Mythen vermitteln tiefe Einblicke in die menschliche Seele

Die neue Sonderausgabe 02/2014 des Philosophie Magazins trägt den Titel „Die griechischen Mythen. Was sie über uns verraten“. Chefredakteur Thomas Lehmkuhl erklärt im Editorial den Unterschied zwischen Literatur und Mythen: „Mythen freilich sind etwas anderes als Literatur, denn Literatur ist im Wesentlichen durch ihre sprachliche Gestalt bestimmt, wohingegen Mythen so oder so erzählt werden können und sich über die Jahrhunderte auch immer wieder verändert haben.“ Das abendländische Denken stützt sich auf die beiden Säulen Mythos und Logos. Die Mythen handeln von Helden, Göttern und Halbgöttern, von Wesen, an die die Menschen einst glaubten. Der Ägyptologe und Kulturtheoretiker Jan Assmann glaubt, dass es in Einzelfällen schon möglich sein könnte, dass Mythen einen wahren Kern enthalten. Die Wahrheit der Mythen ereignet sich seiner Meinung nach allerdings im Erzählen, in der rituellen Aufführung und im Akt der Identifikation.

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Querdenkerei und Mut kommen im „Hotel Mama“ viel zu kurz

Auf den ersten Blick hat das „Hotel Mama“ alle Vorzüge: Vollpension, Bügel- und Putzservice sowie Unterstützung in allen Lebensbereichen. Auch deshalb ist es bei den Jugendlichen begehrt wie nie zuvor. Vor rund 40 Jahren dagegen galt es als oberstes Ziel, möglichst rasch dem Elternhaus zu entfliehen. Zu unterschiedlich waren damals die Meinungen einer Generation, die den Krieg mitgemacht hatte und dem Nachwuchs, der auf der Straße dagegen demonstrierte. Die Kommunikationswissenschaftlerin Beate Großegger, die am Institut für Jugendkulturforschung in Wien arbeitet, glaubt, dass die heutige Elterngeneration verständnisvoller uns smarter als damals sei: „Eltern bemühen sich, Verständnis zu zeigen, ihre Kinder zu verstehen und decken sich dafür mit Ratgeberliteratur ein.“ Es scheint für die Jugendlichen daher attraktiv zu sein, mit ihnen unter einem Dach zu leben.

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Der außengeleitete Mensch ist extrem peinlichkeitsanfällig

In den modernen Gesellschaften ist die Vielfalt kultureller Verhaltensnormen ein zwiespältiges Phänomen. Einerseits ermöglicht eine Relativierung der jeweiligen Normen, denn erst heute können Normen in größerem Umfang überhaupt als Konvention aufgefasst werden, nämlich in das eigene Belieben gestellt, andererseits führt sie gleichzeitig zu einer größeren Unsicherheit im Verhalten. Die Philosophin Hilge Landweer zieht daraus den Schluss, dass aus dieser Unsicherheit heraus, die allermeisten Menschen Strategien zur Schamvermeidung nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere praktizieren. Der Soziologe David Riesman erklärt in seinem Buch „Die einsame Masse“, wie es dazu kommt, dass Normen, obwohl als Konvention verstanden, ins eigene Belieben gestellt werden können. David Riesman stellt in seinem Werk drei verschiedenen Charaktere vor: den traditionsgeleiteten, den innengeleiteten und den außengeleiteten Typus.

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Die wahre Bewährungsprobe für das Wissen ist seine Nützlichkeit

Die meisten Menschen tun sich sehr schwer, die Wissenschaften zu verstehen, weil ihre Sprache der Mathematik den menschlichen Gehirnen fremd ist und ihre Erkenntnisse oft genug dem gesunden Menschenverstand zu widersprechen scheinen. Dennoch genießen die Wissenschaften ein sehr hohes Ansehen. Wohl vor allem wegen der Macht, die sie Menschen verleihen. Yuval Noah Harari nennt ein Beispiel: „Präsidenten und Generäle haben zwar keine Ahnung von Atomphysik, aber sie haben recht gute Vorstellungen davon, was sie mit einer Atombombe anrichten können.“ Francis Bacon schrieb in seinem Manifest „Neues Organon“, das er 1620 veröffentlichte, den berühmten Satz: „Wissen ist Macht.“ Der wahre Prüfstein für Wissen war für Francis Bacon nicht, ob es wahr ist oder nicht, sondern ob es den Menschen Macht verleiht. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Gary Becker betrachtet die Ehe und die Familie als Unternehmen

Ökonomen bezeichnen mit dem Wort Humankapital das Wissen und die Fähigkeiten sowie die persönlichen Eigenschaften von Menschen. Das Wort ist in der Wirtschaftswissenschaft positiv besetzt und signalisiert den Wert, die eine gute Ausbildung für die Menschen darstellt. Wie kaum ein anderer hat der amerikanische Ökonom Gary Becker das Humankapital erforscht. Im Jahr 1964 schrieb er ein Standardwerk, in dem er die Bedeutung des Humankapitals für das individuelle Wohlergehen einer Person analysierte. Gary Becker glaubte fest an die Fähigkeit eines jeden Menschen, seine Talente zu entfalten, wenn ihm die Möglichkeit dazu gegeben wird. Er fasste den Menschen dabei allerdings keineswegs nur als Wirtschaftsgröße oder Maschine auf. Im Jahr 1992 wurde er mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Gary Becker starb am 3. Mai 2014 in Chicago im Alter von 83 Jahren.

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Führungspersonen müssen heutzutage fast ideale Menschen sein

Herausragende Führungspersönlichkeiten hatten schon immer ihre moralischen Schattenseiten. Eine Abstimmung, die von der BBC initiiert worden war, hat zum Beispiel Winston Churchill, der die Demokratie und Zivilisation während des Zweiten Weltkriegs in Europa gerettet hat, zum bedeutendsten Briten aller Zeiten erkoren. Obwohl allgemein bekannt ist, dass er ein starker Whiskytrinker war, sehr spät aufstand und seinen Urlaub gerne auf der Yacht des griechischen Milliardärs Aristoteles Onassis verbrachte. Nicht nur große Staatsmänner, sondern auch bedeutende Unternehmer und Manager, die große Leistungen vollbracht und den Wohlstand der Gesellschaft wesentlich gemehrt haben, führten nicht unbedingt ein vorbildliches Privatleben. Und wenn man an Künstler denkt, erweist sich der heutzutage praktizierte rigorose Moralismus endgültig als unbrauchbar und wird für diese Kreativen auch nicht angewendet.

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Die Geschichte nimmt oft völlig unvorhersehbare Wendungen

Der Welthandel, die Weltreiche und die Weltreligionen haben den Menschen irgendwann in fast jeden Winkel der Erde in der globalisierten Welt von heute geführt. Der Weg war zwar beschwerlich und voller Hürden, doch auf lange Sicht war der Übergang von vielen kleinen auf wenige große Kulturen und schließlich zu einer Weltkultur vorprogrammiert. Was laut Yuval Noah Harari allerdings nicht heißen soll, dass die globalisierte Gesellschaft in ihrer heutigen Form unvermeidlich war. Seiner Meinung nach wären andere Varianten genauso möglich gewesen. Um den Verlauf und das vorläufige Endergebnis der Weltgeschichte besser zu verstehen, rät Yuval Noah Harari sich entscheidende Eigenschaften der Geschichte näher anzusehen. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University in Jerusalem.

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Die Überzeugungskraft des demokratischen Rechtsstaats erlahmt

In der arabischen Welt benötigt man in vielen Orten Waffen, um westliche Werte zu sichern. Vor der Gewalt Russlands fürchten sich die Europäer, die Wirtschaftsmacht China beeindruckt sie. Im Inneren lebt der Westen gut mit offenen Grenzen und hoher Mobilität, die Wirtschaft ist relativ stabil. Doch es ist nicht alles Gold was glänzt. Udo di Fabio erklärt: „Aber spätestens seit der Weltfinanzkrise zeigen sich deutliche Risse im Fundament. Wir beobachten die Gleichzeitigkeit einer Internationalisierung der Oberschichten und den als populistisch wahrgenommenen dumpfen Protest derjenigen, die sich als Globalisierungsverlierer definieren.“ Durch Einwanderung und die Vernetzung über die Grenzen hinaus werden Gesellschaften nicht nur multikultureller und vielfältiger, sondern zersplittern sich auch in den Alltagskulturen. Udo di Fabio lehrt öffentliches Recht an der Universität Bonn. Er war bis 2011 Richter des Bundesverfassungsgerichts.

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Die Bildung hat für die Demokratie eine einzigartige Bedeutung

Die Demokratie lebt und fällt mit der Bildung derer, die sich für sie einsetzen, ob sie ihr nun regierend dienen oder ob sie als Bürger mitbestimmen, wer die Gemeinschaft auf welche Art und Weise vertreten soll. Der Brockhaus von 1840 definierte die Demokratie wie folgt: „Die Demokratie ist die Macht der höheren geistigen und moralischen Interessen.“ Wer die Demokratie damals vertreten wollte, brauchte mehr als nur Fachwissen, er brauchte eine Bildung, die ihn in die Lage versetzte, in größeren Zusammenhängen zu denken. Dieselben Bedingungen gelten für die Gegenwart noch umso mehr. Im 19. Jahrhundert gewann die Aufklärung, aus der Philosophie und Literatur hervorgegangen, politische Bedeutung. Mit der Bildung emanzipierte sich das Bürgertum. Dr. phil. Thomas Rietzschel lebt als freier Autor in der Nähe von Frankfurt.

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Die Moderne ist von einer sträfliche Selbstbezogenheit geprägt

Das Titelthema des neuen Philosophie Magazins 04/2014 heißt „Das Ich Syndrom. Bin ich der wichtigste Mensch in meinem Leben?“. Über 2.000 Jahre predigten die Philosophen und Weisen unserer Kultur, dass sich ein gutes Leben dadurch auszeichnet, möglichst wenig an sich selbst zu denken. Heute dagegen wird die ständige Sorge um das eigene Selbst zur Basis einer wahrhaft ethischen Existenz erklärt. Das Motto dabei lautet: „Ich zuerst!“. Laut Chefredakteur Wolfram Eilenberger leben die modernen Gesellschaften des Westens in einem Ich-Zeitalter, in einer Epoche , die das Ego zum Zentrum und Fundament aller Welterfahrung erklärte und dieses Ich darüber hinaus entschieden anspornte, sich zu erkunden, zu entwickeln und sich in seinen Sehnsüchten ernst zu nehmen. Schon seit dem Beginn der Neuzeit streiten Philosophen heftig ums „Ich“. Sollte es sich lieben oder doch eher verachten?

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Religionen trugen wesentlich zur Einigung der Menschheit bei

Religion gilt heutzutage als Inbegriff der Ausgrenzung, Streit und Hass. Doch laut Yuval Noah Harari war die Religion die dritte große Kraft, die zur Einigung der Menschheit beitrug. Da alle Gesellschaftsordnungen von den Menschen erfunden worden sind, sind sie zerbrechlich – und je größer eine Gesellschaft, desto fragiler ist sie. Den Religionen kam eine zentrale Aufgabe zu, weil sie diese zerbrechlichen Gefüge legitimierten, indem sie auf einen übermenschlichen Willen verwiesen. Yuval Noah Harari erläutert: „Die Religionen behaupten nämlich, dass unsere Gesetze nicht etwa einer menschlichen Laune entspringen, sondern von einer absoluten Autorität angeordnet wurden. Auf dieser Grundlage lassen sich einige Prinzipien formulieren, die nicht in Zweifel gezogen werden können und der Gesellschaft ein stabiles Fundament geben.“ Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Das Anderssein ist in der sozialen Wirklichkeit nicht erwünscht

Der Philosoph Konrad Paul Liessmann stellt sich die Frage, wo die jungen, innovativen, aufbegehrenden, revolutionierenden Stimmen hingekommen sind, die heldenhaft ihr Ich gegen jede Vereinnahmung durch die Gesellschaft, die Medien und die Wirtschaft verteidigen. Der Soziologe Bernhard Heinzlmaier urteilt wie folgt über eine völlig angepasste Jugend: „Keine Mission, keine Vision, keine Revolution.“ Alles bewegt sich in der Mitte der Gesellschaft mit dem Mainstream. Wer woanders steht, weil er nicht mitkam oder nicht mitmachen will, gilt als verloren. Diese Verlorenen wieder mitzunehmen, in die Mitte zu führen und diese zu integrieren, ist dann auch das Einzige, was engagierte Pädagogen und Sozialarbeiter noch denken und wünschen können. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Roland Berger stellt sein Vier-Säulen-Programm für Europa vor

Die Europäische Union (EU) ist der größte Wirtschaftsraum der Welt und steht dennoch vor gewaltigen Herausforderungen. So ist zum Beispiel die Wettbewerbsfähigkeit mangelhaft, die Jugendarbeitslosigkeit untragbar hoch, das Wachstum gering und die Verschuldung gigantisch. Weitere Rettungspakete für Griechenland und andere Krisenländer sind nicht ausgeschlossen, die die Glaubwürdigkeit des Euro erneut gefährden würden. Selbst im hochgelobten Deutschland gibt es viel zu tun. Der Berater-Doyen Roland Berger hat sich deshalb Gedanken gemacht, wie man Europa zukunftsfest machen könnte. Sein Programm für wirtschaftlich stabiles Europa besteht aus vier Säulen. Roland Berger (76) ist Deutschlands bekanntester Politik- und Unternehmensberater. Im Jahr 1967 gründete er die Roland Berger Strategy Consultants, in deren Aufsichtsrat er noch heute als Ehrenvorsitzender über die Geschäfte wacht.

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Henri Lefebvre begibt sich auf eine Zeitreise durch die Modernität

Lange schon steht das „Moderne“ dem „Alten“ als Gegensatz gegenüber. Henri Lefebvre legt zur Frage „Was ist Modernität?“ eine Studie zur Geschichte der Bedeutungen des Begriffs „modern“ vor. Im Mittelalter hießen die gewählten und kooptierten Ratsmitglieder sowohl in den Städten mit Schöffenamt als auch in denen mit Konsuln die „Modernen“. Zur Unterscheidung nannten sich die, deren Mandat verfiel, die „Alten“. Im Begriff „Moderne“ waren laut Henri Lefebvre zwei Vorstellungen verschmolzen: die einer Erneuerung sowie die einer Regularität in der Erneuerung. Diese Vorstellung einer kreisläufigen Regelmäßigkeit im Wandel und einer Norm des Wandels tritt seiner Meinung nach jedoch bald in den Hintergrund. Der Terminus taucht nun in den verschiedensten Bereichen des gesellschaftlichen und politischen Lebens auf, vorab in der Kultur, allerdings durchweg mit einem polemischen Sinn behaftet.

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Die moderne Zivilisation wäre ohne Religion nicht entstanden

Die Anfälligkeit des Menschen für Übernatürliches steckt in seinem Erbgut. Einige Psychologen vertreten die Ansicht, dass jeder eine Art versteckter Kamera in sich trägt, die ihn von selbstsüchtigen Verhalten abhält. Gläubige sind friedfertig, lenkbar, helfen Fremden und sind sehr gut geeignet für Arbeiten in großen Gruppen. Lauter Eigenschaften, die eine zivilisierte Gesellschaft benötigt. Die Anthropologin Katrin Schäfer erklärt: „Sobald der Mensch fähig war nachzudenken, hat er sich mit dem Rätsel, wo komm ich her, wo gehe ich hin, beschäftigt.“ Als sich die Wissenschaft um Religionsfragen zu kümmern begann, wurde es kompliziert. Je nach Fachgebiet gibt es unterschiedliche Erkenntnisse über den Glauben. Katrin Schäfer fügt hinzu: „Soziologen und Psychologen meinen, dass, wer glaubt, einen persönlichen Vorteil hat, zum Beispiel bessere Gesundheit. Evolutionsbiologen gehen von einem Vorteil auf Gruppen-Niveau aus. Man hält zusammen, unterstützt einander und stärkt so die Gemeinschaft.“

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Deutsche Arbeitnehmer klagen über zu viel Stress in der Firma

Trotz der Erholung am Arbeitsmarkt klagen die deutschen Arbeitnehmer weiter über mittelmäßige bis schlechte Arbeitsbedingungen. Eine Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) ergab, dass 61 Prozent der Beschäftigten in Deutschland mehr Arbeit in der gleichen Zeit leisten müssen als im Vorjahr. Oft gehetzt arbeiten 56 Prozent und nur 45 Prozent gehen davon aus, unter diesen Bedingungen bis zum gesetzlichen Rentenalter durchhalten zu können. Die Deutschen klagen auch über das Einkommen: Für 43 Prozent der Beschäftigten reicht das Einkommen nicht oder gerade so aus. Knapp ein Drittel aller Befragten arbeitet oft an Wochenenden, ebenso viele müssen oft abends nach 18 Uhr arbeiten. Nacharbeit ist immer noch für knapp zehn Prozent der Deutschen die Regel. Ver.di Chef Frank Bsirske erklärt: „Die Entspannung am Arbeitsmarkt führt nicht automatisch zu besseren Arbeitsbedingungen.“

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Yuval Noah Harari beschreibt den Weg zur Erfindung des Geldes

Die Jäger und Sammler in der Steinzeit kannten kein Geld. Jede Sippe jagte, sammelte und produzierte fast alles, was zum Leben notwendig war, selbst. Verschiedene Mitglieder der Gruppe könnten Spezialisten auf unterschiedlichsten Gebieten gewesen sein, doch sie teilten ihre Güter und Dienstleistungen in einer Wirtschaft, die auf gegenseitigen Gefälligkeiten und Verpflichtungen aufgebaut war. Die Gruppe … Weiterlesen

Jeder dritte Lehrer leidet unter einer zu hohen Arbeitsbelastung

In Deutschland leiden Lehrer häufiger als alle anderen Berufsgruppen an Burnout. Auch an Universitäten und Kindertagesstätten nehmen die Fehlzeiten immer mehr zu. Ein Grund dafür ist die arbeitsbedingte psychische Erschöpfung. Zu diesem Befund kommt die Studie „Psychische Belastungen und Burnout beim Bildungspersonal“ des Aktionsrates Bildung. Die Wissenschaftler mahnen, dass Gegenmaßnahmen dringend erforderlich seien. Denn ausgebrannte Pädagogen können ihre Aufgaben nicht mehr bewältigen und ihre Leistung ist mangelhaft. Als Krankheitsbild ist Burnout nicht klar definiert. Peter Michael Roth, Chefarzt der Oberbergklinik Berlin-Brandenburg erklärt den Unterschied zwischen Burnout und Depression: „Es handelt sich meist um ein und dieselbe Krankheit, mit gleichen Symptomen. Der Unterschied besteht eher darin, wie die Gesellschaft mit den Begriffen umgeht. Depression wird oft mit Versagen gleichgesetzt. Die Bezeichnung Burnout ist hingegen eher positiv besetzt, damit, dass sich der Erkrankte aufgeopfert und sehr viel gearbeitet hat.“

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Für den Klimawandel gibt es keine einfachen Lösungen

Das Klima ist für Mike Hulme das Schlüsselthema schlechthin, um die herum lokale bis globale politische Themen formuliert werden. Die Klimadebatte hat jene Diskurse um Kapital und Gesellschaft in der Welt der Moderne beerbt. Mike Hulme ist durch seine wissenschaftlichen Forschungen zu folgender Erkenntnis gelangt: „Statt uns selbst in einen Kampf gegen Klimawandel zu stürzen, brauen wir eine konstruktivere und fantasievolle Beschäftigung mit der Idee von Klimawandel.“ Das Buch „Streitfall Klimawandel“ von Mike Hulme ist ein Werk über die verschiedenen Vorstellungen über den Klimawandel. Es geht dabei darum, wo diese Vorstellungen entstanden sind, was für unterschiedlichen Menschen und verschiedenen Orten bedeuten und warum sich die Menschen darüber nicht einig sind. Seit September 2013 ist Mike Hulme Professor für Geographie am King´s College London. Mike Hulme gehört zu den Mitverfassern des sogenannten Hartwell Papers, in dem eine 14-köpfige Gruppe international renommierter Klimaforscher eine radikale Abkehr von der Klimapolitik der vergangenen Jahre fordert.

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Der Preis der Arbeit entspricht nicht mehr dem Wert der Leistung

Forscher der Denkfabrik New Economics in Großbritannien haben in einer Studie folgendes errechnet: Jedes britische Pfund, dass eine Putzfrau erhält, schafft mehr als zehn Pfund an gesellschaftlichem Wert. Jedes britische Pfund dagegen, das ein Spitzenbanker kassiert, kostet die Gesellschaft zusätzlich sieben Pfund. Noch verheerender fiel die Bilanz bei Steuerberatern aus: Für jedes verdiente Pfund legen die Steuerzahler noch einmal 47 Pfund drauf. Aus diesen Beispielen wird klar ersichtlich, dass eine hohe Bezahlung nicht heißen muss, dass auch die gesellschaftliche Leistung des Bezahlten hoch zu bewerten ist. Wer ein hohes Einkommen hat, hat möglicherweise viel geleistet, aber nicht unbedingt für die Allgemeinheit. Was eine Person pro Monat verdient, hängt weniger davon ab, was er tut, sondern wieviel andere Menschen dafür bezahlen wollen.

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Das 19. Jahrhundert bringt gesellschaftliche Änderungen hervor

Mit der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts war in Europa ein noch nie dagewesener Zuwachs der Bevölkerung verbunden, der die Einwohnerzahlen der Industrieländer auf das Zwei- bis Dreifache emporschnellen ließ. Ein Hauptgrund dafür war die Zuwanderung von Menschen aus dem Agrarsektor und aus dem Handwerk. Abhängige Arbeitskräfte, die bis dahin vielfach zur Ehelosigkeit verurteilt gewesen sind, gründeten zumindest in der ersten Generation äußerst kinderreiche Arbeiterfamilien. Dazu kamen die Fortschritte der Hygiene der ärztlichen Versorgung, die zur Senkung der Sterblichkeitsrate und zur Verlängerung der Lebensdauer maßgeblich beitrugen. Diese neue Schicht der Proletarier schien unaufhaltsam zu wachsen und damit den Klassenkampf marxistischer Vorstellung unausweichlich zu machen. Es ist ein Kuriosum der Geschichte, dass zur selben Zeit, als die russische Revolution den gewaltsamen Weg zur klassenlosen Gesellschaft einschlug, sich die Prognose vom ungehemmten Wachstum der Arbeiterschaft als falsch erwies.

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Eine eindeutige Schönheitsformel hat noch niemand gefunden

Die Titelgeschichte des neuen Philosophie Magazins Nr.03/2014 lautet „Was macht uns schön?“. Darin gehen die Autoren unter anderem der Frage nach, wonach wahre Schönheit verlangt. Da die Menschen heute in einer Zeit leben, in der sich alle Normen aufzulösen scheinen, wird gerade in Fragen der Schönheit der Normierungsdruck immer stärker. Während die Griechen die Schönheit noch mit dem Wahren und Guten gleichsetzten, unterliegt sie in der modernen Gesellschaft dem Verdacht der Oberflächlichkeit und Gedankenferne. Obwohl die Schönheit jeder ersehnt, bekommt sie niemand so recht zu fassen. „Nur eines scheint sicher: Ein Leben ohne Schönheit wäre schlicht unerträglich. Sie ist der wahre Preis unserer Existenz.“ Allerdings verfügten weder die Griechen noch die heutigen Attraktivitätsforscher über eine eindeutige Schönheitsformel. Denn allen propagierten Idealmaßen zum Trotz, scheinen subjektive Gefühle wie Liebe und Zuneigung die Optik so zu verwirren, dass selbst von dem unvollkommensten Menschen eine unwiderstehliche Anziehungskraft ausgeht.

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Die Geschichte erklärt ihre Unabhängigkeit von der Biologie

Die gewaltige Vielfalt der Realitäten, die der Homo sapiens entwickelte, und der enorme Variantenreichtum von Verhaltensweisen, die sich daraus ergab, machen das aus, was die Menschen als Kultur bezeichnen. Nachdem die verschiedenen Kulturen einmal entstanden waren, veränderten und entwickelten sie sich ständig weiter, und diese konstanten Umwälzungen bezeichnet man als Geschichte. Die kognitive Revolution in der Menschheitsentwicklung ist der Moment, an dem die Geschichte ihre Unabhängigkeit von der Biologie erklärt. Yuval Noah Harari betont: „Von diesem Zeitpunkt an wird die Entwicklung der Menschheit nicht mehr durch biologische Theorien erklärt, sondern durch die Geschichtsschreibung.“ Das bedeutet allerdings nicht, dass sich der Homo sapiens und die menschliche Kultur von sämtlichen Gesetzen der Biologie befreit hätten. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Das Grundprinzip der menschlichen Evolution ist die Kooperation

Der Mensch ist für Kurt Langbein ein Erfolgsmodell. Er hat sich Lebensumfelder eingerichtet, die ihn in die Lage versetzen, ein weit höheres Alter zu erreichen, als es in der Natur sonst üblich ist. Die jungen Erwachsenen von heute können davon ausgehen, so an die 90 Jahre alt zu werden, wenn ihnen nichts Ungewöhnliches passiert. Schon heute werden viele Europäer bereits über 80 Jahre alt. Dass drei bis vier Generationen eines Lebewesens gleichzeitig am Leben sind, kommt in der Natur sehr selten vor. Der moderne Mensch hat das geschafft. Als Kurt Langbein sich auf einen Fernsehfilm vorbereitete, der sich mit der Frage beschäftigte, ob Altruismus oder Gier die zentrale Eigenschaft des Menschen ist, hat er den Neurologen, Mediziner und Psychiater Joachim Bauer kennengelernt. Kurt Langbein ist seit 1992 geschäftsführender Gesellschafter der Produktionsfirma Langbein & Partner Media. Er ist unter anderem Autor des Bestsellers „Bittere Pillen“. Sein neuestes Werk heißt „Weissbuch Heilung“. 

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Einen günstigen Augenblick darf man nicht verstreihen lassen

Wer einen günstigen Augenblick einer Entscheidung ungenützt verstreichen lässt, wird dies später möglicherweise bitte bereuen. Wenn die Gelegenheit vorbei ist, kann man sie nicht mehr fassen. Vor allem das heutige Management besteht in der Regel aus Unterbrechungen und Krisen. Andreas Salcher erläutert: „Das lässt einfach immer weniger Zeit für behutsames Abwarten und kluges Abwägen. In diesem Zustand des permanenten Entscheidungsdrucks leben nicht nur Spitzenmanager.“ Ständig entscheiden zu müssen, ist für die meisten Menschen zur Belastung geworden, ganz unabhängig von der Bedeutung der Entscheidung. Das Vergleichen und Bewerten der scheinbar unendlichen Möglichkeiten der Gegenwart kann ganz schön erschöpfend sein. Dr. Andreas Salcher ist Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule und initiierte die Waldzell Meetings im Stift Melk. Er ist einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren Österreichs. Sein aktuelles Buch heißt: „Erkenne dich selbst und erschrick nicht.“

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