Das 17. Jahrhundert war zugleich ein Zeitalter des Zweifels

Das 17. Jahrhundert war eine Blütezeit des allgemeinen Gelehrten. Die intellektuelle Geschichte dieser Epoche weist jedoch auch eine dunkle Seite auf. Denn das 17. Jahrhundert war zugleich ein Zeitalter des Zweifels. Peter Burke fügt hinzu: „Die Jahre um 1650 offenbaren eine Krise des Bewusstseins beziehungsweise eine Krise des europäischen Geistes.“ Diese sind Bestandteil, der von Historikern so genannten allgemeinen Krise des 17. Jahrhunderts. Der Begriff Krise ist so häufig und auf so viele verschiedene Arten von Veränderung angewendet worden, dass er an intellektuellem Wert eingebüßt hat. In der antiken griechischen Medizin bezeichnet eine „Krise“ jenen Moment im Krankheitsverlauf, der über Genesung oder Tod des Patienten entscheidet. Sechzehn Jahre lehrte Peter Burke an der School of European Studies der University of Sussex. Im Jahr 1978 wechselte er als Professor für Kulturgeschichte nach Cambridge ans Emmanuel College.

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Thomas Nagel stellt den Skeptizismus vor

Man kann auf der Grundlage der Inhalte des eigenen Bewusstseins nicht wissen, dass es außerhalb seiner eigenen keine andere Welt gibt. Vielleicht ist die richtige Schlussfolgerung eine bescheidenere. Nämlich dass man über seine Eindrücke und Erlebnisse hinaus nichts weiß. Es mag eine Außenwelt geben oder auch nicht geben. Und wenn es eine solche gibt, so mag sie völlig anders sein als sie einem erscheint – oder wiederum auch nicht. Thomas Nagel stellt fest: „Wir können dies in keiner Weise entscheiden. Diese Auffassung nennt man „Skeptizismus“ in Bezug auf die Außenwelt.“ Selbst eine stärkere Form des Skeptizismus ist möglich. Ähnliche Argumente scheinen zu zeigen, dass man nichts über seine Existenz und seine Erlebnisse in der Vergangenheit weiß. Der amerikanische Philosoph Thomas Nagel lehrt derzeit unter anderem an der University of California, Berkeley und an der Princeton University.

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Das Bewusstsein eines anderen ist unergründbar

Es gibt eine besondere Form des Skeptizismus. Diese bleibt auch dann ein Problem, wenn man annimmt, dass das menschliche Bewusstsein nicht das Einzige ist, was es gibt. Dass also die physikalische Welt, die jeder Mensch um sich herum sieht und spürt, den eigenen Körper eingeschlossen, wirklich existiert. Thomas Nagel erläutert. „Es handelt sich um einen Skeptizismus in Bezug auf die Natur oder gar die Existenz eines Bewusstseins außer unserem eigenen oder von Erlebnissen außer unseren eigenen.“ Wie viel weiß man wirklich über das, was im Bewusstsein eines anderen vorgeht? Man beobachtet offenbar nur den Körper eines anderen Wesens, auch eines anderen Menschen. Der amerikanische Philosoph Thomas Nagel lehrt derzeit unter anderem an der University of California, Berkeley und an der Princeton University.

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Thomas Mann unterscheidet strikt zwischen Kultur und Zivilisation

Es gibt den tief in der deutschen Geistesgeschichte verwurzelte Sonderauffassung, dass zwischen „Kultur“ und „Zivilisation“ ein unüberbrückbarer Gegensatz besteht. Denn nur wenn man sich mit diesem deutschen Sonderweg befasst, kann man begreifen, was Thomas Mann meinte, als er 1945 davon sprach, dass es nicht „zwei Deutschland“ gebe, „ein böses und ein gutes, sondern nur eines, dem sein Bestes durch Teufelslist zum Bösen ausschlug“. Thea Dorn weiß: „Thomas Mann selbst war bis in sein fünftes Lebensjahrzehnt hinein ein Anhänger dieser Auffassung.“ In seinen „Betrachtungen eines Unpolitischen“, geschrieben zwischen 1915 und 1918, schließt er sich dem damals vorherrschenden konservativen deutschen Zeitgeist an, indem er den Ersten Weltkrieg als „Krieg der Zivilisation gegen Deutschland“ deutet und deshalb ohne Einschränkung unterstützt, dass Deutschland seinerseits mit aller Kraft zuschlägt. Thea Dorn studierte Philosophie und Theaterwissenschaften. Sie schrieb eine Reihe preisgekrönter Romane, Theaterstücke und Essays.

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Die geistige Unabhängigkeit ist die Voraussetzung für politische Freiheit

Derjenige Mensch, der in Unverständnis verharrt, lebt in tiefster Sklaverei. In seinem Werk „Versuch über den menschlichen Verstand“ leistete John Locke einige seiner folgenreichsten Beiträge zur Befreiung des Menschen. Der kanadische Politikwissenschaftler und Philosoph Charles Taylor weist darauf hin, dass der ganze Essay gegen diejenigen gerichtet ist, die anderen Vorschriften machen wollen, indem sie trügerische und vermeintlich über jeden Zweifel erhabene Grundsätze anwenden, wie beispielsweise die angeblich angeborenen Prinzipien. Matthew B. Crawford erklärt: „Gemeint sind die Priester und Scholastiker, die Bewahrer einer verkalkten aristotelischen Tradition. Ungeachtet der Reformation waren politische und kirchliche Autorität in John Lockes Zeit eng verwoben und hingen voneinander ab.“ Folglich war die geistige Unabhängigkeit Voraussetzung für die politische Freiheit. Matthew B. Crawford ist promovierter Philosoph und gelernter Motorradmechaniker.

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Die Kunst des Zweifelns zählt zu den philosophischen Tugenden

Das neue Philosophie Magazin 03/2017 stellt im Titelthema seinen Lesern die Frage: „Und woran zweifelst du?“ In der Rolle des Skeptikers stellt der amerikanische Präsident Donald Trump gerade die Säulen der freien Gesellschaft infrage: Justiz, Wissenschaft und die Medien. Dabei ist die Kunst des Zweifelns ursprünglich eine befreiende und ursprüngliche philosophische Tugend. Welches Schicksal droht einer Gesellschaft, die keinen Unterschied mehr zwischen Fakten und Fiktion anerkennt? Herrscht totale Faktenverwirrung geht in einer freien Gesellschaft die öffentliche Ordnung verloren. Und diese Dynamik dient letztlich vor allem dem, der an der Macht ist – und diese weiter totalisieren will. Donald Trumps dunkler Skeptizismus arbeitet nach dem Imperativ: „Verwirre und unterdrücke! Dessen gesellschaftszersetzende Kraft bedroht zunehmend auch die demokratische Demokratie.

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Pyrrhon von Elis war der extremste Skeptiker von allen

Die Menschen wissen nichts und nicht einmal das ist sicher. Keiner sollte sich auf das verlassen, was er für wahr hält, denn man könnte ihn missverstehen. Nigel Warburton erklärt: „Alles kann infrage gestellt werden, alles kann angezweifelt werden. Es ist am besten, man fällt überhaupt kein abschließendes Urteil. Wenn man für alle Meinungen offen bleibt, kann man nicht enttäuscht werden.“ Das waren die Hauptgedanken des Skeptizismus, einer Strömung in der Philosophie, die mehrere Hundert Jahre im alten Griechenland und später in Rom viele Anhänger hatte. Der Grieche Pyrrhon von Elis (ca. 365 – ca. 270 v. Christus) war der berühmteste und vermutlich der extremste Skeptiker von allen. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Wissen sind wahre und gerechtfertigte Überzeugungen

In der Gegenwartsphilosophie ist es laut Herbert Schnädelbach weitgehend unumstritten, das Wissen als den Inbegriff wahrer und gerechtfertigter Überzeugungen aufzufassen, die unhintergehbar sprachliche Gestalt besitzen, da sie nur so kommunizierbar sind. Herbert Schädelbach ergänzt: „Eine zweite Bedingung ist, dass sie propositional verfasst sind, also in Satzform geäußert werden können, denn nur Aussagesätze können wahr oder falsch sein; es gibt keine falschen Eigennamen oder Begriffe.“ Wenn ein solcher Aussagesatz der Wahrheit entspricht, könnte es allerdings auch purer Zufall sein. Also muss man gute Gründe haben, die einen dazu erheben, einen Wahrheitsanspruch zu postulieren, und genau dies meint Herbert Schnädelbach mit dem Begriff „gerechtfertigt“. Herbert Schädelbach war vor seiner Emeritierung Professor für Philosophie an den Universitäten Frankfurt am Main, Hamburg und der Humboldt-Universität zu Berlin.

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José Ortega Y Gasset liebt die reine Wahrheit

Für José Ortega Y Gasset wird die Politik zu einer äußerst gefährlichen Krankheit, wenn sie ihren Thron im Gewissen der Menschen einrichtet und in ihr ganzes geistiges Leben hineinregiert. Warum das so ist, sollte eigentlich Jedem klar sein. Solange der Mensch das Nützliche eben als ein Nützliches betrachtet, besteht kein Anlass zur Sorge. Wird aber das Nützlichkeitsstreben innerhalb der Persönlichkeit eines Menschens zur beherrschenden Haltung, so wird er, wenn es darum geht, die Wahrheit zu finden, sie nur allzu leicht mit der Nützlichkeit verwechseln. José Ortega Y Gasset schreibt: „Und aus Nützlichkeit Wahrheit machen, ist eine Umschreibung für lügen. Das Reich der Politik ist somit das Reich der Lüge.“

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Herbert Schnädelbach denkt über das Selbstbewusstsein nach

Bei einer ersten philosophischen Annäherung an den Begriff des Selbstbewusstseins wird deutlich, dass es sich dabei um einen Bezug des Bewusstseins auf sich selbst, also um eine reflexive oder selbstreferenzielle Struktur handelt. Im Alltag achtet der Mensch allerdings nicht ständig auf sich selbst, denn dies würde seine Handlungen stark einschränken. Zugleich ist für Herbert Schnädelbach jedoch klar, dass Menschen stets dazu in der Lage sind, die reflexive Perspektive einzunehmen. Herbert Schnädelbach schreibt: „Menschliches Bewusstsein ist im deutlichen Unterschied zu dem, was wir von den Tieren wissen, so verfasst, dass es sich jederzeit, wenn keine physischen oder psychischen Hindernisse dagegenstehen, seines Bewusstseins bewusst sein kann und damit stets mögliches Selbstbewusstsein ist.“ Vor seiner Emeritierung war Herbert Schnädelbach Professor für Philosophie an den Universitäten Frankfurt am Main, Hamburg und an der Humboldt-Universität in Berlin.

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Die Ursprünge des Skeptizismus liegen in Griechenland

Pyrrhon, der etwa 365 bis 270 vor Chr. lebte, begründete den Skeptizismus als eine Richtung der Philosophie, die in der Weigerung besteht, irgendetwas zu glauben. Die Philosophen, die ihm nachfolgten, wurden als Skeptiker bekannt. Aber auch schon vor Phyrron gab es in der griechischen Philosophie eine skeptische Tradition. So hatte beispielsweise Xenophanes die These vertreten, dass der Mensch sein Wissen durch ständiges Hinzulernen zwar erweitern kann, doch dabei allerdings niemals sicher sein kann, die endgültige Wahrheit zu finden. Trotz seiner Mühen kann der Mensch nur den Grad seiner Unwissenheit etwas verringern. Sokrates ging in seinem Skeptizismus sogar noch einen Schritt weiter, indem er behauptete, das einzige was er sicher weiß, ist das er nichts weiß. Dennoch glaubte er, dass Wissen möglich ist.

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