Das Menschenbild der Aufklärung ist verloren gegangen

Im 20. Jahrhundert hatten sich die freiheitlichen Staaten Europas und die USA noch auf die Aufklärung berufen. Man beschwor den Geist von Locke, Rousseau, Montesquieu und Kant. Richard David Precht erläutert: „Man betonte die Freiheit und Gleichheit aller Menschen und verwies auf die Erklärung der Menschenrechte. Und den angemessenen Gebrauch der Freiheit sah man, mit Kant, darin, seine Urteilskraft einzusetzen.“ Im fortgeschrittenen 21. Jahrhundert kann davon keine Rede mehr sein – allenfalls in Sonntagsreden. Man hat Autonomie gegen Bequemlichkeit getauscht, Freiheit gegen Komfort und Abwägung gegen Glück. Das Menschenbild der Aufklärung findet in der neuen schönen Digitalwelt der Überwachungssensoren und Digital-Clouds einfach keinen Platz mehr. Der Philosoph, Publizist und Bestsellerautor Richard David Precht zählt zu den profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

Weiterlesen

Die Gleichberechtigung der Geschlechter hat Verfassungsrang

Jede Form einer Diskriminierung der Frau ist in Deutschland verboten, insofern haben sich alle Kulturfremden im Hinblick auf das Geschlechterverhältnis diesem deutschen Normverständnis unterzuordnen. Christian Schüle erläutert: „Die Gleichberechtigung der Geschlechter hat Verfassungsrang, und die auf der Verfassung aufbauende Rechtsordnung schützt Mann wie Frau gleichermaßen vor Einschränkungen ihrer Freiheit und Herabsetzung ihrer Würde.“ In Deutschland wie in Europa existiert das Grundrecht expliziter Gleichberechtigung der Geschlechter als Rechtsanspruch auf bedingungslose Würde, in islamischen Ländern hingegen wird meist gleiche menschliche Würde von gleichen Rechten getrennt betrachtet. Wer das thematisiert und artikuliert, ist weder Nationalist noch Fremdenfeind. Jenseits von Polit-Korrektheit und Apokalypse-Geraune darf bei nüchterner Betrachtung ja durchaus die Frage erlaubt sein, wie man einen allgemeine moralische Hilfspflicht gegenüber Menschen die an Leib und Leben bedroht sind, mit einem Regelwerk für kontrollierte Zuwanderung jener, die nicht asylberechtigt und arbeitswillig sind, in Einklang bringt. Seit dem Sommersemester 2015 lehrt Christian Schüle Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin.

Weiterlesen

Der Wert des Eigenen gründet in der Homogenität

Wer seine Heimat, sein Land, seine Herkunft, für die beste der Welt hält, verschafft sich das Wohlgefühl einer Selbstbeheimatung, liefert andererseits aber auch einen Schlachtruf für die Maßgeblichkeit des Eigenen gegenüber dem Fremden, die durch nichts weiter als die subjektive Sehnsucht nach Großartigkeit gerechtfertigt ist. Christian Schüle fügt hinzu: „Als Einfallstor für Missverständnis und Missbrauch ist die Stilisierung der Heimatscholle als Faktor einer positiv konstruierten Identität immer in Gefahr der Abwertung.“ Der Wert, den man dem Eigenen zuspricht, gründet in der Homogenität: der durch keine Fremdheit kontaminierten Reinheit. Das Biotop wird zum Soziotop erklärt, und alles, was dieses als heimisch deklarierte Soziotop bedroht, wird dann „berechtigterweise“ abgelehnt. Seit dem Sommersemester 2015 lehrt Christian Schüle Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin.

Weiterlesen

Die Meinung der anderen bestimmt unser Denken und Handeln

Jeder nimmt ständig Einfluss auf andere Menschen: in der Schule, im Beruf oder in den Sozialen Medien. Und auch die eigene Person wird von anderen beeinflusst – meist unbewusst und mehr als den meisten lieb ist. Anhand von eigenen Forschungsergebnissen belegt die Psychologin und Neurowissenschaftlerin Tali Sharot in ihrem Buch „Die Meinung der anderen“, dass die meisten Menschen dieses Wechselspiel kaum durchschauen. Allzu oft sind die Menschen steinzeitlichen Instinkten und Reflexen unterworfen – und daher zum Scheitern verdammt, wenn sie andere zu etwas bewegen wollen. Doch Tali Sharot zeigt auch, wie man seine Mitmenschen positiv beeinflussen kann, und wie einem dabei das Verständnis des menschlichen Gehirns hilft. Tali Sharot wurde an der New York University in Psychologie und Neurowissenschaften promoviert und ist Professorin am Institut für experimentelle Psychologie der University of London.

Weiterlesen

Jeder Mensch kennt das Gefühl der Angst

Die Angst ist ein Riesenthema im Leben eines Menschen, denn es gibt niemanden, der nicht davon betroffen ist. Auf die Frage was sinnvoll an Angst ist, antwortet Alexander Goebel: „Grundsätzlich alles. Als Reflex lebenserhaltend. Als Zustand, wenn angenommen und bearbeitet, kann sie Ausgangspunkt für sinnvolle Veränderung sein, Heilung, wenn Sie so wollen.“ Angst ist nicht zu verhindern, weil sie ein Reflex ist, der sich in Bereichen des menschlichen Gehirns stattfindet, die sich der bewussten Kontrolle entziehen. Menschen können aber sehr wohl lernen, mit ihr umzugehen und sich mit so vielen guten Gefühlen wie möglich zu versorgen. Das wird Entscheidungen positiv beeinflussen und die Angst bändigen. Die Angst diente in früheren Zeiten als Mechanismus des Überlebens. Alexander Goebel ist seit über 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

Weiterlesen

Mitgefühl öffnet den Weg zu mehr Erfolg und Zufriedenheit

Wenn einer anderen Person etwas besonders Schönes oder Trauriges widerfährt, nehmen die meisten Menschen daran Anteil. Das geschieht nicht aus Berechnung, sondern intuitiv. Und die Mitfühlenden werden dafür belohnt. Denn wer mit anderen mitfühlt, lebt länger, hat bessere körperliche Abwehrkräfte und verfügt über eine gefestigte Psyche. Der Arzt und Bestsellerautor Werner Bartens hat in seinem neuen Buch „Empathie. Die Macht des Mitgefühls“ die erstaunlichen Erkenntnisse aus der Empathie-Forschung ausgewertet und präsentiert gut verständlich die positiven Nachrichten. Mitgefühl hilft nicht nur anderen und stärkt die Gemeinschaft, sondern trägt auch zur eigenen Gesundheit bei und öffnet einen Weg zu mehr Erfolg und Zufriedenheit. Mit der richtigen Form des Mitgefühls verhindert der Mitfühlende zudem, dass ihn das Leiden anderer überwältigt und negativ beeinflusst. Ganz im Gegenteil, seine Psyche wird stabiler, ein Burn-out hat keine Chance.

Weiterlesen

Moderne Ideologien sind Konzepte der Weltdeutung

Die radikale Veränderung der Welt in den zwei Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg wurde von der bürgerlichen Gesellschaft als Krise und Bedrohung empfunden. Dies führte vor allem in Deutschland zum Aufkommen nicht minder radikaler Antworten auf die Verunsicherung. Ulrich Herbert erklärt: „Das schlug sich im Aufschwung der großen politischen Ideologien nieder, die im Zuge des Aufstiegs der Massengesellschaft so viele Menschen wie nie zuvor mobilisierten.“ Dabei ist zu bedenken, dass es sich bei modernen Ideologien um Konzepte der Weltdeutung handelt. Sie erläutern die komplexen Verhältnisse auf eingängige und einleuchtende Weise, heben dabei auf eindeutige Verursacher ab und bieten so Anleitungen für das Handeln und gewähren Sicherheit im Verhalten. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

Weiterlesen

Angelo Bolaffi fordert eine deutsche Hegemonie in Europa

Angelo Bolaffi hält in seinem neuen Buch „Deutsches Herz. Das Modell Deutschland, Italien und die europäische Krise“ den Italienern einige Dinge vor, die uneingeschränkt auch für die Griechen oder Spanier gelten. Er schreibt: „Mit den Eintritt in den Euro haben sie Modernisierungschancen und -pflichten erhalten, die sie nicht ausgefüllt haben.“ Den Deutschen die Schuld für die Krise in Italien, Griechenland oder Spanien den zu geben, ist für Angelo Bolaffi nur lächerlich. Allein vom Friedensprojekt Europa zu sprechen ist für den Deutschlandkenner zu wenig, denn mit dem Ende des Kalten Krieges und der damit einhergehenden Globalisierung ist für Europa längst ein anderes Ziel an die erste Stelle gerückt: nicht der Frieden im Inneren allein, sondern die Selbstbehauptung in der Welt. Angelo Bolaffi zählt seit einem Vierteljahrhundert zu den besten Deutschlandkennern Italiens. Er leitete von 2007 bis 2011 das Italienische Kulturinstitut in Berlin.

Weiterlesen