Johannes Gutenberg erfindet den Buchdruck

Zu den Voraussetzungen des Erfolgs der Reformation gehörte der Buchdruck, der neue Möglichkeiten der Verbreitung des Wortes geschaffen hatte, darunter die Herstellung preiswerter „Gebrauchsliteratur“. Die Antriebskräfte der umfassenden Veränderungen seit dem Spätmittelalter in Europa waren: psychologisch das zunehmende Streben nach Gewinn, ökonomisch die Beschleunigung der Produktion von Waren und des Umschlags der Produkte sowie technologisch und technisch das Aufkommen neuer Methoden der Produktion und innovativer Maschinen. Zu den wichtigsten Erfindungen der Epoche zählte der Buchdruck. Er teilte die Literatur- und Mediengeschichte der europäischen Zivilisation in zwei Hälften – vor und nach Johannes Gutenberg. Im Verlauf der nächsten Jahrhunderte vollzog sich die Umwandlung des Luxusgutes Buch hin zur Massenware. Als Erfinder des Buchdrucks in Europa gilt Johann Gensfleisch, mit dem Wohnort Gutenberg bei Mainz, daher auch kurz als „Gutenberg“ bezeichnet.

Die „Gutenberg-Bibel“ zählt zu den Meisterwerken der typografischen Kunst

Gemeinsam mit dem Mainzer Johannes Fust stellte Johannes Gutenberg zwischen 1449 und 1455 die „Gutenberg-Bibel“ her, die seitdem unbestritten als Meisterwerk der typografischen Kunst geschätzt wird. Die Erfindung des Buchdrucks löste in Europa einen Innovationsschub aus, dessen Wirkung Forscher neuerdings gern mit der Wirkung der Einführung der elektronischen Medien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vergleichen. Die neue Technik verstärkte zunächst schon die Tendenz zur Verschriftlichung.

Damit endete seit der Vorgeschichte der Menschheit unangetastet Vorherrschaft der Mündlichkeit, des mündlichen Vorgangs der Verständigung. Die nur unschriftlich existierende, mündlich vorgetragene Dichtung, die unschriftliche Weitergabe von Informationen oder mündliche Verträge wurden immer seltener. Allerdings kam der durch die Drucktechnik ausgelöste Innovationsschub erst im Zeitalter der Aufklärung zu seiner höchsten Wirkung, als die Produktion von Büchern verbilligt, ein leistungsfähigeres Buchhandelssystem eingeführt und die allgemeine Lesefähigkeit erreicht worden war.

Kleriker und Gelehrte verwendeten Latein als Sprache

Zu der technischen Umgestaltung kamen mit Beginn der Neuzeit in Europa erhebliche Veränderungen im Sprachgebrauch. Im Mittelalter war in allen Ländern das Latein als „heilige“ Sprache bei Klerikern und Gelehrten im Gebrauch, in der Bevölkerung im Übrigen die jeweilige Volkssprache, manchmal auch mehrere davon. Die Volkssprachen bildeten jedoch nicht nur das Verständigungsmittel der Menschen im Alltag, sondern eigneten sich auch als Sprache mündlich vorgetragener und weitergegebener Dichtung.

Die Kleriker benutzten das Latein in den kirchlichen Amtshandlungen und als Literatursprache. Kam es in den Anfangszeiten der Dichtkunst schon vor, dass zur schriftlichen Fixierung die Volkssprachen oder in Deutschland die Stammesdialekte, vom altsächsischen bis zu den oberdeutschen, herangezogen wurden, so geschah dies nur ausnahmsweise. Erst in der Höhepunktphase der mittelhochdeutschen Dichtung zur Zeit der staufischen Kaiser gelang in Deutschland die früheste Herausbildung einer eigenen säkularen „Dichtersprache“. Quelle: „Deutsche Literaturgeschichte“ aus dem Verlag J. B. Metzler

Von Hans Klumbies