Für den Begriff „cool“ gibt es keine Richtlinien

Alexander Goebel hat in seinem Leben viele coole Menschen kennengelernt. Die ersten waren die GIs, die US-amerikanischen Besatzungssoldaten, mit denen er Anfang der 1960er zusammentraf. Sie vermittelten ihm ein völlig neues Bild von Lebenslust, zwischenmenschlichem Umgang und der radikalen Trennung von Arbeit und Freizeit. Alexander Goebel erklärt: „Diese Typen in Jeans, Turnschuhen und blütenweißen T-Shirts waren einfach cool, wie sie sprachen, wie sie sich bewegten, wie sie miteinander umgingen.“ Das war eine Erleuchtung für Alexander Goebel und zugleich eine Vorgabe, außerhalb der bundesdeutschen Direktiven für Spaß und Benehmen im öffentlichen Raum. Er hat sie geliebt, er hat von ihnen gelernt, und sie haben seinen Horizont radikal erweitert. Alexander Goebel ist seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

Für eine Marke wird es immer wichtiger „cool“ zu sein

Ein weiteres Mal, viel später, erlebte Alexander Goebel, was cool bedeutet, als er in den 1980ern einmal mit Niki Lauda in München unterwegs war. Sie waren gemeinsam bei einem Medientermin und stürzten sich danach ins sagenumwobenen Münchner Nachtleben. In der Disco P1 machten alle dem Weltmeister und seiner Begleitung demonstrativ Platz. Der ganze Rummel um seine Person ging an Niki Lauda völlig spurlos vorüber. Alexander Goebel erklärt: „Das war das erste Mal, dass ich erlebte, wie sich jemand dem eigenen Mythos verweigert, ohne Kraftanstrengung, indem er einfach auf die Essenz seiner selbst bestand, und die war einfach cool.“

Cool ist ein Begriff, der immer wichtiger wird für eine Marke, für ein Unternehmen und für den Wettbewerb, obwohl es keine eindeutige Beschreibung gibt, weder was genau damit gemeint ist, noch wann er anzuwenden ist. Alexander Goebel fügt hinzu: „Es gibt keine Richtlinien, keine Gesetze, „cool“ ist offenbar ein intuitiver Begriff, der immer dann zum Einsatz kommt, wenn gewisse emotionale Voraussetzungen gegeben sind. Cool wird benutzt, wenn es sonst zu lange dauern würde, eine Person oder eine Situation in all ihren Einzelheiten zu erklären.“

Cool ist ein Wert und cool macht Sinn

Niemand will uncool sein. Cool ist der Kampfruf des emotionalen Wettbewerbs und wer ihm nicht folgt, ist gut beraten, ihm wenigstens nicht im Weg zu stehen. Cool im unternehmerischen Universum ist ein Orientierungswert für alles, was über Zahlen und Märkte hinausgeht. Viele Menschen sind bereit für „cool“ zu arbeiten, sich einzusetzen, nicht einforderbare Leistungen zu liefern. Cool ist ein aktiver Begriff, aber nicht zur Selbstvergabe geeignet. Es kommt einfach nicht gut, wenn sich jemand selbst als cool bezeichnet, weder als Person noch als Unternehmen.

Cool ist also eine Auszeichnung, die man sich verdienen muss. Coole Arbeitsplätze sind beliebter und wertvoller denn je und coole Arbeitgeber können es sich gar nicht leisten, nicht so gut zu zahlen wie andere vergleichbare Arbeitgeber am Markt, weil sie eben cool sind, und das wiegt mehr als Geld. Auch Innovationen sind cool. Cool ist eine Sache der Einstellung, der Philosophie, des Zugangs und der Haltung. Cool ist ein Wert und cool macht Sinn. Wer gedacht hat: „Wir müssen nicht cool sein, nur effizient“, der hat sich getäuscht. Quelle: „Gute Gefühle“ von Alexander Goebel

Von Hans Klumbies