Menschen wollen sich das Leben leichter machen

Der Einfallsreichtum des Menschen zeigt sich in Kunstwerken, Musik und Geschichten. Er lässt sich aber auch an Dingen ablesen, mit denen er sich umgibt. Heute ist es für viele Menschen selbstverständlich, bereits in der eigenen Wohnung Zugriff auf Tausende verschiedener Gegenstände zu haben. Stefan Klein fügt hinzu: „Die meisten dieser Objekte beachten wir kaum. Wir lagern sie in irgendeinem Winkel und erinnern uns nur unter besonderen Umständen an sie.“ Selbst ein Werkzeugkasten ist ein Monument der schöpferischen Intelligenz. Auf solche Zeugnisse der Kreativität stößt man, wohin man in der heutigen Welt nur schaut. Es scheint, als sei dem Menschen ein Drang angeboren, sich mit Einfällen das Leben leichter und interessanter zu machen. Stefan Klein zählt zu den erfolgreichsten Wissenschaftsautoren der deutschen Sprache. Er studierte Physik und analytische Philosophie in München, Grenoble und Freiburg.

Weiterlesen

Es gibt Genies in allen Lebensbereichen

Der Psychologe Frederic Myers beschäftigte sich sein ganzes Leben lang mit Genie und Kreativität. Genie, so Frederic Myers, sei die Fähigkeit, sich das unterschwellige – unbewusste – Denken in stärkerem Maße zunutze zu machen, als es die meisten Menschen täten oder könnten. Seinen Worten zufolge beruht die geniale Eingebung wie auch die Inspiration für kreative Durchbrüche darauf, dass eine Flutwelle unterschwelliger Ideen in den von der betreffenden Person absichtlich gelenkten Ideenstrom einschießt. John Bargh fügt hinzu: „Brillante Einfälle entstehen dann, wen man die unbewussten Geisteskräfte stärker nutzt als die meisten Menschen.“ Es gibt Genies in allen Lebensbereichen, nicht nur in der Wissenschaft und der Literatur. Prof. Dr. John Bargh ist Professor für Psychologie an der Yale University, wo er das Automaticity in Cognition, Motivation, and Evaluation (ACME) Laboratory leitet.

Weiterlesen

Ohne Aufklärung gibt es keinen freien Willen

Nur ein kleiner Teil dessen, was die Wahrnehmung des Menschen erreicht, findet auch Eingang in das Bewusstsein. Allerdings hindert dies die zahlreichen nicht bewusst registrierten Wahrnehmungen nicht daran, in uns eine Wirkung zu entfalten. Vom Bewusstsein nicht aufgenommene Signale können das Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen. Joachim Bauer betont: „Die Annahme, die Existenz des Unbewussten bedeute per se die Außerkraftsetzung unseres freien Willens, halte ich jedoch für unbegründet, eine Sichtweise, die auch von anderen Neurowissenschaftlern geteilt wird.“ Das Unbewusste ist ein Teil der Person, deren übergeordneten Interessen es zuarbeitet. Es erspart den Menschen, alle kognitiven Verarbeitungsprozesse über die manchmal anstrengende und zeitaufwendige Schiene des bewussten Denkens laufen lassen zu müssen. Der Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut Joachim Bauer lehrt an der Universität Freiburg.

Weiterlesen

Selbstveränderungen gelingen nur mithilfe anderer Menschen

Die Macht des Unbewussten in Frage zu stellen und zu leugnen, dass die Willensbildung eines Menschen auch über unbewusste Mechanismen auf vielfältige Weise beeinflussbar ist, wäre naiv. Joachim Bauer ergänzt: „Ebenso naiv wäre es, mit der Willensfreiheit die Vorstellung zu verbinden, der Mensch könne sich – qua freien Willen oder auf der Basis von neuen Vorsätzen – selbst neu erfinden.“ Zu den Kontexten, in denen sich die menschliche Willensbildung vollzieht, gehört die eigene, überaus facettenreiche innere Realität mitsamt ihren unbewussten Anteilen.“ Zum großen Projekt der Aufklärung gehörte auch die Erforschung der inneren Realität. Nur so können die Sphären der Vernunft und die von ihr ermöglichten Möglichkeiten der Steuerung auch nach innen hin erweitert werden. Der Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut Joachim Bauer lehrt an der Universität Freiburg.

Weiterlesen

Alexander Mitscherlich macht sich Gedanken über den Schmutz

Gegenüber Schmutz, Unordnung und Anarchie können Menschen nicht unparteiisch bleiben. Hier scheiden sich die Geister, und zwar, wie Alexander Mitscherlich oft erlebt hat, auf die heftigste Weise. Der Schmutz entzieht sich seiner Meinung nach aber auch dem systematischen Denken, was eine seiner anderen Tücken ist. Alexander Mitscherlich schreibt über seine anderen Eigenschaften folgendes: „Aber Schmutz ist zufällig. Er fällt aus der Luft, gleichmäßig und ungerufen. Er ist beleidigend. Er ist herausfordernd: wisch das mal ab.“ Der Schmutz verursacht Ärger, Reinigung kostet Zeit und Geld. Wo er sich niederlässt, ist Unordnung. Er wird beseitigt, bekämpft, verhindert oder vermehrt, vertuscht. Man kann ihn mit einer Fingerprobe nachweisen, aber manchmal hält er sich unsichtbar. Alexander Mitscherlich vergleicht den Schmutz auch mit der Korruption, bei der Geld an der Stelle von Schmutz an den Fingern kleben bleibt.

Weiterlesen

Die Kultur des Rokoko bevorzugt die Sphäre des Weiblichen

Im 18. Jahrhundert nehmen die leidenschaftlichen Versuche kein Ende, die überkommenen Ordnungen und Einrichtungen auf allen Gebieten des öffentlichen und privaten Lebens zu reformieren, die verkrusteten Traditionen in der Politik, den Wissenschaften und Künsten aufzulösen und das Festgefahrene wieder in Fluss zu bringen. Diese Innovationen vollziehen sich in mehreren Phasen an den höfischen Zentren und großen europäischen Residenzen, unter denen die bedeutendsten Paris, München, Berlin, Dresden und Wien sind. Innerhalb einer feudalen Gesellschaft von geistigen und weltlichen Würdenträgern, innerhalb des Hofadels selbst, werden die Umwälzungen, die neuen Denkformen und Lebensstile entwickelt und entfaltet. Dies ist die erste Etappe einer sanften und unblutigen Revolution: die Zeit des Rokoko. Sie bevorzugt im Gegensatz und Widerspruch zum männlich-heroischen Zeitalter des Barock alles, was aus der Sphäre des Weiblichen und aus den Bereichen eines kunstvollen Gefühls für die Natur stammt.

Weiterlesen

Das Gegenteil des Denkens ist die Gedankenlosigkeit

Im neuen Philosophie Magazin Nr. 6/2014 für die Monate Oktober/November beschäftigt sich das Titelthema mit „Denken lernen“. Denn denken zu können unterscheidet den Menschen mutmaßlich von allen anderen Lebewesen. Für die Philosophin Hannah Arendt ist beispielsweise die Fähigkeit zu denken, weder an eine besonders hohe Intelligenz oder Begabung gebunden, noch steht sie in einem direkten Zusammenhang mit der konkret problemlösenden Kreativität des Einfalls oder der Idee. Das Gegenteil des Denkens ist für Hannah Arendt daher auch nicht die Dummheit, sondern die Gedankenlosigkeit als der sorglose Unwille, eigene Überzeugungen produktiv in Frage zu stellen. Und kein Mensch ist von Haus aus so beschränkt, dass er auf Ewigkeit zu diesem Schicksal verurteilt bliebe. Als wichtigste Voraussetzung, um das Denken zu lernen, nennt Hannah Arendt den Mut, sich auf widersprüchliche Offenheit und Vielfalt der Welt einzulassen.

Weiterlesen

Die zwei Schichten der Ideen des José Ortega Y Gasset

Wenn ein Mensch das Leben eines anderen Menschen verstehen will, muss er sich laut José Ortega Y Gasset ein Bild von seinen Ideen machen. Seit der Europäer einen historischen Sinn zu haben glaubt, ist das die elementarste Forderung. Unter den Ideen eines Menschen kann man sehr verschiedene Dinge verstehen, so beispielsweise die Gedanken, die er sich über dieses und jenes macht, und diejenigen, die seines Mitmenschen, die er sich zu eigen macht. Diese Ideen können die verschiedensten Grade der Wahrheit aufweisen und sogar wissenschaftliche Wahrheiten sein. Ob es nun einfache Gedanken des alltäglichen Lebens oder wissenschaftliche Theorien im strengen Sinne des Wortes sind, immer wird es sich um Einfälle handeln, die einem Menschen zufliegen, seine eigenen oder durch die Mitmenschen eingeflüsterte.

Weiterlesen

Frauen und Männer sollten nicht gemeinsam einkaufen

Der Däne Martin Lindstrom, Marketingexperte und Buchautor, kennt alle Tricks, mit denen Markenhersteller ihre Kunden verführen. Dumm sind die Käufer seiner Meinung allerdings nur, wenn sie denken, alle Tricks zu kennen. Martin Lindstrom ergänzt: „Wenn wir meinen, dass wir immun gegen die Dinge sind, die sich die Branche einfallen lässt – das ist tatsächlich dumm.“ Zu den gemeinsten Tricks zählt Martin Lindstrom die Kundenkarten. Jeder, der eine Kundenkarte besitzt, glaubt damit billiger einzukaufen, da er ja Rabatt bekommt. Aber die Sache hat einen gewaltigen Nachteil. Martin Lindstrom erklärt: „Aber so sammeln die Händler enorme Daten über uns, für immer gezieltere Werbung. Die kommt nicht nur per Post und E-Mail, auch wenn wir Suchmaschinen benutzen.“

Weiterlesen

Max Frisch macht sich Gedanken über die Eifersucht

Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch erkennt in der Eifersucht die Angst vor dem Vergleich. Die Küsse, die zärtlichen Einfälle, die Umarmungen eines anderen könnten besser sein als die eigenen. Eine Trauer kann man teilen, eine Eifersucht nicht. Max Frisch fragt sich, was ein eifersüchtiger Mensch überhaupt will. Er erhebt Anspruch auf einen Sieg ohne Wettstreit und ist verzweifelt darüber, wenn es zur Auseinandersetzung kommt. Wer von Treue redet, weiß eigentlich ganz genau, dass er sich eigentlich nicht nach der Treue, sondern der Liebe des Partners sehnt. Jeder will geliebt werden. Max Frisch schreibt: „Nur in der Eifersucht vergessen wir zuweilen, dass Liebe nicht zu fordern ist, dass auch unsere eigene Liebe, oder was wir so nennen, aufhört, ernsthaft zu sein, sobald wir daraus einen Anspruch ableiten.“

Weiterlesen