Gerade wegen der vielen möglichen Symptome vermuten Patienten und Ärzte manchmal auch bei unklaren Beschwerden: Das könnte eine Borreliose sein. Nicht selten zu Unrecht. Dr. Tobias Rupprecht erklärt allerdings: „Die Erkrankung muss man immer ernst nehmen. Ein darin erfahrener Arzt kann sie in den meisten Fällen gut erkennen.“ Antibiotika helfen zuverlässig, auch dann, wenn sich die Borrelien – so die Bezeichnung der Erreger – schon im Körper verteilt haben. Die Zecken schlagen fast immer im Grünen zu.

Gegen FSME gibt es eine wirksame Impfung

Oft bleibt der Zeckenstich unbemerkt. Als Nymphe, wie man die Tiere in einem frühen Entwicklungsstadium nennt, ist der Blutsauger nicht größer als ein Floh. Doch kann er bereits Krankheiten übertragen. Ein Stich bedeutet allerdings noch keine Infektion – und erst recht keine Erkrankung. Gegen FSME, die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis, gibt es eine wirksame Impfung. Jeder, der in einem Risikogebiet lebt oder Urlaub macht, sollte den Schutz haben.

Das Risiko, sich bei einem einzelnen Stich anzustecken, ist gering. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts kommt es im Schnitt nur bei jedem 150. Zeckenstich zu einer Erkrankung. Und dann schafft es das Immunsystem meist, diese zu bekämpfen. Tobias Rupprecht berichtet: „Chronische Verläufe sind extrem selten.“ Dann kann es jedoch zu schweren Spätschäden wie Lähmungen kommen. Verhindern lassen sich diese, indem man rechtzeitig behandelt. Etwa dann, wenn eine sogenannte Wanderröte auftritt.

Typisch für einen Zeckenstich ist die ringförmige Rötung

Zu dieser meist ringförmigen Rötung kommt es bei etwa 80 Prozent der Erkrankungen wenige Tage bis Wochen nach dem Stich. Nicht immer verfärbt sich die Haut an der Stelle, wo die Zecke saß. Tobias Rupprecht rät: „Wer einen solchen Fleck bemerkt, sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen.“ Die Rötung ist so typisch, dass ein bestätigender Bluttest meist überflüssig ist. Zudem hat er in diesem Stadium in etwa der Hälfte der Fälle ein negatives Ergebnis. Wurde die Wanderröte nicht behandelt oder trat nicht auf, kann die Borreliose Wochen oder Monate später ein anderes Gesicht zeigen.

In seltenen Fällen befallen dann die Bakterien die Nerven. Von der Entzündung betroffen sind vor allem Hirnhäute und Nervenwurzeln. Typisch ist zudem eine Gesichtslähmung, die meist einseitig auftritt. Ein weiteres beliebtes Versteck, in das sich die Erreger später im Verlauf der Erkrankung zurückziehen, bilden große Gelenke wie Knie und Ellbogen. Sie schwellen oft stark an, sind aber nicht heiß oder gerötet. Professor Sebastian Rauer von der Neurologischen Klinik der Universität Freiburg erläutert: „Diffuse, wandernde Gelenkschmerzen deuten indes nicht auf eine Borreliose hin.“ Quelle: Apotheken Umschau

Von Hans Klumbies