Karl Marx identifizierte sich mit den Arbeitern

Karl Marx war ein Anhänger des „Egalitarismus“: Er vertrat die Meinung, dass alle Menschen gleich behandelt werden sollten. Aber im kapitalistischen System wurden jene, die Geld besaßen – häufig durch Erbe – immer reicher. Und jene, die nichts als ihre Arbeitskraft zum Verkauf anbieten konnten, führten ein erbärmliches Leben und wurden ausgebeutet. Für Karl Marx stellte sich die Menschheitsgeschichte als ein Kampf zwischen diesen beiden Klassen dar: zwischen den reichen Besitzern von Kapital (dem Bürgertum) und der Klasse der Arbeiter (Proletariat). Nigel Warburton ergänzt: „Dieses „Klassenverhältnis“ hinderte die Menschen daran, ihr Potential voll zu entfalten und verwandelte die Arbeit in etwas Qualvolles statt in eine befriedigende Tätigkeit.“ Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

Fabrikarbeit führte zur Entfremdung

Karl Marx identifizierte sich mit den Arbeitern. Die gesellschaftlichen Verhältnisse boten ihnen keinerlei Chance. Sie konnten kein würdiges Leben als Mensch führen. Die Fabrikbesitzer erkannten sehr schnell, dass sie noch mehr Güter herstellen könnten, wenn sie den Herstellungsprozess weiter unterteilten. Jeder Arbeiter konnte sich dann am Fließband auf eine bestimmte Aufgabe konzentrieren. Doch das machte das Leben der Arbeiter noch anstrengender, da sie gezwungen waren, endlos langweilige, sich wiederholende Tätigkeiten zu verrichten.

Karl Marx bezeichnete dies als den „Mehrwert“, der durch die Arbeit der Arbeiter geschaffen wurde. Die Auswirkungen von all dem auf die Arbeiter bezeichnete Karl Marx als „Entfremdung“, ein Begriff mit verschiedenen Bedeutungen. Nigel Warburton erklärt: „Die Arbeiter wurden von dem, was sie als Mensch wirklich ausmachte, entfremdet. Die Dinge, die sie herstellten, entfremdeten sie ebenfalls.“ Je härter die Arbeiter arbeiteten und je mehr sie produzierten, desto mehr Gewinn erwirtschafteten sie für die Kapitalisten.

Im Kommunismus wird der Ertrag der Zusammenarbeit geteilt

Karl Marx glaubte, der Kapitalismus würde sich letztlich selbst zerstören. Das Proletariat war dazu bestimmt, so Karl Marx, in einer gewaltsamen Revolution die Macht an sich zu reißen. Am Ende würde die Revolution zur Entstehung einer besseren Welt führen, in der die Menschen nicht mehr ausgebeutet wurden, sondern kreativ sein und „miteinander“ arbeiten würden. Jeder Einzelne würde „entsprechend seinen Fähigkeiten“ etwas zur Gesellschaft beitragen, und die Gesellschaft wiederum würde den Arbeiter versorgen, „entsprechend seinen Bedürfnissen“ – das war Karl Marx` Vision.

Wenn die Arbeiter erst die Kontrolle über die Fabriken übernähmen, würden sie dafür sorgen, dass jeder bekam, was er brauchte. Niemand müsste hungern oder wäre obdachlos oder ohne gute Kleidung. Diese zukünftige Gesellschaftsform wäre der „Kommunismus“, der darauf gründen würde, den Ertrag der Zusammenarbeit zu teilen. Karl Marx glaubte, seine Untersuchung über die Entwicklung der Gesellschaft würde beweisen, dass diese Zukunft unvermeidbar ist. Sie ergab sich für ihn aus dem Verlauf der bisherigen Geschichte. Quelle: „Die kürzeste Geschichte der Philosophie“ von Nigel Warburton

Von Hans Klumbies