Adam Morton begibt sich auf die Spur des Wissens

Aus vielen Gründen glauben die Menschen viel über die Welt zu wissen. Eine Annahme jedoch als Wissen zu bezeichnen bedeutet laut Adam Morton, dass gewissen Kennzeichen vorhanden sein müssen, die diese Überzeugung mit Tatsachen verbinden. Wenn eine Person etwas in einer bestimmten Sache in Erfahrung bringen möchte, sucht sie in der Regel jemanden auf, der etwas davon versteht. Die Menschen unterscheiden ihre Meinungen und Überzeugungen als Wissen und Noch-nicht-Wissen. Zudem haben sie ein Interesse daran, ihre Mitmenschen als verlässliche oder unzuverlässige Informationsquellen einzuordnen. Adam Morton erklärt: „Wir können das, was als Wissen bezeichnet wird, einordnen, indem wir darüber nachdenken, was kein Wissen ist.“ Adam Morton ist emeritierter Professor für Moralphilosophie der University of British Columbia.

Wissen entsteht aus einer Verbindung aus Tatsache und fester Überzeugung

Falsche Überzeugungen sind für Adam Morton offenkundig kein Wissen. Eine wahre Überzeugung, die durch Vermutung erlangt wurde, ist seiner Meinung nach gleichfalls kein Wissen. Der Moralphilosoph erklärt: „Eine Verbindung zwischen Tatsache und fester Überzeugung ist nötig, damit Wissen entstehen kann. Eine solche Verbindung ist der Beweis.“ Es gibt laut Adam Morton auch ein Ideal, den „Evidenzialismus“, wonach die Überzeugung eines Menschen als Wissen zählt, sofern genug Evidenz vorhanden ist, dass es unvernünftig wäre, sie nicht zu glauben.

Adam Morton stellt dem Evidenzialismus den Traditionalismus gegenüber, der einem Ideal nahe käme, in der die Menschen einer Gemeinschaft angehören, die verlässliche Informationen weitergibt. Diese besäße als Gemeinschaft eine größere Evidenz als ein einzelnes Individuum. Oft scheint der Traditionalismus das Wissen allerdings zu einfach zu machen. Adam Morton nennt den Grund: „Ein jedes Vorurteil, das in einer Gemeinschaft vorherrscht, könnte nach dem Traditionalismus verteidigt werden.“

Wissen ist ein zentrales philosophisches Konzept

Die meisten Philosophen verstehen gemäß Adam Morton Wissen so, dass es nach Kriterien beschrieben werden muss, die irgendwo zwischen der Stringenz des Evidenzialismus und der Durchlässigkeit des Traditionalismus liegen. Als einen schon immer dominierenden Schwerpunkt der Theorie des Wissens bezeichnet Adam Morton die Vorstellung, dass jede Überzeugung eine rationale Begründung haben müsse. Der Moralphilosoph erläutert: „Die Vermutung lautet, dass eine Überzeugung nicht als Wissen gelten kann, solange sie nicht rational ist und auf Überlegung beruht.“

Für Adam Morton ist Wissen in der Philosophie ein zentrales Konzept. Und Philosophen bestehen immer auf der Notwendigkeit, Begriffe zu definieren. Nur beim Begriff „Wissen“ waren sie nachlässig. Adam Morton schreibt: „So ist es verblüffend und auch schockierend, dass bis zum späten 20. Jahrhundert fast alle Philosophen die Begriffe „wissen“ und „Wissen“ benutzt haben, ohne sie zu definieren. Die meisten dachten, es gebe eine einfache, offenkundige Definition: Eine Überzeugung ist „gewusst“, wenn sie wahr und vernünftig ist.“

Von Hans Klumbies