Nur der Mensch kann sein Unterbewusstsein überlisten

John Bargh entschlüsselt in seinem neuen Buch „Vor dem Denken“ das Unbewusste. Er zeigt, dass die Gefühle, das Denken und das Handeln eines Menschen durch verborgene mentale Prozesse gesteuert werden. Und dies geschieht in einem weit größeren Maß, als die Forschung bislang vermutet hat. So steuern beispielsweise Prägungen aus der Vergangenheit, das gegenwärtige Bauchgefühl und Ziele für die Zukunft das tägliche menschliche Verhalten, bevor das Denken überhaupt einsetzt. Das Überleben zu sichern, ist dabei das vorrangige Ziel. Dem freien Willen des Menschen sind damit enge Grenzen gesetzt. Doch John Bargh verrät, wie man ungewollte Handlungsmuster vermeidet und das Unbewusste überlisten kann. Prof. Dr. John Bargh ist Professor für Psychologie an der Yale University, wo er das Automaticity in Cognition, Motivation, and Evaluation (ACME) Laboratory leitet.

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Moderne Gesellschaften zeichnen sich durch Individualisierung aus

Der Prozess der Modernisierung hat zu einer grundlegenden Öffnung der Gesellschaft für neue, Lebens- und Ordnungsentwürfe geführt. Ernst-Dieter Lantermann erklärt: „Überkommene Traditionen und Gewissheiten werden infrage gestellt und büßen ihre Verbindlichkeit ein, die Offenheit für alternative, selbstbestimmte Lebensentwürfe jenseits traditioneller Bahnen durchzieht sämtliche Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens.“ Jeder Einzelne kann und muss sich für seinen Lebensweg selbst entscheiden. Der berühmte deutsche Soziologe Ulrich Beck hat für diese Entwicklung den Begriff „Individualisierung“ geprägt. Nach welchen Vorstellungen ein Mensch sein Leben gestalten, welche Lebensweise er für angemessen oder falsch hält, welche Ziele er verfolgt, welchen Vorlieben er nachgeht oder welche Abneigungen er pflegt, liegt immer mehr auch in seinen eigenen Händen, in seiner eigenen Verantwortung. Ernst-Dieter Lantermann war von 1979 bis 2013 Professor für Persönlichkeits- und Sozialpsychologie an der Universität Kassel.

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Gute Freunde halten Körper und Seele gesund

Gute Freunde helfen nicht nur Hindernisse zu meistern, sie halten außerdem gesund. Denn gegen Übergewicht und Bluthochdruck helfen sie offenbar besser als Sport und gesunde Ernährung. Wer kaum freundschaftliche Kontakte pflegt, schläft nicht nur schlechter und ist öfter gestresst. Er hat auch ein höheres Risiko, früher zu sterben. Professor Franz Neyer, Direktor des Instituts für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, erklärt: „Ohne soziale Beziehungen können Menschen überhaupt nicht existieren.“ Was ihn an dieser Tatsache besonders fasziniert, dass der Mensch freiwillig enge Bande zu Fremden knüpft. Das ist der Unterschied zu vielen Tieren, die ohne ihr Rudel kaum überleben könnten. Seit mehr als 20 Jahren untersucht Franz Neyer was Menschen abseits von Verwandtschaft, Sexualität und oberflächlichem Nutzen aneinander bindet.

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Julian Baggini macht sich Gedanken über die Ethik der Präferenz

Die Vorzugsbehandlung der Familie und von Freunden mag als moralisches Problem erscheinen, sofern man eine utilitaristische Perspektive einnimmt, die besagt, dass die Interessen eines jeden Menschen gleich behandelt werden sollen, und das es jedermanns Plicht sei, die Welt zu verbessern, wann immer man sie auf welche Art auch immer optimieren kann. Doch Julian Baggini weist noch auf andere Denkweisen hin, die Moralität nicht als eine Pflicht betrachten, das Wohlergehen aller zu maximieren. Der Philosoph Julian Baggini ist 1968 in Dover, Kent geboren. Er ist Mitbegründer und Herausgeber des „Philosopher´s Magazine“. Er schreibt regelmäßig für große Zeitungen und hat mehrere Bücher veröffentlicht. Eines seiner Bücher trägt den Titel „Der Sinn des Lebens“ und ist 2005 im Piper Verlag erschienen. Sein neuestes Werk trägt den Titel „Ethik“ und ist im Verlag Springer Spektrum veröffentlicht worden.

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Das Anderssein ist in der sozialen Wirklichkeit nicht erwünscht

Der Philosoph Konrad Paul Liessmann stellt sich die Frage, wo die jungen, innovativen, aufbegehrenden, revolutionierenden Stimmen hingekommen sind, die heldenhaft ihr Ich gegen jede Vereinnahmung durch die Gesellschaft, die Medien und die Wirtschaft verteidigen. Der Soziologe Bernhard Heinzlmaier urteilt wie folgt über eine völlig angepasste Jugend: „Keine Mission, keine Vision, keine Revolution.“ Alles bewegt sich in der Mitte der Gesellschaft mit dem Mainstream. Wer woanders steht, weil er nicht mitkam oder nicht mitmachen will, gilt als verloren. Diese Verlorenen wieder mitzunehmen, in die Mitte zu führen und diese zu integrieren, ist dann auch das Einzige, was engagierte Pädagogen und Sozialarbeiter noch denken und wünschen können. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Frauen und Männer sollten nicht gemeinsam einkaufen

Der Däne Martin Lindstrom, Marketingexperte und Buchautor, kennt alle Tricks, mit denen Markenhersteller ihre Kunden verführen. Dumm sind die Käufer seiner Meinung allerdings nur, wenn sie denken, alle Tricks zu kennen. Martin Lindstrom ergänzt: „Wenn wir meinen, dass wir immun gegen die Dinge sind, die sich die Branche einfallen lässt – das ist tatsächlich dumm.“ Zu den gemeinsten Tricks zählt Martin Lindstrom die Kundenkarten. Jeder, der eine Kundenkarte besitzt, glaubt damit billiger einzukaufen, da er ja Rabatt bekommt. Aber die Sache hat einen gewaltigen Nachteil. Martin Lindstrom erklärt: „Aber so sammeln die Händler enorme Daten über uns, für immer gezieltere Werbung. Die kommt nicht nur per Post und E-Mail, auch wenn wir Suchmaschinen benutzen.“

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Rebekka Reinhard klärt über die Selbstverliebtheit auf

Die Menschen der Gegenwart sind laut Rebekka Reinhard so auf sich selbst fixiert, dass es ihnen schwer fällt, daneben auch noch etwas anderes wahrzunehmen. Die Begriffe Ich und Selbst ziehen sich als Leitmotive durch den Grundwortschatz des modernen Menschen. Die Philosophin schreibt: „Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, ein gutes Selbstwertgefühl und eine gesunde Ich-Stärke gelten als Grundvoraussetzungen für ein glückliches Leben.“ Selbstbewusst wird man, indem man sein eigenen Ich herausstellt. Ihm muss eine Bedeutung zukommen, die es authentisch macht und von allen anderen Ichs unterscheidet. Authentisch wird ein Mensch, indem er Aussagen über sich selbst trifft, die eigenen Wüsche und Bedürfnisse formuliert und möglichst klarstellt, was einem nicht passt.

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