Gewohnheiten verfügen auch über eine Tiefendimension

In dem Wort „Gewohnheit“ steckt der Begriff „Wohnen“. Martin Heidegger hat in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass Menschen Wohnungen bauen, um einen Teil der Welt angesichts der Sterblichkeit zu bewahren. Die Menschen richten sich im Haus des Lebens ein, Gewohnheiten sind dabei wie vertraute Möbelstücke oder auch wie Räume im Haus des Lebens. Deshalb erschließen neue Gewohnheiten auch neue Räume. Clemens Sedmak ergänzt: „Ein neues Möbelstück verändert den Charakter eines Raumes oder einer ganzen Wohnung; Gewohnheiten sind wie eine zweite Haut, die wir uns zu eigen machen, also wie Kleidung.“ Die Menschen hüllen sich dabei in Gewohnheiten ein, bedecken ihre Blößen der Unsicherheit mit schützenden Gewohnheiten. Der österreichische Philosoph Clemens Sedmak hat unter anderem eine Professur am Londoner King´s College inne.

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Sonia Laszlo betrachtet das Glück als einen dynamischen Prozess

Glück ist ein Prozess. Wer glücklich sein will, muss diesen Prozess zufällig oder absichtlich immer wieder in Gang bringen. Laut Glücksforscherin Sonia Laszlo unterliegt er gewissen Gesetzen sowie unterschiedlichen Reizen, die auf ihn Einfluss nehmen. Sie schreibt: „Wie die Natur selbst verändert er sich stetig, und wir mit ihm.“ Schon der griechische Philosoph Heraklit erkannte: „Alles fließt“. Glück ist auch dynamisch. Was in einem Moment bei einem Menschen Glück entstehen lässt, kann zum gleichen Zeitpunkt bei einem anderen Menschen etwas ganz anderes hervorrufen. Die Kommunikationswissenschaftlerin und Schauspielerin Sonia Laszlo befasst sich mit dem „Glücklichsein“ und Film in Europa sowie in den USA. Die Journalistin ist in Medien und am Institut für Europäische Glücksforschung tätig, Gastvortragende an Universitäten und schreibt an ihrer Dissertation.

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Moderne Ideologien sind Konzepte der Weltdeutung

Die radikale Veränderung der Welt in den zwei Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg wurde von der bürgerlichen Gesellschaft als Krise und Bedrohung empfunden. Dies führte vor allem in Deutschland zum Aufkommen nicht minder radikaler Antworten auf die Verunsicherung. Ulrich Herbert erklärt: „Das schlug sich im Aufschwung der großen politischen Ideologien nieder, die im Zuge des Aufstiegs der Massengesellschaft so viele Menschen wie nie zuvor mobilisierten.“ Dabei ist zu bedenken, dass es sich bei modernen Ideologien um Konzepte der Weltdeutung handelt. Sie erläutern die komplexen Verhältnisse auf eingängige und einleuchtende Weise, heben dabei auf eindeutige Verursacher ab und bieten so Anleitungen für das Handeln und gewähren Sicherheit im Verhalten. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Eine Gewohnheit birgt sowohl Werte als auch Gefahren

Lebensgewohnheiten bilden ein Muster und sind voneinander abhängig. Die Arbeitsgewohnheiten hängen beispielsweise mit den Verpflegungsgewohnheiten und den Transportgewohnheiten zusammen. Die letztgenannten wiederum mit den Lesegewohnheiten, die ihrerseits wieder mit den Gesprächsgewohnheiten usw. zusammenhängen. Man könnte das Leben auch als ein Dominospiel bezeichnen. Clemens Sedmak nennt den Grund dafür: „Du baust dein Leben mit vielen Dominosteinen auf, und wenn ein Stein umfällt, gerät vieles in Bewegung. Wenn du viele Termine hast und zum ersten Termin zu spät kommst, wird sich die Verspätung den ganzen Tag hindurch fortsetzen.“ Das ist ein Dominoeffekt. Man kann auch aktiv versuchen, diesen Dominoeffekt auszulösen. Der deutsche Hirnforscher Wolf Singer berichtet in einem Interview, dass eine zehntägige Zen-Übungsperiode einige Veränderungen in seinem Leben herbeiführte. Der österreichische Philosoph Clemens Sedmak hat unter anderem eine Professur am Londoner King´s College inne.

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Der erste philosophische Satz stammt von Thales von Milet

Der erste Satz, der in der Geschichte des Abendlandes als philosophisch gilt, handelt vom Anfang. Thales von Milet soll um 584 vor Christus gesagt haben: „Anfang und Ziel von Allem ist das Wasser.“ Später fügt der griechische Philosoph dazu: „Und alle Dinge bewegen sich und seien im Fluss, weil sie mit der Natur des ersten Urhebers ihres Werdens übereinstimmen.“ Diese Sätze sind laut Wilhelm Berger von höchster Radikalität. Denn auf der einen Seite vollziehen sie einen radikalen Bruch mit dem Mythos, denn die als wirklich Geschehen erzählten Anfänge werden zu einem einzigen, unpersönlichen Prinzip – der Anfang tritt in dieser Hinsicht in eine absolute Distanz zu den konkreten Menschen. Professor Wilhelm Berger lehrt am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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Sokrates wendet in seiner Philosophie die Technik der Mäeutik an

Von Sokrates, der von 469 bis 399 vor Christus lebte, gibt es keine schriftlichen Überlieferungen. Deshalb wird er gerne als der „sprechende Philosoph“ bezeichnet. Über seine Gedanken und sein Leben wissen wir durch seinen Schüler Platon. Sokrates wandte in seiner Philosophie als zentrale Methode nicht die Lehre eines systematischen Denkens an, das den Gesetzmäßigkeiten der Logik und Kausalität folgt, sondern er benutzte eine dialogische Technik, die den Gesprächspartner selbst durch die Fragen des Philosophen zu den richtigen Erkenntnissen führt. Den Prozess der Erkenntnisgewinnung machen dabei die Antworten und weitere Fragen aus. Es kommt hierbei auf die genaue Einschätzung des Lehrers in Bezug auf die Antworten des Schülers an, um im Fortlauf des Dialogs den Wandel von Nichtwissen in Wissen zu befördern.

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Die Jugendbewegung wollte um 1900 zurück zur Natur

Besonders deutlich wird das Zusammenspiel von Aufbruch und Orientierung am Überkommenen um 1900 in der Jugendbewegung. Ulrich Herbert erklärt: „Sie war zunächst ein Teil der wesentlich breiteren Bewegung der Lebensreformer, die danach strebten, in der als einengend und bedrückend empfundenen Welt des Wilhelminismus neue, eigene Wege zu finden, nach Freiheit, Natur und Ursprünglichkeit zu suchen und den Zwängen der Konvention zu entkommen.“ Diese Bestrebungen wirkten sich sowohl auf die Bereiche des Wohnungs- und Städtebaus sowie der Erziehung oder der Sexualpolitik aus. Die Jugendbewegung war jedoch wesentlich breiter, in den Zielsetzungen auch diffuser als die Lebensreformer. Vor allem aber hatten sie besonders viel Einfluss – und das über Jahrzehnte hinweg. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Die Menschen sollten ihr Leben nicht verplätschern lassen

Der amerikanische Philosoph Roland Dworkins (1931 – 2013) vertritt die These, dass jeder Mensch die Pflicht hat, aus seinem Leben etwas zu machen. Das ist ein absoluter Wert. Das Leben ist seiner Meinung nach mit einem Kunstwerk vergleichbar, das es zu gestalten gilt, wenn man an die Begrenztheit des Lebens denkt. Roland Dworkins erklärt: „Es gebietet der Selbstrespekt, das eigene Leben authentisch zu leben, das heißt, jenen Stil zu finden, jene Lebensform, die das ausdrücken, was einem wichtig ist – und nicht einfach gewohnheitsmäßig Konventionen zu folgen.“ An einem authentisch gelebten Leben zeigt sich für Clemens Sedmak auch, ob man sich selbst ernst nimmt. Ein Mensch sollte das wollen, was ihm wichtig ist und damit eine Verbindung eingehen. Clemens Sedmak erläutert: „Das würde dann darauf hinauslaufen, das Leben nicht einfach Tag für Tag verplätschern zu lassen, sondern an sich und am Leben zu arbeiten.“ Der österreichische Philosoph Clemens Sedmak hat unter anderem eine Professur am Londoner King´s College inne.

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Gute Gefühle führen zwangsläufig zu einem erfolgreichen Leben

Gute Gefühle sind wesentlich für Erfolg im Privatleben und im Beruf. Das ist so, weil sich Menschen mit schlechten Gefühlen ruinieren, persönlich und unternehmerisch. Der Autor des Buchs „Gute Gefühle“, Alexander Goebel, der schon seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs ist, unterhält seine Leser mit Geschichten aus Unterhaltung, Theater und Musik. Außerdem zeigt die erstaunlichen Zusammenhänge zur normalen Welt der Arbeit und beweist über die emotionalen Themen, wie sehr die Kooperation von Kunst und Wirtschaft Sinn macht. Von dieser Zusammenarbeit profitieren nicht nur der Mensch und seine Beziehungen, sondern ebenso die Unternehmen und sogar das ganze Land. Alexander Goebel betrachtet die Emotion als eigenen Faktor, dem großes Veränderungspotential inneliegt. Der Autor macht in seinem Buch „Gute Gefühle“ neue Vorschläge, wie Menschen diese Kraft in ihrem Leben und ihrem Unternehmen berücksichtigen können.

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Die neuen Möglichkeiten in der Medizin waren sensationell

Nie zuvor und nie mehr danach hat sich ein wissenschaftliches Weltbild in so kurzer Zeit und so stark und mit solchen Auswirkungen verändert wie in den 30 Jahren vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Ulrich Herbert konkretisiert: „Neben der explosionsartigen Ausdehnung der Industrie war es vor allem die systematische Verbindung von Wissenschaft und Technik, die diese Epoche kennzeichnete.“ Im Bereich der Chemie standen zum Beispiel die großen Synthesen im Vordergrund wie die Indigosynthese von 1880 und die Synthese des Kautschuks von 1909, des Ammoniaks aus Luftstickstoff und Wasserstoff durch Katalysatoren im Jahr 1908. Auf dieser Grundlage wurden die Kunststoffe entwickelt, die in der Industrie und im Alltagsleben nun ihren unaufhaltsamen Siegeszug antraten. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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An jedem Tag kann viel geschehen und gestaltet werden

Das Buch „Jeder Tag hat viele Leben“ des Philosophen Clemens Sedmak, der unter anderem eine Professur am Londoner King´s College innehat, handelt von den täglichen Gewohnheiten. Denn Gewohnheiten sind die festen Bestandteile des Lebens, das Baumaterial, das dem Alltag Halt und Stabilität verleiht. Das Leben ist dann wie eine feste Burg, wenn es von Gewohnheiten getragen wird. Eine Burg kann sich allerdings auch in eine Festung verwandeln, die alle Kreativität und alles Leben erstickt. Das Tückische an einer Festung ist nämlich ihr Doppelgesicht – man kommt nur schwer in sie hinein, aber auch nur mühsam wieder aus ihr heraus. Auch Gewohnheiten können diese Doppelrolle spielen: sie schützen und sie sperren ein – sie binden und sie ketten an. Das Buch von Clemens Sedmak ist auch eine Beschreibung von Veränderungen und über Wachstum, über die Arbeit an sich selbst und über die Achtung vor einem Tag, an dem viel geschehen und viel gestaltet werden kann.

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Peter Bieri macht sich Gedanken über den Sinn des Lebens

Es gehört zum Leben eines Menschen, dass für ihn bestimmte Dinge eine größere Bedeutung haben als andere. Das sind die Gegenstände oder Beziehungen, die ihm wichtig sind. Peter Bieri fügt hinzu: „Dieser Sinn für das Wichtige ist auch eine Dimension der menschlichen Würde, denn er trägt zu der Erfahrung bei, dass das eigenen Leben einen Sinn hat. Sich um die Dinge zu kümmern, die einem wichtig sind, lässt ein Gefühl dafür entstehen, wer man ist und wofür man lebt.“ Zugleich entstehen dadurch Maßstäbe für das, was insgesamt wichtig ist. Die Menschen lernen zwischen dem zu unterscheiden, was sie ernst nehmen sollten, und dem, was nur eine flüchtige, vorgegaukelte Bedeutung besitzt. Peter Bieri, geboren 1944 in Bern, studierte Philosophie und Klassische Philologie und lehrte als Professor für Philosophie in Bielefeld, Marburg und an der Freien Universität Berlin.

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Die Kulturen befinden sich in einem ständigen Wandel

Nach der landwirtschaftlichen Revolution werden die Gesellschaften der Menschen immer größer und komplexer. Zudem wurden die erfundenen Ordnungen, die diese Gesellschaften zusammenhielten immer raffinierter. Yuval Noah Harari ergänzt: „Mythen und Märchen programmierten die Menschen darauf, fast von Geburt an auf eine bestimmte Weise zu denken und zu handeln, bestimmte Dinge zu wollen und bestimmte Regeln zu befolgen.“ Damit schufen die Gesellschaften „künstliche Instinkte“, mit deren Hilfe Millionen von Menschen effektiv zusammenarbeiten konnten. Dieses Netzt künstlicher Instinkte heißt heue Kultur. So bedeutete damals wie heute ein Ägypter zu sein, automatisch wie ein Ägypter zu gehen, zu stehen, zu sitzen, zu sprechen und zu denken. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Ulrich Beck analysiert die Lage zwischen den Geschlechtern

Zur Kennzeichnung der Beziehungssituation zwischen den Geschlechtern wird laut Ulrich Beck immer häufiger auf ein wenig friedfertiges Vokabular zurückgegriffen. Wer hinter der Sprache die Wirklichkeit zu erkennen meint, muss feststellen, dass Liebe und Intimität möglicherweise in ihr Gegenteil umgeschlagen sind. Dies verweist auf eine tiefe Verunsicherung und Verletztheit. Ulrich Beck spricht sogar von einer bewaffneten Ratlosigkeit, mit denen sich Männer und Frauen im Alltag von Ehe und Familie, wenn überhaupt etwas davon übriggeblieben ist, gegenüberstehen. Wer über Familie redet, muss nach Ulrich Beck auch über Arbeit und Geld reden, wer über Ehe redet, muss über Ausbildung, Beruf und Mobilität sprechen und zwar über Ungleichverteilungen bei gleichen Bildungsvoraussetzungen. Ulrich Beck war bis 2009 Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Seither ist er Gastprofessor für Soziologie an der London School of Economics and Political Science.

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Den Ausgleich von Leid nennt man Rache oder Vergeltung

Wenn jemand einem anderen Menschen wissentlich Leid zufügt, verspürt das Opfer Empörung, Groll oder sogar Hass. Solche Empfindungen verlangen, dass etwas geschieht: ein Ausgleich von Leid, der zur Besänftigung des Zorns beiträgt. Peter Bieri erklärt: „Diesen Ausgleich nennen wir Rache oder Vergeltung. Das ist es, was die Opfer von den Richtern erwarten: dass sie den Täter hinter Gitter bringen und so Leid mit Leid vergelten.“ Wer ein mildes Urteil ungerecht nennt, dann meint er: Das ist nicht Leid genug, um begangenes Leid aufzuwiegen. Und auch wenn Menschen ohne Richter Vergeltung üben, sprechen sie manchmal von Gerechtigkeit. Peter Bieri, geboren 1944 in Bern, studierte Philosophie und Klassische Philologie und lehrte als Professor in Bielefeld, Marburg und an der Freien Universität Berlin.

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Risiken spiegeln menschliche Handlungen und Unterlassungen

Die Risikogesellschaft ist für den renommierten Soziologen Ulrich Beck im Gegensatz zu allen früheren Epochen wesentlich durch einen Mangel gekennzeichnet: nämlich der Unmöglichkeit externer Zurechenbarkeit von Gefahrenlagen. Die Gesellschaft von heute ist im Umgang mit Gefahren mit sich selbst konfrontiert. Ulrich Beck schreibt: „Risiken sind historisches Produkt, das Spiegelbild menschlicher Handlungen und Unterlassungen, Ausdruck hochentwickelter Produktivkräfte.“ Wo Risiken die Menschen beunruhigen, liegt der Ursprung der Gefahren nicht mehr im Äußeren, sondern in der historisch gewonnenen Fähigkeit der Menschen zur Selbstvernichtung der Reproduktionsbedingungen allen Lebens auf dieser Erde. Die Quellen der Gefahren sind nicht länger Nichtwissen, sondern Wissen. Ulrich Beck war bis 2009 Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Seither ist er Gastprofessor für Soziologie an der London School of Economics and Political Science.

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Die meisten guten Freundschaften sind gleichgeschlechtlich

Was Freundschaft ist, wird laut Wilhelm Schmid zunächst von herkömmlichen und gegenwärtig gängigen Vorstellungen im sozialen Umfeld bestimmt. Dabei spielen das gegenseitige Vertrauen, das Verständnis füreinander, Verlässlichkeit, Wahrhaftigkeit und Mitgefühl eine große Rolle. Wilhelm Schmid erklärt den Unterschied von Freundschaften in früheren Zeiten und in den Gesellschaften der Gegenwart: „War die Art und Weise der Freundschaft in vormoderner Zeit weitgehend kulturell definiert, nehmen sich die Freunde in moderner und andersmoderner Zeit die Freiheit, individuell zu definieren, was Freundschaft für sie ist, welche Bedeutung sie ihr zumessen, auf welche Weise sie die Beziehung pflegen wollen, was ihnen wichtig ist, was sie aneinander schätzen, was sie voneinander erhoffen, was sie sich wechselseitig zugestehen, wo ihre Empfindlichkeiten liegen.“ Wilhelm Schmid lebt als freier Autor in Berlin und lehrt Philosophie als außerplanmäßiger Professor an der Universität Erfurt.

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Deutschland liegt im Welthandel im Jahr 1910 mit an der Spitze

Zwischen 1870 und 1913 versechsfachte sich die industrielle Produktion in Deutschland. Vor allem das rasante Tempo der Industrialisierung rief vor allem im Ausland Staunen hervor. In den 1860er Jahren hatte der deutsche Anteil der Weltindustrieproduktion nur 4,9 Prozent betragen, während Großbritannien fast 20 Prozent erwirtschaftete. Schon im Jahr 1913 hatte Deutschland einen höheren Anteil an der Weltproduktion als Großbritannien: 14,8 zu 13,6 Prozent. Der andere große Aufsteiger dieser Jahrzehnte war die USA, die ihren Anteil bis zum Jahr 1913 auf sagenhafte 32 Prozent steigern konnten. Ulrich Herbert fügt hinzu: „Auch beim Welthandel gehörte Deutschland um 1900 mit Großbritannien und den USA zu den drei führenden Nationen.“ Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Die Philosophie soll die Menschen weiser und besser machen

Im Band „Die Philosophie des ausgehenden 19. Und des 20. Jahrhunderts 1“ bieten Pierfrancesco Basile und Wolfgang Röd eine einführende und zugleich kritische Darstellung zweier der lebendigsten philosophischen Strömungen des letzten Jahrhunderts, vor allem in dessen erster Hälfte: der analytischen Philosophie und des amerikanischen Pragmatismus. Gegliedert ist das Buch in drei Teile. Im ersten Abschnitt stellt Wolfgang Röd Autoren wie Bolzano, Brentano oder Mach vor, bei denen er Ansätze der analytischen Denkweise erkennt. In den beiden anderen Teilen behandelt Pierfrancesco Basile den amerikanischen Pragmatismus (Teil II) und die analytische Tradition von Frege bis Quine (Teil III). Pierfrancesco Basilie ist Privatdozent am Institut für Philosophie an der Universität Bern. Wolfgang Röd war bis zu seiner Emeritierung Ordinarius für Philosophie am Philosophischen Institut der Universität Innsbruck.

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Die Geschichte Deutschlands ist im 20. Jahrhundert zweigeteilt

In Deutschland ist das 20. Jahrhundert von zwei Weltkriegen, einer gescheiterten Demokratie, der Hitler-Diktatur und dem Holocaust geprägt. Und vierzig Jahre war Deutschland ein geteiltes Land. Wer dagegen heute von Deutschland spricht, denkt unter anderem an den Sozialstaat, Wohlstand, Liberalisierung, Globalisierung, eine erfolgreiche Demokratie und die längste Friedensperiode in der europäischen Geschichte. Das Projekt Europa ist für Deutschland der einzige gangbare Weg der Gegenwart, aber die deutsche Geschichte bleibt dennoch im Nationalen verwurzelt. Ulrich Herbert erklärt, warum das so ist. Das hat seinen guten Grund, denn persönliche Erfahrungen und gesellschaftliche Traditionen beziehen sich in allen europäischen Ländern, wenn auch in unterschiedlicher Intensität, nach wie vor zuerst auf das Land, aus dem man kommt und in dem man lebt. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Die Umweltprobleme gefährden das Überleben der Menschheit

Die Industrielle Revolution, die zuerst in Großbritannien einsetzte, eröffnete ungeahnte Möglichkeiten der Umwandlung von Energie und der Produktion von Waren und befreite die Menschheit weitgehend aus der Abhängigkeit von ihrer Umwelt. Yuval Noah Harari erklärt: „Die Menschen rodeten Wälder, legten Sümpfe trocken, zähmten Flüsse, fluteten Täler, verlegten Hunderttausende Kilometer Eisenbahnschienen und ließen Riesenstädte in den Himmel wachsen.“ Doch während der Mensch die Umwelt nach seinen Bedürfnissen gestaltete, zerstörte er gleichzeitig zahlreiche Lebensräume und rottete ungezählte Arten aus. Der einstmals blaue und grüne Planet Erde verwandelte sich in eine Mischung aus Einkaufszentrum und städtischer Müllkippe. Heute leben rund sieben Milliarden Menschen auf der Welt, die zusammengenommen ein Gewicht von rund 300 Millionen Tonnen ergeben. Alle Nutztiere auf der Welt wiegen etwa 700 Millionen Tonnen. Die freilebenden Wirbeltiere bringen nur noch ein Gewicht von gerade einmal 100 Millionen Tonnen auf die Waage.

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Die antike Tradition begriff das Denken selbst noch als Begehren

Für Sokrates war Denken ein Akt der Zeugung, vollzogen im gemeinsamen, lebendigen Gespräch. Svenja Flaßpöhler, Stellvertretende Chefredakteurin des Philosophie Magazins, stellt die Frage, was aus dem Eros im digitalen Informationszeitalter wird. Der Eros wird im Deutschen mit Liebe oder Verlangen gleichgesetzt und dadurch charakterisiert, dass der erotisch Liebende mit großer Heftigkeit für sich die Erlangung des Liebesobjekts oder die Vereinigung mit diesem anstrebt. Bei dem Objekt des Eros muss es sich nicht um einen Menschen handeln – es kann beispielsweise für einen Philosophen auch etwas rein Geistiges wie eine Idee oder Tugend sein. Die Unterstützung und auch der Ersatz der eigenen Denkkraft durch Daten bedeutet für Sonja Flaßpöhler durchaus nicht einfach Fortschritt im Sinne einer wundervollen Optimierung von Denkprozessen. Diese Veränderung ist ihrer Meinung nach viel grundsätzlicher und auch bedenklicher.

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Kurt Tucholsky ist dem Erbe der Aufklärung verpflichtet (3. Teil)

Bereits im Jahr 1913 steigt Kurt Tucholsky zum wichtigsten Autor der „Schaubühne“ auf, obwohl es erst das erste Jahr seiner Mitarbeit ist. Er schreibt nicht nur unter seinem eigenen Namen, sondern auch unter den Pseudonymen Peter Panter, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel. Kurt Tucholsky verbirgt sich hinter seinen verschiedenen Namen, sucht damit auch sein eigentliches, verletzliches Ich unsichtbar zu machen. Er legt auch falsche Spuren für die, die den Menschen Kurt Tucholsky hinter dem Schriftsteller suchen. Er ist ein Mann, der zwar in der Öffentlichkeit steht und doch meist Sehnsucht nach der Zurückgezogenheit hat, nach der Geborgenheit der Einsamkeit und Stille, die er sucht, während er sich aber gleichzeitig darüber beklagt, dass sein tiefstes Gefühl sei, immer allein zu sein.

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Positive Veränderungen beginnen stets bei uns selbst

Schwierige Beziehungen sind für die meisten Menschen Alltag. Sie wissen zwar, was ihnen und den Mitmenschen guttut, fühlen sich dennoch immer wieder nicht verstanden und geraten oft ungewollt in Konflikte. Denn das Denken und Verhalten wird laut Jens Corssen und Christiane Tramitz von heimlichen Begleitern beeinflusst, die unterschwellig die Beziehung zu anderen Menschen erschweren. Das Autorenduo kommt in ihrem neuen Buch „Ich und die anderen“ diesen heimlichen Begleitern auf die Spur und zeigt, wie Menschen ihre negativen Einflüsse begrenzen und ihre kreativen Potentiale für ein stabiles und respektvolles Miteinander nutzen können. Detailliert beleuchten Jens Corssen und Christiane Tramitz alle Stadien einer Beziehung. Außerdem liefern sie wertvolle Anregungen für eine dauerhafte Verbesserung der Beziehungen, sei es zum Partner, zu den Kinder oder Eltern, zu Vorgesetzten und Mitarbeitern, zu Freunden und Bekannten. Jens Corssen ist Diplompsychologe, Verhaltenstherapeut und Berater. Er zählt zu den erfolgreichsten Trainern für Persönlichkeitsentwicklung und Zielerreichung. Christiane Tramitz ist promovierte Verhaltensforscherin und beschäftigt sich vor allem mit den biologischen Grundlagen des menschlichen Verhaltens.

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Erich Fromm stellt das Paradoxe und Wesen der Hoffnung vor

Die Hoffnung ist für Erich Fromm von paradoxer Gestalt. Sie ist weder ein untätiges Warten noch ein unrealistisches Herbeizwingenwollen von Umständen, die nicht eintreffen können. Sie gleicht seiner Meinung nach einem kauernden Tiger, der erst losspringt, wenn der Augenblick zum Springen gekommen ist. Erich Fromm fügt hinzu: „Weder ein müder Reformismus noch ein pseudo-radikales Abenteurertum ist ein Ausdruck von Hoffnung. Hoffen heißt, jeden Augenblick bereit sein für das, was noch nicht geboren ist, und trotzdem nicht verzweifeln, wenn es zu unseren Lebzeiten nicht zur Geburt kommt.“ Es hat für ihn keinen Sinn, auf etwas zu hoffen, was bereits existiert oder was nicht sein kann. Erich Fromm behauptet, dass ein Mensch mit einer schwachen Hoffnung, sich entweder für das Bequeme oder für die Gewalt entscheidet.

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