Eine Lüge kann durch viele Gefühle oder Intentionen motiviert sein

Eine Frage, die Shirley P. Glass oft in ihrer Praxis gestellt wird, ist die, ob Menschen, die Affären haben, Lügner sind. Ihre Antwort lautet: „Natürlich sind sie das.“ Denn per definitionem ist jeder, der sich auf eine heimliche, verbotene Beziehung eingelassen hat, auch in Lügen verstrickt, große und kleine. Wenn Menschen bezüglich ihrer Untreue die Wahrheit sagen würden, hätten sie entweder eine offene Beziehung oder es käme zur Scheidung. Lügen sind keine simple Angelegenheit. Eine Lüge kann durch viele Gefühle und Intentionen motiviert sein, von Böswilligkeit bis hin zur Güte. Es kommt immer auf den Zusammenhang an. Dr. phil. Shirley P. Glass war niedergelassene Psychologin und Familientherapeutin. Sie starb im Jahr 2003 im Alter von 67 Jahren an einer Krebserkrankung.

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Philipp Hübl begibt sich auf die Spur des unbewussten Denkens

Der niederländische Psychologe Ap Dijksterhuis hat in einem vieldiskutierten Experiment die Vernunft des Abwägens in Frage gestellt. Seine provokante These lautet: Bei komplexen Entscheidungen wie einem Autokauf hilft bewusstes Nachdenken nicht weiter. Besser sei, sich keinen Kopf zu machen, eine Nacht darüber zu schlafen und dann spontan zu entscheiden. Ap Dijksterhuis erklärt dies damit, dass dem unbewussten Denken mehr Kapazitäten zur Verfügung stünden und es daher dem bewussten Abwägen überlegen sei. Seinen Ansatz nennt er „Theorie des unbewussten Denkens.“ Philipp Hübl hält diese Theorie für fragwürdig. Denn es gibt etwa ein Dutzend Experimente anderen Forschern, die den Annahmen des Niederländers widersprechen. Denn in der Regel entscheidet derjenige am besten, der bewussten Zugriff auf alle verfügbaren Informationen hat. Philipp Hübl ist Juniorprofessor für Theoretische Philosophie an der Universität Stuttgart.

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Populisten sind auf der ganzen Welt auf dem Vormarsch

In der Türkei ist mit Recep Tayyip Erdoğan ein Staatspräsident an die Macht gelangt, der zwar demokratisch gewählt wurde, aber die Demokratie mit Füßen tritt, um seinen Anspruch auf Alleinherrschaft zu zementieren. Auch in Deutschland sammelt die AfD alle jene ein, die sich maßlos ärgern, dass es zur „Alternativlosigkeit“ Angela Merkels keine Alternative geben soll. Dass diese Bewegung so eine Dynamik erlangt hat, ist nach Erkenntnissen von Experten auch auf den Einfluss der Massenmedien zurückzuführen, in deren Berichterstattung fast nur noch das Negative dominiert. Die Wirklichkeit werde als gigantisches Versagen dargestellt und die Strukturen dieser nach oben offenen Pleitenskala prägten schon seit langem den öffentlichen Diskurs. Wie die Populisten verfolgten auch die Massenmedien im Grunde nur ein Ziel: Aufmerksam um jeden Preis.

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Die Schuld ist ein unheimliches Phänomen

Über Schuld reden Menschen normalerweise nicht gerne. Doch Schuld ist allgegenwärtig. Auch ein psychisch kranker Mensch kann schuldig werden. Manfred Lütz erläutert: „Unser Rechtsordnung hat sich nach dem Prinzip „Im Zweifel für den Angeklagten“ entschieden, Menschen, denen einen halluzinierte Stimme befohlen hat, einen anderen Menschen zu töten, für schuldunfähig zu erklären, wenn er dieser Stimme folgt.“ Doch niemand weiß genau, inwieweit dieser Mensch sich dem Befehl doch hätte widersetzen können. Schuld ist ein unheimliches Phänomen. Die meisten Menschen sind sich ganz gewiss, dass es sie gibt, denn sie beeinträchtigt ihr Leben Tag für Tag, sie umgibt sie, sie sind ihr ausgeliefert, sie verstricken sich selbst in ihr, aber sie können die Schuld nicht fassen. Manfred Lütz leitet eine Klinik für psychisch Kranke in Köln.

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Die Macht der Einbildung ist sehr groß

Die menschliche Einbildung verfügt über große Macht. Alles, was ein Mensch tun will oder getan haben könnte, vermag er sich im Geiste lebhaft durchzuspielen. Oft kommt es dann einem so vor, als hätte man etwas tatsächlich getan. Falsche Erinnerungen sind ein unvermeidliches Nebenprodukt der menschlichen Vorstellungsgaben. Wer das verstehen will, muss sich ansehen, wie das Gehirn funktioniert. Ob sich jemand ein Geschehen erinnert oder es nur fantasiert, macht kaum einen Unterschied. In beiden Fällen setzen sich verstreute Fragmente aus dem Gedächtnisspeicher zu einer neuen, möglichst stimmigen Szenerie zusammen. Auch die reine Fantasie entsteht aus dem, was dieser Speicher hergibt. Deshalb sind bloße Fantasien und echte Erinnerungen so leicht zu verwechseln. Beides schöpft der Mensch aus seinem Gedächtnisvorrat, und beides gelingt ihm ähnlich gut.

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Vermeer stellt eine vollkommene Illusion der Realität dar

Zu den berühmtesten Bildern, die der großartige niederländische Maler Vermeer geschaffen hat, zählt das ebenso hinreißende wie rätselhafte „Mädchen mit dem Perlenohrring“ und den großen Augen. Einen ebenso hinreißenden und großartigen Bildband „Vermeer. Das vollständige Werk“ hat in diesem Jahr der Taschen Verlag veröffentlicht. Der Autor Karl Schütz, der Kunstgeschichte und Archäologie in Wien studiert hat, weist darauf hin, dass zu Lebzeiten Johannes Vermeers Ruhm kaum über seine Heimatstadt Delft und die nähere Umgebung hinausreichte. Nach seinem Tod im Dezember 1675 geriet sein Name sogar weitgehend in Vergessenheit. Der prachtvolle Bildband stellt einen Gesamtkatalog der Gemälde Vermeers dar, die in Museen und Galerien wie Reliquien verehrt und gehütet werden. Die Gemälde treten dem Leser im großzügigen XL-Format entgegen, wobei die Reproduktionen qualitativ überragend sind. Zahlreiche Details heben dabei die überragenden künstlerischen Fähigkeiten Vermeers hervor.

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Der Aufklärer Voltaire war ein Verfechter der Meinungsfreiheit

Im 18. Jahrhundert behaupteten einige Menschen mit Bestimmtheit, dass ihre Welt die beste aller möglichen sei. Der englische Dichter Alexander Pope (1688 – 1744) schrieb: „Was auch immer ist, ist richtig.“ Das heißt: Alles auf der Welt ist aus einem bestimmten Grund so, wie es ist. Nigel Warburton erklärt: „Es ist alles Gottes Werk, und Gott ist gütig und allmächtig. Selbst wenn die Dinge schlecht zu laufen scheinen, sind sie es nicht.“ Selbst Krankheiten und Umweltkatastrophen gehören nach dieser Ansicht zu Gottes Plan. Der Fehler der meisten Menschen besteht einzig und allein darin, das Augenmerk nur auf einzelne Details zu richten, statt das große Ganze zu sehen. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Michelangelo schuf aus Marmorblöcken wahre Weltwunder

Das Autorentrio Frank Zöllner, Christof Thoenes und Thomas Pöpper präsentieren im dem überwältigenden Bildband „Michelangelo. Das vollständige Werk“ das Leben und Wirken des Jahrtausendkünstlers detailreicher als jemals zuvor. Ein reich illustrierter biographischer Essay beschreibt seinen künstlerischen Werdegang und sein Privatleben. Michelangelo-Experte Frank Zöllner schildert darin nicht nur Michelangelos Persönlichkeit und Lebensverhältnisse. Er nennt auch seine Einsamkeit, seine Gier nach Geld und Aufträgen, seinen Geiz und immensen Reichtum und sein Geschick als Immobilieninvestor beim Namen. Seinen Gemälden, Skulpturen, Bauwerken und Zeichnungen ist jeweils ein eigenes Kapitel gewidmet. Ganzseitige Reproduktionen und vergrößerte Darstellungen von Details bringen dem Leser die einzigartigen Kunstwerke näher. Zudem diskutieren die Autoren die strittige Frage der Zuschreibung von Michelangelo-Zeichnungen, die bis in die Gegenwart von den Interessen des Kunstmarktes und der großen Kunstsammlungen bestimmt ist.

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Entzündungen der Nasennebenhöhlen sind eine Volkskrankheit

Die Rätsel des menschlichen Kopfes beschränken sich keineswegs nur auf das Gehirn. Zwischen den Gesichtsknochen liegt ein Universum verborgen, von dem nur die wenigsten eine klare Vorstellung haben. Kleine Knochenleisten teilen das Innere der Nase in drei Stockwerke. Von dort schlängeln sich winzige Tunnel weiter zum Kiefer, zur Stirn und zur Basis des Schädels, wo sie in Knochenräumen enden – den Nasennebenhöhlen oder Sinus. Viele Menschen kennen das Gefühl, wenn sich dort Eiter gebildet hat oder Druck ausgeübt wird. Rhinosinusitis, sprich die Entzündung der Nebenhöhlen, hat sich zu einer wahren Volkskrankheit entwickelt. Mehr als zwölf Millionen Mal im Jahr gehen Deutsche deswegen zum Arzt. Sie haben folgende Symptome: der Kiefer schmerzt, die Stirn drückt, die Nase ist dicht.  

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Daniel Goeudevert nennt die Regeln der Globalisierung

Auf den internationalen Märkten geht es scheinbar zu wie immer. Es wird gekauft und verkauft, es gibt Angebot und Nachfrage, Produzenten und Konsumenten. Und dennoch hat dies laut Daniel Goeudevert immer weniger mit der Ökonomie im klassischen Sinne zu tun, auch wenn die Verfechter der Globalisierung ständig das Gegenteil behaupten. Die Anhänger des weltweiten Freihandels fordern ständig Programme und Maßnahmen, die Länder fit machen sollen, um den Stürmen der Globalisierung zu trotzen. Daniel Goeudevert schreibt: „Die Antreiber solcher Fitnesskuren sind multinationale Konzerne und eine weltweit sehr agile Finanzindustrie sowie deren Lobbyisten in den einflussreichen internationalen Organisationen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der Welthandelsorganisation (WHO) und der Weltbank. Der Topmanager Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.

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Der russische Schriftsteller Konstantin Paustowskij

Konstantin Paustowskij, der am 31. Mai 1892 in Moskau geboren wurde, verdankt seinen literarischen Ruhm seinem anschaulichen, tief menschlichen Erzählstil. Er steht in der Tradition des Epikers Lew Nikolajewitsch Tolstoi und des Meisters der russischen Kurzgeschichte, Anton Pawlowitsch Tschechow. Vor allem ist Konstantin Paustowskij ein Schriftsteller, der in besonderer Weise dem irdischen Leben zugewandt ist. Er schreibt über Dinge, die dem flüchtigen Blick der Menschen normalerweise entgehen, will ihn zum Verweilen einladen. Vor allem die Schönheit der Natur versteht er in genialer Weise in Sprache zu verwandeln. Aber allem seinem Schreiben liegt immer die sorgsame Beobachtung des Lebens zugrunde, sei es, wenn er seelische Regungen im Menschen andeutet oder das Schicksalhafte hinter menschlichten Begegnungen deutet.

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