Ein Chip revolutioniert die Diagnose von Allergien

Knapp 15 Prozent der Deutschen leiden unter Heuschnupfen, einer Allergie gegen Pollen und Gräser. Die Symptome sind eine Mischung aus leicht verschwommenem Sehen infolge tränender Augen, ein Druckgefühl im Kopf sowie Müdigkeit durch Schlafstörungen. Der Heuschnupfen kann den Betroffenen jegliche Lebensfreude vermiesen: Pollen- und Gräserallergiker haben keine Freude an einem romantischen Spaziergang im Frühling. Weltweit werden immer mehr Menschen von Allergien betroffen, allein beim Heuschnupfen kam es in den vergangenen dreißig Jahren zu einer Verdoppelung der Krankheitsfälle. Die Erle ist eine der ersten Pflanzen im Frühjahr, die den Allergikern zu schaffen macht und auch die Birke schickt bereits ab 15 Grad ihre Pollen auf die Reise.

Bei Allergikern kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems

Ein großes Problem für die Patienten ist neben der aktuellen Belastung ihres Körpers durch Pollen und Gräser auch die Neigung zur Kreuzreaktionen mit Lebensmitteln. So erzeugen Pollen aus der Gruppe der Birken beispielsweise Unverträglichkeiten mit Nüssen, Kiwis, Kirschen, Pfirsichen, Äpfeln, Tomaten und Karotten. Gräserpollen können zu Kreuzreaktionen mit Erdnüssen, Soja, Linsen, Bohnen, Ebsen sowie Getreidemehl führen. Außerdem haben Allergiker ein erhöhtes Risiko, an Asthma zu erkranken.

Bei Allergien handelt es sich vor allem um eine Überreaktion des Immunsystems des Betroffenen auf an sich eher harmlose Stoffe. Die Auslöser einer Allergie gelangen über die Atemluft auf die Schleimhäute, die Abwehrmechanismen wie Bildung von Schleim, Rötung oder Schwellung in Gang setzen. Verantwortlich dafür ist die Ausschüttung von Histamin, einem körpereigenen Stoff. Die Bereitschaft, eine Allergie auszubilden, ist genetisch bedingt.

Die „5-Gräsertablette“ sorgt für eine langfristige Desensibilisierung

Das Histamin mit Medikamenten zu unterdrücken, ist eine gängige Behandlungsmethode, die allerdings nicht das Leiden bekämpft, sondern nur die Akutsituation lindert. Relativ neue Behandlungsmethoden sind die so genannte Injektionskur beziehungsweise mit der „5-Gräsertablette“ für eine langfristige Desensibilisierung zu sorgen. Universitätsprofessor Dr. Friedrich Horak, Leiter des Allergiezentrums Wien West, erklärt: „Dass die Wirkung gegen Symptome wie rinnende oder ständig verstopfte Nase rasch einsetzt, ist besonders wichtig bei schweren Atemwegsallergien. Die saisonale Behandlung beginnt bis zu vier Monate vor der jeweiligen Pollenallergie.“

Bei der Diagnose gibt es seit kurzem auch eine revolutionäre Innovation, an der Forscher der Medizinischen Universität Wien maßgeblich beteiligt waren. Es handelt sich dabei um einen so genannten Allergen-Chip. Der Arzt benötigt dabei nur einen Tropfen Blut aus dem Finger des Patienten, den er auf dem Chip aufbringt und von einem Computer analysieren lässt. Universitätsprofessor Dr. Rudolf Valenta erläutert: „Man sieht sofort, ob die Gefahr für die Entwicklung einer Allergie besteht. Wenn rechtzeitig Maßnahmen eingeleitet werden, können schwerere Krankheitsformen als Heuschnupfen verhindert werden.“

Von Hans Klumbies