Ohne Glauben gibt es für Alain keine Hoffnung

Ein Mensch, der sich etwas vornimmt, aber schon bei der Planung am Gelingen zweifelt, hat kein Selbstvertrauen. Für den französischen Philosophen Alain, der von 1868 bis 1951 lebte, fürchtet ein solcher Mensch immer drei Dinge in einem: Die anderen Menschen, die äußere Notwendigkeit und sich selbst. Es ist offensichtlich nicht sehr klug, etwas unternehmen zu wollen, das man sich nicht zutraut. Alain sagt: „Wollen, ohne zu glauben, dass man zu wollen weiß, ohne bei sich einen Schwur zu tun, das ist kein Wollen.“ Auf der anderen Seite ist es auch nicht sicher, dass sich Wege auftun werden, wenn ein Mensch einen festen Glauben hat, aber es ist sicher, dass alle Wege versperrt sein werden, wenn man nicht zunächst den festen Glauben hat.

Der Mensch ist für Frieden und Gerechtigkeit verantwortlich

Der Glaube, frei zu sein, ist für Alain die erste Bedingung allen Handelns. Den Glauben zählt der französische Philosoph zu den Kardinaltugenden des Menschen. Denn ohne Glauben gibt es keine Hoffnung. Dennoch kann ein einzelner Mensch ohne den Glauben und die Hoffnung seiner Mitmenschen auf der Welt nicht viel bewegen. Doch gemeinsam können sie sehr stark sein.

Alain behauptet: „Friede und Gerechtigkeit hängen allein von den Menschen ab. Darum tötet Menschenverachtung die Hoffnung und selbst den Glauben.“ Unter Nächstenliebe versteht Alain eine Art Hoffnung und auch ein Art Glauben, die sich an die Mitmenschen wendet. Sie ist für ihn eine mächtige Idee, die von der christlichen Revolution herausgearbeitet worden ist. Allerdings ist die Nächstenliebe, die schwache und abstrakte Pflicht, noch nicht in den Kreis der Pflichten gegenüber sich selbst eingetreten.

Das Glück kommt nicht von selbst

Wer glücklich sein will, muss seinen Teil dazu beitragen, dass sich das Glück einstellt. Wer dem Glück lediglich als unbeteiligter Zuschauer die Tür aufhält, bei dem wird statt dem Glück die Traurigkeit eintreten. Alain erklärt: „Pessimismus besteht eigentlich darin, dass die unbeherrschte Laune zur Traurigkeit und Gereiztheit führt, wie man beim unbeschäftigten Kind sieht.“

Ein Egoist ist für Alain traurig, weil der das Glück erwartet. Es ist das Gesetz der Langeweile und des Unglücks, das der Egoist denen zumutet, die ihn lieben oder fürchten. Die gute Laune dagegen hat laut Alain etwas Hochherziges, da sie eher gibt, als dass sie empfängt. Es besteht für ihn auch kein Zweifel, dass ein Mensch immer auch an das Glück seiner Mitmenschen denken soll, aber ebenso ist er davon überzeugt, dass man für seine Umwelt nichts Besseres tun kann, als selbst glücklich zu sein.

Von Hans Klumbies