Der Staat hat für sichere Märkte zu sorgen

Märkte sicher zu machen ist eines der ältesten Probleme des Marktdesigns, das weit vor die Erfindung der Landwirtschaft zurückreicht, als Jäger Axtköpfe und Pfeilspitzen tauschten. Archäologen finden sie heute an Stellen, die Tausende von Kilometern von dem Ort ihrer Herstellung entfernt liegen. Alvin E. Roth nennt ein anderes Beispiel: „In jüngerer Vergangenheit waren Könige im mittelalterlichen Europa unter anderem dafür verantwortlich, Händlern eine sichere Passage auf den Wegen von und zu den Märkten und Messen zu gewährleisten.“ Ohne das Versprechen einer sicheren Passage hätten diese Märkte nicht funktioniert; sie wären so riskant gewesen, dass sie nicht viele Teilnehmer angelockt hätten. Und wenn diese Märkte versagt hätten, hätten die Königreiche niemals den Wohlstand erreicht, den Märkte direkt und über die Steuern, die auf sie erhoben werden, erzeugen. Im Jahr 2012 erhielt Alvin E. Roth den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Der Wirtschaftsprofessor lehrt an der Stanford University.

Illegale Märkte sind besonders gefährlich

Das Risiko von Raubüberfällen und körperlichen Angriffen existiert auf einigen – insbesondere verbotenen – Märkten noch heute, etwas solchen für illegale Drogen und Sex, wo sich Käufer und Verkäufer oftmals heimlich an abgeschiedenen, polizeilich kaum kontrollierten Orten treffen. Dieses Risiko geht nicht nur von Dritten aus, die vielleicht Märkte ausplündern und Geld oder Güter stehlen; es geht auch von Käufern oder Verkäufern aus, die sich manchmal gegenseitig ausnehmen. Tatsächlich können nicht nur illegale Märkte gefährlich sein.

Alvin E. Roth nennt Beispiele: „Taxifahrer in großen Städten zum Beispiel sind auch einem gewissen Risiko ausgesetzt, dass Fahrgäste sie in unsichere Viertel locken, um sie dort auszurauben. Und wenn man die Nachrichten sieht, dann weiß man, dass die Arbeit im Einzelhandel – in Juweliergeschäften, Banken, Tankstellen und Kiosken – Menschen der Gefahr aussetzt, Opfer eines Raubüberfalls zu werden.“ Wie die mittelalterlichen Europäer erwarten auch die Bürger von heute vom Staat, dass er ihnen jene grundlegende Sicherheit bietet, ohne die Märkte nicht florieren können.

Sicherheit und Verlässlichkeit machen einen Markt vertrauenswürdig

Aber es gibt noch andere, eher prosaische Risiken, die mit Märkten einhergehen. Vielleicht bekommt man nicht die Waren, die man bezahlt hat, oder die Artikel haben nicht die Qualität, die man erwartet hat. Oder Kreditkartendaten wurden gestohlen und zum Kauf von Produkten genutzt, die dem Karteninhaber in Rechnung gestellt werden. Deshalb ist der Kauf auf einem legalen Marktplatz von einem leicht zu identifizierbaren Händler fast immer sicherer als eine illegale Transaktion. Ein legaler Markt gibt einem das sichere Gefühl, dass man fair behandelt wird, denn andernfalls kann man den Rechtsweg bestreiten.

Neben der Marktsicherheit betont Alvin E. Roth die Verlässlichkeit von Märkten. Sicherheit und Verlässlichkeit tragen gemeinsam dazu bei, einen Markt vertrauenswürdig zu machen. Ein Marktplatz ist nur dann wirklich vertrauenswürdig, wenn er sicher ist. Teilnehmer auf beiden Seiten einer Transaktion müssen sich aufeinander und die Technologie verlassen können. Deshalb entwickeln sich auch Verfahren, die Internetmärkte vertrauenswürdig und sicher machen sollen, ständig weiter. Quelle: „Wer kriegt was und warum?“ von Alvin E. Roth

Von Hans Klumbies