Rupert M. Scheule erörtert den Begriff der Freiheit

Vielleicht ist es mit der Freiheit von Unterdrückung, Beengung, Hunger und so weiter wie bei der Freude bei nachlassendem Schmerz. In dem Moment, das Menschen von wie auch immer beengenden Fesseln befreit werden, spüren sie das Glück der Freiheit besonders intensiv. Viele Menschen der Moderne sind für ganz offensichtlich gebrannte Kinder des Absolutismus und des Totalitarismus. Rupert M. Scheule erklärt: „Sie verstehen Freiheit primär als negative Freiheit, als Freiheit von staatlicher Einmischung und Bevormundung.“ In einem ganzen Arsenal von Abwehrrechten hat sich die negative Freiheit ein juristisches Denkmal gesetzt, was pikanterweise wieder einen Staat voraussetzt, der die Abwehrrechte garantiert. Wenn die Ethik hier von negativer Freiheit spricht, drängt sich natürlich die Frage auf, ob es denn auch eine positive Freiheit gibt und worin sie besteht. Rupert M. Scheule ist Professor für Moraltheologie und Christliche Sozialwissenschaft an der Theologischen Fakultät Fulda.

Weiterlesen

Der Traum ist der Königsweg zum Unbewussten

Sigmund Freud (1856 – 1939) nannte die Träume „den Königsweg zum Unbewussten“ – also eine der besten Möglichkeiten, verborgene Gedanken aufzuspüren. Die Dinge, die Menschen in Träumen sehen oder erleben, sind nicht das, was sie zu sein scheinen. Nigel Warburton erklärt: „Das ist das oberflächliche Traummaterial, aber die wahre Bedeutung des Traums findet man im latenten (verborgenen) Trauminhalt.“ Genau den versuchte der Psychoanalytiker Sigmund Freud zu verstehen. Die Dinge, auf die Menschen im Traum stoßen, sind Symbole. Sie stehen für die Wünsche, die sich im Unbewussten eines Menschen verstecken. Ein Traum, in dem eine Schlange, ein Schirm oder ein Schwert vorkommen, ist sehr häufig ein verdeckter sexueller Traum. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

Weiterlesen

Das pure Vergnügen ist der einzige Lebenszweck

Der griechisch-lybische Philosoph Aristippos, der von 435 bis 356 vor Christus lebte, schrieb einst: „Die Kunst zu leben liegt darin, die an uns vorüberziehenden Freuden zu ergreifen. Die größten Freuden sind nicht die geistigen, und moralisch sind sie auch nicht immer.“ Daniel Klein erinnert sich noch gut daran, was er fühlte, als er sich diesen Sinnspruch notierte: „Herausfordernd! Gewagt!“ Die sechziger Jahre mit ihrem Ethos totaler Freiheit begannen aufzudämmern, und er fühlte sich auf die Probe gestellt. Plötzlich kam ihm Epikurs vorsichtiger Hedonismus wie der Bluff eines schüchternen Mannes vor. Aristippos war der echte Stoff – ein war ein ungezügelter Hedonist. Daniel Klein, Jahrgang 1939, studierte Philosophie in Harvard. Zusammen mit Thomas Cathcart schrieb er „Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar“, das in 26 Sprachen übersetzt wurde.

Weiterlesen

Vertrauen sollte die Basis einer jeden Beziehung sein

Nach schlechten Erfahrungen in einer Partnerschaft neigen viele Menschen zu Misstrauen und Angst vor Kontrollverlust. Dafür gibt es nur eine Lösung: Nur wenn man die Kontrolle abgibt, kann man wirklich vertrauen. Vertrauen spielt in fast alle Lebensbereichen eine wichtige Rolle. Man kann sagen, sie zählt zu den Grundpfeilern im menschlichen Leben. Ob es nun Mitarbeiter oder Vorgesetzte sind, Beziehungen oder gar die Politik und die Wirtschaft: Menschen sehnen sich nach dieser Geborgenheit, in der man einfach nur loslassen kann und das Beste erwartet. Der aktuelle Umgang mit der wirtschaftlichen und politischen Lage lässt allerdings vermuten, dass eher Misstrauen um sich greift. Die Folgen sind häufig kontraproduktiv und machen das Problem nur schlimmer. In zwischenmenschlichen Beziehungen ist das Thema Vertrauen nicht weniger komplex.

Weiterlesen

Einsamkeit ist selten gewählt und nie gewollt

Alleinsein muss nicht nur schmerzlich, es kann auch erfüllend sein. Theodor Fontane schrieb einst: „Lieber Einsamkeit und ein Buch und eine Zeitung als schlechte Gesellschaft, von der man nichts hat als Ärger und mitunter direkte Beleidigung.“ Aber was Theodor Fontane meint, ist freiwillige Zurückgezogenheit. Einsamkeit ist selten gewählt und nie gewollt. Wenn sich Menschen zurückgestoßen fühlen, funken in derselben Hirnregion die Neuronen wie bei einem Schnitt in die Haut. Der Mann, der die Folgen des ungewollten Alleinseins untersucht, heißt John Cacioppo und lehrt an der University of Chicago. Bevor sich der Psychologe dem Gefühl der Isolation zuwandte, dachte man, Einsamen gehe es schlechter, weil niemand nach ihnen schaut. Es war John Cacioppo, der herausfand, dass es sich umgekehrt verhält: Der Grund warum sie krank werden, ist die Einsamkeit selbst.

Weiterlesen

Viele Eltern bieten ihren Kindern keine Orientierung

Martina Leibovici-Mühlberger konzentriert sich in ihrem Buch „Wenn die Tyrannenkinder erwachsen werden“ auf die Misere vieler Kinder, die von ihren Eltern verkauft, instrumentalisiert, betrogen und in der sensiblen Zeit des Aufwachens und der Orientierungssuche einfach im Stich gelassen wurden. Die meisten Menschen wollen heute frei leben, absolut frei, und ja keine Zwänge oder irgendetwas, das ihre Freiheit beschränken könnte, akzeptieren. Jeder will in sein Mickymaus-Leben hineinpacken, was ihm gerade gefällt, und es natürlich auch jederzeit wieder verändern, wenn eine Durststrecke droht und das Gewählte sich vielleicht als mühevoll herausstellt. Sonst wären sie ja blöderweise nicht mehr frei. Die Ärztin Martina Leibovici-Mühlberger leitet die ARGE Erziehungsberatung und Fortbildung GmbH, ein Ausbildungs-, Beratungs- und Forschungsinstitut mit sozialpsychologischem Fokus auf Jugend und Familie.

Weiterlesen

Glück ist im Hier und Jetzt angekommen zu sein

Im Gegensatz zu dem Glück, das Menschen empfinden, wenn sie eine lebensnotwendige Handlung erfolgreich bewältigen, gibt es auch noch andere Formen des Glücks, die wissenschaftlich etwas schwieriger zu fassen sind. Sie basieren auf Gefühlen wie Verbundenheit, Liebe und Sicherheit und entstehen, wenn man für andere da sein kann, Fürsorge geben oder empfangen, wenn man eine innere Ruhe verspürt und im Hier und Jetzt angekommen ist. Professor Tobias Esch, der Als Mediziner seit 20 Jahren zu der Verarbeitung von Stress und Belohnung im Gehirn forscht, beschreibt dieses Glück so: „Es ist dieser Zustand des Nichtwollens, der so unscheinbar daherkommt und auf den ersten Blick gar nicht so sexy ist. Deswegen vielleicht spielte er in den Medien als auch in der Wissenschaft bislang keine große Rolle.“

Weiterlesen

Facebook wirkt auf die Einsamkeit wie ein Verstärker

Schon immer gibt es die Einsamkeit und Menschen die daran leiden. Das ist nicht neu. Neu ist die Frage, was die Technologisierung der Welt mit ihnen macht. Lange sah es danach aus, als ob das Internet die Menschen einsam machen würde. Der israelische Psychologe Yair Amichai-Hamburger stellt fest: „So verschieden die Menschen sind, so verschieden reagieren sie auf das Netz.“ Wer im Leben ein blendender Unterhalter ist, gilt auch im Internet schnell als Star. Diese Meister der Kommunikation verabreden sich, sie daten und flirten. Die Scheuen, Pessimisten, Ängstlichen dagegen bleiben auch im Netz bloß Zuschauer. Was ihr Leben bloß noch trostloser werden lässt. Es ist die Facebook-Depression: Allen geht es wunderbar. Nur das eigene Leben ist Mist. Doch die allermeisten wissen mit dem Internet und der Digitalisierung umzugehen, sehr zu ihrem Vorteil.

Weiterlesen

In einer glücklichen Partnerschaft gewinnen beide

Christian Thiel behauptet, dass der Unterschied zwischen einem glücklichen und einem unglücklichen Paar manchmal ganz einfach ist: „Einem glücklichen Paar ist klar, dass es in einer Beziehung selbstverständlich ist, die eignen Lebensziele und die des Partners zu verwirklichen.“ Dennoch verträgt eine Partnerschaft manch ein Ungleichgewicht, das nicht zu gravierenden Problemen führen muss. Ein mangelndes Gleichgewicht beim Erreichen von wichtigen Lebenszielen aber verträgt eine Beziehung auf Dauer nicht. Eine Partnerschaft ist kein Tandem, bei dem die Partner im gleichen Takt in genau dieselbe Richtung fahren. Partner bilden ein Team. Allerdings keines, bei dem einer der beiden nur dafür da ist, dass der andere seine Ziele erreicht. Das grundlegende Gesetz einer jeden Partnerschaft lautet: Beide müssen profitieren. Christian Thiel ist Single- und Paarberater.

Weiterlesen

Der Genuss hat mit vielen Gegenspielern zu kämpfen

Tatsächlich ist es so, dass wohl die meisten Menschen, wenn sie das Wort „Genuss“ hören, ans Essen denken – und nicht immer nur Positives damit verbinden. Schließlich gibt es gesundes und schädliches Essen. Doch nicht nur mit dem Essen verhält es sich so. Viele Menschen sind dem Genießen gegenüber im Allgemeinen skeptisch geworden. Denn in ihrer Wahrnehmung steht Genuss viel zu oft im Gegensatz zu Gesundheit – man denke an Genussmittel wie Alkohol, Tabak oder Zucker – oder er gilt als Gegenspieler zu Produktivität, sprich er wird gleichgesetzt mit Hedonismus, Faulheit und Zeitverlust. Gleichzeitig, und das ist wohl das Interessanteste am Ganzen, sehen sich die meisten Menschen gerne als Genießer, buchen Wellnessferien, essen bewusst genussvoll, lassen sich von Gesichtsmassagen und Peelings verwöhnen, genießen ihren Ruhestand und manchmal sogar ihre Arbeit.

Weiterlesen

Die Einsamkeit durchzieht das Leben wie eine Welle

Es existiert kein Wort für das Gegenteil von Einsamkeit. Aber wenn es eins gäbe, dann vielleicht Heimat. Immer mehr Menschen verbringen mehr Zeit mit ihrem Handy als mit ihrer Familie. An einem Fleck bleiben, einen Job in derselben Firma, Jubiläen im Kreise der Familie, Freunde, Vereinskumpel zu feiner, das gibt es nicht mehr, jedenfalls nicht in den großen Städten. Hinzu kommt die Digitalisierung des Lebens, die Hinwendung zum Smartphone, zum Chat, zu Instagram und Facebook. Abends allein auf dem Sofa statt im Gespräch in der Kneipe, mit Menschen aus Fleisch und Blut, die einem gegenübersitzen, die man anfassen, anlächeln oder auch mal anschreien kann. Vor zwei Jahren tauchte im Netz das Video „Look Up“ auf. Es erzählt von einer Gesellschaft, die einander nicht mehr in die Augen schaut, sondern nur noch auf den Bildschirm.

Weiterlesen

Friedrich Nietzsche: „Sei dir selber treu!“

Friedrich Nietzsche war der Meinung, dass Menschen ihr eigenes Leben erschaffen, aber er behauptet, dass nicht alle Lebenssinne gleichrangig seien. Wenn man eine kritische Messlatte anlegt, seien manche grundsätzlich besser als andere. Daniel Klein beschreibt, was Friedrich Nietzsche meinte: „Manche von uns haben das Potential, auf eine Weise zu leben, die weit jenseits des Gewöhnlichen liegt, und es ist unsere Pflicht, nach einem solchen Leben zu streben, uns voll und ganz auf das einzulassen, was er das „Ja zu Leben“ nannte.“ Friedrich Nietzsche nennt Menschen Schwächlinge, die das Drehbuch, das ihnen die Gesellschaft in die Hand gedrückt hat, einfach nur abnicken und nach dessen Vorgaben leben. Daniel Klein, Jahrgang 1939, studierte Philosophie in Harvard. Zusammen mit Thomas Cathcart schrieb er „Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar“, das in 26 Sprachen übersetzt wurde.

Weiterlesen

Gute Freunde halten Körper und Seele gesund

Gute Freunde helfen nicht nur Hindernisse zu meistern, sie halten außerdem gesund. Denn gegen Übergewicht und Bluthochdruck helfen sie offenbar besser als Sport und gesunde Ernährung. Wer kaum freundschaftliche Kontakte pflegt, schläft nicht nur schlechter und ist öfter gestresst. Er hat auch ein höheres Risiko, früher zu sterben. Professor Franz Neyer, Direktor des Instituts für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, erklärt: „Ohne soziale Beziehungen können Menschen überhaupt nicht existieren.“ Was ihn an dieser Tatsache besonders fasziniert, dass der Mensch freiwillig enge Bande zu Fremden knüpft. Das ist der Unterschied zu vielen Tieren, die ohne ihr Rudel kaum überleben könnten. Seit mehr als 20 Jahren untersucht Franz Neyer was Menschen abseits von Verwandtschaft, Sexualität und oberflächlichem Nutzen aneinander bindet.

Weiterlesen

Die Wutwähler fühlen sich von den Einwanderern bedroht

Die Wutwähler aller Länder fühlen sich von Einwanderern bedroht im Kampf um die verbliebene Arbeit, ganz im Gegensatz zu den gut ausgebildeten Eliten. Die weiße amerikanische Unterschicht sieht sich von hispanischen Einwanderern bedroht, während die gut Ausgebildeten Zuwanderung oft begrüßen, weil sie dem Wachstum nützt, der Demografie oder dem kulturellen Reichtum einer Gesellschaft. Das Gefühl, von der Politik vergessen worden zu sein, dominiert bei den Wutwählern aller Länder – unabhängig davon, welche Regierung gerade am Ruder ist. David Brooks, Kolumnist bei der New York Times, schreibt: „Wenn Menschen den Eindruck haben, dass ihre Welt verschwindet, werden sie zu einer leichten Beute für faktenfreies magisches Denken und Demagogen, die Einwanderer beschuldigen. Die Eliten haben zu viel gewollt, und nun geht die Geschichte in die entgegengesetzte Richtung.“

Weiterlesen

Durch Diäten fühlen sich Menschen in ihrem Körper unwohl

Die meisten Menschen wollen gesund leben, doch sie haben einen starken Gegner: das süße, fettige Essen. Backshops, Dönerläden, Restaurants sind ständig in der Nähe. Die Versuchung lauert überall – und sie lässt nicht nach, denn die meisten Körper spüren nicht mehr, wann sie genug haben. Beim Essen ist die Intuition verloren gegangen. Gudrun Sproesser, Gesundheitspsychologin an der Universität Konstanz, forscht seit einigen Jahren zum Thema „Warum wir essen, was wir essen.“ Sie erklärt: „Intuitives Essen ist als uneingeschränktes Essen definiert, das sich auf Hunger und Sättigung verlässt und aufgrund von physiologischen und nicht wegen emotionaler Gründe stattfindet.“ Die Medien und die Werbung transportieren allerdings ganz andere Informationen. Die Menschen sollen nur noch ganz bestimmte Sachen essen, um dadurch immer vitaler, schöner und schlanker zu werden.

Weiterlesen

Die Wähler sind unberechenbar geworden

Ein Phänomen erobert gerade die westlichen Demokratien: die Wutwähler. Die Wut richtet sich gegen die Eliten in der Politik und der Wirtschaft, gegen die etablierten Parteien, die Mainstream-Medien, gegen Freihandel und natürlich gegen Einwanderung. Viele Brexiteers in Großbritannien, Anhänger von Donald Trump in den USA oder Wähler von Marie Le Pen in Frankreich. „Take back control“, die Kontrolle zurückgewinnen, war die Parole der Befürworter des Brexits. Es könnte der Hilferuf aller Wutwähler weltweit sein. In einer Zeit, in der zunehmend komplexe Freihandelsverträge oder unbekannte EU-Kommissare über die eigenen Lebensbedingungen bestimmen, sehnen sie sich wieder nach Grenzen, nach nationaler Gesetzgebung, einer abgeschotteten Wirtschaft. Es gibt dieses Phänomen nicht erst seit gestern. Aber die Wut hat in diesem Jahr einen Siedepunkt erreicht, befeuert von der Finanzkrise und der Eurokrise, von der Destabilisierung des Nahen Ostens und den daraus folgenden Flüchtlingsströmen, vom Aufstieg Chinas und der Deindustrialisierung der vergangenen Jahrzehnte.

Weiterlesen

Johannes Gutenberg erfindet den Buchdruck

Zu den Voraussetzungen des Erfolgs der Reformation gehörte der Buchdruck, der neue Möglichkeiten der Verbreitung des Wortes geschaffen hatte, darunter die Herstellung preiswerter „Gebrauchsliteratur“. Die Antriebskräfte der umfassenden Veränderungen seit dem Spätmittelalter in Europa waren: psychologisch das zunehmende Streben nach Gewinn, ökonomisch die Beschleunigung der Produktion von Waren und des Umschlags der Produkte sowie technologisch und technisch das Aufkommen neuer Methoden der Produktion und innovativer Maschinen. Zu den wichtigsten Erfindungen der Epoche zählte der Buchdruck. Er teilte die Literatur- und Mediengeschichte der europäischen Zivilisation in zwei Hälften – vor und nach Johannes Gutenberg. Im Verlauf der nächsten Jahrhunderte vollzog sich die Umwandlung des Luxusgutes Buch hin zur Massenware. Als Erfinder des Buchdrucks in Europa gilt Johann Gensfleisch, mit dem Wohnort Gutenberg bei Mainz, daher auch kurz als „Gutenberg“ bezeichnet.

Weiterlesen

Georg Baselitz zählt zu den erfolgreichsten Künstlern der Welt

Deutschland beschäftigt sich mit wenigen Künstlern so eingehend wie mit Georg Baselitz. Museen widmen ihm wie jetzt 2016 in Frankfurt am Main, große Ausstellungen. Und doch hat Georg Baselitz gegenüber Deutschland ein tief sitzendes Unsicherheitsgefühl. Sogar Angst, eine geradezu physische Angst. Er traut diesem Land nicht, er traut dem Frieden nicht. Georg Baselitz sagt: „Ich habe Angst vor der Politik, die mir nicht behagt. Ich habe zwei Gesellschaftsordnungen hinter mir gelassen, den Nationalsozialismus, dann den Sozialismus beziehungsweise Kommunismus. Und die deutsche Neigung sich einzumischen in das Leben der Menschen, ist im Moment wieder sehr groß.“ Georg Baselitz hat einfach Angst vor einem Polizeistaat. Manchmal macht der Staat auf ihn einen sehr schwachen Eindruck, aber wenn es darauf ankommt, dann ist er das nicht.

Weiterlesen

Ziele machen glücklich und zufrieden

Ziele sind eine bedeutende Antriebskraft im Leben eines Menschen. Der Wert eines Ziels liegt dabei gar nicht unbedingt darin, dass man es auch erreicht. Ein stures „Das muss ich unbedingt schaffen!“ ist niemals hilfreich. Christian Thiel erläutert: „Wenn es um Ziele geht, gilt vielmehr die asiatische Weisheit: Der Weg ist das Ziel. Wer weiß, wohin er will, der strengt sich an, um sein Ziel zu erreichen.“ Die Richtung dorthin darf sich aber ruhig noch ändern. Zwischen Menschen, die ihre Ziele erreichen, und denen, die das nicht tun, findet sich in Bezug auf die Zufriedenheit kein großer Unterschied. Beide Gruppen sind in etwa gleich glücklich. Diejenigen aber, die sich ein Vorhaben erst gar nicht zutrauen, sind deutlich unzufriedener mit ihrem Leben. Christian Thiel ist freier Autor und Single- und Paarberater.

Weiterlesen

Allan Guggenbühl rät: „Denken Sie selbst!“

Allan Guggenbühl beantwortet in seinem neuen Buch „Die vergessene Klugheit“ die Frage inwieweit Menschen von Normen gezähmt sind. Wenn diese zu sehr die Oberhand gewinnen, leidet die Klugheit des Einzelnen darunter. Der renommierte Schweizer Psychologe zeigt eindrücklich, dass die Klugheit weit mehr bedeutet als die Verfügbarkeit von Wissen. Er rät: „Denken Sie selbst!“ Viele Menschen brechen vor allem deswegen zu neuen Ufern auf, weil sich sie von ihren Traumvorstellungen verführen lassen. Oft haben sie wenig oder nichts mit der Lebensrealität zu tun. Menschen wagen Neues und gehen Risiken ein, weil innere Bilder sie scheinbar dazu zwingen. Was sie antreibt, ist nicht die Realität, sondern die Phantasie. Allan Guggenbühl Allan Guggenbühl ist seit 2002 Professor an der Pädagogischen Hochschule Zürich tätig. Außerdem fungiert er als Direktor des Instituts für Konfliktmanagement in Zürich.

Weiterlesen

Friedrich Nietzsche postuliert: „Gott ist tot.“

„Gott ist tot“. Das ist der berühmteste Satz des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche (1844 -1900). Wörtlich genommen, wollte er nicht sagen, Gott habe zu einer bestimmten Zeit gelebt oder lebe jetzt nicht mehr, sondern eher, dass der Glaube an Gott nicht mehr vernünftig ist. Ganz anders als zum Beispiel bei Immanuel Kant, der seine Gedanken zu einem strengen System ordnete, stürmen die Gedanken bei Friedrich Nietzsche von allen Seiten auf den Leser ein. Nigel Warburton erklärt: „Viele seiner Schriften sind in der Form von kurzen, bruchstückhaften Absätzen und Aphorismen, also Merksätzen, verfasst, einige ironisch, andere ernst, viele deutlich provokant. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

Weiterlesen

Institutionen sind nicht sonderlich beliebt

Heute trifft man nur noch selten einen Menschen, der große Stücke auf Institutionen hält. Die meisten Menschen stehen großen Organisationen eher misstrauisch gegenüber. David Brooks erklärt: „Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass wir das Versagen dieser Institutionen erlebt haben, und zum Teil darauf, dass wir dem Individuum Vorrang einräumen. Wir schätzen die Freiheit, beliebige Wege einzuschlagen, unser Leben so zu führen, wie es uns gefällt, und niemals unsere individuelle Identität zugunsten der Anpassung an eine Bürokratie oder Organisation zu unterdrücken.“ Die meisten Menschen wollen ein möglichst reichhaltiges und erfülltes Leben führen und von einer Organisation zur nächsten springen, wie es ihnen gefällt. David Brooks arbeitet als Kommentator und Kolumnist bei der New York Times. Sein Buch „Das soziale Tier“ (2012) wurde ein internationaler Bestseller.

Weiterlesen

Die AfD wird nicht mehr so schnell verschwinden

Die Alternative für Deutschland (AfD) hinterlässt zurzeit nicht den stärksten Eindruck. Die Führungsspitze der Partei scheint sich gerade selbst zerlegen zu wollen, die Fraktion in Baden-Württemberg hat sich, kaum in den Landtag eingezogen, gespalten, wichtige Repräsentanten blamieren sich öffentlich. Trotzdem steht die AfD vor einem weiteren Erfolg: Am 4. September wird in Mecklenburg-Vorpommern gewählt, die Partei steht in Umfragen bei 19 Prozent. Im fernen Amerika redet sich Donald Trump um Kopf und Kragen und ist doch der Präsidentschaftskandidat der Republikaner geworden. Marine Le Pen und Nigel Farage sind die Helden ihrer wachsenden Anhängerschaft, egal, wie sehr sie sich daneben benehmen. Mit der AfD ist eine Bewegung entstanden, die nicht mehr so schnell verschwinden wird. Sie ist rechts, jenseits der historischen Rechten – auch wenn es Berührungen gibt, personell wie ideologisch.

Weiterlesen

Nur durch die Kultur lässt sich das Dasein ertragen

Der amerikanische Psychologe Sheldon Solomon hat sich fast sein ganzes Berufsleben lang mit der Angst vor dem Tod beschäftigt. Er hat erforscht, wie die Furcht vor dem Tod das menschliche Leben bestimmt. Das Großhirn erlaubt es den Menschen, abstrakt und symbolisch zu denken, aber zugleich ist es auch fähig zu begreifen, dass das Leben der Menschen endlich ist, wie dasjenige aller Lebewesen. Das erzeugt einen tiefen, lähmenden Schrecken. Jeder muss damit leben. Wie das gelingen kann, hat der Kulturanthropologe Ernest Becker beschrieben: „Um die Last des Daseins ertragen zu können, verankern wir uns in einem Glaubenssystem, das wir Kultur nennen. Kultur gibt unserem Leben einen Sinn, sie gibt uns einen Wert – und zwar, indem sie uns eine Vision von Unsterblichkeit liefert.“

Weiterlesen

Karl Marx identifizierte sich mit den Arbeitern

Karl Marx war ein Anhänger des „Egalitarismus“: Er vertrat die Meinung, dass alle Menschen gleich behandelt werden sollten. Aber im kapitalistischen System wurden jene, die Geld besaßen – häufig durch Erbe – immer reicher. Und jene, die nichts als ihre Arbeitskraft zum Verkauf anbieten konnten, führten ein erbärmliches Leben und wurden ausgebeutet. Für Karl Marx stellte sich die Menschheitsgeschichte als ein Kampf zwischen diesen beiden Klassen dar: zwischen den reichen Besitzern von Kapital (dem Bürgertum) und der Klasse der Arbeiter (Proletariat). Nigel Warburton ergänzt: „Dieses „Klassenverhältnis“ hinderte die Menschen daran, ihr Potential voll zu entfalten und verwandelte die Arbeit in etwas Qualvolles statt in eine befriedigende Tätigkeit.“ Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

Weiterlesen