Benjamin Franklins Devise lautet: „Zeit ist Geld“

In Benjamin Franklins Devise „Zeit ist Geld“ steckte nicht zuletzt auch seine Überzeugung, für fleißiges Arbeiten müsse es immer eine Belohnung geben. Handel sei nichts anderes, erklärte er, „als der Austausch von Arbeit gegen Arbeit“ und daraus folge, dass sich „der Wert aller Dinge […] am gerechtesten in Arbeit messen lässt. James Suzman stellt fest: „Das Dogma, dass fleißiges Arbeiten Wert schafft, wird fast überall auf der Welt schon Kindern per Tröpfchen-Infusion oder mit harter Hand verabreicht.“ Dabei haben die Eltern die Hoffnung, man könne ihnen dadurch eine gute Arbeitsethik einimpfen. Tatsächlich besteht in den größten Volkswirtschaften der Welt bis heute kaum eine sichtbare Entsprechung zwischen Arbeitszeit und geldwerter Belohnung dafür. James Suzman ist Direktor des anthropologischen Thinktanks Anthropos und Fellow am Robinson Collage der Cambridge University.

Die Märkte bestimmen den Wert einer Ware

Dabei muss man allerdings von der mittlerweile fast urwüchsigen Gepflogenheit absehen, dass die absoluten Spitzenverdiener in aller Regel das Gros ihrer Jahreseinkünfte in Form von Dividenden und Boni einstreichen. Dagegen bezahlt man die Bezieher mittlerer und hoher Einkommen Monatsgehälter und Geringverdiener meist stundenweise. Die Volkswirtschaftslehre beharrt nach wie vor darauf, dass der Wert einer Ware letzten Endes von den Märkten bestimmt wird. Angebot und Nachfrage decken sich jedoch nur manchmal mit dem Arbeitsaufwand.

James Suzman erklärt: „Die Korrelation zwischen Arbeitsaufwand und geldwerter Entlohnung war nicht immer so bar jeder Verhältnismäßigkeit.“ Die pauschale Prämisse, der zufolge Arbeit Werte schafft, findet sich an prominenter Stelle in klassischen Texten der europäischen, orientalischen, indischen, mittelalter-christlichen und konfuzianischen Philosophie und Theologie. Die Philosophen der griechischen Antike konnten schwerer körperlicher Arbeit sicher nichts abgewinnen. Sie erkannten aber deren grundlegende Bedeutung an, auch wenn sie sie von Sklaven verrichten ließen.

Es gibt viele Varianten der Arbeitswerttheorie

Grundsätzliche Erörterungen zu diesem Thema finden sich auch in den Schriften von Gelehrten des 14. Jahrhunderts wie Thomas von Aquin. Dieser stellte das Postulat auf, der Wert einer jeden Ware müsse sich „im Verhältnis zur Menge der Arbeit, die in ihre Verbesserung geflossen ist, erhöhen“. Auch Adam Smith, der im 18. Jahrhundert lebte, wusste nur zu gut, dass nach Überzeugung der meisten Menschen eine organische Entsprechung zwischen Arbeit und Wert bestand.

Andererseits hatte er festgestellt, dass beim Kaufen und Verkaufen von Waren der Preis, den Käufer zu zahlen bereit waren, entscheidender für die Wertbestimmung war als der Wert, den der Hersteller seinen Produkten zuerkannte. Die beiden bekanntesten der vielen unterschiedlichen Varianten der Arbeitswerttheorie stammen von dem Bankier und Ökonomen David Ricardo, sowie die berühmteste Variante von Karl Marx. David Ricardos Version war eine aufwändige Ausarbeitung der Thesen Benjamin Franklins. Quelle: „Sie nannten es Arbeit“ von James Suzman

Von Hans Klumbies