Eine Kultur lässt sich nicht planen

Terry Eagleton stellt fest: „Wenige Denker dürften den Eindruck vermitteln, der romantischen Volkskultur ferner zu stehen als der so aristokratisch wirkende T. S. Eliot.“ Für ihn bedeutet das Wort „Kultur“ in erster Linie das sozial Unbewusste. Es bezeichnet „die Gesamtform, in der ein Volk lebt – von der Geburt bis zum Grabe, vom Morgen bis in die Nacht und selbst im Schlaf“, doch handelt es sich um eine Lebensweise, deren sich die Menschen nie ganz bewusst sein können. Eine Kultur, fährt T. S. Eliot fort, „kann nie völlig eine Sache des Bewusstseins werden – unser bewusstes Leben erschöpft sich nicht; und sie lässt sich nicht planen, weil sie ja auch der unbewusste Untergrund all unseres Planens ist“. Der Literaturwissenschaftler und Kulturtheoretiker Terry Eagleton ist Professor für Englische Literatur an der University of Manchester und Fellow der British Academy.

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Für François Jullien gibt keine kulturelle Identität

In einer globalisierten Welt fürchten sich viele Menschen vor dem Verlust ihrer kulturellen Identität. Doch gibt es überhaupt so etwas wie eine kulturelle Identität? In seinem neuen Buch „Es gibt keine kulturelle Identität“ zeigt François Jullien, dass der Glaube daran eine Illusion ist. Denn das Wesen einer Kultur ist die ständige Veränderung. Der Autor plädiert dafür, die Vielfalt der Bräuche, Traditionen und Sprachen als Ressourcen zu begreifen, die prinzipiell allen Menschen zur Verfügung stehen. Anders als die Werte, sind die Ressourcen einer Kultur nicht exklusiv – sie preisen sich nicht an und man predigt sie nicht. François Jullien ergänzt: „Man bringt sie vielmehr zur Geltung oder nicht, man aktiviert sie oder lässt sie verkommen; ob dies geschieht, liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen.“ François Jullien, geboren 1951 in Embrun, ist ein französischer Philosoph und Sinologe.

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Das Reiseziel Usbekistan verströmt den Zauber der Seidenstraße

Städtenamen wie Samarkand und Buchara beschwören den Zauber der Seidenstraße herauf. Das Autorenduo Isa Ducke und Natascha Thoma stellen in ihrem Reiseführer „Usbekistan“ das Land als ein Reiseziel vor, das für viele westliche Touristen den Inbegriff des Orients darstellt. Die Sehenswürdigkeiten Usbekistans sind entweder gut erhalten oder liebevoll restauriert. Die historischen Altstädte von Buchara und Chiwa zeugen davon. Außerdem gibt es eine Reihe von Einzelsehenswürdigkeiten in Samarkand und einige Museen in Taschkent. Zu diesen genannten Touristenattraktionen reist auch die überwiegende Anzahl der ausländischen Besucher. Der Rest Usbekistans verfügt kaum über eine touristische Infrastruktur, aber wartet dennoch auf unternehmungslustige und das Abenteuer suchende Entdeckungsreisende. Ein lohnendes Ziel abseits der Touristenpfade ist zum Beispiel die Großstadt Termez, im Süden des Landes an der Grenze zu Afghanistan gelegen. Dort gibt es sehenswerte buddhistische Klosteranlagen, islamische Festungen und eines der schönsten Minarette Usbekistans.

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Die Jugendbewegung wollte um 1900 zurück zur Natur

Besonders deutlich wird das Zusammenspiel von Aufbruch und Orientierung am Überkommenen um 1900 in der Jugendbewegung. Ulrich Herbert erklärt: „Sie war zunächst ein Teil der wesentlich breiteren Bewegung der Lebensreformer, die danach strebten, in der als einengend und bedrückend empfundenen Welt des Wilhelminismus neue, eigene Wege zu finden, nach Freiheit, Natur und Ursprünglichkeit zu suchen und den Zwängen der Konvention zu entkommen.“ Diese Bestrebungen wirkten sich sowohl auf die Bereiche des Wohnungs- und Städtebaus sowie der Erziehung oder der Sexualpolitik aus. Die Jugendbewegung war jedoch wesentlich breiter, in den Zielsetzungen auch diffuser als die Lebensreformer. Vor allem aber hatten sie besonders viel Einfluss – und das über Jahrzehnte hinweg. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Die meisten Menschen setzen Schönheit mit Weiblichkeit gleich

Viele Frauen sind heute fast vollständig emanzipiert. Egal, welchen Weg sie einschlagen, sie müssen sich nichts mehr gefallen lassen – fast nichts und niemand kann ihnen etwas anhaben. Diese Frauen sind sich ihrer Qualitäten voll bewusst. Doch ein Problem ist auch an ihnen haften geblieben. Rebekka Reinhard kennt es: „Nur wenn es um ihren Körper geht, versiegen die Quellen ihres Selbstwertgefühls schlagartig. Die natürlichen Feinde moderner Frauen sind der Badezimmerspiegel und die Waage.“ Frauen, die ihren Proportionen eine beneidenswerte Gleichgültigkeit entgegenbringen, stellen in jedem Fall eine unerhebliche Randgruppe dar. Dr. Rebekka Reinhard studierte Philosophie, Amerikanistik und Italianistik und promovierte über amerikanische und französische Gegenwartsphilosophie. Zu ihren erfolgreichen Büchern zählen „Die Sinn-Diät“, „Odysseus oder Die Kunst des Irrens“ und „Würde Platon Prada tragen?“

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Christoph Ransmayr will das Schreiben niemals aufgeben

Die Bücher von Christoph Ransmayr (60) spielen in der Regel in unwirtlichen Gegenden, denen das Leben abgerungen werden muss. In ihnen offenbart sich ihre Schönheit nur, wenn Menschen sie zu erzeugen vermögen – eine Fähigkeit die der leidenschaftliche Bergsteiger Christoph Ransmayr in seinem Schreiben auf die Spitze der Virtuosität treibt. Dennoch nennt sich der österreichische Schriftsteller nicht Dichter, sondern Tourist. Christoph Ransmayr begründet dies wie folgt: „Wie viele schreckliche Gestalten haben sich nicht schon Dichter genannt. Touristen dagegen nennt sich dagegen keiner gern.“ Selbst Pauschalreisende wollen doch lieber Entdecker, Helden, Abenteurer und einsame Grenzgänger sein. Aber selbst wenn sich Christoph Ransmayr bestens vorbereitet und mit allem ethnologischen Instrumentarium im Inneren einer fremden Kultur bewegt, bleibt er seiner Meinung nach in den Augen der Besuchten doch nur ein Tourist, ein sprachloser Idiot, ein Depp.

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Süditalien hat seine ursprüngliche Schönheit bewahrt

Der Süden Italiens zählt zu den ältesten Kulturlandschaften Europas. Der Urlauber trifft überall auf Relikte längst vergangener Zeiten, die umgeben sind von Landschaften, die einem den Atem rauben. Kampanien, Apulien, Kalabrien und die Basilikata haben ursprüngliche Schönheit bewahrt. Die Autorin Jacqueline Christoph nimmt den Leser im neuen Reise-Handbuch „Süditalien“, das in der 1.Auflage 2011 im Dumont Reiseverlag erschienen ist, mit auf unvergessliche Entdeckungsreisen im Mezzogiorno. Die einzelnen Kapitel des Reiseführers, der 24,99 Euro kostet, sind immer wieder durch Themenseiten unterbrochen, die zum Beispiel folgende Geschichten aufgreifen: „Garibaldi, Cavour und die Briganten“, Slow Food statt Fast Food“ oder „Der Duft Kalabriens“.  Die Autorin gibt den Süditalienreisenden folgenden Tipp: „Besser verweilen statt eilen, mit Muße reisen und trotz der fantastischen Küsten das sagenhafte Hinterland nicht vergessen.“

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