Max Frisch hält die Höflichkeit für eine Gabe der Weisen

Wenn ein Mensch zuweilen die Geduld verliert, seine Meinung unverfroren äußert und dabei bemerkt, dass der andere zusammensackt, beruft er sich mit Vorliebe darauf, dass er halt ehrlich ist. Und in der Folgezeit muss der Angesprochene überlegen, wie er mit den Ohrfeigen umgeht, die ihm die Tugend versetzt hat. Der Mensch, der hier die Wahrheit unverblümt ausgesprochen hat, hat das Problem, dass er dem anderen mit seiner Ansicht nicht helfen will. Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch erklärt: „Der Wahrhaftige, der nicht höflich sein kann oder will, darf sich jedenfalls nicht wundern, wenn die menschliche Gesellschaft ihn ausschließt.“ Seiner Meinung nach darf sich so eine Person nicht brüsten und eine Gloriole tragen, die ihr nicht zukommt, denn sie übt eine Wahrhaftigkeit, die stets auf Kosten der anderen geht.

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Ohne Glauben gibt es für Alain keine Hoffnung

Ein Mensch, der sich etwas vornimmt, aber schon bei der Planung am Gelingen zweifelt, hat kein Selbstvertrauen. Für den französischen Philosophen Alain, der von 1868 bis 1951 lebte, fürchtet ein solcher Mensch immer drei Dinge in einem: Die anderen Menschen, die äußere Notwendigkeit und sich selbst. Es ist offensichtlich nicht sehr klug, etwas unternehmen zu wollen, das man sich nicht zutraut. Alain sagt: „Wollen, ohne zu glauben, dass man zu wollen weiß, ohne bei sich einen Schwur zu tun, das ist kein Wollen.“ Auf der anderen Seite ist es auch nicht sicher, dass sich Wege auftun werden, wenn ein Mensch einen festen Glauben hat, aber es ist sicher, dass alle Wege versperrt sein werden, wenn man nicht zunächst den festen Glauben hat.

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Julian Baggini: "Das Glück ist ein scheues Reh"

Julian Baggini bezweifelt, dass allein das Glück dem Leben einen Sinn verleiht. Da das Glück unterschiedliche Qualitäten und Quantitäten besitz, muss der Mensch zuerst einmal darüber nachdenken, welchen Art des Glücks er sich wünscht und danach entscheiden, wie viel er davon haben möchte. Außerdem kann es für den Menschen wichtig sein, auch andere Dinge als nur das Glück zu schätzen. Der Philosoph Julian Baggini ist 1968 in Dover/ Kent geboren. Er ist Mitbegründer und Herausgeber des „Philosopher´s Magazine“. Er schreibt regelmäßig für große Zeitungen und hat mehrere Bücher veröffentlicht. Eines seiner Bücher trägt den Titel „Der Sinn des Lebens“ und ist 2005 im Piper Verlag erschienen.

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