Adam Smith war Teil einer großen intellektuellen Bewegung im späten 18. Jahrhundert, der sogenannten Aufklärung. Diese hat man oft mit der naturwissenschaftlichen Revolution in Verbindung gebracht. Joseph Stiglitz weiß: „Sie beruhte auf Bewegungen, die in den vorangegangenen Jahrhunderten aufgekommen waren, beginnend mit der protestantischen Reformation.“ Vor der Reformation im 16. Jahrhundert, ursprünglich von Martin Luther angestoßen, war die Wahrheit etwas, was nur die Autoritäten bestimmten. Die Reformation stellte die Autorität der katholischen Kirche infrage. Und in einem 30-jährigen Krieg, der um 1618 begann, kämpften die Europäer auch darum, welche der beiden Konfessionen fortan auf dem Kontinent vorherrschen sollte. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.
Logisches Denken rückte in den Vordergrund
Ohne eine königliche oder kirchliche Autorität, die diktierte, wie man eine Gesellschaft organisiert, musste die Gesellschaft nun selbst darüber entscheiden. Man musste folglich Regierungssysteme schaffen. Die sozialen Institutionen zu entwerfen, die das Wohlergehen einer Gesellschaft sicherstellen sollten, war schwieriger, als die Gesetzmäßigkeiten der Natur zu entdecken. Im Allgemeinen ließen sich keine kontrollieren Experimente durchführen. Das eingehende Studium vergangener Erfahrungen konnte jedoch aufschlussreich sein.
Dabei musste man sich auf logisches Denken und rationales Argumentieren stützen. Und zudem berücksichtigen, dass kein Einzelner für sich beanspruchen kann, das Rezept für die optimale Organisation der Gesellschaft zu besitzen. Aus dieser Überlegung folgte die Wertschätzung von Rechtsstaatlichkeit, ordnungsgemäßen Verfahren und Systemen der Gewaltenteilung. Diese wurden getragen von Grundwerten wie der allgemeinen Gerechtigkeit und der individuellen Freiheit.
Das Pro-Kopf-Einkommen begann zu steigen
Ein demokratisches Regierungssystem, dem sehr daran gelegen ist, alle Menschen gerecht zu behandeln, erfordert es, die Wahrheit zu ermitteln. Systeme guter Regierungsführung erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass man gute und gerechte Entscheidungen trifft. Sie sind vielleicht nicht perfekt, aber sie lassen sich eher korrigieren, wenn sie fehlerhaft sind. Im Lauf der Zeit sind vielfältige Institutionen entstanden, deren hauptsächlicher Zweck darin besteht, die Wahrheit zu entdecken, zu überprüfen und zu verbreiten. Sie sind zu einem Großteil des Erfolgs der Wirtschaft und der Demokratie verantwortlich.
Eminent wichtig sind dabei engagierte Medien. Wie alle Institutionen sind auch sie fehlbar. Aber ihre Recherchen gehören zum Gesamtsystem der gegenseitigen Kontrolle in einer demokratischen Gesellschaft. Zudem stellen sie ein wichtiges öffentliches Gut bereit. Der naturwissenschaftliche und technische Fortschritt sowie mit der Aufklärung verbundene Veränderungen führten zu einem Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Produktion. Diese übertraf das Bevölkerungswachstum weit, sodass das Pro-Kopf-Einkommen zu steigen begann. Außerdem lernte die Gesellschaft, das Bevölkerungswachstum einzudämmen. Vor allem in den Industrieländern entschieden sich immer mehr Menschen dafür, die Familiengröße zu begrenzen. Quelle: „Der Preis des Profits“ von Joseph Stiglitz
Von Hans Klumbies