Gewalt gegen Frauen und Fremde ist durch nichts zu rechtfertigen

In Deutschland wurden im Jahr 2015 rund 117.000 Frauen vergewaltigt oder sexuell belästigt; jede Fünfte vom Ehemann, Freund oder von der Ex-Beziehung. Etwa 643.000 Frauen wurden Opfer von Gewalt in Beziehungen, verschleiernd „häusliche Gewalt“ genannt. Und 327 wurden getötet; eine von dreien vom eigenen Ehemann oder Freund. Woher die Zahlen kommen? Alice Schwarzer kennt die Antwort: „Es handelt sich um reale Fälle, bei den Toten, oder um erstattete Anzeigen mal zwölf.“ Denn, so erforschte das Bundesfrauenministerium in einer breit angelegten Studie: Nur jedes zwölfte Opfer von Gewalt erstattet Anzeigen. Und da redet Alice Schwarzer weder von Flüchtlingen noch von Migranten, noch vom Islamismus: „Diese epidemische, strukturelle Männergewalt in unserer christlich geprägten Demokratie ist hausgemacht. Sie ist das dunkle Geheimnis im Herzen des Machtverhältnisses der Geschlechter.“ Alice Schwarzer (73) ist Feministin sowie Gründerin und Herausgeberin der Zeitschrift „Emma“.

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Karl der Große erneuert die deutsche Kulturpolitik

Karl der Große wurde im Jahr 800 im Aachener Dom zum Kaiser des „Heiligen Römischen Reiches“ gekrönt. Seine Bedeutung für die Förderung und Verbreitung der schriftlichen Kultur im westfränkischen wie im ostfränkischen Reich kann nicht hoch genug angesetzt werden. Als leidenschaftlicher Vermittler von christlicher Bildung, Literatur, Kunst, Ethik und Wissenschaft hat Karl der Große im Jahr 813 unter anderem diese Anordnung erlassen: „Jedermann soll seinen Söhne zur Schule schicken, entweder in ein Kloster oder aber zu einem Priester.“ So ließ er auch die Grammatik seiner Muttersprache erarbeiten. In seinem „Heldenliederbuch“ ließ er die wichtigste und früheste Stammesliteratur und heroische Heldendichtung sammeln. Die Kulturpolitik Karls des Großen, die renovatio studii, war wesentlicher Bestandteil seiner kaiserlichen Reichspolitik, der renovatio imperii.

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Rotraud A. Perner lotet die Grenzen des Schmerzes aus

Wenn Aggressionen, aus welchen Gründen auch immer, nicht kommuniziert werden kann oder darf, dann bleiben die Komponenten des Aggressionsapparats, insbesondere die Angstzentren, neurobiologisch geladen, mahnt Joachim Bauer, Psychiater, Psychotherapeut und Internist, der an der Universität Freiburg Neurobiologie lehrt. Die Genese, des von ihm als „Gesetz der Schmerzgrenze“ bezeichneten Verhaltensprogramms der Aggression wurzle daher in der Notwendigkeit, Schmerz abzuwehren, körperliche Unversehrtheit zu erhalten und lebenswichtige Ressourcen zu erhalten. Joachim Bauer erklärt: „Wenn die Schmerzgrenze eines Lebewesens tangiert wird, kommt es zur Aktivierung des Aggressionsapparats und zu aggressiven Verhalten. Bei sozial lebenden Lebewesen wie dem Menschen zählen Zugehörigkeit und Akzeptanz zu den lebenswichtigen Ressourcen. Demütigung und Ausgrenzung werden vom menschlichen Gehirn wie körperlicher Schmerz erlebt, sie tangieren die Schmerzgrenze.“ Eigentlich müsste dann der solcherart zu aggressivem Verhalten angestachelte Mensch seine Peiniger attackieren, um seinen seelische und damit neuronale Harmonie wiederherzustellen.

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Platon entwickelte an seiner Akademie ein neues Erziehungsideal

Kalokagathia, also schön und gut zu sein und der Agón, sprich der Wettkampf, sind die beiden Begriffe, die das Denken im antiken Griechenland und sein Bildungsideal wesentlich bestimmten. Der Brauch, seien Kräfte und Fähigkeiten im Wettbewerb zu messen, beschränkte sich nicht auf den Sport, sondern schloss auch musische Elemente wie Theater, Gesang, Musik und Tanz mit ein. Sie wurden auch bei den großen Festen für die Götter in Athen, Isthmia oder Delphi mit unterschiedlichem Gewicht neben den körperlichen Leistungen gewürdigt. Eine Ausnahme in diesem attischen und gesamtgriechischen Konzept machte lediglich Sparta, dessen Jugend mit äußerster Härte einem militärischen Drill, im Sinne des Staates, unterzogen wurde. Eine geordnete Schulbildung stand üblicherweise nur den Söhnen zu, die Mädchen wurden im Hause und für das Haus erzogen.

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