Bestsellerautor Nick Hornby hat nur einen seiner Romane für eine Filmfassung umgeschrieben – sein Debüt „Fever Pitch“. Das war Ende der Neunziger, ganz zu den Anfängen seiner Schriftstellerkarriere. Damals war er noch unbekannt und hatte noch nie ein Drehbuch geschrieben. Zudem wusste er nicht, ob er jemals vom Schreiben würde leben können. Als man ihn fragte, ob er zu „Fever Pitch“ auch das Drehbuch schreiben wolle, konnte er allein schon aus finanziellen Gründen nicht absagen. Er hatte eine junge Familie und brauchte das Geld. Dabei wurde ihm allerdings sehr schnell klar: Wenn der Roman auch als Film funktionieren sollte, brauchte er viele Elemente, die im Buch nicht vorkamen. Nick Hornsby stellte sich das Drehbuchschreiben in seiner naiven Sicht als erfrischende Abwechslung vor.
Nick Hornby hat das Drehbuch zum Film „Wild“ geschrieben
Es sollte sich dabei schnell herausstellen, dass der Romanautor in ihm ständig bemüht war, so viele Eigenheiten seiner Vorlage wie möglich in das Drehbuch hinüberzuretten. Und genau so sollte man es nicht machen. Sein erstes Drehbuch war für Nick Hornby eine schlimme Erfahrung: „Ein Roman hat ja bereits eine Handlungsstruktur. Wenn du zwei Jahre daran gearbeitet hast und dann noch mal zwei, drei oder sogar vier Jahre damit beschäftigt bist, dein eigenes Werk für ein Drehbuch wieder auseinanderzunehmen, dann ist das wie Folter.“
Nachdem die Romane von Nick Hornby Erfolg hatten, gab es schnell das Interesse, sie zu verfilmen. Und er wurde oft gefragt, ob nicht auch das Drehbuch schreiben wolle. Seine Antwort lautete immer: „Nein, danke!“ Aber er liebt es, Drehbücher auf der Grundlage von Romanen anderer Kollegen zu schreiben, weil er auf diese Weise Zugang zu ganz anderen Themen bekommt, die er in seinen Romanen nie beschreiben würde. „So war das auch bei „Wild, dem Buch von Cheryl Strayed.“ Dennoch hat ihn die Beschreibung dieser Grenzerfahrung sehr fasziniert.
Nick Hornby schätzt beim Romanschreiben die Freiheit
Als Romanautor ist Nick Hornby Herrscher über sein eigenes Reich. Kaum jemand redet ihm bei der Arbeit drein. Als Drehbuchautor muss er allerdings mit vielen Menschen zusammenarbeiten wie dem Regisseur, dem Autor, dem Produzenten und den Schauspielern. Für sein Ego als Schriftsteller ist dieser Umstand überhaupt nicht schwer zu ertragen: „Ich mag das Drehbuchschreiben gerade deshalb, weil dieser Prozess so anders ist als das Romanschreiben. Im Idealfall arbeiten alle zusammen.“
Nick Hornby glaubt nicht, dass seine Arbeit für den Film seine Art Bücher zu schreiben wirklich beeinflusst oder verändert hat. Aber gerade, weil er inzwischen so oft Skripts schreibt, schätzt er seine Freiheit, die er in seinen Romanen hat, umso mehr. Nick Hornby fügt hinzu: „Ich zerbreche mir darüber aber nicht groß den Kopf: Das Umfeld, die Anforderungen sind jeweils andere – aber für mich geht es letztlich immer nur ums Schreiben.“ Einen großen Unterschied gibt es allerdings: Im Filmgeschäft muss man mehr Selbstdarsteller sein als im Literaturbetrieb. Quelle: Die Welt Kompakt
Von Hans Klumbies