Ökonomie und Politik sind eng verzahnt

Politik und Ökonomie sind eng miteinander verflochten. Joseph Stiglitz erklärt: „Aus unseren wirtschaftlichen Ungleichheiten werden politischen Ungleichheiten, die ihrerseits zu Regeln führen, die Erstere noch weiter verschlimmern.“ In ähnlicher Weise wirken auch wirtschaftliche Fehlentscheidungen auf das politische System zurück. Die wirklich Raffgierigen und Kurzsichtigen unter den Superreichen haben folgendes erkannt. Nämlich dass Globalisierung und die Förderung der Finanzmarktinteressen von der großen Mehrheit der Menschen keine Unterstützung erfährt. Basierend darauf ziehen sie eine zutiefst beunruhigende Schlussfolgerung: „Wenn wir der Demokratie ihren Lauf lassen und an ein Mindestmaß an Vernunft bei den Wählern glauben, dann werden sie sich für einen anderen Kurs entscheiden.“ Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

Die Superreichen setzen auf Täuschung und Entmachtung

Um ihren unverhohlenen Egoismus durchzusetzen, verfolgen sie daher eine Strategie, die sich aus mehreren Elementen zusammensetzt. Dazu gehören Täuschung, Entmündigung und Entmachtung. Ohne Umsteuerung, kommt es dazu, dass sich Wirtschaft, Politik und Gesellschaft immer dysfunktionaler entwickeln. Es gibt eine Gegenreaktion gegen die Wissenschaft und die grundlegenden Institutionen. Dies führt zu einer noch ausgeprägteren Wachstumsschwäche und zu mehr Ungleichheit.

Heute scheint die USA so weit entfernt zu sein von jenem Moment, als Präsident John F. Kennedy sagte: „Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann, fragt, was ihr für euer Land tun könnt.“ Ronald Reagan hat die US-Wirtschaft in eine neue Richtung gelenkt, aber er hat auch einen Wertewandel hin zu mehr Materialismus und Egoismus befördert. Die Tatsache, dass seine Strategie sich nicht auszahlte, bewirkte keineswegs die erhoffte Kurskorrektur. Sie führte nur dazu, dass sich die Republikaner noch stärker auf diese verfehlten Ideen versteiften.

Der Kommunismus war gescheitert

Wer das amerikanische Wirtschaftssystem erneuern und verbessern will, muss sich von einer Vorstellung verabschieden. Nämlich das Wirtschaftssystem der USA hätte triumphiert, nur weil die Vereinigten Staaten den Kalten Krieg gewonnen haben. Joseph Stiglitz stellt fest: „Nicht die freie Marktwirtschaft hatte ihre Überlegenheit bewiesen, vielmehr war lediglich der Kommunismus gescheitert.“ Die USA konkurrierten mit den kommunistischen Staaten weltweit um die Köpfe und Herzen der Menschen.

Dabei mussten die Vereinigten Staaten zeigen, dass ihr Wirtschaftssystem dem Wohl aller Menschen gleichermaßen dient. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion schien es, als gäbe es keinen Wettbewerb mehr, und das marktwirtschaftliche System hatte fortan keinen Anreiz, dieses Versprechen einzulösen. Für viele Milliarden Menschen in der Dritten Welt und den Schwellenländern bietet China mit seiner markanten sozialistischen Marktwirtschaft chinesischer Prägung eine dynamische Alternative zum amerikanischen Modell. Die Finanzkrise von 2008 versetzte dessen Ansehen einen schweren Schlag. Quelle: „Der Preis des Profits“ von Joseph Stiglitz

Von Hans Klumbies