Pythagoras sucht das Konstruktionsprinzip der Welt

Schon mit der ionischen Naturphilosophie, die ihre Anfänge im Milet des 7. Jahrhunderts vor Christus hat, traten Gesetzmäßigkeiten neben Götter und Dämonen. Bernd Roeck nennt ein Beispiel: „Thales von Milet soll ein Erdbeben als Folge der Bewegung des Meeres – und eben nicht als Ausdruck von Poseidons Zorn – gedeutet haben.“ Anaximander von Milet (um 625 – 547 v.Chr.), Konstrukteur einer ersten Sonnenuhr, suchte nach einem „Urstoff“, aus dem alles kommen sollte. Das Universum wird bei ihm zu einem ungeheuren Organismus, der lebt, vergeht und wiederentsteht. Anaximander war der erste Mensch, der sich den Kosmos als ewig, mithin ungeschaffen vorstellte. Bernd Roeck ist seit 1999 Professor für Neuere Geschichte an der Universität Zürich und einer der besten Kenner der europäischen Renaissance.

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Die neuen Möglichkeiten in der Medizin waren sensationell

Nie zuvor und nie mehr danach hat sich ein wissenschaftliches Weltbild in so kurzer Zeit und so stark und mit solchen Auswirkungen verändert wie in den 30 Jahren vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Ulrich Herbert konkretisiert: „Neben der explosionsartigen Ausdehnung der Industrie war es vor allem die systematische Verbindung von Wissenschaft und Technik, die diese Epoche kennzeichnete.“ Im Bereich der Chemie standen zum Beispiel die großen Synthesen im Vordergrund wie die Indigosynthese von 1880 und die Synthese des Kautschuks von 1909, des Ammoniaks aus Luftstickstoff und Wasserstoff durch Katalysatoren im Jahr 1908. Auf dieser Grundlage wurden die Kunststoffe entwickelt, die in der Industrie und im Alltagsleben nun ihren unaufhaltsamen Siegeszug antraten. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Die wahre Bewährungsprobe für das Wissen ist seine Nützlichkeit

Die meisten Menschen tun sich sehr schwer, die Wissenschaften zu verstehen, weil ihre Sprache der Mathematik den menschlichen Gehirnen fremd ist und ihre Erkenntnisse oft genug dem gesunden Menschenverstand zu widersprechen scheinen. Dennoch genießen die Wissenschaften ein sehr hohes Ansehen. Wohl vor allem wegen der Macht, die sie Menschen verleihen. Yuval Noah Harari nennt ein Beispiel: „Präsidenten und Generäle haben zwar keine Ahnung von Atomphysik, aber sie haben recht gute Vorstellungen davon, was sie mit einer Atombombe anrichten können.“ Francis Bacon schrieb in seinem Manifest „Neues Organon“, das er 1620 veröffentlichte, den berühmten Satz: „Wissen ist Macht.“ Der wahre Prüfstein für Wissen war für Francis Bacon nicht, ob es wahr ist oder nicht, sondern ob es den Menschen Macht verleiht. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Die Voraussagen der sozioökonomischen Physik

Als sozioökonomische Physik bezeichnen Physiker den Versuch, Formeln für das Handeln von Gruppen zu finden. Sie glauben, in Gesellschaften Gesetzmäßigkeiten zu erkennen, wie sie in der Atomphysik oder Thermodynamik gültig sind. Jürgen Mimkes, emeritierter Professor aus Paderborn, vertritt die sozioökonomische Physik als Fachverband in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Jürgen Mimkes erklärt: „In unseren Modellen sind Menschen nicht Teilchen, sondern Agenten. Diese haben wie Atome drei mögliche Eigenschaften: Sie ziehen sich an, stoßen sich ab oder sind sich egal.“ Die Wechselwirkungen sind damit ähnlich wie in der Atomphysik. Nach Jürgen Mimkes gibt es in der sozioökonomischen Physik wie in der Thermodynamik Variablen wie Temperatur und Druck. Und es gibt feste und flüssige Zustände, mit Phasenübergängen.

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Werner Heisenberg entwickelt die Quantentheorie

Werner Heisenberg konzentrierte sich vom Anfang seiner wissenschaftlichen Laufbahn auf die theoretische Physik. Denn das Gebäude der klassischen Physik hatte Risse bekommen – die Arbeiten von Max Planck und Albert Einstein zur Quantenphysik wiesen einen neuen Weg, der mit den alten physikalischen Vorstellungen brach. Der Däne Niels Bohr hatte 1913 diesen Weg beschritten und ein Atommodell entworfen, in dem nur bestimmte Bahnen der Elektronen um den Atomkern zugelassen wurden. Der Münchner Physikprofessor Arnold Sommerfeld wertete diese Modell mathematisch aus und brachte damit Ordnung in das Chaos der Atomspektren.

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